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Schmökerwürmchen

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2024
Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things
Yarros, Rebecca

Weil ich an dich glaube - Great and Precious Things


gut

Nach 10 Jahren kehrt Camden Daniels in seine Heimat Alba zurück. Eigentlich wollte er niemals wieder zurückkommen, doch ein Hilferuf seines an Demenz erkrankten Vaters lässt ihn umdenken. Dort trifft er auf seine heimliche Liebe Willow. Doch er darf seinen Gefühlen nicht nachgeben, denn Willow war die Frau seines verstorbenen Bruders Sullivan. Camden und Sullivan befanden sich gemeinsam im Krieg, Sullivan hatte einen Einsatz nicht überlebt. Die Schuld nagt tief an Camden und die Kriegsjahre haben ihre Spuren hinterlassen.
Eigentlich möchte sich Camden von Willow fernhalten, doch gemeinsame Projekte binden die beiden aneinander. Dabei stoßen sie auf allerlei Wiederstand.

Das Buch fängt richtig spannend an, das erste Kapitel hat mich komplett in den Bann gezogen. Man bekommt direkt einen Eindruck, wie es um den an Demenz erkrankten Vater von Camden steht. Und auch die Anziehung zu Willow konnte ich auf Anhieb nachvollziehen. Doch dann ließ der Sog nach.
Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven von Camden und Willow. Camden wirkt mir trotz seiner guten Absichten doch manches Mal zu aggressiv. Und Willow wurde oft als die hilflose Frau hingestellt, die von dem starken, furchtlosen Camden gerettet werden musste. Und das für meinen Geschmack ein bisschen zu oft.
Erwartet hatte ich ein heimeliges Kleinstadtsetting zum Wohlfühlen. Jedoch kam davon gar nichts rüber, eher im Gegenteil. Camden ist das schwarze Schaf der Familie und wird von allen Seiten verurteilt. Sein Bruder Xander, der Bürgermeister der Stadt, ist dagegen allseits beliebt und der geliebte Sohn.
Die Einwohner sind zum Teil stur und intrigant, man gönnt dem anderen nicht die Butter auf dem Brot. Ich habe mich die meiste Zeit in Alba alles andere als wohl gefühlt und hatte immer nur den Gedanken, von dort wegzuziehen.
Manchmal gab es gute Szenen und Geschehnisse, die mich gepackt haben, wo ich dachte, jetzt endlich wird es was, danach kam dann wieder Langeweile auf. Es war ein ständiges auf und ab. Der Schreibstil war an manchen Stellen mitreißend, dann wiederum bildeten sich Fragezeichen, weil die Konversationen völlig unlogisch waren. Auch so manche Szene wirkte auf mich zu konstruiert. Die Demenzerkrankung des Vaters wurde jedoch sehr realistisch beschrieben.
Zum Ende hin kam doch noch etwas mehr Spannung auf, aber letztendlich war mir das für die fast 500 Seiten dann doch zu wenig.
Die Aufmachung des Buches ist allerdings wirklich top, der Farbschnitt wunderschön und geht in das Cover über. Ich hätte mir allerdings das Versprechen des Covers auch in der Story und vom Feeling her gewünscht.

Bewertung vom 10.04.2023
One of the Girls
Clarke, Lucy

One of the Girls


ausgezeichnet

Kurz vor Lexis Hochzeit mit dem charismatischen, angesehenen Ed Tollock feiert sie ihren Junggesellinenabschied mit fünf Freundinnen auf einer griechischen Insel. In der einsam gelegenen, malerischen Villa, hoch auf den Klippen über dem Meer, wollen die Frauen einen Kurzurlaub verbringen. Es sollen Tage gefüllt mit Sonnenschein, schwimmen, gutem Essen und Alkohol werden. Organisiert wurde die sogenannte Hen Party von Lexis Trauzeugin und bester Freundin Bella. Lexi, Bella und Robyn führen eine jahrelange Freundschaft. Mit von der Partie sind noch Lexis zukünftige Schwägerin Eleanor, Bellas Freundin Fen, deren Tante die Villa zur Verfügung gestellt hat und Ana, mit der sich Lexi erst kürzlich beim Yoga angefreundet hat. Jede der Frauen trägt ihr eigenes Geheimnis mit sich herum, dadurch entsteht eine ganz eigene Dynamik in der Gruppe. Dies führt letztendlich dazu, dass eine Person tot auf den Klippen liegt….

