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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
H.8
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Kassel

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 16.12.2024
Alles büddn wild
Paulsen, Annemarie

Alles büddn wild


ausgezeichnet

Authentisch und humorvoll

Annemarie Paulsen ist Anfang der 90er Jahre als jüngstes Kind von acht Geschwistern in Schleswig-Holstein geboren worden. Heute ist sie eine gefragte Agrarbloggerin, nachdem sie studiert hat und mit ihrem Mann erfolgreich einen Hof in der Uckermark bewirtschaftet. In "Alles büddn wild" schreibt sie autobiografisch über ihr Leben und erzählt in humorvollen Anekdoten wie sie sich zu dem Menschen von heute entwickelt hat.
Mittlerweile ist sie selbst Mutter von vier Kindern und hat ihre ganz eigenen Erfahrungen in der von Männern geprägten landwirtschaftlichen Welt gemacht. Sie räumt mit Vorurteilen auf und thematisiert Traditionen sowie den Kampf gegen Rollenbildern.
Dabei sind Sprache und Schreibstil ein Fest für alle Leser, weil die Ausdrucksweise leichtfüßig und authentisch daherkommt und man merkt, dass jeder Satz ehrlich gemeint ist.
"Alles büddn wild" ist eine große analoge Bereicherung in der digitalen Welt der Agrarinfluencer und hat in diesem Bereich ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, was seinesgleichen sucht.

Bewertung vom 08.12.2024
Mordscoach
Pabst, Lilli

Mordscoach


ausgezeichnet

Mörderische Psyche

Eigentlich ist Sophie eine ganz normale Therapeutin, die empathisch auf ihre Patienten eingehen kann und versucht ihnen zu helfen. ist Psychotherapeutin. Bis Amelie in ihre Praxis kommt, vorgibt eine Patientin zu sein und ganz nebenbei offenbart eine Affäre mit Sophies Mann zu haben. Von diesem Moment an ändert sich alles und am steht Sophie als Serienmöderin da.

Autorin Lilli Pabst, die selbst als Psychotherapeutin arbeitet, ist ein toller Krimi gelungen, der schonungslos ehrlich in die Psyche einer Mörderin schaut, deren Motive man am Ende sogar irgendwie nachvollziehen kann. Das ist einerseits erschreckend und andererseits die perfekt Unterhaltung, da "Mordscoach" spannend und kurzweilig zugleich ist. Es fehlt dem Buch nicht an humorvollen Stellen und gut ausformulierter Sprache. Ebenso die Charaktere, allen voran Sophie, haben mich überzeugt und sind schlüssig dargestellt.

Bewertung vom 24.11.2024
Neun Tage Wunder
Moninger, Kristina

Neun Tage Wunder


ausgezeichnet

Schatten der Vergangenheit

Annika und Ben leben gemeinsam mit Bens Tochter Lena in Glückstadt und führen ein glückliches Familienleben, bis Annika in Form eines Plakats von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Auf dem Plakat ist Lukas zu sehen, der Lukas, mit dem sie vor gut zehn Jahre neune wundervolle Tage in München verbracht hat...

Kristina Moninger ist mit "Neun Tage Wunder" ein stimmungs- und gefühlvolles Buch über die Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart gelungen. Es vereint auf eine humorvolle und gleichzeitig ernste Art tiefe Gefühle, Fragen an das frühere Ich und vertane Chancen.
Mit einem lockeren und kurzweiligen Schreibstil wird eine Liebesgeschichte erzählt, die große Spannung birgt, dabei aber keinesfalls zu Kitsch neigt.
Man kann sich selbst in den Protagonisten wiederfinden und vor allem in der Suche nach dem Glück und dem perfekt unperfekten Miteinander.

Bewertung vom 07.11.2024
Gefährliche Betrachtungen
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


sehr gut

Besonderer Kriminalroman

Man schreibt das Jahr 1930. Der berühmte Schriftsteller Thomas Mann verbringt die warme Jahreszeit in seinem Sommerhaus an der Kurischen Nehrung. Dort lernt er dem Übersetzer Miuleris kennen, der gerne seine Werke ins Litauische übersetzen möchte. Als jedoch wichtige Redeentwürfe Manns verloren gehen, beginnt eine Suche, die sich in allerhand Verschwörungen und Vermutungen verläuft und Miuleris seinem Ziel ein Stück näher bringt.

