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Bücherwurm

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Bewertung vom 25.08.2015
Der Teichkehrer
Nicklas, Holger

Der Teichkehrer


schlecht

Ein Baden-Krimi jauchzt die geplagte, Identität suchende badische Seele ob des Untertitels des dritten Romanes von Holger Niklas. Ja, diese Straße in der Residenzstadt bin ich schon entlang geschlendert, in dem Karlsruher Café bin ich auch schon gesessen, erinnert sich der Leser des eingestreuten Lokalkolorits, bevor er sich einige Jahre in die Zukunft geschleudert sieht, in welcher die U-Strab fertig gestellt und allen tumben Gegnern von einst zum Trotz die sich in Agonie windende Kaiserstraße zu neuem Leben erblüht ist. Trotz oder gerade wegen der großzügig zur Schau gestellten Ortskenntnisse bleibt dem gebürtigen Österreicher der Blick in die badische Seele verwehrt und sein Roman könnte auch Gott weiß wo spielen.
Holger Niklas konservativem Weltbild entspringt in diesem Roman das Schreckgespenst der Öko-Diktatur, deren grüne Ministerpräsidentin die Energiewende ohne Rücksicht auf Mensch und Natur vorantreibt. Auf die Spitze getrieben wird das Szenario durch den sich bar jeder Moral gerierenden Anführer spinnerter Öko-Aktivisten, der um seine Ziele durchzusetzen, Hunderte?, Tausende? Menschenleben auf's Spiel setzt. Warum sich diese, jeglicher Moral abholde Führungsfigur überhaupt für das positive Ziel, Natur und Umwelt zu schützen, einsetzen sollte, diese Antwort bleibt der Autor schuldig. Doch nicht allein hier bleibt die Logik auf der Strecke. Die zwischenstaatlichen, die zeitlichen und die technischen Aspekte des Baus eines „Großkraftwerkes Iffezheim“ und der Staustufe bei Neuburgweier sind äußerst schlampig recherchiert und rauben der Geschichte die Glaubwürdigkeit. Warum der charismatische Anführer einen Teil seiner Anhängerschaft als unzuverlässige Kantonisten von seiner ultimativen Aktion - der Sprengung der Staudämme -ausschließt und dennoch selbst den Getreuesten seine wahren Absichten verschleiert, erschließt sich dem Leser genau so wenig, wie dessen nächtlicher Ausflug auf das Baugerüst, bei dem nach einem Gerangel ein Wachmann zu Tode stürzt, was der eigentlichen Grund für die polizeilichen Ermittlungen ist.
Gekrönt wird der Roman durch den Titel gebenden esoterischen Firlefanz um einen nebulösen „Teichkehrer“ im Karlsruher Schloßpark, der in keinster Weise die Krimi-Handlung vorantreibt und bemüht aufgesetzt wirkt, wohl um zusätzliche Leserschichten zu erschließen.
Das Buch wird in Erinnerung bleiben, aber nicht wegen einer großen literarischen Erzählweise, sondern wegen des Ärgers, der sich während seiner Lektüre breit macht.