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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2100 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2025
Rosa, Maya

Moscow Mule


sehr gut

Partygirls in Moskau

Moscow Mule ist ein harter und scharfer Drink, daher ein passender Name für dieses Buch einer aus Russland stammenden Autorin. Dias Buch hat eine Frische, die sich im Stil ausdrückt.
Es geht um die junge Studentin Karina in Moskau. Sie ist wild und hhungrig aufs Leben, von einer Party und Drink zum nächsten. Begleitet wird sie oft von ihrer Freundin Tonya. Aber die Erzählperspektiveliegt alleine bei Karina. Man erfährt ihre Gedanken und Gefühle, sie ist emotional, aber auch sprunghaft. Sie will nicht so leben, wie es von ihr erwartet wird.
Mit ihrer Mutter versteht sie sich nicht so gut, die ist auch ziemlich kalt ihr gegenüber.
Freiheit erhofft Karina sich in Europa und sie setzt alles daran nach Deutschland zu kommen.
Obwohl ich Karina zwar ansatzweise verstehe, kann ich ihren Entscheidungen nicht immer ganz folgen. Sie ist aber eine lebensechte Romanfigur und Rosa Maya eine echte literarische Entdeckung.

Bewertung vom 04.07.2025
Delacourt, Grégoire

Alle meine Träume


weniger gut

Gregoire Delacourt steht für Leichtigkeit und obwohl der Roman kaum der Rede wert ist, lässt er sich locker weglesen.
Erzählt wird vom Leben einer Lottogewinnerin und ihren Millionen.Und der männliche Autor Grégoire Delacourt erzählt glaubhaft aus der Perspektive einer Frau von Anfang 50.
Jocelyns drinmgenstes Ziel ist es, die Millionen wieder los zu werden, aber das ist nicht so einfach.
Gelegentlich wird es etwas prätentiös. Daran sollte man sich nicht stören.
Insgesamt ist es ein zahmes Buch, das nicht unbedingt lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 03.07.2025
Morton-Thomas, Sophie

Das Nest


sehr gut

Das Nest ist in meinen Augen ein Familiendrama an der Küste Norfolks, obwohl es durch eine verschwundene, vielleicht ermordete Lehrerin,im Ansatz auch einen Kriminalplot gibt.

Erzählt wird aus Sicht von Fran, die einen Wohnwagenpark hat. Sie ist verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Mit ihrer Schwester ist die Beziehung schwierig und ihre Nichte Sadie verhält sich merkwürdig.

Hinzu kommt eine zweite Erzählperspektive durch den Roma Tad.

Das Buch hat eine eigentümliche Atmosphäre, vielleicht bedingt durch das Kleinstadtleben und den Familienbeziehungen.

Bird Spotting in a Small Town, so der Originaltitel, ist ein düsterer Roman mit beklemmender Prosa und mit langsamen Erzähltempo.

Bewertung vom 30.06.2025
Sommerfeld, Nirit

Beduinenmilch


ausgezeichnet

Die Entscheidung

Beduinenmilch ist ein Roman der deutsch-israelischen Schauspielerin Nirit Sommerfeld.
Sie erzählt von der knapp 18jährigen Talia, die in Deutschland lebt, aber israelische Wurzeln und Familie dort hat. Es ist das Jahr 2014. Voller Begeisterung für Israel reist sie ins Land und plant, dort ihren Militärdienst ableisten. Sie ist ein Stück weit naiv.
Dann lernt sie verschiedene Leute kennen und verschiedene Sichtweisen. Sie engagiert sich für einen arabischen Arbeiter, geht sogar Risiken ein. In Hebron sieht sie die angespannte Situation. Dann auch in einem Beduienendorf. Es wird dramatisch.
Das alles erschüttert ihr bisheriges Weltbild.

Teilweise liest sich das Buch wie ein Jugendbuch, da Talia Icherzählerin ist und es konkret um ihr Coming-of-Age geht.
Es ist ein interessantes Buch. Vor alllen dann an den Stellen, in denen Talia zu einer Entscheidung kommen wird.

Bewertung vom 25.06.2025
Hermanson, Marie

Im Finsterwald


gut

Nicht besonders spannend, aber gut geschrieben

Bücher von der schwedischen Schriftstellerin Marie Herrmanson habe ich schon vor vielen Jahren gelesen. Ich erinnere nur an Die Schmetterlingsfrau. Danach hatte ich sie etwas aus den Augen verloren. Da konnte man es sich nicht entgehen lassen, diese Autorin mit Im Finsterwald wieder neu für sich zu entdecken.
Der Roman hat einen Krimiplot und einen historischen Kontext.
Interessanterweise spielt ein Naturkundemuseum eine große Rolle. Dort ist ein Kind, die kleine Alice, rätselhafterweise verschwunden.
Mit Hauptwachtmeister Nils und der Journalistin Ellen hat man gute Ermittler. Es sind ruhige Menschen und nicht selten plätschert auch das Buch vor sich hin. In der Mitte kann man Langeweile verspüren. Aber die Autorin hat einne guten Stil, daslässt einen bei der Stange bleiben. Es ist ein ruhiges Buch und es profitiert von der schriftstellerischen Routine. Zudem entwickelt sich eine starke Atmosphäre.

