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Schlehenfee

Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2017
Mein Kräutergarten
Weidenweber, Christine

Mein Kräutergarten


ausgezeichnet

Ob Gartenexperte oder blutiger Anfänger, was den eigenen Kräutergarten angeht, dieses Buch lohnt sich für jeden. Allein schon die hochwertige Aufmachung mit Leineneinband, Lesebändchen und festem Papier sind ein Genuss.

„Mein Kräutergarten“ ist kein trockener Ratgeber, schon eher ein Roman über Kräuter als ein Sachbuch. Wer kurze, knappe Anleitungen sucht, ist hier fehl am Platz. Wer sich dagegen Wissen „anlesen“ will, gerne schmökert und ein rundes Gesamtpaket haben möchte, für den lohnt sich „Mein Kräutergarten - wie er mir gefällt“ auf jeden Fall.
Es gibt verschiedene Tipps zu Anbau, Aussaat, Ernte und natürlich Beschreibungen der wichtigsten Kräuter, von Bärlauch bis Zwiebel. Diese ausführlichen Pflanzen-Steckbriefe sind strukturiert in Anbau- sowie Verwendungsmöglichkeiten. Es gibt ein paar Rezepte, der Hauptaugenmerk des Buches liegt aber auf Vorstellung verschiedener Kräuter und Kräutergärten.
Dabei ist die Beschreibung verschiedener Kräutergärten, je nach Verwendungszweck für Weltenbummler, Wildkräuterliebhaber oder Gourmets, einmal eine erfrischende Neuigkeit in der Garten-Ratgeber-Welt.

Einflüsse von Urban Gardening und altem Heilkräuterwissen, gepaart mit wunderschönen Zitaten hat die Autorin Christine Weidenweber zu einer umfassenden Kräuterbibel zusammengestellt, die auch durch ihr flottes Layout immer wieder zum Schmökern einlädt. Das Buch ist sehr übersichtlich und gut strukturiert, so dass ich trotz umfangreicher Texte immer den Überblick behielt.

Ich konnte mir viele Anregungen holen, beispielsweise über verschiedene Basilikumarten oder Wildkräuter. Ab jetzt werde ich Kräuter in verschiedenen Töpfen oder in der Kräuterspirale ziehen. Ermutigend fand ich auch, dass die Autorin immer wieder explizit zum Ausprobieren ermuntert. Fehlschläge sind kein Weltuntergang, sondern notwendig, um herauszufinden, welche Kräuter zu Person und Garten passen. Dabei gibt es nur grüne Daumen, denn „jeder Mensch trägt einen Garten in sich.“

Bewertung vom 25.04.2015
Die letzten Tage von Rabbit Hayes
McPartlin, Anna

Die letzten Tage von Rabbit Hayes


ausgezeichnet

Eine Geschichte über das Sterben – und doch über das Leben: „Rabbit“ Hayes, alleinerziehende Mutter der 12jährigen Juliet, verliert den Kampf gegen den Brustkrebs. In den neuen Tagen, die sie im Hospiz in Dublin verbringt, begleitet der Leser sie, ihre Tochter, Freunde und ihre Familie wenn sie letzten Möglichkeiten hinterherjagen und sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass Rabbit sie verlassen wird. Und das Wichtigste. Wer sagt es Juliet, die immer noch glaubt, ihre Mutter kommt wieder nach Hause? In Rückblenden erfährt man aber auch etwas über Rabbit, ihre Leben und ihre erste große Liebe zum Sänger Johnny Faye.