Die sommerliche Idylle, die Atmosphäre der giechischen Insel, die warme Sonne und malerischen Buchten können nicht über die sich anbahnenden, spannenden Ereignisse hinwegtäuschen. Obwohl als Roman deklariert, liest sich das Buch eher wie ein psychologischer Thriller. Die Kapitel sind kurz gehalten und enden jeweils mit entsprechenden Cliffhängern. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, jede der Frauen bekommt in der Story ihren eigenen Blickwinkel . Nach und nach erfährt man immer mehr über die Geheimnisse, es entstehen dadurch unerwartete Wendungen, was dem Buch eine absolute Sogwirkung verleiht.
Einige der knackigen Kapitel beginnen mit einem kursiven Text, in dem rückblickend auf die Ereignisse geschaut wird. Man möchte immerzu wissen, wie es weiter geht, vor allem konnte ich es kaum erwarten zu erfahren, wer denn nun letztendlich mit dem Leben bezahlen muss und wie es dazu kam.
Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse. Vielleicht mag es zu konstruiert wirken, doch es fügt sich letztendlich alles passend zusammen.
Auch der Schreibstil der Autorin passte hervorragend zum Inhalt. Leicht, spannend, manchmal nachdenklich und vor allem mitreißend, so dass ich mich auf keiner Seite gelangweilt habe.

Bewertung vom 05.03.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Das vermeintlich perfekte Vorzeigepaar: Der erfolgreiche Staranwalt Andreas und seine ebenso erfolgreiche Frau Caroline, Chefredakteurin eines Lifestyle Magazins, erfüllen sich einen lang gehegten Traum. Ein Segeltörn durch die Schären Schwedens soll die beiden wieder näher zusammenbringen. Mit von der Partie sind der junge Anwalt Daniel und seine Freundin Tanja, die von Andreas auf diese Reise eingeladen wurden. Daniel erhofft sich durch diesen Trip den Aufstieg zum Partner in der Kanzlei. Die beiden ungleichen Paare werden von dem undurchschaubaren Skipper Eric auf dessen Schiff, der „Querelle“ angeleitet.

Schon zu Beginn spürt man die unter der Oberfläche lodernden Spannungen. Andreas spielt sich auch im Urlaub als den Chef auf, Daniel versucht alles, um ihm zu gefallen. Caroline weiß nicht, ob sie noch an ihrer Ehe festhalten soll und Tanja fühlt sich von Daniel im Stich gelassen. In diesem Roman geht es um Machtspiele, um Abhängigkeiten und unter welchen Aspekten eine Beziehung überhaupt noch Bestand hat. Gerade hier auf engstem Raum entwickeln sich die Spannungen unter den Reiseteilnehmern zusehends.
Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, so dass man immer dicht an den Figuren, an deren Gedanken und Emotionen dran ist. Nur der Skipper Eric bleibt undurchsichtig, seine Sichtweise wird hier aussen vor gelassen.
Während eines Sturms eskaliert die Situation und trotz der Differenzen liegt es nun an dem Zusammenspiel der Protagonisten, mit der Situation umzugehen.
Das Buch besticht durch die psychologische Zeichnung der Charaktere. Dadurch entwickelt sich ein absolut fesselndes Kammerspiel an Bord des Segelschiffes. Auch die Beschreibungen über das Segeln wurden nie langweilig und konnten der Entwicklung die Spannung nicht nehmen.
Die zunächst atmosphärischen, idyllischen Beschreibungen der Schären wirkten bildhaft, ich konnte mich durchgehend in die Story fallen lassen und wurde von dem Buch absolut gefesselt, so dass ich es kaum aus der Hand legen mochte.

