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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Markus1708
Wohnort: 
Wachtendonk

Bewertungen

Insgesamt 111 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2024
Die Vernehmung
Hebesberger, Roland

Die Vernehmung


ausgezeichnet

Im November 1999 sitzt Ivonne Becker in einem Vernehmungszimmer der Berliner Polizei und schildert der Hauptkommissarin Lisa Seifert einen Mord. Becker will nur mit ihr sprechen, denn nur zu ihr habe sie Vertrauen, so sagt sie. Seifert war kurz zuvor von einem Journalisten interviewt worden, das Gespräch habe Becker gelesen und sie bewundere Seifert seitdem für ihre Arbeit und Einstellung. Und eben dieser Journalist soll nun ermordet worden sein! Seifert und ihr Kollege rasen zur Wohnung von Martin Kamp - nur um dort festzustellen, dass der noch lebt. Die Erleichterung darüber hält aber nur kurz an, denn am nächsten Tag ist Kamp dann doch tot - und zwar genau so, wie Ivonne Becker es vorausgesagt hatte.

Unterdessen sitzt der Profiler Jan Theurer abgeschoben in einem kleinen Büro der Berliner Polizei und brütet über den Bildern von vier ermordeten Obdachlosen. Er ist das einzige Mitglied der OPE = Operative Profilerstellungseinheit und weder mit seinem Job noch seinem Privatleben zufrieden. Einst im Außendienst wurde er schwer verletzt, trägt seitdem eine Beinprothese die im nicht nur seinen beruflichen Optimismus geraubt hat. Sein Boss hat in kaltgestellt und seine Arbeit wird kaum als wichtig geschätzt.

Als „die Todesbringerin“ aber weitere Morde vorhersagt, schließen sich Seifert und Theurer zusammen. Denn nur gemeinsam können sie das Puzzle zusammensetzen, dass sich hinter den Todesfällen verbirgt. Und in einem dramatischen Finale steht es auf Messers Schneide, das Leben eines weiteren, unschuldigen Opfers auf dem Spiel. Gelingt es ihnen, den Hintergrund der Voraussagungen zu erkennen und Schlimmeres zu verhindern?

Meine Meinung: Ich kenne den Autoren Roland Hebesberger durch seine mittlerweile fünfzehnbändige Divinus-Saga - einer spannenden Science-Fiction-Reihe von der ich jeden Band mehr oder weniger verschlungen habe. Da ist der Wechsel zu einem Thriller nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Umso überraschter war ich, nachdem ich das Buch gelesen hatte: Gut gezeichnete Protagonisten und eine sehr spannende Story, bei der man mehr als einmal überrascht wird, wendungsreich und toll geschrieben - für mich ein ausgesprochen spannendes Buch, das mich bis zur letzten Seite gefesselt hat! Da vergebe ich natürlich sehr gerne fünf von fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung aus! Und freue mich jetzt schon auf die weiteren, bereits angekündigten Bände.

Bewertung vom 28.10.2024
Wölfe von Potsdam
Hagedorn, Frank

Wölfe von Potsdam


ausgezeichnet

Paula Osterholz arbeitet als Polizistin in Cottbus, hat eine heimliche Affäre mit einem Kollegen. Als dieser erschossen wird, zieht es sie zurück in ihre alte Heimat Potsdam. Dort wird sie Partnerin von Henry Wullitzer, der ebenfalls Verluste erlitten hat und darüber zum Sonderling geworden ist. Anfangs scheint die Chemie so gar nicht zu stimmen, doch der erste Fall bringt die beiden nach und nach zueinander: In einem Wald ist der abgetrennte Kopf eines Wolfs gefunden worden, kurz danach beginnt eine rätselhafte Mordserie. Gehen hier Wolfsschützer und -hasser aufeinander los? Oder gibt es unbekannte, private Verstrickungen? Sind es überhaupt zusammenhängende Fälle? Die Rätsel vor denen Osterholz und Wullitzer stehen, scheinen anfangs kein Ende zu nehmen. Aber als Team schaffen sie es dann doch, die Nebel zu lichten und die Mordserie zu beenden.
Meine Meinung: Der Autor schreibt unter einem anderen Namen bereits eine Krimiserie die auf Kreta spielt und die ich geradezu verschlungen habe. Umso gespannter war ich, hier nun den Start einer neuen Serie miterleben zu können. Und mein Fazit: Der erste Band hat noch Luft nach oben, das Buch war mitunter etwas verwirrend, nicht alles war 100 % schlüssig. Aber das neue Ermittlerduo Osterholz und Wullitzer bieten auf jeden Fall Stoff für viele weitere Bücher mit nicht nur spannenden Fällen, sondern auch zur Entwicklung der Protagonisten. Ich freue mich schon auf den zweiten Band der neuen Reihe und vergeben vier von fünf Sterne.