Anna McPartlin ist mit ihrem Buch „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ eine bemerkenswerte Gratwanderung eingegangen: Sie hat es geschafft, das Sterben zu thematisieren, ohne in Trauer oder Kitsch zu versinken, denn immer wieder gibt es offenen oder versteckten Humor in der Geschichte, so dass man stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge liest.
Auch wenn Rabbit Hayes bei der Geschichte im Mittelpunkt steht, den größten Anteil der Handlung macht ihre liebenswert chaotische Familie aus. Denn darum ging es der Autorin wohl: zu Zeigen, was der bevorstehende Tod eines geliebten Menschen mit den Angehörigen macht.
Da sind zum einen Rabbits Eltern Jack und Molly, die alle Möglichkeiten ausschöpfen wollen, ob Versuchsreihen oder Wunderheiler, um ihre Tochter noch zu retten. Ihre Schwester Grace, die mit einer Bande Teenager-Söhne alle Hände voll zu tun hat, Rabbits Bruder Davey, der die Schule abgebrochen hat und mit einer Countrysängerin durch Amerika tourt und vor allem ihre Tochter Juliet, die sehr viel Verantwortung für ihre Mutter übernommen hat, seitdem diese vor vier Jahren mit Brustkrebs diagnostiziert wurde.
Jeder Charakter erzählt von heutigen oder vergangenen Ereignissen aus seiner Sichtweise, so dass nach und nach ein vielfältiges und berührendes Portrait von Rabbit und der Familie Hayes steht. Vor allem Mutter Molly, die Kämpferin und der Zusammenhalt der Familie ist ein starker Frauencharakter.
Allen Charakteren wohnt eine große Authentizität und Menschlichkeit inne, die Dialoge sind lebensnah decken die Bandbreite von spritzig bis gefühlvoll ab.
Auch wenn man das Ende ahnt, möchte man immer weiter lesen.
Da es hier um eine irische Familie geht, spielt auch der Glauben eine Rolle. Hier geraten vor allem Atheistin Rabbit und ihre gläubige Mutter aneinander. Ob etwas nach dem Tod kommt oder ob einem der Glaube dabei hilft, dem Ende entgegen zu sehen, das lässt Anna McPartlin für den Leser offen. Jede Ansichtsweise wird ohne Wertung dargelegt.

In den Rückblenden erfährt man hauptsächlich von Johnny Faye und seiner Band „Kitchen Sink“, die in der Garage der Hayes' probten und von der Beziehung zwischen Sänger Johnny und Rabbit. Aus Freundschaft wird Liebe, doch ihre Geschichte endet tragisch. Diese zweite Handlung stimmte mich meist noch trauriger als Rabbits Sterben.

Bei aller Traurigkeit zeigt „Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ viel Menschlichkeit und macht Hoffnung und Zuversicht auf das Leben. Denn das Eine geht nicht ohne das Andere.

Bewertung vom 31.12.2014
Das Blubbern von Glück
Jonsberg, Barry

Das Blubbern von Glück


ausgezeichnet

In der Familie der zwölfjährigen Candice Phee blubberte es einst vor Glück. Doch durch einen tragischen Schicksalsschlag hat sich alles verändert: ihre Mutter verbringt die meiste Zeit im Schlafzimmer und ihr Vater in der Garage, wo er an Computern herumwerkelt. Candices einziger Ansprechpartner ist ihr reicher Onkel Brian, der sich jedoch mit ihren Eltern entzweit hat. Keine einfache Aufgabe, die Menschen in ihrer Familie wieder glücklich zu machen, und dazu noch Erdferkel-Fisch, ihre amerikanische Brieffreundin Denille und Douglas Benson aus einer anderen Dimension. Doch Candice kann das nicht abschrecken, denn wie ihr Onkel so treffend gesagt hat: sie sieht die Welt mit anderen Augen und tanzt ihren eigenen Tanz.

Der australische Autor hat mit „Das Blubbern von Glück“ ein wunderschönes und hintergründiges Buch mit Wohlfühlfaktor für jedes Alter geschrieben. Auch wenn es als „Kinderbuch“ deklariert ist, lässt man sich auch als Erwachsener von Candice Phee verzaubern.
Zunächst dauerte es etwas, bis ich mit Candice und ihrer Erzählweise warm wurde. Denn auch wenn es nicht ausdrücklich von ihr bestätigt wird, ihre „Marotten“ und ihre Intelligenz weisen daraufhin, dass sie höchstwahrscheinlich an Asperger-Syndrom (Autismus) leidet. Doch vor allen Dingen ist Candice sie selbst, einzigartig und überzeugt vom Guten im Mensch. Und dieser Aspekt steht eindeutig im Vordergrund, so dass ich Candice schon sehr bald in mein Herz geschlossen habe und über meine eigene Toleranz nachgedacht habe. Sie geht so vorurteilsfrei, unbedarft und freundlich mit anderen Menschen um, selbst wenn diese sie verspotten und sagt dabei Wahrheiten, die dem Leser selbst einen Spiegel vorhalten. Ganz wunderbar gemacht vom Autor Barry Jonsberg.

Humor und Lachen wechseln sich in „Das Blubbern von Glück“ mit traurigen Momenten ab, die Handlung ist aus dem Leben gegriffen und zutiefst menschlich dargestellt.
Candice erzählt aus der Ich-Perspektive mit alphabetisch geordneten Kapitelüberschriften, da dieser „Erlebnisbericht“ eine Hausaufgabe ihrer Lehrerin ist. Eine intelligente und schöne Idee, diesen Roman zu schreiben.