Bewertung vom 20.02.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


sehr gut

Sadie und Sam lernen sich bereits als Kinder in einer Klinik kennen. Beide sind einsam, haben keine Freunde und fühlen sich durch ihre Liebe für Videospiele miteinander verbunden. Viele Stunden lang zocken sie gemeinsam. Später als Studenten begegnen sie sich erneut, nachdem der Kontakt vor Jahren abgebrochen wurde. Auch in den 90ern verbindet sie die Liebe zum Gaming. Sie programmieren ihr erstes gemeinsames Spiel, das sie zum Erfolg führt. Gemeinsam mit Sams Mitbewohner Marx gründen sie ihr eignes Unternehmen für Computerspiele. Vor allem Sadie hat es nicht leicht, da Frauen damals in der Branche kaum vertreten waren.

Aber in diesem Roman geht es um so viel mehr. Zunächst besticht das Buch durch diese einzigartige Sprache der Autorin. Obwohl präzise auf den Punkt gebracht, transportiert sie doch die gesamte Bandbreite an Emotionen. Der Roman besticht durch viele Themen. Vordergründig geht es um Freundschaft, um Liebe, um Zusammenarbeit. Interessant war es für mich zu erfahren, wie ein Computerspiel überhaupt entsteht. Auch als Nicht-Gamerin konnte ich dem Geschehen gut folgen.
Wir begleiten die Protagonisten durch mehrere Jahrzehnte, beobachten, wie sich deren Leben entwickelt. Freundschaft und Liebe spielen immer eine Rolle. Man wusste jedoch nie so genau, was wohl als Nächstes geschieht, die Autorin konnte mich manches mal überraschen, so dass ich von Szene zu Szene mitgefiebert habe und meine Neugier sich durchgehend halten konnte. Einzig einige Passagen waren mir doch etwas zu langatmig, gelegentlich hätte man meiner Meinung nach etwas kürzen können.
Manchmal hätte ich die Figuren auch gerne gerüttelt, damit sie endlich mal offen miteinander reden, sich über ihre Gefühle und Empfindungen ernsthaft austauschen. Dies blieb selbst später im Erwachsenenalter auf der Strecke. Sadie macht es Sam auch oft nicht gerade leicht. Der Schluss jedoch bringt Hoffnung mit sich.
Das Buch habe ich sehr gerne gelesen, sowohl Story als auch Schreibstil wirkten durchweg einzigartig auf mich, ein vergleichbares Buch hatte ich bisher noch nicht in der Hand. Die Autorin schafft es, die Charaktere lebendig und authentisch wirken zu lassen. Diese durchleben einige Schicksalsschläge, Stimmungen und Emotionen. Diese Passagen haben mich sehr berührt. Bis auf einige zu langwierige Szenen hat mir das Buch wirklich gut gefallen.

Bewertung vom 29.11.2022
Das letzte Versprechen
Lind, Hera

Das letzte Versprechen


ausgezeichnet

„Das letzte Versprechen“ ist mein erstes Buch aus der Reihe wahrer Geschichten von Hera Lind und es hat mich doch sehr berührt und mitgenommen.

Die kleine Anni wächst wohlbehütet im Banat auf, oft versorgt von ihrer geliebten Großmutter, während sich die Eltern um die eigene Gastwirtschaft des Dorfes kümmern. Bis zu ihrem 5. Lebensjahr verbringt Anni eine glückliche Kindheit, denn dann fallen 1944 die Partisanen ein. Kinder werden rücksichtslos ihren Eltern entrissen, die Männer müssen in den Krieg ziehen, die Frauen werden in Vernichtungslager nach Sibirien verschleppt, wo sie Hunger und Kälte erleiden und schwer unter Tage schuften müssen.
Auch die Großeltern werden eine Tages verschleppt. Annis Großmutter hatte der Mutter doch versprochen, die Enkelin nie alleine zu lassen und sich gut um sie zu kümmern. Doch die schweren Zeiten, der allgegenwärtige Hunger werden zur Herausforderung. Zurück ins Banat können sie nicht, das haben die Partisanen an sich gerissen und ihren Hass gegen die Deutschen deutlich spüren lassen. Auch die Jugoslawen und Russen haben ihren Hass aufgrund der Geschehnisse des 2. Weltkriegs an den Banatdeutschen ausgelebt. Doch Anni und ihre Großeltern konnten sich retten und später ein neues Leben in Deutschland aufbauen. Ebenso Annis Mutter Amalie.
Der Start im neuen, unbekannten Land ist nicht leicht, die Flüchtlinge sind schwer traumatisiert, psychologische Unterstützung gab es damals nicht. Nur die Großeltern halten weiterhin zu Anni.
Eines Abends begegnet Anni dem Bauernsohn Hans und verliebt sich. Doch auch die Ehe mit Hans bietet so einige Herausforderungen…

