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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Südhessen

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 26.06.2024
Ehemänner
Gramazio, Holly

Ehemänner


ausgezeichnet

Ehemänner ohne Ende – Himmel oder Hölle?

Ich muss sagen, dass Cover hatte mich so gar nicht angesprochen. Aber zum Glück habe ich mir trotzdem den Klappentext durchgelesen und damit war dann mein Interesse geweckt.

Doch beginnen wir von vorne. Lauren kommt nach einer Junggesellinnenabschiedsparty spät und nicht mehr ganz nüchtern nach Hause. Doch statt eine leere Wohnung vorzufinden, wird sie von ihrem Ehemann begrüßt. Dabei gibt es aber einen Haken, denn Julien ist gar nicht verheiratet und den Mann der vor ihr steht, hat sie noch nie gesehen. Merkwürdigerweise befinden sich aber Bilder auf ihrem Handy, mit genau diesem Mann. Und auch andere Menschen aus ihrem Umfeld kennen ihren Ehemann.

So ganz begreifen kann sie das alles nicht. Bald findet sie heraus, dass der Ehemann, sobald er auf den Dachboden steigt, durch einen anderen Ehemann ausgetauscht wird. Dabei ändert sich auch das Umfeld. Ihre Wohnung ist zu einem Finde-den-Unterschied-Suchbild geworden, mal ist das Sofa rot statt grün, mal gibt es einen Teppichboden, wo vorher Laminat lag.

Eigentlich eine feine Sache so ein verzauberter Dachboden, denn dabei gibt es durchaus angenehme Ehemänner-Exemplare. Und die weniger angenehmen kann man ja unter einem Vorwand wieder auf den Dachboden schicken und schwubs gibt es die Chance auf einen besseren Ehemann. Von dieser Möglichkeit macht Lauren gerne Gebrauch.

Bis dahin war es eine nette Geschichte. Ich fragte mich aber, ob man damit über 400 Seiten füllen kann. In der Mitte des Buches gibt es dann aber eine überraschende Wende und dann wurde es richtig spannend.

Mir hat der Roman wirklich gut gefallen. Es war kein Highlight, aber eine interessante Idee, gut umgesetzt und mit einem flüssigen Schreibstil. Ich wurde auf jeden Fall unterhalten. Für mich ein 4,5 Sterne Buch.

Bewertung vom 11.06.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


ausgezeichnet

Am Ende wirklich überraschend

Bei diesem Buch ist mir zunächst das Cover ins Auge gesprungen. Die Farbgebung, die Bäume am Wasser, einfach traumhaft schön. Der Titel aber gab mir Rätsel auf. Mittlerweile weiß ich, dass es sich um eine Region in den USA handelt. Tatsächlich passt meiner Meinung nach der Originaltitel Bear deutlich besser.

Denn ein Bär spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle. Aber fangen wir von vorne an. Auf einer Insel in Kaskadien leben Sam und ihre Schwester Elena, mit ihrer todkranken Mutter in einem kleinen, renovierungsbedürftigem Haus. Die Diagnose zur Krankheit ihrer Mutter liegt schon ein paar Jahre zurück. Seit diesem Zeitpunkt ist den beiden Schwestern klar, dass sie bis zum Ende bei ihrer Mutter bleiben und sich um die kümmern werden. Doch das gestaltet sich als äußerst schwierig. Geldsorgen sind ihr ständiger Begleiter, da die Jobs als Kellnerin im Golfclub und als Servicekraft auf einer Fähre alles andere als sicher und gut bezahlt sind.

Dabei wollen Sam und Elena nur eines, nämlich fort von hier. Die anfänglich glückliche Kindheit, hatte sich mit einem Freund ihrer Mutter zu einem Albtraum entwickelt. Und ihr Hilferuf wurde nur spät erkannt. Seitdem misstrauen sie jeglicher Institution, sei es die Schule oder die Polizei. Eigentlich misstrauen sie jedem Menschen, der nicht zu ihrer kleinen Familie gehört.

