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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 1971 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2024
Hoffnung
Blom, Philipp

Hoffnung


gut

Briefe über Hoffnung

Dieses Buch ist noch neu und doch hat sich in der Welt schon wieder einiges geändert, die eigentlich jede Hoffnung tötet: Trumps Wiederwahl, die Ampel zerbricht, wirtschaftliche Krisen in einigen Bereichen etc.

Zunächst steht für mich die Frage nach der Definition von dem Begriff Hoffnung. Hoffnung ist wichtig, kann auch Chance sein. Aber Blom gibt keine direkte, klare Definition vor.

Manchmal ist Bloms Text sehr persönlich, z.B. wie er den Tod eines Freundes schildert.

Bei Philipp Bloms Erzählweise hat mich gewundert, dass er mich in dem Text persönlich anspricht wie in einem Brief. Oder an wen wendet er sich? Das ist leicht verwirrend und nicht die Form, die ich mir gewünscht hätte. Zum teil finde ich es unangemessen bzw. unangenehm.

Davon abgesehen ist der philosophische Ansatz ganz gelungen.

Bewertung vom 18.11.2024
Das kleine Café der zweiten Chancen
Ota, Shiori

Das kleine Café der zweiten Chancen


weniger gut

Reise in die Vergangenheit um die Gegenwart zu ändern

Die Autorin übernimmt die Idee der „Bevor der Kaffee kalt wird“-Reihe. Hier wie da wird für die Dauer eines Kaffees in die Vergangenheit gereist.
In Shiora Otis Roman ist im Gegensatz zu der Reihe das oberste Ziel, die Vergangenheit zu ändern.
Und da der Roman wie ein Jugendroman ist, ist es die Jugendliche Himari, die in der Vergangenheit rumpfuscht, um die Gegenwart zu ändern.
Himari ist eine unsichere, schüchterne Jugendliche, die eine neue Schule besucht und Anschluß sucht. Dieser Aspekt wird gut transportiert.

Shiora Oti ist anscheinend eine japanische Manga-Künstlerin und sie übernimmt diesen Stil für ihren Roman. Dass heißt, es gibt kurze, abgehackte Dialoge und eine wirre Handlung, in der alles irgendwie durcheinander geht. Dadurch wird der Roman schwer lesbar.
Zudem fehlt es sehr an Tiefgang.
Hoffentlich gibt es keine Fortsetzung.

Das kleine Café der zweiten Chancen ist ein Buch, das vermutlich eher für jüngere Leser geeignet ist.

Bewertung vom 14.11.2024
In der Kälte Alaskas
Stabenow, Dana

In der Kälte Alaskas


sehr gut

In der Welt der Kate Shugak

Der Untertitel lautet: Der erste Fall für Kate Shugak. Originaltitel: A Cold Day for Murder

Es handelt sich um eine langjährige Krimireihe mit vielen Bänden. Der Kampa-Verlag veröffentlicht hiermit den ersten Band neu.
Das Setting im Naturpark im Süden von Alaska bringt die Atmosphäre, die mürrische Protagonistin Kate Shugak sorgt für Schwung.
Sie arbeitet früher für die Staatsanwaltschaft, hat aber nach einem Vorfall den Dienst quittiert.
Doch sie kennt sich aus in der rauen Umgebung von Alaska und wird daher engagiert, nach einem verschwundenen Ranger zu suchen. Mit dabei ihr Wolfshund Mutt.
Kate kann sehr sarkastisch sein, aber man spürt auch, dass eine innere Wut in ihr schwellt.

Eine Figur wie Kate ist für das Genre nicht untypisch, aber es funktioniert dennoch.
Interessanterweise gehört sie zu den Aleuten, den Ureinwohnern Alaskas.
Dieser Umstand wird für die Entwicklung des Falls dann auch tatsächlich eine Rolle spielen.

Der Roman ist gut zu lesen und macht Spaß. Weitere Teile der Reihe sind willkommen.