Auf dem Cover sieht man wohl die Szene, in der sich Amalie von ihrer Tochter Anni verabschiedet, als sie von den Partisanen abgeholt wird. Die Grausamkeiten, die sich in diesem Buch aneinanderreihen, waren schon sehr emotional und hart. Manches Mal musste ich das Buch zur Seite legen, weil ich soviel Grausamkeit und Unmenschlichkeit nicht ertragen konnte. Oft kamen mir wieder die Tränen, zumal die Sprache der Autorin auch sehr bildhaft auf mich wirkte und sich die Ereignisse wie ein Film vor meinen Augen abspielten. Doch immer wieder blühten auch kleine Hoffnungsschimmer auf. Es gibt dann doch noch Menschen, die zu Anni halten, die sie lieben und schätzen.
Doch wie grausam können manche Menschen nur sein, das geht einfach nicht in meinen Kopf…. Über das Schicksal der im Banat lebenden Deutschen hatte ich bisher nichts gewusst, wahrscheinlich ergeht es vielen so, deshalb ist es umso wichtiger, den Menschen eine Stimme zu geben. Dies ist Hera Lind wirklich hervorragend gelungen.
Erzählt wird zunächst aus wechselnden Perspektiven, doch dann fokussiert sich die Autorin ausschließlich auf Annis Erzählstimme. Die Sprache ist mitreißend, emotional und sehr bewegend, mehrmals musste ich Unterbrechungen einlegen, weil ich soviel Leid und Grausamkeit nicht mehr ertragen konnte.
Diese liebevolle, herzliche und empathische Frau hat wirklich ein sehr bewegendes Leben geführt und ich hoffe sehr, dass Anni noch ein paar friedvolle, erfüllte Jahre genießen darf. Trotz der vielen unerträglichen Szenen hat mich Annis Lebensgeschichte gepackt, mich völlig in den Bann gezogen und wurde von Hera Lind hervorragend umgesetzt.

Bewertung vom 31.10.2022
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


ausgezeichnet

Der letzte Tag im Jahr 2018: Nina und Fredrik feiern den Silvesterabend bei ihren reichen Freunden Lollo und Max. Auch Malena erscheint mit ihrem neuen Freund. Die drei Frauen waren während der Schulzeit engste Freundinnen, doch hat man sich im Laufe der Jahre auseinandergelebt. Allerdings trifft man sich aus einer alten Gewohnheit heraus an Silvester und zum Midsommer.
Gleichzeitig feiern die fast volljährigen Töchter Smilla und Jennifer zum ersten Mal ihre eigene Silvesterparty. Während Fredrik die Sache völlig entspannt betrachtet, hat Nina kein gutes Bauchgefühl, völlig zu Recht, wie sich noch herausstellen sollte. Denn Jennifer verlässt die Party vorzeitig, kommt jedoch nie in ihrem Elternhaus an. Dies wird den Beteiligten jedoch erst am nächsten Tag bewusst.

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut und fiel mir direkt ins Auge. Man erkennt die Eisvase mit den Rosen, die sich als Dekoration auf der Terrasse der Gastgeber während der Silvesterparty befindet. So wie diese Eisvase schmilzt und die Blumen offen legt, werden nach und nach die Geheimnisse der einzelnen Charaktere offenbart, eine wirklich gelungen gewählte Metapher.

