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Benutzername: 
Gert
Wohnort: 
Rostock

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2023
Die Reue des Prometheus
Sloterdijk, Peter

Die Reue des Prometheus


sehr gut

P. Sloterdijk ist in "Die Reue des Prometheus" wie immer kenntnisreich und wortgewaltig, gerne auch mal marxlastig, dafür dennoch 5 Sterne.
Der Autor ist mittlerweile ein älterer und erfahrener Autor, zeigt dies auch durch dann typischerweise auftretenden deutlichen Pessimismus, der am Ende im Aufruf zum Verzicht landen muss (energetischer Pazifismus), dafür Sternabzug.
Leider übernimmt P. Sloterdijk unkritsch die Thesen der derzeitigen Bewegung zur Historischen Mission der Klimarettung, die eher an Mao oder Pol Pot errinnern mag, nicht erkennend, dass Energie- und Resourcenverbrauch Anwendungen menschlicher Freiheit sind.
Sloterdijk überschätzt den derzeitigen Menschen in seiner negativen Wirkmächtigkeit um Größenordnungen. Der Mensch ist noch kein klimaverändernder Prometheus. Der auch von Sloterdijk geschürte CO2-Alarmismus ist entsprechend zu früh, viel zu früh und völlig neben der Sache liegend. Die CO2-Konzentrationskurve und die Temperaturkurven der Erdatmosphäre laufen (auch) im gesamten Holozän eben nicht gleichgerichtet, sie schneiden sich auch öfters.
Auch beruht seine Herausarbeitung des Gegensatzes von Natur und Mensch dabei auf einem Kategorienfehler.
Da insgesamt überaus lesenswert, von mir dennoch 4 Sterne.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2023
Das Ende des Kapitalismus
Herrmann, Ulrike

Das Ende des Kapitalismus


schlecht

Ein Stern, weil das Buch, Das Ende des Kapitalismus, gut geschrieben und weil das Kapitel I zum Kapitalismus gelungen ist. Da schöpft die Autorin U. Herrmann aus ihren früheren Büchern, obwohl man über den Kaspitalismusbegriff durchaus streiten kann. Bei ihr fehlt die Rolle der Eigentumsseite und des Rechts.

Aber ab "8. Der Preis des Wohlstandes: Die Welt wird zerstört", noch im Kapitel I, fällt ihr Vortrag sehr stark ab, leider bis auf die Ebene der reinen Propaganda und endet in einer eher links-grünen Dystopie mit dem Ziel: Einsicht in die Notwendigkeit ist gefragt: Rationierung, Zuteilung, Einschränkung, Verzicht, Gleichmacherei, Freiheitsbeschneidung, Überwachung, Bestrafung. Kann man machen, da es sich gut verkauft, ist aber dennoch unwissenschaftlich.

In Kapital I wendet U. Herrmann noch wissenschaftliche Analyse an, danach wird dies dem Leser nur noch vorgetäuscht. U. Herrmann erkennt nicht den Unterschied zwischen Analyse der Geschichtsfaktoren zum Kapitalismus und einer Klima-Prognose aus Analyse einzelner örtlicher zeitlicher Wetterereignisse. Mit der Klimageschichte der Erde kennt sich Herrmann eher weniger aus. Dito zu den Einflussfaktoren auf das Erdklima. Hier wird spürbar mit aufgesetzter ideologischer Brille geschrieben und dem Zeitgeist gehuldigt, der es promt mit Aufnahme in die Spiegelbestseller dankt (auch deshalb schreibt man, hierfür keinen Punktabzug).

Geschichtlich gesehen, waren alle bisherigen Warmzeiten aber Wohlstandszeiten für die Menschen - alle. Kaltzeiten aber Katastrophenzeiten - alle. Warum das diesmal anders sein sollte, dass sich eine Erwärmung nur negativ auswirken kann, wird im Grunde nicht thematisiert. Hier fehlt ein Beweis und wenn es nur ein geschichtlicher wäre.

Es ist ein fataler Fehler Herrmanns, der zu Klima-Fehl-Prognose führen muss, wenn nicht zwischen Vergangenheitsanalyse und Zukunftsprognose unterschieden wird. Prognosen sind mit Wahrscheinlichkeiten zu belegen, dies fehlt. Zukunft ist immer offen. Auch der hier oft zitierte "Klimaweltrat" IPPC äußert sich immer im Konjuktiv und gibt keine Prognosen ab, sondern vorsorglich nur mit Wahrscheinlichkeiten, d.h. mit mächtigen Unsicherheiten, belegte berechnete Szenarien. Das hier auch oft zitierte PIK prognostiziert da wesentlich überheblicher. Regierungen, NGOs, Lobbyisten und viele Mitverdiener, wie eben auch Herrmann über ihr Buch, machen aus unsicheren Rechenergebnissen ein Faktum für die Zukunft. Das ist falsch und unwissenschaftlich.

Herrmann spiegelt mehrfach, ohne Nachweis, dass Erwärmung genauso schädlich auf die menschlichen Lebenverhältnisse wirke wie eine Abkühlung des Erdklimas. Das ist Angstmache. Da steht Herrmann nicht allein. Außerdem erkennt U. Herrmann sodann nicht die Kraft des Kapitalismus zur Wandlung und Krisenbewältigung, ältere Menschen neigen durchaus eher zum Pessimismus und Zukunftsangst. Jüngere erfinden und treiben voran, Ältere warnen vor Veränderung.

Die letzten 250 Jahre Erfolgskapitalismus zeigen aber deutlichst die enorme kapitalistische Wandlungskraft. Selbst Marx war ein großer Kapitalismusfan. Gerade auch für Umweltschutz steht kapitalistische Leistungsfähigkeit im Gegensatz zu totalitären Systemen und vorallem sozialistischen Planwirtschaften, die nur menschliches Leid und Umweltzerstörung hinterliesen.

Das die grüne Energiewende so nicht gelingen kann, erkennt Herrmann. Sie erkennt, dass ein totes Pferd geritten wird. Erkennt aber nicht, dass dies kein Kapitalismusproblem an sich ist, sondern ein Problem grün-roter Planungswirtschaftsversuche sowie Regierungs- bzw. dauerhaftem korruppten Parteienversagens ist.
Dies ist neben falscher Wirkungsinterpretation von Klimaänderungen der zweite große Fehler im Buch, weil sie nicht realisieren kann, dass das Wirtschaften maßgeblich von den politischen Rahmenbedigungen bestimmt wird. Kapitalismus ist effektiv und macht was man ihn machen lässt, man kann ihn aber auch ersticken. Das ist gerade unser Weg. Planungungswirtschaft kann machen was sie will und endet immer in der Katastrophe.
Herrmanns Buch steht leider in guter Tradition mit den Fehlprognosen und dem Alarmismus des Club of Rome.

Wegen der eleganzen Verknüpfung von Wahrheit und Dichtung einen Stern von mir.

1 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.