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Gabrielle

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 26.12.2023
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
Jonasson, Jonas

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand


ausgezeichnet

Eigentlich mache ich einen großen Bogen um gehypte Bestseller und als mir dieser Roman in die Hände fiel, dachte ich zuerst: Na, schau’n wir mal, warum dieses Buch so bekannt geworden ist – und ich muss sagen, dass es dieser humorvolle Roman mehr als verdient hat!

Hundert Jahre Politikgeschichte werden hier vom Autor in simpel knapper Darstellung auf den Punkt gebracht und zum Gegenstand des Lebens eines imaginären schrulligen Hundertjährigen, der auf komische und völlig unlogische Weise zum Antihelden der Welt wird. Eine Art satirische Fantasy, die einfach nur köstlich ist und eine herzliche Botschaft hat. Möge dieser alte Schwede noch lange leben!

Bewertung vom 11.11.2023
Die Welt im Rücken
Melle, Thomas

Die Welt im Rücken


ausgezeichnet

Erschreckend, bewegend und wertvoll für jeden, der das persönliche Empfinden und Erleben eines Betroffenen verstehen will.
Die Berliner Zeitung schrieb in ihrer Rezension über dieses Buch, dass es u. a. zugleich "irre" komisch wäre. Ich konnte keine Komik in der Beschreibung des Lebens von Thomas Melle finden und der Autor empfand sicherlich auch nicht so während seiner Paranoia und Psychose in den manischen Phasen oder während den darauf folgenden Depressionen. Seine Manie kostete den Autor beinahe seine Existenz und die Depression über sein Verhalten in den manischen Phasen und dessen Folgen brachte ihn an den Abgrund der Lebensmüdigkeit.
Die Beschreibung des Lebens vom Thomas Melle, seiner übersteigerten Sinneswahrnehmungen, Unruhezustände, sein Irren durch diese Welt und seiner tiefen Traurigkeit, ist für einen emphatischen Leser mitunter kaum erträglich, doch zum Verstehen der Krankheit unumgänglich. "In Wahrheit sind Irre meist Opfer, die sich im Leben nicht mehr zurechtfinden, hospitalisiert oder obdachlos werden, als verknotete Nervenbündel durch die Gegend wanken und vielleicht noch vergewaltigt oder ermordet werden, selbst jedoch eher selten vergewaltigen oder morden. Oder sie sind durchschnittliche, weder hoch- noch minderbegabte Menschen, die einfach krank sind und damit zu kämpfen haben. Es ist nicht alles 'Abgrund'. Die Leute gruseln sich einfach zu gerne", so der Autor treffend in diesem Buch. Doch dieses Buch ist ebenfalls nicht gruselig. Es ist einfach nur erschütternd.

Bewertung vom 26.08.2023
Im Café der verlorenen Jugend
Modiano, Patrick

Im Café der verlorenen Jugend


weniger gut

Ich habe mich durchgebissen, weil ich die ersten 30 Seiten nicht umsonst gelesen haben wollte, aber das Buch hat mich beinahe depressiv zurückgelassen. Die Sprache ist sehr schön, wie ich zugeben muss. Doch die Atmosphäre, die die Erzählung verbreitet ist mehr als melancholisch. Der Autor Patrick Modiano betrachtet das Leben einer Café-Bekanntschaft aus dem Blickwinkel von drei männlichen Gästen eines Cafés in Paris und der observierten jungen Frau selbst. Modiano schlüpft dabei jeweils in die Rolle seiner Protagonisten als Ich-Erzähler, wie dies viele französischen Autoren tun. Tatsächlich hat mir das Kapitel, als er die junge Frau Louki selbst ihr Leben erzählen lässt, am besten gefallen, weil es wenigstens etwas Gefühl transportierte.

Im Großen und Ganzen bleibt der Autor an der Oberfläche und seine Erzählung geht nicht unter die Haut. Die Protagonisten und ihre Handlungen haben keinerlei Tiefgang und scheinen einzig ihre Lebenszeit totschlagen zu wollen. Der Freiheitsdrang Loukis ist nichts anderes als ein Weglaufen vor Beziehung. Alle Protas sind Egoisten ohne Interesse an ihren sogenannten Freunden. Die Beschreibung von Paris beschränkt sich auf die Benennung von Straßen, Plätzen und Metrostationen. Ich konnte nur graue Pflastersteine, dunkle Straßenecken und nachtschwarze Häuserfassaden vor meinem inneren Auge sehen. Zu Nebel gewordene Gefühlskälte und verschwendete Jugend. Der Autor scheint selbst den "Schnee" eingeatmet zu haben und zu keinen großen Gefühlsregungen fähig zu sein. Denn am Ende des Buches fragt man sich, weshalb es überhaupt geschrieben wurde.