Auch inhaltlich konnte mich dieser psychologische Roman überzeugen. Erzählt wird jeweils aus den Perspektiven von Fredrik, Nina, und Jennifers Mutter Lollo. Max kommt hier nicht zu Wort, da fragt man sich als Leser:in, welche dramatischen Geheimnisse er denn nun zu verbergen hat. Den erzählenden Charakteren kommt man sehr schnell nahe beim Lesen. Jede dieser Figuren hat einen anderen Wissensstand, das macht die Story unglaublich spannend. Zunächst konnte ich es kaum abwarten zu erfahren, was wirklich mit Jennifer geschehen ist, wo sie geblieben ist und dann haben die Geheimnisse, die nach und nach an die Oberfläche kamen, die Spannung durchgehend gehalten. Zudem gab es einige überraschende Wendungen, erst im letzten Viertel hatte ich wirklich eine Ahnung, was tatsächlich geschehen war, diese hatte sich dann auch bestätigt. Eine wirklich geniale Auflösung.
Auch der präzise Schreibstil der Autorin konnte mich durchgehend fesseln. Die Sprache war klar und auf den Punkt gebracht, die Kapitel kurz und knackig. Gelegentlich gab es immer mal wieder einen kurzen Rückblick in die Vergangenheit, um Jennifers Persönlichkeit zu verdeutlichen und wie sie auf ihrem Weg geprägt wurde.

Fazit: Bei Happy New year handelt es sich um einen durchgehend spannenden, psychologisch dramatischen Roman, in dem es einige Geheimnisse zu entdecken gibt. Die Figuren sind hier authentisch beschrieben und auch das Thema Burnout wurde gekonnt eingeflochten.

Bewertung vom 02.10.2022
Meet Me in Maple Creek / Maple Creek Bd.1
Flint, Alexandra

Meet Me in Maple Creek / Maple Creek Bd.1


sehr gut

Mira wächst wohlbehütet in Maple Creek auf, einer Kleinstadt in Oregon. Sie lebt dort mit ihrem Vater, studiert Architektur und Mathematik und liebt die Natur, ganz besonders im Herbst. Doch eines Tages wird ihr beschauliches Leben gehörig auf den Kopf gestellt, als ihr unerwartet ihr Zwillingsbruder Lilac vor die Nase gesetzt wird, von dem sie bisher nichts wusste. Zudem wird Lilac von seinem Freund Joshka begleitet. Lilacs Leben ist völlig anders verlaufen, er hatte nicht so ein schönes Zuhause wie Mira. Joshka hat immer für ihn gesorgt, auf ihn aufgepasst, wie ein großer Bruder. Doch Joshka ist eine große Nummer im Untergrund New Yorks…. Auch in Maple Creek lässt ihn seine Vergangenheit nicht in Ruhe…

Zunächst mal muss ich hier erwähnen, dass das Cover unfassbar schön gestaltet ist und das herbstliche Setting perfekt wiederspiegelt. Das Muster der farbigen Blätter zieht sich über den vorderen Buchschnitt fort und macht das Buch rundherum zu einem Hingucker.
Doch eigentlich ist ja der Inhalt entscheidend und der hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Autorin hat einen mitreißenden Schreibstil, mit wunderschönen manchmal poetischen Beschreibungen, die mich während des Lesens direkt berührt haben. Allerdings waren mir für mein Empfinden einige Passagen aber auch zu ausschweifend, so dass ich gelegentlich das Gefühl hatte, es wiederholt sich, wodurch für mich einige Längen entstanden sind.
Gefallen hat mir aber das Zusammenspiel der Protagonisten, vor allem die Annäherung zwischen Mira und ihrem Zwillingsbruder. Warum aber ihr Vater solange ein Geheimnis daraus gemacht hat und die Aussprache erst relativ spät stattfindet, war für mich nicht so ganz nachvollziehbar.
Und dann gibt es noch diese speziellen Vibes zwischen Mira und Josh. Doch warum sie sich so sehr zu ihm hingezogen fühlt, bleibt mir ein Rätsel. Während ich Mira schnell in mein Herz geschlossen hatte, konnte ich für Josh keine wirklichen Sympathien aufbringen. Auch Joshka ist wie Mira wohlbehütet aufgewachsen. Doch im Untergrund bekommt er Anerkennung, dort hat er als Anführer ein hohes Ansehen.
Josh verhält sich Mira gegenüber unverschämt und toxisch. Er ist ein hohes Mitglied der organisierten Kriminalität und lässt Mira über vieles im Unklaren. Warum sie sich nicht von Josh fern hält und sich stattdessen mehr auf ihren Bruder konzentriert, kann ich nicht wirklich nachvollziehen.
Erzählt wird die Story aus Miras und Joshkas Perspektive. Auch Lilac bekommt ein paar eigene Kapitel. Da meine Sympathien für Josh bisher noch gering ausfallen, mir sein teilweise toxisches Verhalten überhaupt nicht zugesagt hat, konnte mich seine Perspektive eher weniger fesseln als Miras. Zwar hat er auch seine guten Momente, aber ob das genug ist? Zudem bringt er Mira in Gefahr, da die organisierte Kriminalität nunmal nicht einfach los lässt….
Das Ende hätte ich mir gerne in sich abgeschlossener gewünscht, auch wenn es einen nächsten Teil gibt.
Alles in allem hat mir das Buch trotz der persönlichen Kritikpunkte gut gefallen, die Story war spannend und wurde richtig rasant. Das herbstliche Kleinstadt Settung war für mich definitiv ein Highlight. Zu gerne hätte ich mal mit Mira und ihren Freunden im cozy Coffee Shop entspannt einen Kaffee getrunken oder wäre zu gerne mit ihnen durch die Berge gewandert. Auch die Sprache der Autorin mochte ich sehr. Den 2. Teil werde ich also definitiv lesen und hoffe darauf, dass mir Josh doch noch etwas sympathischer wird.