Kurz gesagt: hier passt alles zusammen und fügt sich ein ein wunderbares Ganzes: Schreibstil, Handlung und Charaktere.
Ich kann „Das Blubbern von Glück“ für Leser jeden Alters empfehlen.
Ein Buch, welches mich nach anfänglicher Skepsis überrascht und begeistert hat. Ein Jahreshighlight, welches vor Lebensfreude sprüht!

Bewertung vom 28.04.2013
Der Tag der Krokodile
Williams, Michael

Der Tag der Krokodile


ausgezeichnet

Momentan sind bei Jugendbüchern Dystopien sehr gefragt. Doch schon zu unseren Zeiten leben Menschen in vielen Länder in Unterdrückung, Diktaturen und Willkür, was noch viel verstörender ist. Michael Williams hat in seinem Buch „Der Tag der Krokodile“ die Situation der Menschen in Simbabwe eindrucksvoll geschildert.
Jabu spielt für sein Leben gern Fussball. Sein älterer Bruder Innocent, ein geistig Behinderter, steht dabei meist am Spielfeldrand und feuert ihn an. Eines Tages kommen Soldaten in ihr Dorf und die bisher relativ friedliche (von Armut und Hunger einmal abgesehene) Kindheit von Jabu endet mit den Grausamkeiten, die den Dorfbewohnern angetan werden. Jabu und Innocent gelingt die Flucht und sie versuchen, sich nach Südafrika durchzuschlagen. Auf ihrer Odyssee werden die beiden Brüder beschimpft, bedroht und ausgenutzt. Als Flüchtlinge sind sie auch bei den Südafrikanern unwillkommen. Oftmals der Grund: Firmenbesitzer nutzen die Situation der Flüchtlinge mit Lohndumping aus und die Einheimischen haben das Nachsehen.
Die Geschichte wird aus Jabus Sicht erzählt. Durch die Augen eines Kindes, dass die Situation noch nicht ganz versteht und nur das Grauen schildert, z.B. wenn er sich fragt, warum die Krokodile am Grenzfluss Limpopo so fett geworden sind, wird die Geschichte auch für Erwachsene oft harter Tobak. Eben spielten sie noch fröhlich Fußball, dann herrscht die Gewalt. Dabei wird aber nur die traurige Realität vieler Menschen dargestellt, einer Welt, die uns in Europa so fern erscheint. Ob Jabu und Innocent am Ende doch noch glücklich werden, müsst ihr selber lesen.
Fazit: Ein spannendes, verstörendes und aufrührendes Buch, das von Jugendlichen und Erwachsenen gelesen werden sollte.

Bewertung vom 16.03.2013
BETA / Ananda Bd.1
Cohn, Rachel

BETA / Ananda Bd.1


gut

Die Erde, irgendwann in der Zukunft: Nach den Water Wars hat sich die Menschheit durch technischen Fortschritt zum vermeintlich Guten weiterentwickelt. Im künstlich verbesserten Inselparadies Demesne leben die Reichen (und Schönen). Da die Menschen auf Demesne niedere Arbeiten nicht selbst verrichten möchten, werden aus verstorbenen Menschen (den Firsts) Klone geschaffen. Die Klone werden in verschiedene Tätigkeitsbereiche eingeteilt, welche durch Tattoos im Gesicht gekennzeichnet sind und allgemein wie Sklaven behandelt und ausgenutzt. Damit sie nicht gegen diese Behandlung aufmucken, werden sie durch Chips gesteuert und sind so programmiert, dass sie keine Gefühle, Wünsche oder eigene Bedürfnisse haben.
Der Leser erlebt die Handlung aus der Sicht des Klons Elysia. Sie ist eine Teen-Beta, der Prototyp eines neu entwickelten Teenager-Klons. Schon kurze Zeit nachdem sie von ihrer neuen Familien gekauft wurde, bemerkt Elysia, dass sie normales Essen schmecken kann und dass sie das auch genießt. Sie entwickelt Gefühle und Wünsche. Elysia ist ein „defekter“ Klon, doch dieses Geheimnis darf sie niemandem anvertrauen. Die defekten Klone werden gefoltert und getötet, im Namen der „Wissenschaft“. Im Laufe der Zeit erlebt Elysia immer deutlicher, wie die Menschen mit den Klonen umspringen und in ihr wächst Widerstand. Von ihren jugendlichen Menschenfreunden kann sie wenig Unterstützung erwarten, diese langweilen sich auf der Insel und sind nur auf den nächsten Trip mit der Modedroge „Raxia“ aus. Doch dann verliebt sie sich in Tahir….
So paradiesisch das Leben für die Menschen auf Demesne auch ist, am Horizont ziehen bereits dunkle Wolken auf: Gerüchte von einer Rebellion defekter Klone machen die Runde, eine Bombe explodiert und auch einige Menschen haben die Unterdrückung der Klone als ungerecht erkannt...
Fazit: Eine solide aufgebaute Dystopie für jugendliche Leser von Rachel Cohn. Beta ist der erste Band einer Quadrilogie. Die Idee, eine Zwei-Klassen-Welt aus Menschen und Klonen zu erschaffen und die Handlung aus Sicht eines Klons zu erzählen, ist gut gelungen. Vor allem in der zweiten Hälfte des Buches sind einige überraschende Wendungen vorhanden. Dennoch hat die Geschichte in mir nicht die Begeisterung entfacht, immer weiter lesen zu müssen. Sei es, weil die Handlung oft mehr oder weniger dahinplätschert, weil die Charaktere flach bleiben oder weil mir am Ende einiges an der Entwicklung der Geschichte missfiel. Da dies jedoch nur der Auftaktband war, hoffe und erwarte ich, dass die Geschichte noch mehr Spannung aufbauen wird und einige der Ungereimtheiten erklärt werden. Ich werde auf jeden Fall die weiteren Bände um Elysia weiterlesen, alleine schon wegen des guten Cliffhangers am Ende des Buches.