Tilo Eckardt hat seinen Kriminalroman in schwerer und teils schwülstiger Sprache geschrieben. Man muss geistig anwesend sein und bleiben, um die Feinheiten im Text herauszulesen, dann bekommt man aber große literarische Kunst geboten. Der Schreibstil passt gut zum Thema, nur ist der Einstieg ins Buch ziemlich zäh und man braucht ein paar Kapitel, bis sich eine Spannung aufbaut, wie man sie bei einem Kriminalroman vermutet und wünscht.

Bewertung vom 02.11.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


ausgezeichnet

Das Drama dreier Schwestern

Im England der 1930er Jahre sind die Mitfords eine angesehene Adelsfamilie. Zu ihren sieben Kindern zählen auch die Schwestern Nancy, Diana und Unity Mitford. Während die mittlere der drei, Diana, früh den Erben der Guinness Brauerei heiratet, haben die ältere Nancy und die jüngere Unity weniger Glück mit den Männern. Doch Diana lässt sich bald scheiden, um mit Oswald Mosley, dem Anführer der englischen Faschisten eine Beziehung zu beginnen. Damit beginnt für Diana und auch Unity ein Strudel, der sie tief in die faschistische Politik hineinzieht und in die unmittelbare Nähe von Adolf Hitler in Deutschland bringt, den vor allem Unity nahezu anhimmelt.

Marie Benedict erzählt hier die wahre Geschichte dreier Schwestern und ihrer Familie, die Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt haben. Dabei wird in den einzelnen Kapiteln abwechselnd aus der Sicht einer der drei Schwestern erzählt. Es wird besonders detailreich und gut nachvollziehbar auf die Gefühlswelt der Protagonistinnen eingegangen und ein umfassendes Bild der Familie gezeichnet. Der Schreibstil ist locker und trotzdem bildreich. Vor allem der Bezug zur Realität lässt dieses Buch besonders schwer wirken. Für mich ein bedeutender historischer Roman, der absolut lesenswert ist!

Bewertung vom 23.10.2024
Das Comeback
Berman, Ella

Das Comeback


gut

Nach dem Aufstieg kommt der Fall

Bereits als Kind wird Grace Turner nach einem Casting zum Hollywoodstar und zieht mit ihrer Familie nach Los Angeles. Dort übt der Produzent Able seine Macht über sie aus, fördert ihre Karriere, bringt sie dafür aber auch in eine persönliche Abhängigkeit zu sich. Als junge Erwachsene kommt dann für Grace der Absturz und steinige Weg zurück ins Leben.

Ella Berman erzählt auf besonders eindrückliche Weise die Geschichte eines Mädchens, das sich voller Hoffnung auf eine weltweite Bühne begibt, aber dann den großen Fall erleben muss. Es geht um Missbrauch, Macht und was das Leben eigentlich ausmacht. Die Geschichte beginnt sehr spannend, wird dann aber leider sehr schnell zäh und man wartet auf mehr Handlung. Trotz allem wird eine wichtige Botschaft vermittelt und über ein Thema geschrieben, dass immer noch zu wenig präsent ist. Gegen Ende gibt es nochmal einen kleinen Spannungsbogen, der schon viele Kapitel früher wünschenswert gewesen wäre.

Bewertung vom 17.10.2024
Broken Crystal
Miller, Tobias

Broken Crystal


ausgezeichnet

Vom Jäger zum Gejagten

Milliardärstochter Crystal McCray scheint vom rechten Weg abgekommen zu sein. Was als unscheinbarer Umweltaktivismus begann, ist in Terror umgeschlagen. Durch seine guten Verbindungen zum FBI lässt ihr Vater einen Legionär und ehemaligen Militärberater beauftragen Crystal mit aller Macht zum Aufgeben zu bewegen und nach Hause zu bringen. Was als Babysitterjob begann, endet jedoch plötzlich auf der Most-Wanted-Liste des FBI. Doch wie kam es dazu?
Tobias Miller ist mit "Broken Crystal" ein packender Thriller innerhalb einer radikalen Umweltgruppierung gelungen. Das Buch wird durchgehend von einem Ich-Erzähler wiedergegeben, was den Schreibstil besonders spannend macht und sich von anderen Geschichten abhebt. Außerdem ist der Plot keineswegs banal und hält am Ende eine große Wendung bereit. Schon zu Beginn wird in den ersten Kapiteln eine große Spannung aufgebaut und immer wieder neue Wirrungen eingestrickt, sodass nichts vorhersehbar bleibt.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen besonderen Thriller, der ein bisschen politisch ist und mit dem Umweltschutz auch ein aktuelles Thema anreißt.