Bewertung vom 21.09.2022
Ein Zuhause für das Glück / Lake Paradise Bd.1
Inusa, Manuela

Ein Zuhause für das Glück / Lake Paradise Bd.1


ausgezeichnet

Vor zwei Jahren hat Lexi Dawson die Liebe ihres Lebens verloren. Lexi und Keith standen kurz vor der Hochzeit, Lexi sah ihre Zukunft bereits für sie perfekt vor sich. Doch dann kommt alles anders, nachdem Keith bei einer Wanderung tödlich verunglückt. Lexi kann sich auch nach zwei Jahren kaum vorstellen, jemals wieder mit einem Mann etwas anzufangen. Doch dann taucht Aaron in dem idyllischen Örtchen Lake Paradise auf, den sie schon aus Kindheitstagen kennt. Eigentlich will Aaron nur seine Familienangelegenheiten erledigen und möglichst schnell wieder nach New York verschwinden, wo er als erfolgreicher Architekt tätig ist. Doch das Schicksal hat andere Pläne, Aaron und Lexi fühlen sich relativ schnell zueinander hingezogen. Aber gibt es überhaupt eine Chance für die beiden, zumal sie in völlig verschiedenen Welten leben und Lexi immer noch Zweifel hegt, ob sie überhaupt schon bereit ist, sich wieder auf einen Mann einzulassen…?