Bewertung vom 14.10.2024
Gebt mir etwas Zeit
Kerkeling, Hape

Gebt mir etwas Zeit


sehr gut

„Gebt mir etwas Zeit“ – das ist als Sinnspruch in die Fassade eines Hauses in Amsterdam eingelassen, und stammt von einem Vorfahren HaPe Kekelings aus dem 17. Jahrhundert. Und da auch der Autor in der Corona-Zeit mehr Zeit hatte als ihm lieb war, hat er diese genutzt um Ahnenforschung zu betreiben - das Resultat ist nunmehr in Buchform der Allgemeinheit zugänglich. In kurzen Kapiteln blickt der Autor dabei zurück auf die Anfänge der Kerkelings im prosperierenden Amsterdam, wechselt zwischendurch in die Zeit seines eigenen Karrierestarts und blickt zurück auf seine erste große, tragisch endende Liebe. Und es gibt weitere Kapitel, die sich mit der Geschichte seiner Oma befassen. Bei der ist er aufgewachsen und die scheint ein Geheimnis zeit ihres Lebens bewahrt zu haben, dem Kerkeling nun glaubt, auf die Spur gekommen zu sein: Laut Geburtsurkunde ist diese Oma nämlich unehelich auf die Welt gekommen! Das Resultat seiner Recherche besagt nun, dass zum Zeitpunkt ihrer Zeugung, seine Urgroßmutter am selben Ort war, wie der damalige britische König Edward VII – einem notorischen Fremdgeher. Ist also HaPe Kerkeling mit dem britischen Königshaus verwandt?

Meine Meinung: Mitunter empfand ich einzelne Kapitel – insbesondere über seine Amsterdamer Vorfahren – arg lang und stellenweise langweilig. Umso berührender war der Rückblick auf seinen Karrierestart und die Schilderung seiner ersten großen Liebe. Richtig amüsant waren die Kapitel rund um seine Oma und die eventuelle Verwandtschaft mit dem britischen Königshaus. Licht und Schatten lagen somit für mich bei der Lektüre des Buchs sehr nah beieinander – ich vergebe in Summe vier von fünf Sterne.

Bewertung vom 07.10.2024
Dezember 41
Martin, William

Dezember 41


ausgezeichnet

Es ist Dezember 1941, Japan hat gerade die USA in Pearl Harbour angegriffen. Die amerikanische Bevölkerung ist geschockt und versammelt sich vor dem Radio um die Ereignisse zu verfolgen. In Hollywood treffen unterdessen Gut und Böse aufeinander: Es gibt Spione, Nazis und Nazi-Jäger, es gibt den Deutschen Bund und das FBI, Spelunken in denen sich nicht nur Möchtegern-Schauspieler und bekannte Regisseure zum Tanz auf dem Vulkan treffen. Und es gibt Martin Browning, der aus Deutschland stammt und einen besonderen Auftrag hat: Am Weihnachtsabend soll er den amerikanischen Präsidenten Roosevelt ermorden, während dieser im Garten des Weißen Hauses die Weihnachtsbeleuchtung anzündet. Dafür reist er mit dem Zug quer durch die USA, hinterlässt dabei schon eine Spur aus Gewalt und Toten. Aber ihm kommen nicht nur Gefühle in die quere, und so ist es beim Showdown anders als von ihm gewünscht und geplant
Meine Meinung: Ich mag eigentlich Thriller, besonders, wenn sie vor einem historischen Hintergrund spielen. Leider empfand ich das Buch aber über weite Strecken nur langatmig und nur mäßig spannend: Vom Anfang in Hollywood über die Reise nach Washington hätte man sich - meiner Meinung nach - viele Seiten sparen können. Der Showdown in Washington war das spannende Highlight - den habe ich tatsächlich in einem durch gelesen weil ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Als Fazit vergebe ich daher drei von fünf Sterne.