Bewertung vom 24.02.2013
Die Bogenschützin
Marcus, Martha Sophie

Die Bogenschützin


sehr gut

"Die Bogenschützin", das ist die Protagonistin dieses historischen Romans von Martha Sophie Marcus und sie heißt Hedwig von Quitzow.
Das Jahr 1414, Brandenburg: Als die Burg ihres Vaters von Truppen des Kurfürsten angegriffen wird, flieht die zehnjährige Hedwig mit ihrer Amme in den Wald. Die von Quitzows waren in Ungnade gefallen, weil sie ihre eigenen Interessen verfolgten anstatt sich dem Kurfürsten unterzuordnen und gelten als Verräter.
Die Strapazen werden für Hedwigs Amme zu viel und sie stirbt, Hedwig bleibt allein zurück. Doch der im Wald lebende geächtete Ritter Richard von Restorf nimmt sie zu sich und bringt ihr alles nötige zum Überleben bei. Hedwig wird eine exzellente Bogenschützin und Jägerin.
Acht Jahre später stirbt Hedwigs Ziehvater Richard. Er hat ihr den Auftrag erteilt, seinen Sohn zu suchen und ihm sein Schwert zu übergeben.
Doch die Welt, auf die Hedwig nun trifft, ist mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Ungestümtheit überfordert, erwartet man doch von Frauen Sanftmut und Untergebenheit, So gerät Hedwig von einem Abenteuer ins nächste und muss so manche Probe bestehen, bis sie endlich einen Neuanfang wagen kann und ihr wahres Glück findet.
Die Geschichte um Hedwig ist sehr abwechsulungsreich und spannend. Gut gefiel mir, dass die Autorin als historischen Hintergrund die Hussitenkriege gewählt hat, über die man im Buch einiges erfährt. Der geschichtliche Aspekt ist korrekt recherchiert, Details sehr gut geschildert und besonders gut gefiel mir auch die Einbindung von historischen Begriffen in die Sprache der Charaktere, was dem Gesagten und Gedachten viel Authenzität verlieh.
Doch am allermeisten gefiel mir die Darstellung der Hedwig als starke und mutige, aber auch eigenwillige und impulsive Frau. Ein solcher Frauencharakter ist mir in historischen Romanen bisher noch nicht begegnet. Durch Hedwigs Leben im Wald hat sie eine ganz andere Erziehung genossen als andere Frauen. Martha Sophie Marcus ist es durch diesen Handlungsstrang hervorragend gelungen, einen anderen und ungewohnten Blickwinkel auf das Leben einer Frau im Mittelalter zu werfen.
Kleine Schwächen gibt es meiner Meinung auch, man findet sie jedoch in vielen historischen Romanen:
Die klare Aufteilung in gut und böse. Die guten Charaktere bleiben immer gut, die bösen immer abgrundtief böse.
Einige Aspekte der Handlung sind vorhersehbar.
Zusammenfassend hat mir der Roman sehr gut gefallen, ich kann ihn jedem empfehlen, der gerne historische Romane liest.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2013
Wunder
Palacio, R. J.