Sie halten einfach durch. Viel Freude haben sie nicht. Doch dann begegnen sie einem Bären und das freudlose Leben wandelt sich in etwas wie ein Wunder. Zumindest für Elena. Sam selber ist eher hin und hergerissen, was sie von dem Bär und dessen Auswirkungen auf ihr Leben halten soll.

Es ist eine ruhige Erzählweise, die mir wirklich gut gefallen hat und ich hatte erwartet, dass es auch so ruhig enden würde. Doch die letzten 50 Seiten haben mich dann völlig überrumpelt. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Ein toller Roman, für den ich eine klare Leseempfehlung aussprechen kann.

Bewertung vom 28.04.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


ausgezeichnet

Sie kann es einfach

Isabel Allendes Bücher begleiten mich schon seit vielen Jahren. Für mich ist und bleibt dabei „Das Geisterhaus“ das beste ihrer Bücher. Das liegt vielleicht aber auch an der großartigen Verfilmung dieses Werkes.

Ganz besonders gut gefällt mir, dass uns die Autorin in lateinamerikanische Länder führt. Dies war auch in „Der Wind kennt meinen Namen“ wieder der Fall. Nur dieses Mal verwoben mit deutscher Geschichte.

Es geht um das Thema Flucht. Flucht aus Deutschland in der Nazi-Zeit. Aber auch Flucht vor Armut und Gewalt aus El Salvador. Das ganze wird chronologisch erzählt und erstreckt sich dabei über einen Zeitraum von 80 Jahren.

Die Geschichte von Samuel Adler und Anita Diaz berührt einem im Herzen und lässt einen wütend und hilflos zurück.

Sie kann es einfach. Isabel Allende ist und bleibt eine großartige Geschichtenerzählerin.

Bewertung vom 29.03.2024
Die Auszeit
Rudolf, Emily

Die Auszeit


sehr gut

Guter Anfang, überraschendes Ende, dazwischen leider recht langatmig

Optisch ist mir das Buch direkt ins Auge gesprungen. Das Cover sah schon ganz nach meinem Beuteschema aus. Eine kleine Gruppe von Menschen, die sich eigentlich gut kennen sollten und doch das ein oder andere Geheimnis voreinander haben. Das Ganze in einer Situation, in der die Gruppe von der Außenwelt abgeschnitten ist. Und dann passieren ein oder mehrere Morde. Soweit so gut.

Genau dieses Setting haben wir auch in dem Buch „Die Auszeit“. Die Influencerin wird mit ihrem Team – Bruder, Freund und weitere Anhängsel – in ein Luxus-Retreat in den Alpen eingeladen. Während der Aufenthaltszeit soll der Millionste Follower gefeiert werden. Den Aufenthalt zahlt die Gruppe in Form von Werbung für das Hotel. Also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligte.

Ich fand den Anfang des Buches wirklich gut. Aber im Mittelteil kam die Geschichte irgendwie nicht voran und ich hatte sogar schon überlegt, das Buch abzubrechen. Das Ende hat mich dann wiederum überrascht, so das sich das Durchhalten für mich gelohnt hat. Auch wenn das Ende für meinem Geschmack recht abrupt war. Da hätte ich mir mehr Inhalt, mehr Erklärungen gewünscht.

Insgesamt ein solider Thriller, dem ich 3,5 Sterne geb

Bewertung vom 17.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

Was es bedeutet eine afrikanische Frau zu sein

Dieses Buch ist mir zuerst durch sein ausdrucksstarkes Cover aufgefallen. Und es passt auch wirklich sehr gut zum Thema und Inhalt der Geschichte.