Bewertung vom 10.08.2023
Ein Mann seiner Klasse
Baron, Christian

Ein Mann seiner Klasse


ausgezeichnet

Psychogramm unserer Gesellschaft
Was dieses Buch ausmacht, ist die unverblümte Selbstehrlichkeit des Autors, die ungeschönte Wahrheit über das Aufwachsen ohne Perspektive und in Mangel sowie die erschreckende Realität der Stigmatisierung einer deutschen Unterschicht.
Gleich zu Beginn des Buches hat mich die vergebende Haltung des Autors Christian Baron tief berührt. Durch seinen ehrlichen Umgang mit seiner eigenen Wut ist er ebenso während der gesamten Schilderung seiner Kindheitsgeschichte relativ objektiv mit dem Charakter seines Vaters und seiner gesamten Familie umgegangen. Baron zeigt seinen Vater, der seine Hauptfigur in seiner Erinnerung ist, nicht nur von seiner lauten brutalen Seite, sondern auch die leisen Zeichen seiner unter der Krankheit des Alkoholismus schlummernden Liebe, wenn der Vater z. B. die kleine Schwester auf seinem Arm hält oder dem schwerkranken Christian im Krankenhaus beisteht. Der Autor schildert die Täter auch als Opfer, indem er die Ursachen für deren Sucht benennt, gegen die sie ihr ganzes Leben mit ihrer von Scham belasteten schwachen Psyche kämpfen müssen.
Beim Lesen habe ich schließlich über das Wort „asozial“ nachgedacht, das als Titel für in unserer Gesellschaft gemiedene Menschen benutzt wird, welcher keinen gehobenen Status verleiht, sondern tatsächlich als Schimpfwort gemeint ist. Das Wörterbuch definiert „asozial“ als unfähig zum Leben in der Gemeinschaft, sich nicht in die Gemeinschaft einfügend; am Rand der Gesellschaft lebend. Doch das ist falsch, denn es setzt eine fehlende Eigenschaft und eigenes Verschulden eines Menschen ohne Geld, Bildung und Selbstbewusstsein voraus, die ihn alleine an den Rand der Gesellschaft gebracht haben. Aber es ist genauso wenig eigenes Verschulden in unserem Land in Armut geboren zu sein und aufwachsen zu müssen, wie mit einem goldenen Löffel im Mund zur Welt zu kommen. Der Autor hält dem Leser seines biografischen Romans jedoch frei von Anklage den Spiegel vor. Denn er will aufklären und sensibel für die Respekt und Lieblosigkeit gegenüber der Arbeiterklasse und den Sozialhilfeempfängern machen. Baron kämpft für Chancengleichheit und die Aufklärung, um der Armut die Scham zu nehmen. Immer wird Alkoholismus als die größte Ursache für diesen sozialen Abstieg gesehen. Aber familiäre Gewalt und Drogensucht findet in gleichem Ausmaß hinter teuren Häuserfassaden, in schicken Autos und Klamotten und mit dickem Geldbeutel in der Tasche statt. Mangelnde Intelligenz der Mittellosen wird außerdem als Grund vorgeschoben. Doch für eine gute Bildung und Ausbildung werden von denen, die die Chancen vergeben könnten, stattdessen oft Steine in den Weg gerollt. Wer Geld hat, kann sich Bildung in unserem Land erkaufen. Aber Reiche sind nicht unbedingt belesener als Arme. Und Intelligenz beweist sich nicht alleine durch Geld. Dies macht einen Menschen nicht wertvoll, sondern seine Fähigkeit zu lieben und zu vergeben. Und diese Fähigkeit, welche die einzige ist, die soziales Miteinander fördert, haben im gleichen Maße auch sogenannte Asoziale.
Und darum gibt es sie, diejenigen, die den Aufstieg aus der untersten Etage unserer Gesellschaftspyramide dennoch entgegen allen Widerständen schaffen. Tatsächlich kommen diese Widerstände auch aus den eigenen Reihen, weil der Mensch egoistisch und von Neid erfüllt ist und keinem gönnt, weiter als er selbst den Kopf aus der Gruppe recken zu können. Heimlich, still und leise kämpfen sich die Klassenflüchtlinge darum Stück für Stück heraus aus dem Morast in ein angenehmeres Leben und sind am Ende die sozialsten und stärksten von allen – weil sie das untere Ende der ökonomischen Nahrungskette kennen und wissen, dass sie nicht von minderem Wert als andere sind. Christian Baron rüttelt die Gesellschaft wach, gibt mit seiner Lebensgeschichte Hoffnung aus der Aussichtslosigkeit und befreit von der Scham.