Bewertung vom 29.09.2024
Die Unmöglichkeit des Lebens
Haig, Matt

Die Unmöglichkeit des Lebens


ausgezeichnet

Grace ist einsam. Denn sie ist verwitwet, ihr einziges Kind schon vor vielen Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Und Grace ist verbittert, denn vieles in ihrem bisherigen Leben lief nicht so, wie sie sich das vorgestellt hat. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass sie Ihren Mann einmal betrogen hat und sich schuldig fühlt am Tod des Sohnes. Und da sie als Mathematik-Lehrerin schon seit ein paar Jahren pensioniert ist, lebt sie nun ein augenscheinlich beschauliches, eintöniges Leben in der englischen Provinz. Das ändert sich schlagartig, als sie eines Tages Post bekommt: eine ehemalige Arbeitskollegin, von der sie schon jahrzehntelang nichts gehört hat, hat ihr ein Haus auf Ibiza vererbt. Denn Grace hat ihr mal in einer Lebenskrise geholfen, und das soll nun belohnt werden. Sie zögert erst, denn sie spricht nur geringfügig Spanisch, und dann solch ein Ausbruch aus dem Alltag - in Ihrem Alter? Aber die Neugier siegt: Ohne Rückflugticket und nur mit Koffer und Handgepäck tritt sie eine Reise an, die ihr Leben auf den Kopf stellt. Denn nicht nur, dass sie auf der Insel quasi bereits erwartet wird, es erwarten sie auch mystische Erlebnisse. Denn nicht nur, dass ihre Freundin vielleicht verstorben, aber eigentlich nur verschwunden ist, ist merkwürdig. Da gibt es alte Geschichten und wundersame Begegnungen, raue Typen mit Herz und Geheimnisse, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
Meine Meinung: Was für ein herzerwärmendes, liebevolles, manchmal zu Tränen rührendes Buch! Auch dieses mal schafft es der Autor Matt Haig, seine Leser in einen Strudel von Ereignissen zu ziehen und uns voller Mitgefühl und Empathie an den Geschehnissen rund um Grace teilnehmen zu lassen. Das ist ganz hohe Kunst und toll geschrieben, liest sich wie aus einem Guss - man mag das Buch kaum aus der Hand zu legen. Es regt zum nachdenken an - ist unser tägliches Einerlei, unser Hamsterrad das man Alltag nennt, nicht auch manchmal so nervig, dass man ausbrechen möchte? Ich fühlte mich mal wieder von Matt Haig glänzend unterhalten, vergebe daher die volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 29.09.2024
Aurum: P.I.K.E.
Hebesberger, Roland

Aurum: P.I.K.E.


ausgezeichnet

Im mittlerweile 15. Band der DIVINUS-Saga begleiten wir dieses mal wieder den Ordnungshüter Peregrin zurück auf seinen Heimatplaneten Patriam. Während seines Aufenthalts auf der Erde hat sein Bruder Balendin auf Patriam die Regierung gestürzt und die Macht über den Mond Aurum erlangt, unerschöpfliche Divinus-Quelle, die Quelle des Lebens. Doch die Pläne Balendins und seiner Verbündeten sind noch viel weitreichender: Sie wollen alles Leben auf Patriam vernichten und Truppen auf die Erde schicken, um diese ebenfalls von humanoiden Lebensformen „zu befreien“. Es erscheint wie ein aussichtsloser Kampf, den Peregrin da auf sich nehmen muss, die Anzahl der im geheimen arbeitenden Unterstützer ist gering. Wird es Peregrin gelingen, seinen Bruder zu besiegen und dessen finsteren Pläne zu vereiteln? Das Schicksal des Lebens im Universum steht auf Messers Schneide…