Das Ganze beginnt mit der nicht ganz freiwilligen Reise der schwangeren Issa zum Ort ihrer Geburt und Kindheit. Nicht ganz freiwillig, weil ihre Mutter Schreckensszenarien heraufbeschwört, die nur mit der Durchführung von heiligen Ritualen abgewehrt werden können. Also steigt Issa in Frankfurt ins Flugzeug und begibt sich auf die Reise nach Buea in Kamerun.

Wir erfahren viel über Kamerun und seine Geschichte. Die Autorin führt uns über fünf Generationen durch das letzte Jahrhundert. Ich fand die Lebenswege der Frauen interessant und lebendig beschrieben. Für mich waren es neue Einsichten in die afrikanische Geschichte und insbesondere in die Geschichte Kameruns, als ehemalige deutsche Kolonie.

Ein tolles Buch, das ich gerne weiterempfehle. Ich vergebe 4,5 Sterne für diese berührende und lehrreiche Geschichte.

Bewertung vom 08.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


ausgezeichnet

Vom ankommen und doch nicht ankommen

Die Kleinfamilie, bestehend aus Vater, Mutter, Kind, leben in Leipzig der 70er Jahre. Für die kleine Tochter ist die Welt in Ordnung. Ihr kleines Umfeld, Wohnung, Kita, die Großeltern, ist für sie die ganze Welt. Noch vermisst sie nichts. Ihre Eltern dagegen vermissen sehr viel, z.B. die Freiheit zu Reisen, die Freiheit zu leben, wie sie es wollen. Also entschließen sich die Eltern zur Flucht aus der DDR. Doch das geht gehörig schief. Die Eltern landen im Gefängnis, das Mädchen erst im Kinderheim und dann bei den Großeltern. Nach zwei Jahren werden die Eltern von der BRD freigekauft und nach einigem hin und her darf die Tochter ebenfalls ausreisen. Sie landen in Aachen. Soweit weg, wie es nur geht, von der deutsch-deutschen-Grenze.

Das Buch handelt von der Zerrissenheit zwischen zwei Welten. Vom ankommen und doch nicht ankommen. Vom anders sein und auch davon, dass es am Ende nicht so wird, wie man es erwartet, wie man es erhofft hat. Und von dem Preis, den man dafür bezahlt hat.

Ich frage mich, wie viel ihrer eigenen Biographie in den Seiten diese Buches wohl steckt. Mich hat es auf jeden Fall sehr berührt. Eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.02.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


ausgezeichnet

Ein Pageturner, nur das Ende ist etwas enttäuschend

3 Freunde. Ein Fremder. Eine Wanderung unter extremen Bedingungen in Nordschweden. Das ist das Rezept für einen sehr spannenden Thriller.

Die Anwältin Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre beste Freundin Melina wollen, wie jedes Jahr, eine gemeinsame mehrtägige Wanderung unternehmen. Dieses Mal bringt Melina zum ersten Mal einen Freund mit – Jacob. Begeistert sind Anna und Henrik nicht davon, lassen sich aber darauf ein. Anfänglich scheint es auch gut zu funktionieren. Doch Jacob drängt die drei Freunde ihre Pläne zu ändern und damit bringen sie sich in Gefahr.

Der Haupterzählstrang beschreibt den Ausflug aus Sicht von Anna. Zwischendrin gibt es immer wieder kleine Einschübe in Form einer Zeugenbefragung, in denen Anna über das Ereignis interviewt wird. Und ab und zu gibt es längere Kapitel mit Rückblenden, z.B. wie sich Anna und Henrik kennengelernt haben. Mir hat diese Form der Erzählung sehr gut gefallen. Gerade die Befragungen haben auf mich eine Sogwirkung gehabt und ich wollte dann immer unbedingt weiterlesen.

Etwas nervig empfand ich die häufige Nennung der schwedischen Namen der Landschaften und Berge. Darauf hätte ich verzichten können, da es meinen Lesefluss gestört hat.

Das Ende hat mich dann leider enttäuscht, daher gibt es einen halben Stern Abzug. Insgesamt war es ein sehr lesenswerter Thriller, dem ich gerne 4,5 Sterne gebe.