Bewertung vom 25.06.2025
Carvalho, Maria Judite de

Leere Schränke


sehr gut

Mit Leere Schränke ist erstmals eine portugiesische Schriftstellerin des zwanzigsten Jahrhunderts auf Deutsch zu entdecken: Maria Judite de Carvalho
Es wird ruhig erzählt, ohne viel Handlung. Aber es gibt eine Diskrepanz zwischen dem kontemplativen auf der Oberfläche und dem, was in den Figuren brodelt.
Dora Rosário trauert schon 10 Jahre um ihren verstorbenen Mann. Als ihre Schwiegermutter ihr erzählt, das er sie kurz vor der Erkrankung wegen einer anderen Frau verlassen woltte, trifft das Dora stark.
Die Beziehungen zwischen den verbliebenen werden deutlich.
Rosa und ihre Schwiegermutter, die sich kaum mögen, aber durch den Verstorbenen aneinander gekettet bleiben. Dann noch Doras Tochter Lisa, die glaubt, mehr nach ihrer Großmutter als nach ihrer Mutter zu kommen.
Das ganze lässt einen trotz der kühlen Erzählhaltung als Leser nicht kalt.
Ein bemerkenswertes Buch. Man darf gespannt sein, ob weitere Übersetzungen dieser Autorin folgen werden.

Bewertung vom 23.06.2025
Myers, Benjamin

Strandgut


sehr gut

Der Roman lebt ein Stück weit vom Schauplatz Scarborough in England und natürlich von seinem Protagonisten Bucky, der aus Chicago kommt. In seiner Jugend war er Soulsänger und in England ist sein Song immer noch ein Hit. Er wird eingeladen, auf einem Festival zu singen. Ein Comeback nach fünfzig Jahren. Kann er das schaffen?
Der körperlich wie seelisch angeschlagene Bucky muss sich erst in die neue Situation hineinfinden.
Doch die toughe Dinah, die seine Betreuerin beim Festival ist, kümmert sich um ihn.
Die Dialoge zwischen den beiden haben Wortwitz.

Von Benjamin Myers habe ich schon mehrere Bücher gelesen und Strandgut finde nach Offene See am besten.
Es ist aber kein spektakulärer oder besonders spannender Roman. Doch Benjamin Myers kann schreiben und er hat seinen Stil, der funktioniert und einprägsam ist. Die Musikalität, die Thema des Romans ist, findet man auch sprachlich wieder. Daher ist das Lesen ein Genuss.

Bewertung vom 19.06.2025
Mati¿, Boris

Deans Reise


ausgezeichnet

Zurück in Bosnien und Herzegowina

Deans Reise ist ein Buch über einen jungen Mann, der in Berlin lebt, aber in Bosnien und Herzegowina geboren ist. Hierhin reist er zusammen mit seinem Onkel. Dort kommen ihm auch Erinnerungen und er erlebt das Land in seinem gegenwärtigen Zustand, aber durch Erzählungen seiner Bekannten auch, wie es mal war und wie es durch den Krieg verändert wurde. Das zeigt sich auch, als er Sarajewo erreicht, die Stadt, die einst belagert wurde.

Außerdem ist Dean auch im Land, um seine Geburtsurkunde zu holen, da er die deutsche Staatsbürgerschaft anstrebt. Dabei ergeben sich in Bosnien aber bürokratische Hindernisse.

Boris Matic gelingt es, Deans Eindrücke und Empfindungen darzustellen.
Der Autor kann erzählen und er kann Beschreibungen.
Ein überzeugender Roman.

Bewertung vom 19.06.2025
Kingsolver, Barbara

Die Unbehausten


sehr gut

Seit Demon Copperhead ist die US-Amerikanische Autorin Barbara Kingsolver ein Literaturstar und so erschien von ihr jetzt auch ein älterer Roman aus dem Jahr 2018.

Es ist ein Familienleben in 2 Zeitebenen, die Gegenwart und Vergangenheit der USA miteinander verbinden.

Willa Knox und ihre Familie sind finanziell in Schwierigkeiten, vor allen auch ist ihr Haus nicht mehr in einem gute Zustand. Zudem muss Willa sich nach dem Tod ihrer Schwiegertochter um deren Baby kümmern und der pflegebedürftige Schwiegervater macht es auch nicht leichter.
Barbara Kingsolver zeigt mit ihren sozialkritischen Ansatz den schwierigen amerikanischen Alltag, der für viele gilt.

Der historische Part 150 Jahre zuvor zeigt mit Mary Treat eine reale Person. Sie war Biologin und stand in Kontakt mit Charles Darwin.

Wie so oft, empfinde ich in Büchern mit mehreren zeitlich versetzten Handlungssträngen einen stärker als den anderen. Bei mir war es hier so, dass ich den zeitgenössischen Part interessanter fand. Aber ich verstehe, warum auch die Vergangenheit eine große Rolle für die Gegenwart spielt.

Es gibt viele brillante Passagen, manchmal auch ein wenig Leerlauf. Man kann aber sagen, dass Demon Copperhead mehr Energie hatte. Dennoch ist auch Die Unbehausten unbedingt lesenswert, da die Autorin es schafft, dass man dieser Familie des Romans nahekommt.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.06.2025
Gundar-Goshen, Ayelet

Ungebetene Gäste


ausgezeichnet

Psychologisch ausgefeilt

Neben Zeruya Shalev und Lizzie Doron gibt es noch eine weitere bedeutende Autorin aus Israel, die man auf keinen Fall unterschätzen darf: Ayelet Gundar-Goshen, die mit ihren Büchern ohne Furcht Löwen weckt.
Ungebetene Gäste ist ein dichter, psychologisch ausgefeilter Roman über ein Paar mit Kind, deren Leben durch einen tragischen Vorfall aus dem Gleichgewicht kommt.
Sie ziehen schließlich nach Afrika, ohne dem Druck aus dem Vorfall gänzlich entfliehen zu können. So wird man eine israelische Perspektive von außen wie von innen betrachten können.
Obwohl „Wo der Wolf lauert“ lauert für mich das überzeugendste Buch der Autorin bleibt, ist auch Ungebetene Gäste ein wirklich starkes Buch.