Meine Meinung: Es ist - ich habe das so ähnlich schon öfter geschrieben - immer noch unfassbar und unglaublich, wie sehr bei Roland Hebersbergers Kosmos eins ins andere greift, wie alles zusammengehört und Buch um Buch immer wieder erstaunliche Zusammenhänge offenbart werden. Man kann dieses Buch wahrscheinlich lesen, ohne die anderen zu kennen - und hat trotzdem ein spannendes Buch in der Hand. Denn vieles wird erklärt, was auch dem Leser des Gesamtwerks sinnvollerweise hilft, vielleicht vergessenes wieder in Erinnerung zu rufen. Ans Herz legen möchte ich aber, die komplette Saga zu lesen! Denn nicht nur die Phantasie des Autoren ist einzigartig, auch die Komplexität der Geschichte als Ganzes ist in ihrer Stimmigkeit und Geschlossenheit für mich ohne Beispiel. So baut auch dieser Band wieder auf zuvor bereits gelesenem auf, vertieft Bekanntes und fügt neue Elemente hinzu. Das ist nicht nur extrem spannend, das ist auch zutiefst beeindruckend und lässt mich meinen imaginären Hut ziehen vor der Leistung des Autoren. Von den bislang veröffentlichten fünfzehn Bänden gehört dieser dabei, was das Spannungsniveau betrifft, sicherlich zu den Top 3! Und so empfehle ich - mal wieder - nicht nur dieses eine Buch wärmstens, sondern die gesamte Saga als Gesamtkunstwerk das seinesgleichen sucht.

Bewertung vom 13.09.2024
All das Böse, das wir tun
Dazieri, Sandrone

All das Böse, das wir tun


ausgezeichnet

Amala ist ein normaler Teenager und auf dem Weg nach Hause, einem abgelegenen Haus am Rand eines kleinen Dorfes in der italienischen Provinz. Aber da wird sie nicht ankommen, denn als sie an der elektronisch verriegelten Tür steht, den Schlüssel ins Schloss steckt, bemerkt sie einen Schatten – zu spät. Sie wird entführt, der Täter implantiert ihr ein Seil in ihr Schulterblatt, so dass sie sich nur sehr eingeschränkt in ihrem Versteck bewegen kann. Die Familie von Amala ist wohlhabend, aber merkwürdigerweise geht keine Forderung nach Lösegeld ein. Amalas Tante Francesca ist Rechtsanwältin und versucht, dem Täter auf die Spur zu kommen. Dabei hat sie schon bald den Verdacht, es könnte sich um „den Perser“ handeln, einen Serienmörder, den sie vor 30 Jahren – erfolglos – verteidigt hat. Das Problem nur: Der Verurteilte ist tot, bei einem Brand im Gefängnis ums Leben gekommen. Ungefragt bekommt sie Hilfe von Gerry, einem ebenso zwielichtigen wie cleveren Mann mit zweifelhafter Identität. Er sagt, er sei aus Israel und habe beim Geheimdienst gearbeitet – aber was kann man ihm glauben? Andererseits liefert er Fortschritte und so schließen die beiden sich zusammen um gemeinsam nach Amala zu suchen und das Rätsel um den Perser zu lösen.
Auf einer zweiten Ebene spielt das Buch vor dreißig Jahren, und begleitet die junge Polizistin Itala Caruso bei der Jagd nach dem Perser. Es gelingt ihr, einen Verdächtigen zu verhaften – aber sie weiß, dass er es nicht war. Doch mächtige Männer im Hintergrund drängen Sie, Beweise zu manipulieren, die schließlich dazu führen dass Giuseppe verurteilt wird und infolge dessen bei einem Brand im Gefängnis stirbt – eine Schuld, die schwer auf ihr lastet und die sie korrigieren will, indem sie den wahren Täter überführt.
Meine Meinung: Beide Zeitebenen alleine hätten schon ein tolles Buch ergeben. Der ständige Wechsel zwischen ihnen macht das Buch etwas anstrengend zu lesen, aber man wird belohnt mit einem fesselnden, spannenden Buch bei dem man mitfiebert und miträtselt wie alles miteinander zusammenhängt. Das ist Hochspannung pur und man mag das Buch kaum aus der Hand legen – ich habe es trotz seiner 424 Seiten (laut E-Book-Reader) innerhalb von weniger als einer Woche durchgelesen. Für mich also sehr spannende, tolle Unterhaltung – und somit fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 09.09.2024
Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2
Tsokos, Michael