Bewertung vom 25.07.2023
Klasse und Kampf

Klasse und Kampf


ausgezeichnet

Die vergessenen „Unberührbaren“- das Kastensystem der Gesellschaft in Deutschland. Selten habe ich ein Buch derart schnell gelesen, ja verschlungen, wie dieses. Die Einblicke in die privaten Erlebnisse der Autorinnen und Autoren sind packend, berührend, erschreckend und in meinem Fall bestätigend und gaben mir das Gefühl, verstanden und nicht allein mit meinen Erlebnissen zu sein. Denn es gibt sie sehr wohl in Deutschland: die Ungleichheit, die Klassenunterschiede, die Ächtung von Mittellosen in unserer Wohlstandsgesellschaft! Wer als Deutsche oder Deutscher in unserem Land unter offensichtlichen großen Geldsorgen leidet, gilt als faul, dumm und nichtsnutzig, obwohl dies natürlich nicht offen ausgesprochen wird und einzig in den Köpfen nicht nur festsitzt, sondern auch als Wahrheit gepflegt wird. Natürlich ist man nach außen hin tolerant und empathisch! Aber dass die Sache mit dem „Unberührbarsein“ als Mittellose so ist, kann ich aus eigener Lebenserfahrung bestätigen und lässt sich auch in diesem aufrüttelnden Buch in den sehr persönlichen Lebensgeschichten von heute sogenannten gemachten Leuten nachlesen, die dem Sog der unteren Gesellschaftsklasse, dem Dasein als Asoziale, entkommen sind. Denn wer als Sozialhilfempfängerin oder -empfänger oder in eine Familie von Geringverdienern oder auch nur in die Arbeiterklasse in diesem Land geboren ist, hat kaum eine Aufstiegschance, da die Ausgrenzung bereits im Kindergartenalter beginnt und die Aussagen und Urteile von Lehrern, Erziehern sowie dem ganzen Umfeld setzen sich als lähmende Glaubenssätze in der eigenen Meinung über sich selbst bei den Betroffenen fest. Dabei genügt es in diesem Land schon sich als Mutter scheiden zu lassen und alleinerziehend zu werden, um in die finanzielle Abwärtsspirale zu geraten. Auf dem Sozialamt fällt dann schnell das Damoklesschwert, wie besonders auf Seite 72 beschrieben. Diese Missachtung von einem unserer Grundrechte habe ich selbst erlebt und ich kann das dort erzählte Unfassbare darum als wahr bestätigen.
Eine wertvolle Anthologie, die Mut macht und den Respekt für die unteren Klassen in unserer Gesellschaft fördert. Denn sie sind die Basis der Spitze …

Bewertung vom 17.06.2023
Mieses Karma
Safier, David

Mieses Karma


weniger gut

Es gibt gute Ansätze, auch einer Botschaft, die der Roman hätte gerne eindringlicher transportieren dürfen. Trotz der üblichen Klischees von, schöne junge Frau ( 33 Jahre zählen bereits als alt in diesem Roman, worüber der Autor heute sicher anders denkt) ist berühmt, dicke ältere Dame lebt von Hartz IV und arbeitet in Imbiss-Bude usw., besitzt das Buch ebenfalls ein paar humorvolle Szenen. David Safier scheint sich außerdem einigermaßen gut in die weibliche Psyche einfühlen zu können. Doch mit seinem Verständnis von Liebe und Egoismus hapert es noch. Mir unverständlich ist außerdem, dass der arme Casanova schon hunderte von Jahren kein besseres Karma erreicht haben sollte. Hier scheint der Autor umverklemmten Umgang mit Sexualität doch sehr zu verurteilen, zumal Casanova nach seinen eigenen Memoiren beurteilt, der heutigen Männerwelt einiges an Selbstlosigkeit, Intelligenz und Charme beibringen könnte - lach!