Bewertung vom 14.11.2024
Umlaufbahnen
Harvey, Samantha

Umlaufbahnen


sehr gut

Der Blick aus der Raumstation

Das Buch wurde eine Meditation genannt. Das ist sicher zutreffend.
6 Astronauten (Nell, Sauna, Chie, Roman, Pietro, Anton), Individeen, bilden sie doch auch ein Kollektiv.
Ihre Gedanken, Erinnerungen und Gespräche füllen den kurzen Roman.
Einige philosophische Fragestellungen wurden eingebracht, was weniger überzeugte.
Ich mag aber viele der kurzen Passagen, die eingestreut werden, z.B. das Treffen und die Freundschaft zwischen einem der Astronauten und einem Fischer, Chies Gespräche mit den Mäusen, Romans Gespräch mit einer Frau auf der Erde uva.

Man kann den Text wegen seiner Ruhe und Poesie bewundern.

Bewertung vom 11.11.2024
Der Kommandant des Flusses
Ali Farah, Ubah Cristina

Der Kommandant des Flusses


sehr gut

Yabar

Das Buch Der Kommandant des Flusses, Originaltitel ist Il comandante del fiume, übersetzt aus dem Italienischen von Henrieke Markert, ist beim Verlag Orlando erschienen.

Der Roman erzählt die Geschichte von Yabar, einem Jugendlichen in Rom, mit Wurzeln in Somalia.
Seine Mutter ist alleinerziehend, seinen Vater kennt er kaum, da dieser in Somalia ist. Und in Somalia herrscht Bürgerkrieg.

Die meiste Zeit ist Yabar aber bei der fürsorglichen Tante Rosa sowie deren Tochter Sissi, die ihm wie eine Schwester ist.

Man kann Yabar, den man als Leser eigentlich gleich mag, durch seine Gedankengänge kennenelernen.
Yabar ist unausgeglichen, manchmal wütend und unbeherrscht. Zum Glück hat er Tante Rosa und Sissi. Yabar fühlt sich als Römer, aber er ist sich auch bewusst, dass er als schwarzer Afrikaner anders wahrgenommen wird.

Hauptthema ist Yabars Suche nach seiner Identität, darüber hinaus aber auch allgemein die Situation von Migranten aus umkämpften afrikanischen Ländern. Die Autorin fügt der Handlung noch eine alte Legende hinzu, die auch den Romantitel liefert.

Yabar bleibt als sensibler Junge in Erinnerung.

Ein interessantes Buch, das ich empfehlen kann.

Bewertung vom 08.11.2024
Last Seen
Clarke, Lucy

Last Seen


ausgezeichnet

Spannendes Psychodrama

Last Seen von Lucy Clarke ist ein Psychodrama der klassischen Art, modern erzählt und wirklich spannend. Es gibt zwei wechselnde Erzählperspektiven der Freundinnen Sarah und Isla, wobei Sarahs Part klar im Vordergrund und ausführlicher ist. Dennoch funktioniert diese Erzählart.
Es geht um einen verschwundenen 17jährigen, Jacob, dem Sohn von Sarah.
Und es gibt eine Vorgeschichte. Als Jacob 10 Jahre alt war, waren er und Islas Sohn im Meer schwimmen. Nur Jacob überlebte. Natürlich ergeben sich daraus zahlreiche Spannungen und es gibt einige Geheimnisse.
Es ist spannend, die Wendungen in der Handlung mitzuverfolgen. Lucy Clarke versteht es, einen Plot zu gestalten.

Bewertung vom 07.11.2024
Das Igel-Tagebuch
Sands, Sarah

Das Igel-Tagebuch


sehr gut

Das Igel-Tagebuch beschreibt, wie eine Frau zusammen mit ihrem 2jährigen Enkel einen kranken Igel findet und ihn zur Pflege bringt. Sie nennen ihn erst Horace, doch es ist eine Dame und heißt daher dann Peggy.

Sarah Sands verbindet diese Begebenheit mit dem Ereignis ihres 92jährigen Vaters, der erkrankte und ins Krankenhaus kommt. Es ist die Zeit der Pandemie, also besonders für ältere Erkrankte eine schlimme Zeit.

Die Autorin setzt außerdem noch andere literarische Texte in den Kontext, zum Beispiel Texte von Ted Hughes und Marc Hamer über Igel oder Gedichte von Philip Larkin und Thomas Hardy sowie vielen anderen. Auch philosophische Zitate gibt es: Derrida und Heidegger.
Diese Verbindung zwischen Prosa, Philosophie, Sachbuch und Lyrik gibt dem Buch eine eigene Note mit.