Mit kaltem Kalkül / Die Sabine Yao-Reihe Bd.2


ausgezeichnet

Der achtjährige Yasser ist verschwunden, aber da er mit seiner Mutter illegal in Berlin lebt, traut sie sich nicht, die Polizei zu einzuschalten. Also kümmert sich Hassan Khalaf darum, denn der ist irgendwie „Familie“, so wie alle irgendwie Familie sind, kommt zumindest aus dem selben Dorf im Libanon, wohnt jetzt auch in Berlin, und war mal beim Geheimdienst. Die Spuren sind dürftig, aber nach ein paar Stunden glaubt er, den Entführer in einer heruntergekommenen Wohnwagensiedlung entdeckt zu haben.
Die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao wird zu einem Todesfall in einem Wohnwagen gerufen, dort liegt ein Mann zwischen Kinderspielzeug und Fetischutensilien, mit aufgeschnittener Kehle. Bei der Untersuchung des Tatorts ist das Entsetzen groß, denn im Auto des Opfers gibt es ein weiteres Opfer im Kofferraum: Ein kleiner Junge, der vor vier Jahren verschwunden ist! Als die Leiterin der vierten Mordkommission, Monica Monti, durch einen anonymen Hinweis von Yassers verschwinden erfährt, ahnt sie, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Und sie setzt alles daran, zumindest dessen Leben zu retten. Aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und Monti hat keinerlei Garantien, dass sie mit ihrem Bauchgefühl richtig liegt…
Meine Meinung: Man merkt bei jeder Zeile mit medizinischem Hintergrund, dass Michael Tsokos weiß, wovon er schreibt. Schließlich ist er Professor an der Berliner Charité und leitete bis 2023 das dortige Institut für Rechtsmedizin. Und so wird der Arbeitsalltag seiner Protagonistin Sabine Yao sehr detailreich und fundiert geschildert, gibt es ausführliche Beschreibungen von Autopsien, bei denen man als Leser weiß, dass sie sich so ähnlich wahrscheinlich in der Realität zugetragen haben werden. Das ist mitunter etwas gruselig und hat mit der eigentlichen Storyline nichts zu tun, liest sich aber mit Gänsehaut und schaudernder Faszination. Die Story um den verschwundenen Yasser ist spannend und man fiebert bei seiner Suche mit. Wenn man zudem auch die vorigen Bücher von Tsokos gelesen hat, ist einem Sabine Yao bereits bekannt. Auch in diesem Buch gibt es wohldosierte Einblicke in ihr Privatleben, die sie uns noch vertrauter machen. Mir hat das Buch ein paar spannende Stunden beschert, ich vergebe vier von fünf Sterne. Einen Stern ziehe ich ab für die ausgiebigen Abschweifungen ins rechtsmedizinische, die mit der eigentlichen Story nichts zu tun haben.

Bewertung vom 14.08.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Sara Linton, die Gerichtsmedizinerin und Will Trent, der Agent vom Georgia Bureau of Investigation, haben geheiratet. Die Flitterwochen wollen die beiden in einer abgelegenen Lodge verbringen, fernab von Zivilisation und online-Zugang. Maximal 12 Gäste in sechs Hütten plus die vor Ort Beschäftigten – was soll da passieren, außer einem unvergesslichen Honeymoon? Doch schon am ersten Abend wird aus der Romantik eine Mordermittlung: Die Managerin und Mit-Eigentümerin der Lodge wird brutal ermordet, ausgerechnet Will ist in ihren letzten Minuten bei ihr – das macht es für ihn zu einem persönlichen Ding, den Fall zu lösen. Zumal nicht nur der örtliche Sheriff schlecht über Mercy redet, ihre ganze Familie ihr mehr oder weniger feindselig gegenüber stand. So gibt es also eine eng begrenzte Anzahl an potentiellen Tätern, aber immer noch zu viele die ein Motiv hätten. Doch Will hat der Sterbenden ein Versprechen gegeben, und dass will er halten: dem zwischenzeitlich verschwundenen Sohn die letzten, tröstenden Worte seiner Mutter übermitteln.