Bewertung vom 28.07.2022
Oh wie schön ist Trinidad
Berg, Peter

Oh wie schön ist Trinidad


ausgezeichnet

Von Anfang an wurde ich durch den lockeren Schreibstil des Autors mit seinen sehr realistisch klingenden Dialogen in die Geschichte hineingesogen. Die Beschreibungen von Landschaft, Gedanken und Gefühlen des Ich-Erzählers und pensionierten Kriminalbeamten Jens Schneider sorgten beim Lesen für ein perfektes Kopfkino. Das Flair der Karibikinseln und das Gefühlschaos der Protagonisten packen einen dabei genauso am Schlafittchen wie die Spannung, die sich von Anfang bis Ende hält. Wegen seiner fließend in die Handlung übergehenden Reiseinformationen ist der Roman außerdem eine ideale Urlaubslektüre.

Besonders gut gefallen hat mir der innere Konflikt, der beim Lesen entsteht, wenn Jens seinem lange nicht gesehenen Freund Egon, der in diesem Inselparadies voller Kriminalität lebt und arbeitet, aus der Patsche helfen soll. Die Akteure handeln ihrer Lebenserfahrung gemäß absolut natürlich und psychologisch stimmig, was nicht heißt, dass die Protas hier perfekte Charaktere wären. Jens ist in seinem tollpatschigen Leichtsinn schon beinahe schrullig und Egon spielt den coolen Lebemann in der Midlife-Crisis, obwohl ihn die Existenzangst treibt. Nein, es sind wohl beide nichtsdestotrotz eher Antihelden. Aber das macht den Roman so schön echt und reell. Schließlich ist unsere Welt voller Doppelmoral und nicht schwarz-weiß.
Eine klare Leseempfehlung von mir! Lediglich einen halben Stern muss ich wegen meines nicht ganz erfüllten Anspruchs an die Schreibtechnik abziehen.

Bewertung vom 28.06.2022
Suite française
Némirovsky, Irène

Suite française


ausgezeichnet

Zeitzeugenbericht über den 2. Weltkrieg im Herzen Frankreichs als Roman
Eigentlich sollte dieser Roman Emigrantin Irène Némirovski, geboren im russischen Kaiserreich, eine Art literarische Suite auf ihre Wahlheimat Frankreich werden. Doch das Werk wurde nie beendet, da die schon lange in Frankreich lebende und berühmte Autorin 1942 von den französischen Behörden an die Deutschen verraten und ausgeliefert wurde, wo sie im KZ Auschwitz verstarb.
Dieses Wissen ist beim Lesen besonders berührend, wenn man wahrnimmt, wie sehr Frau Némirovski in die Gesellschaft Frankreichs integriert war und dennoch in ihrem Roman die deutschen Besatzer als Menschen mit ebenfalls warmen Gefühlen darstellt. Was die Schilderung der Massenflucht der Pariser anbelangt, erkannte ich eine Verbindung zu dem Erlebnisbericht des ebenfalls französischen Autors Léon Werth in 33 Tage. Gewalt, Verzweiflung, Mangel an allem Lebensnotwendigen verändern unbestreitbar das Wesen der Menschen. Der kalte Egoismus zeigt sich plötzlich ohne Maske gegen das eigene Volk, ja gegen die eigene Familie und Schutzbefohlenen. Angst ist wirklich kein guter Lehrmeister, denn sie erdrückt die Liebe, ob Nächstenliebe oder Liebe zu den einst angestrebten Idealen. Der Tanz zwischen Liebe und Egoismus zeigt sich auch in den anderen Kriegsszenen, etwa als sich ein deutscher Offizier in eine unglücklich verheiratete Französin verliebt. Die verbotene Liebe zwischen den beiden wird als so zart und unschuldig dargestellt, dass sie an dem Hass ihrer Umgebung zerbrechen muss. Aber ich will nicht zu viel verraten. Die Autorin bewies sehr viel Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis in ihrem Roman. Ihre Schreibweise war außerdem sprachlich sehr ansprechend und fein. Die Sätze, trotz oder gerade wegen der Länge und den vielen Verschachtelungen ein Genuss beim Lesen.
Ebenso interessant war für mich als Autorin der Anhang mit den Arbeits-Notizen von Frau Némirovski, sowie die Briefe, die ihr Mann auf der Suche nach ihr schrieb. Die ganzen Umstände um den Roman sind sehr berührend. – Im wahren Leben der Familie der Autorin wurden noch Jahre nach ihrer Deportation und Tötung ihres Ehemannes von den französischen Behörden die beiden kleinen Töchter Némirovski akribisch gesucht, um sie ebenfalls in ein Konzentrationslager zu bringen. Doch Freunde der Autorin versteckten die Kinder, die dieses Manuskript ihrer Mutter im Koffer hatten, immer wieder aufs Neue.
Leider sind die geschilderten Szenen des Flüchtlingszuges der Franzosen vor dem Angriff der Deutschen auf Paris von einer erschreckenden Aktualität. Da der Mensch aus seiner Geschichte nichts dazulernt, bleiben solche literarischen Zeitzeugnisse leider immer aktuell. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 13.06.2022
Flug nach Arras
Saint-Exupery, Antoine de