Bewertung vom 14.02.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


ausgezeichnet

Viel Nostalgie

Maria, alleinerziehende Mutter zwei Teenager-Töchter, lebend in der Stadt, beruflich stark eingespannt, ist gerade auf einem Kurztrip in die Berge unterwegs. Dort erreicht sie ein Notruf ihrer Mutter. Ihr Vater hatte einen Unfall bei Holzfällarbeiten und musste ins Krankenhaus. Ihre Mutter kann aber die demente Großmutter und die Tiere des Bauernhofs nicht alleine lassen. Also muss Maria zurück ins Dorf und aushelfen.

Kaum ist sie wieder auf dem Bauernhof, kommen die Erinnerungen. Wie es damals so war als Dorfkind. Die schönen Seiten – das Leben mit den Tieren, viel Platz und freie Natur, aber auch die Nachteile – man musste viel mit anpacken, die Eltern hatten keine Zeit für Urlaub oder auch nur für Fahrten ins Schwimmbad, in der Schule wurde man als Bauernkind schief angesehen.

Mich haben vor allem diese Rückblicke in den Bann gezogen. So wunderbar und humorvoll erzählt, ich konnte alles genau vor mir sehen.

Zwischen den Buchseiten steckt viel Nostalgie. Es war ein Gefühl, wie nach Hause kommen. Volle fünf Sterne.

Bewertung vom 10.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Wow, was für ein Buch

Das passiert mir nicht oft, dass mich ein Buch so emotional fordert. Es ging rauf und runter und es war alles dabei. Die beiden Protagonisten Philipp und Faina schenken sich und dem Leser wirklich nichts.

Wir lernen die beiden in ihrer Kindheit und bei ihrer ersten Begegnung kennen. Und man hat zunächst das Gefühl, dass sich die beiden gut tun. Beide haben ein schwieriges Elternhaus (Alkoholmissbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung, etc.), können dieses aber durch ihre Freundschaft besser verkraften.

Aber Stück für Stück und vor allem nachdem sie erwachsen geworden sind, merkt man, wie toxisch das Ganze eigentlich ist. Das Machtverhältnis zwischen den beiden ist definitiv nicht ausgewogen. Mich haben die Ereignisse immer wieder überrascht und teilweise auch schockiert.

Es ist kein einfaches Buch. Aber von mir gibt es volle fünf Sterne.

Bewertung vom 05.02.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Eine Lektüre die nachhallt

Dies war bereits mein drittes Buch von Maxim Leo. Und ich finde, der Autor schafft es jedes Mal mich mit seiner Thematik zu überraschen.

In diesem Buch begleiten wir vier Menschen, die als Teilnehmer einer Medikamentenstudie jünger werden. Beginnend mit dem 15jährigen Jakob. Dieses erste Kapitel hat mir den Einstieg etwas schwer gemacht, weil es sehr jungendromanmäßig daherkommt. Im Rückblick passt dass aber sehr gut, hat mich am Anfang aber gestört. Ab dem zweiten Kapitel hatte mich das Buch aber.

Die Vorstellung sich jünger machen zu können, ist im ersten Moment schon recht verlockend. Man müsste es aber auch kontrollieren können. Wie weit zurück möchte man gehen? Kann man wirklich etwas nachholen? Ich selber würde schon gerne im Erwachsenenalter verbleiben.

Der Autor stellt aber auch allgemeine Fragen. Was würde eine kontinuierliche Verjüngung für die Gesellschaft bedeuten? Sei es die Verschärfung der Überbevölkerung, das Kollabieren des Rentensystems, die Frage nach Gerechtigkeit, also wer kann sich ein solches Medikament leisten, wer nicht.

Insgesamt war es für mich eine unterhaltende aber auch nachdenklich machende Lektüre. Ein Buch das auf jeden Fall nachhallt.