Bewertung vom 09.10.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

WG-Leben

Vier Erwachsene, die weder miteinander verwandt noch liiert sind, und eine Wohnung. So leben Jörg, Anke, Murat und Constanze gemeinsam in einer WG. Jörg ist mit seinen über 60 Jahren der älteste und wird langsam ganz schön vergesslich. Doch die vier Erwachsenen leben nicht einfach aneinander vorbei, sie stehen für einander ein.

Isabel Bogdan erzählt eine herzliche Geschichte von vier Menschen, die das Schicksal bei der Wohnungssuche zueinander gebracht hat und nun ihren Alltag miteinander teilen. Sie haben sich dieses Leben auf gewisse Weise ausgesucht, aber die Konsequenzen wiederum auch nicht.
Die "Wohnverwandtschaften" sind ein humorvoller und besonders warmherziger Roman, der trotz seiner augenscheinlichen Leichtigkeit auch Fragen aufwirft. Fragen über die Gesellschaft und über sich selbst. Von mir gibt es dafür eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.09.2024
Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks
Kenny, Emily

Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks


ausgezeichnet

Sprechende Tiere

Alice Tonks ist elf Jahre alt und lebt eigentlich bei ihrer Oma. Zum neuen Schuljahr soll sie aber aufs Internat im kleinen Küstenstädtchen Pebblehampton gehen.
Doch Alice ist ein besonderes Mädchen, sie ist autistisch und hat die seltene Gabe mit Tieren sprechen zu können. Das bemerkt sie, als die Möwe Agent T Kontakt mit ihr aufnimmt und sie bittet, eine Bande von Tierräubern aufzustöbern. Gemeinsam mit ihren beiden neu gewonnen Freunden, versucht sie den Tieren zu helfen. Doch wem kann Alice wirklich trauen?

"Die außergewöhnlichen Abenteuer der Alice Tonks" ist ein wahrhaftiger Abenteuerroman für Kinder ab zehn Jahren. Es geht um das Schulleben im Internat, Heimweh und das Knüpfen neuer Freundschaften.
Die Geschichte ist spannend geschrieben und sowohl vom Schreibstil als auch vom Inhalt her an das Alter der Zielgruppe sehr gut angepasst. Dabei gelingt es der Autorin die Aufregung hochzuhalten, ohne zu gruselig zu werden.
Ein tolles Buch für abenteuerlustige junge Leser!

Bewertung vom 17.09.2024
Tage mit Milena
Burseg, Katrin

Tage mit Milena


sehr gut

Über Freundschaft und Vergangenheit

Ladenbesitzerin Annika scheint mit beiden Beinen im Leben zu stehen, als sie auf die jugendliche Klimaaktivistin Luzie trifft. Unverarbeitete Traumata aus Annikas Schulzeit kommen wieder hoch und steigern die Sorge um Luzies Zukunft, die bei immer radikaleren Protestaktionen mitmachen will, sodass sie sich gemeinsam mit dem Mädchen auf ihre eigenen Spuren in der Hamburger Hausbesetzerszene der Achtziger Jahre begibt.

Katrin Burseg ist eine gehaltvolle Erzählung über ein schwieriges und aktuelles Thema wie den Klimaschutz gelungen. Gleichzeitig geht es aber noch um viel mehr. Es geht um Freundschaft, ungeklärte Fragen aus der Vergangenheit, enttäuschte Liebe und Vorwürfe gegen einen selbst und gegen die besten Freunde.
Leider hat die Spannung, die sich am Anfang aufgebaut hat, im Mittelteil etwas nachgelassen. Trotz allem ist "Tage mit Milena" ein besonders warmherziger und doch auch nachdenklicher Roman mit Bezug zu unserer aktuellen Zeit und damit aus meiner Sicht eine echte Leseempfehlung.

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