Flug nach Arras


ausgezeichnet

Ein Buch, das man aufgrund seiner Aktualität wieder einmal lesen sollte, um sich auf das Wesentliche zu besinnen. Natürlich wird auch dies individuell wieder ein jeder anders für sich deuten, aber für mich ist dieser Erlebnisbericht Saint-Exupérys als Aufklärungsflieger im 2. Weltkrieg ein Anti-Kriegs-Statement. Seine Gedanken zum Menschsein, seine Todesgefahr, in die ihn irrsinnige Befehle gebracht haben, sind absolut lesenswert und auch eindrücklich in seiner schöngeistigen Sprache auf wenigen Seiten geschildert.

Bewertung vom 31.01.2022
Meine durchgeknallte Schwester, die geheime Liste und ich
Otto, Wiebke

Meine durchgeknallte Schwester, die geheime Liste und ich


ausgezeichnet

Mein Lesen ist von Anfang an von fröhlichem Auflachen begleitet! Die Schreibweise der Anekdoten aus dem Familienleben aus der Sicht des ältesten der drei Geschwister ist sehr treffend in die Denkweise eines achtjährigen Mädchens eingefühlt; außerdem witzig, was das Buch unterhaltsam und spannend macht. Auch das Einschieben der Zwischenbemerkungen, wenn Thea kurz vom Thema abkommt, finde ich sehr natürlich und gut gelöst. Es ist, als ob man mit der Protagonistin beim Eisessen sitzt und ihr beim Erzählen zuhört. Köstlich!
Sehr gut gelungen finde ich außerdem die Gespräche der Eltern mit den Kindern über Gott. Die Kinder der Familie im Buch stellen über den Glauben genau die Fragen, die bei jeder Gleichaltrigen oder jedem Gleichaltrigen irgendwann auftreten und die Antworten zeigen immer einen liebenden Gott auf. Ich finde die Textstelle am Ende von Kapitel 9 mit der Erklärung über die Liebe Gottes zu uns Menschen und wie er jeden einzelnen von uns einfach wundervoll und perfekt findet, besonders gelungen. Gerade diese Gewissheit Kindern zu vermitteln ist für die Eigenliebe und Selbstsicherheit bei möglichen Angriffen von außen durch Mobbing und Hänseleien ungeheuer wichtig und in diesem Textabschnitt so einprägsam und berührend formuliert, dass die Botschaft auf Kinder derart wirken wird, um in späteren schweren Lebensphasen auch noch erinnert zu werden. Super!

Das Lesen dieses Buches war von Lachen und Tränen der Berührung begleitet.
Ein bisschen haben mich die impulsiven Streiche der fünfjährigen Protagonistin im Buch an Michel aus Lönneberga erinnert. Nur dass hier in diesem Buch die Eltern trotz aller an das reale Leben angelehnten Menschlichkeit verständnis- und liebevoll reagieren.
Die Aufmachung des Buches ist auch für Kinderhände sehr geeignet, da das Papier der Buchseiten sehr viel dicker als in sonst handelsüblichen Büchern für das erste Lesealter ist. Zum Vorlesen als Gutenacht-Geschichten für Vorschulkinder oder für achtjährige Selbstleser eignet sich jedes, der aufeinander aufbauenden Kapitel ebenfalls sehr gut, da die Kapitel kurzgehalten sind und jeweils einen befriedenden Abschluss haben.
Alles in allem sehr zu empfehlen!