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Benutzername: 
Thom
Wohnort: 
Haselau

Bewertungen

Bewertung vom 25.12.2022
Die Stiftung
Broemmel, Michael

Die Stiftung


sehr gut

440 Seiten. Da erwartet man Handlung.Mehr als nur Plot- Akteure, Protagonisten ,Zeitgeschehen nicht nur an der Oberfläche.
Das wird auch geboten.
Die Rechtsradikal- gnadenlos nach- nationalsozialistische Stiftung geht über Leichen. Das Ziel: Umsturz des demokratischen Staatssystem und Inthronisierung einer „ Deutsch NationalenAlternative“ als absolutistisch faschistische Zwangsherrschaft in Deutschland.

Gekonnt vom Autor in seinem Erstlingswerk entwickelt mit grandiosem Einstieg in das grausame Verfahren der „ Stiftung“ ihre qua Demenz nicht mehr ganz zuverlässig „ dichten“ Altmtglieder schlicht von den eigenen Schergen umbringen zu lassen.
Das argentinisch - südamerikanische Hinterland der Rechtsradikalen Machenschaften dieser“ Stiftung“ und ihrer Führungspersönlichkeit - Helga von Bohlen- sowie deren persönlicher Geschichte verwoben im Nazideutschland wird breit entfaltet.
Durchaus düster überzeugend, wenn auch manchmal etwas sehr breit und unnötig detailliert.
Es zeigt sich allerdings die Fähigkeit des Autors zur feinnervigen Darstellung kruder Charaktere und deren Durchdrungenheit vom Bösen.
In der Entwicklung tritt der Kommissar erst recht spät ins Bild. Oliver Schweers- ein wenig hin und her gerissen zwischen pragmatischer Kriminalistenarbeit und dem Traum vom leichten Leben, verfügt - wie der Autor- über den Blick auf Details und Zusammenhänge.
Es dauert allerdings recht lang, bis die Zielrichtung klar wird, was hier eigentlich geschieht und wie dem brutalen Ansinnen der von Bohlen und ihren Helfershelfern in der real existierenden Deutsch- Nationalen Alternative das Handwerk gelegt werden kann.
Geschickt flechtet Broemmel die sichtbar beabsichtigten Parallelen zur real existierenden rechtsradikalen Partei in den Parlamenten der Bundesrepublik ein . Ein wenig holperig zwar aber doch treffend gewürzt mit Originalzitaten des Herrn Höcke, AFD aus seiner sogenannten Kyffhäuserrede von 2018.
Das düstere Bild bedrohter demokratischer Strukturen in Bundesdeutschland verfilmt sich im Kopfkino des Lesers stimmig und bitter-treffend.
Einzig die schiere Länge dieses Films im Mittelteil des Romans strengt etwas an.
Zum Ende hin ist die Auflösung und Enttarnung der Verbrecher logisch konsequent vorgestellt, die sprachliche Umsetzung könnte hier und da allerdings etwas „ knackigere“ Formulierungen und weniger imperfekte Aneinanderreihung vertragen.
Erfrischend eingestreute Beziehungsinterna des Kommissar Schweers vermögen hier und da dem Leser ein Lächeln zu gestatten. Nicht unpassend bei der Krimi- typischen Düsternis ansonsten.
Im Ganzen gekonntes Erstwerk mit der Bitte an den Autor weiterzuschreiben und dabei knapper und prägnanter zu werden. Satzbau verträgt etwas mehr Abwechslung...
Ein Thema angesprochen, das aktueller kaum sein kann- Bedrohung durch Rechts.