Meine Meinung: Mal abgesehen davon, dass wir Leser die Protagonisten Linton und Trent schon seit den 00er-Jahren begleiten, sie kennen und lieben gelernt haben, schafft Slaughter es immer wieder, neue Aspekte und fesselnde Stories zu Papier zu bringen. Doch auch wenn man die Vorgeschichte der beiden aus den vorigen Büchern nicht kennt, so wird man sehr gut eingeführt und kann das Buch auch verschlingen, wenn man keinen der vorigen Bände kennt. Das Buch hat mehrere, gut gesetzte Spannungsbögen, das Level ist durchgehend hoch. Geschickt legt die Autorin falsche Fährten, beim mit-rätseln verfolgt man falsche Spuren und die Auflösung ist mit einer solch atemlosen Spannung geschrieben, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, bis dass man endlich die schockierenden Geschehnisse nachlesen kann. Für mich ein erneutes Meisterwerk einer Autorin, die ihr Handwerk versteht – selbstverständlich gibt es dafür die volle Punktzahl!

Bewertung vom 16.07.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Yasira Saad ist Kommissarin beim BKA, alleinerziehende Mutter einer pubertierenden Tochter. Als sie bei einem Blind-Date in einem Restaurant sitzt, wird ihr Gegenüber blass, nachdem er kurz auf sein Handy geguckt hat. Denn der hat gerade ein viral gehendes Video gesehen, das ihn zutiefst verstört hat und das Yasira’s Leben verändern wird: Auf dem Video ist die 16jährige Lena Palmer zu sehen. Die ist vor drei Tagen verschwunden und wird in dem Video brutal vergewaltigt. Die Täter sind dunkelhäutig und die Empörungswelle die durchs Land schwappt ist groß, eine rechtsradikale Gruppe namens „Aktiver Heimatschutz“ will sich an die Spitze der Bewegung setzen. Es kommt tatsächlich zu tödlichen Racheakten, die Stimmung heizt sich nicht nur in den sozialen Medien auf. Saad wird zur Leiterin der Sonderkommission ernannt und ermittelt unter Hochdruck, doch nichts scheint zu klappen, die Täter unauffindbar. Doch was, wenn es gar keine Täter gibt? Was, wenn das eigentlich offensichtliche nicht der Realität entspricht? Saad riskiert alles, um einer Theorie nachzugehen, die eigentlich viel zu verwegen ist, die an den Grundfesten unserer Gesellschaft rüttelt. Denn was ist, wenn man nie mehr den Bildern trauen darf, wenn die Grenze zwischen Realität und Fake für immer eingerissen ist?
Meine Meinung: Was für ein furioser Roman! Was für ein Thriller-Debut von einem Autoren, von dem man bislang eher komisches gewohnt war. Meinungsstark und mitreißend geschrieben hebt Kling mahnend den Finger: Glaubt nicht allem, was ihr seht! Folgt nicht den Schreiern und Krakeelern, die in Wahrheit nur ihr eigenes Süppchen kochen wollen! Man folgt der Kommissarin bei ihrem verzweifelten Versuch, die Wahrheit zu finden, die dabei nicht nur ihr Privatleben aufs Spiel setzt. Der Lösungsansatz erscheint dabei plausibel und nachvollziehbar, das Ende ist ein Cliffhanger der – hoffentlich? Vielleicht? – Raum lässt für einen zweiten Band. Ich würde mich freuen und diesen mit Sicherheit ebenso lesen wollen. Denn das Spannungsniveau von Marc-Uwe Klings VIEWS ist durchgehend sehr hoch, daher vergeben ich auch sehr gerne die vollen Punkte: Fünf von fünf Sterne.