Man erfährt etwas über Igel. Sie sind nachtaktiv und eher eigenbrötlerisch. Sie sind keine Haustiere und leider gelten sie inzwischen als gefährdete Tierart.
Mehr noch aber setzt die Autorin das Leben und die Zielstrebigkeit der Igel in Gegensatz zu den in Politik und Gesellschaft der Menschen stattfindenden Hektik und Chaos.

Das überwiegend sachlich gehaltene Buch liegt im Bereich Nature Writing und autobiografisch gefärbten Essay.
Und nicht missverstehen, sachlich heißt nicht, dass es keine Emotionen gibt. Man kann das Buch mit Anteilnahme lesen.

Bewertung vom 07.11.2024
Man kann auch in die Höhe fallen / Alle Toten fliegen hoch Bd.6
Meyerhoff, Joachim

Man kann auch in die Höhe fallen / Alle Toten fliegen hoch Bd.6


sehr gut

Mutter und Sohn

Das Buch ist der sechste Band der Reihe Alle Toten fliegen hoch, ist aber auch problemlos separat zu lesen.
Der Schauspieler Joachim Meyerhoff ist 56 und hat sich körperlich gut von einem Schlaganfall erholt. Aber seelisch ist er noch fahrig und angeschlagen.
Für eine Erholung fährt er zu Hof seiner patenten Mutter, die 86 Jahre alt ist, aber topfit und positiv zum Leben eingestellt.
Zwischen Mutter und Sohn gibt es witzige Dialoge. Meyerhoffs Selbstironie ist nicht gering einzuschätzen und verleiht dem Buch eine wichtige Komponente. Es ist auch ein sympathisches Mutterporträt. Ihr Schwung und ihr aktives Leben reisst mit.
In dieser ruhigen Umgebung denkt Meyerhoff viel über sich nach, zum Beispiel auch über seine Karriere.
Es gibt auch eine großartige Passage über eine ungewöhnliche Lesung.

Man kann auch in die Höhe fallen ist vielleicht der entspannteste Teil der Reihe! Es macht einfach Spaß, das Buch zu lesen.

Bewertung vom 04.11.2024
Russlands Krieg gegen die Ukraine
Sasse, Gwendolyn

Russlands Krieg gegen die Ukraine


sehr gut

Die Politikwissenschaftlerin Gwendolyn Sasse bietet, jedenfalls zum Teil, was der Untertitel benennt:
Hintergründe, Ereignisse, Folgen

Eine Frage steht zu Beginn: Warum dieser Krieg? Warum jetzt?

Das Buch ist kompakt gestaltet, zusammenfassend, etwas analysierend.

Themen sind unter anderen Krim-Annexion, Krieg im Donbas, schließlich Februar 2022 der Angriffskrieg. Die Folgen des Kriegs werden aufgezeigt.
Das Buch bietet viele Informationen. Es ist ein Sachbuch, d.h. sie sind nicht direkt erzählerisch aufbereitet. Dessen muss man sich bewusst sein.

Bewertung vom 01.11.2024
Das Versprechen eines Lebens - oder: Der Sommer des Raben (eBook, ePUB)
Detering, Monika

Das Versprechen eines Lebens - oder: Der Sommer des Raben (eBook, ePUB)


sehr gut

Unter dem Titel der Sommer des Raben ist der Roman bereits früher einmal erschienen,
Eine Frau namens Siri verliert ihren Lebensgefährten, mit dem sie 6 Jahren zusammen gelebt hat. Sie gibt sich eine Mitschuld an dem Unfall, der zu seinem Tod führte.
Für ein paar Tage Leben seine Eltern bei ihr, doch die Distanz bleibt.

Der Roman zeigt den Prozess der Trauer und Verarbeitung der Schuldgefühle.
Ein leicht melancholischer Ton durchzieht das Buch.

Hinzu kommt der leicht konstruierte Plot um Marionetten und der Suche nach einer Rabenfigur, die Siri nach Prag und Hiddensee führt. Es wird geheimnisvolles hinzugefügt.
Das gibt dem Buch noch eine andere Note bei.