Dies war mein erstes Buch von Manuela Inusa und garantiert nicht mein letztes. Schon die Leseprobe hatte mich ja bereits überzeugt und es wurde noch so viel besser. Die Autorin hat mit Lake Paradise so ein wunderschönes, idyllisches und herbstliches Setting im mittleren Westen der USA geschaffen. Der Schreibstil war leicht und fließend, doch die Beschreibungen der Örtlichkeiten und der verschiedenen Dorfbewohner so bildhaft, dass ich sowohl vom Setting als auch von der Story mitgerissen wurde und während des Lesens alles andere um mich herum vergessen konnte.
Lexi tat mir zu Beginn so unendlich leid, musste sie doch in ihren jungen Jahren so einen schweren Schicksalsschlag erleben, doch durch die Begegnung mit Aaron blüht sie regelrecht auf. Ich fand Lexi als Protagonistin richtig sympathisch und bildhaft beschrieben, so dass ich das Gefühl hatte, wir würden uns bereits seit Jahren kennen.
Auch Aaron hatte es nicht einfach in seiner Kindheit und kehrt nach über einem Jahrzehnt offiziell in seinen Heimatort zurück. Eigentlich hat er mit dem Dorfleben nichts mehr am Hut, seitdem er sich sein eigenes Leben in New York aufgebaut hat, doch zu Lexi fühlt er sich relativ schnell hingezogen.
Wie in einem kleinen Dorf üblich, gibt es hier die obligatorischen Tratschtanten, jeder kennt hier jeden, man weiß (fast) alles über die Einwohner, doch man ist auch füreinander da und die Feste werden gemeinsam gefeiert, wie sie fallen.
In Lake Paradise dreht sich alles hauptsächlich um den Mais, dieser ist für viele die Haupteinnahmequelle. Nur kann Aaron mit dem Mais leider überhaupt nichts anfangen.
Erzählt wird sowohl aus Lexis als auch aus Aarons Perspektive. So kann man als LeserIn deren Gedanken und Handlungsweisen glaubwürdig nachvollziehen.
Ich habe das Buch so sehr geliebt, die Story geht ans Herz, das Setting ist so wundervoll heimelig beschrieben, so dass man sich am liebsten selbst mal gerne dort aufhalten und die Bewohner kennenlernen würde.
Nur ganz vielleicht gibt es hier die ein oder andere etwas kitschige Szene, doch das hat mich nicht im geringsten gestört, denn sowohl Story als auch die verschiedenen Geschehnisse passten für mich einfach perfekt in das Gesamtbild.
Die Kapitel sind relativ kurz gehalten und am Ende möchte man unbedingt immer erfahren, wie es im nächsten weitergeht, das hat bei mir einen erheblichen Suchtfaktor erzeugt. Eigentlich wollte ich mir das Buch noch ein wenig einteilen, um etwas länger davon zu haben, doch das hat hier überhaupt nicht funktioniert.
Wer eine Wohlfühlbuch sucht, mit einem tollen, idyllischen und herbstlichen Setting, authentischen Charakteren und Nebenfiguren, eine bildhafte Story, die mitreisst und bewegt, dem würde ich diesen ersten Teil unbedingt ans Herz legen.
Ganz große Klasse und eines meiner Jahreshighlights.
Die nächsten Teile werden auch definitiv bei mir einziehen.

Bewertung vom 20.07.2022
Jahre mit Martha
Kordic, Martin

Jahre mit Martha


ausgezeichnet

Zeljko, der von allen der Einfachheit halber Jimmy genannt wird, begegnet Martha zum ersten Mal mit 15, als seine Mutter ihren 40. Geburtstag feiert. Martha verkörpert Wohlstand und Bildung, Zeljko ist auf eine noch unbestimmte Art fasziniert von ihr. Denn er lebt mit seine Eltern und den beiden Geschwistern in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen, der Vater arbeitet unter der Woche auf diversen Baustellen, die Mutter hat mehrere Putzstellen. Als Gastarbeiterfamilie haben sie keinen einfachen Stand in der Gesellschaft, doch den Kindern soll es später besser gehen. Ursprünglich stammen sie aus der Herzegowina. Zeljko ist in Deutschland geboren und Inhaber eines deutschen Passes, doch seine Wurzeln legen ihm immer wieder Steine in den Weg und er muss um einiges mehr für seine Wünsche kämpfen. Martha dagegen ist Professorin, bewohnt eine Villa mit Pool in Heidelberg, besitzt Bildung und eine Bibliothek. Unter anderem putzt seine Mutter für Martha Gruber. In jenem Sommer, als Zeljko ihr zum ersten Mal begegnet, bietet sie ihm einen Ferienjob an. Dadurch eröffnet sich ihm eine völlig neue Welt, Martha ermöglicht ihm uneingeschränkten Zugang zur Bibliothek, nimmt ihn mit in die Oper und zeigt ihm ihre Welt. Sie unterstützt ihn. Doch inwieweit handelt es sich um tatsächliche Liebe?