Wunder


ausgezeichnet

Gerne würde ich hier mehr als 5 Sterne vergeben, das Buch ist einfach großartig!
Wunder ist ein fantastisches Buch, dass ich jedem empfehlen kann, egal welchen Alters. Man lacht und weint mit den Charakteren mit und es lässt einen mit einem warmen Gefühl im Bauch zurück. "Wunder" ist ein echtes Mutmach-Buch, so ähnlich wie "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", das mich ebenso berührt hat.
Zum Inhalt:
Das Leben ist nicht fair gewesen zu August Pullman. Schon als er geboren wird, versetzt er Arzt und Hebamme in Entsetzen, sein Gesicht ist durch genetische Fehler stark missgebildet. Nun, 10 Jahre und 27 Operationen später, wird August immer noch angestarrt wohin er auch geht. Von seiner Familie wurde er immer bedingungslos geliebt und dadurch, dass er zuhause unterrichtet wurde, auch soweit es ging behütet. Seine ältere Schwester Via musste natürlich wegen August schon viel zurückstecken, doch auch sie liebt und unterstützt ihn.
Als seine Mutter beim Unterricht an ihre Grenzen stößt, soll der intelligente August ab dem neuen Schuljahr in die 5. Klasse der Beecher Prep Middle School gehen.
Sein erstes Jahr an der Schule erleben wir als Leser aus Augusts Perspektive sowie aus der seiner Schwester und von Freunden und Mitschülern mit.
Er findet Freunde, ist aber auch Tuscheleien, Spott und Anfeindungen ausgesetzt. Was alles geschieht und wie, das werde ich natürlich nicht verraten, es ist auf großartige Weise und sehr treffend beschrieben.
R.J. Palacio hat mit ihrem Debütroman ein echtes Meisterwerk hingelegt. Als Fazit nehme ich mit, dass ich immer die Freundlichkeit wählen werde. (Was es damit auf sich hat, das liest jeder am besten selber, ihr werdet es nicht bereuen.)

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2013
Die Geschichte eines schönen Mädchens
Simon, Rachel

Die Geschichte eines schönen Mädchens


sehr gut

Pennsylvania, USA, im Jahre 1968:
Die zurückgezogen auf ihrer Farm lebende kinderlose Witwe Martha wundert sich, wer abends bei starkem Regen noch an ihre Tür klopfen mag, denn Besuch bekommt sie eigentlich nur noch an Weihnachten von ihren ehemaligen Schülern.
Draußen stehen zwei völlig durchnässte Gestalten, die geistig behinderte Lynnie und der taubstumme Afro-Amerikaner Homan. Sie sind aus der nahegelegenen Pennsylvania State School geflohen, eine Schule nur dem Namen nach, eher eine Verwahranstalt, in der Gewalt, Verwahrlosung und Missbrauch an der Tagesordnung sind. Vor allem Lynnie musste dies erleben, sie hat auf der Flucht ein Kind geboren.
Als die Behörden die Flüchtigen noch am gleichen Abend einholen, schafft Lynnie es noch, Martha zuzuflüstern:"Verstecken...sie..bitte!" bevor sie zurück in die Anstalt gebracht wird. Die Witwe versteckt das Baby. Homan flüchtet in die Wälder.
An diesem Abend kreuzen sich die Lebensbahnen dieser vier Menschen und vor allem Marthas Leben wird für immer verändert. Das Buch folgt dem Leben der vier über die nächsten 40 Jahre, während derer Lynnie auf Homan wartet und Martha durch die Verantwortung, die sie für das Baby übernommen hat, aus ihrer Lethargie gerissen wird.
Lynnie und Homan lernen mit der Zeit, für sich selbst zu sorgen und einzustehen.

Mir hat "Die Geschichte eines schönen Mädchens" sehr gut gefallen. Rachel Simon hat selbst eine geistig behinderte Schwester und das Thema liegt ihr sehr am Herzen. Das Leben von geistig oder körperlich behinderten Menschen ist historisch korrekt erzählt. Bis in die Siebziger Jahre hinein waren viele von ihnen von ihren Familien in staatliche Einrichtungen abgeschoben worden und fristeten ein trauriges Leben. Was aber auch in diesen Menschen steckt und wie sie selbstbestimmt leben können, hat Rachel Simon in ihrem Buch sehr schön erzählt. In Homans Erzählungen kam mir seine geräuschlose Welt sehr nahe, da auch alles ohne Klang beschrieben wird. Das ist Rachel Simon gut gelungen. Mir gefiel es besonders, dass das Buch vor allem darauf anspielt, dass man die Hoffnung nie aufgeben soll, sondern etwas dafür tun soll, dass die Hoffnungen sich erfüllen. Auch die Liebesgeschichte zwischen Lynnie und Homan sowie deren Werdegang und Marthas neu entdecktes Leben sorgen für echten Lesegenuss.