Dieser Roman hat mir außerordentlich gut gefallen. Das Buch wird aus Zeljkos Sicht geschrieben und liest sich schon fast wie eine Autobiografie. Vor allem die poetische Sprache hat es mir angetan, der Autor versteht es wunderbar, immer im richtigen Moment die Emotionen an den LeserIn heranzutragen, ganz große Klasse. Man begleitet Zeljko bis in sein Erwachsenenalter, immer wieder kommt es zum Kontakt mit Martha, doch dazwischen vergeht immer wieder mal einige Zeit.
Es handelt sich nicht um einen reinen Liebesroman, viele Themen werden hier behandelt. Besonders die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen der Bildungselite und den Einwanderern wird hier deutlich und hat mir nochmal eine andere Perspektive eröffnet und mich zum Nachdenken angeregt.
Der Protagonist ist auf der Suche nach sich selbst, begegnet immer wieder Vorurteilen und muss für Bildung deutlich mehr kämpfen als andere.
Besonders gefallen haben mir die immer wiederkehrenden Bezüge zur Literatur. Vor allem die Texte von Hertha Kräftner haben es nicht nur Zeljko angetan, beschreiben diese doch auf so wunderbare Weise den Lauf des Lebens.
Mir hat sich zwischendurch immer wieder die Frage gestellt, ob es sich um eine ernsthafte Liebe handelt. Sicher, Zeljko ist fasziniert von Martha, doch inwieweit spielt sie mit ihm, nutzt ihn aus, hält ihn für käuflich? Jedoch wird hier niemals der moralische Zeigefinger erhoben.
Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, wollte immerzu wissen, wie es mit dem Protagonisten weitergeht, ob er seine Ziele erreicht, wie sich die Bindung zu Martha letztendlich entwickelt. Und auch das Ende war für mich absolut perfekt und setzt dem ganzen die Krone auf. Ein Buch, das sicherlich noch lange nachhallen wird.

Bewertung vom 16.01.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Sarah, Marc und dessen Freund Henning leben gemeinsam in einem exklusiven Loft in Hamburg. Eines Tages wird Hennings Blut in der gemeinsamen Küche gefunden, ein richtiges Massaker, doch von der Leiche fehlt jede Spur. Zunächst deutet alles auf Sarah und Marc, ein Paar Anfang 30. Haben die beiden gemeinsame Sache gemacht? War Henning das dritte Rad am Wagen und einfach nur ein Störfaktor? Oder war doch nur Marc der Täter, dessen Blut am Küchenmesser gefunden wurde? Doch auch Sarah hätte einige Gründe. Oder stecken doch weitergreifende Ereignisse dahinter? Denn irgendwie mussten sie ja schließlich ihren gehobenen Lebensstil finanzieren.

Wow. Was für ein exzellenter, intelligent geschriebener und durchdachter Thriller, gepaart mit Einblicken verschiedener Perspektiven. Doch wer erzählt die Wahrheit? Wem kann man trauen? Und wer möchte einfach nur rücksichtslos die eigene Haut retten? Abwechselnd erfahren wir die Ereignisse jeweils aus Sarahs und Marcs Sicht. Doch auch die polizeilichen Ermittlungen und Verhöre werden thematisiert. Immer wieder gibt es Rückblicke in die Vergangenheit. Als LeserIn erfährt man, wie sich die große Liebe zwischen Sarah und Marc entwickelt hat. Die Situation in der WG zwischen dem Paar und Marcs bestem Freund Henning gestaltet sich als immer schwieriger. Doch was zählt mehr im Leben? Zweisamkeit und die große Liebe oder doch eher die freundschaftliche Loyalität?
Marc und Sarah führen ein luxuriöses Leben, doch das muss ja irgendwie finanziert werden und Marc fühlt sich auch immer wieder verantwortlich gegenüber Henning, was sich natürlich auch auf seine Beziehung zu Sarah auswirkt, denn sie würde Hennings am liebsten so schnell wie möglich loswerden.
Sämtliche Ereignisse steuern dann schließlich auf den einen Schlüsselmoment auf Little Corn Island zu, dem ich absolut entgegengefiebert habe.
Dies ist mein erstes Buch von Linus Geschke, doch diesen Autor habe ich nun auf meinem Radar. Die Kapitel waren kurz und unfassbar spannend, man bekam immer nur kleine Häppchen vorgesetzt. Das Buch hat mich derart geflasht, ich konnte es kaum aus den Händen legen. Meine Theorien musste ich mehrfach verwerfen, aber auf diese Auflösung wäre ich niemals gekommen, ganz große Klasse!
Für mich zählt diese Story zu den absoluten Highlights unter den Thrillern.
Bitte mehr davon!