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Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2021
BOHÈME
Zauels, Jonas

BOHÈME


ausgezeichnet

Kunst und Künstlichkeit

Ich hatte das Gefühl, selbst durch die Straßen von Paris zu laufen. Wie im Film erlebt man die Geschichte von Felicia, dabei gibt es sowohl heitere als auch tief berührenden Passagen.
Eine absolute Empfehlung, ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen!

Bewertung vom 14.01.2021
Der Schmierfink
Polz, Dana

Der Schmierfink


ausgezeichnet

Ein faszinierend kraftvolles Debüt


Dana Polz' trockene, ehrliche Sprache lässt den Leser tief und direkt in eine Welt eintauchen, die der Wirklichkeit ganz nah ist, doch dieser kaum gleicht.

„Ich war fünfzehn, siebzehn vielleicht, da habe ich das erste Mal Blut gepisst.“ (Polz, S. 9)

Der Schmierfink überzeugt nicht nur durch seine sprachliche und literarische Qualität, auch entführt er in eine Welt, die so oft behandelt wurde und in diesem Werk einzigartige Darstellung erfährt. Texte über Internate sind im literarischen Milieu häufig anzutreffen (man denke an Das fliegende Klassenzimmer, Vom Ende der Einsamkeit, Gespräche am Teetisch …) Jedes Werk versucht sich individuell dem Thema zu nähern, Polz dagegen bricht bewusst mit dem Bild des literarischen Internats.
Die junge Autorin versteht es, das Gesamtkonzept Internat geschickt zu umgehen, indem sie mitten hineinleitet. Sie schildert einen Alltag und formt plastische Charaktere und Umstände, die den Leser unheimlich nah an die Handlung bringen, mitfühlen lassen, aber auch gerne mal provozieren. Poetische und derbe Sprache schließen sich dabei nicht aus.
Eine große Qualität des Romans ist das gekonnte Spiel mit der Erwartungshaltung des Lesers. Polz arbeitet fast pedantisch dagegen, Klischees zu bedienen oder geht auch gerne noch einen Schritt weiter und wendet sie als ironisches Stilmittel an.

„Ich erwachte in einem dunklen Kellerloch.
Kleiner Spaß.
Es war ein heller, freundlicher Raum.“ (Polz, S. 151)

Ein Umschwung der Handlung wird zärtlich eingefädelt und brutal umgesetzt. Längst zwischen den Zeilen angekündigt, entfaltet die Peripetie doch vollkommen ihre Wirkung.
Polz spricht zum Leser, interagiert auf geschickt literarische Weise, sodass ein Dialog aus Empfindungen, Gedanken und dem geschriebenen Wort unumgänglich wird.
Die Personenzeichnungen könnten kaum authentischer sein. Der Direktor, die Klassenkameraden, die Gruppierungen entstammen so sehr dem Realen, dass man in die Handlung hineingezogen wird und jede Gegenwehr gerne fallen lässt. Ist sie dennoch präsent, beschreibt sie einzig den dringenden Wunsch, dem Protagonisten zureden zu wollen, sich mit ihm auszutauschen, um gemeinsam die Umstände zu überstehen.
Polz erschafft keine Welt, sie gestaltet die bestehende um. Teils ausgeschrieben poetisch, zu jeder Zeit literarisch, gelingt es ihr, Adoleszenzthematiken zu behandeln und gleichermaßen mit ihnen zu brechen, ein neues Bild zu kreieren, tief hineinzusehen und nicht bloß die oberste Schicht abzukratzen, um dem Sekret mit etwas Hitze einen Stempel aufzudrücken.
Drückend, bedrückend, aber doch in keinem Moment unbedacht, zeichnet die Autorin eine großartige Geschichte, die gekonnt mit den Emotionen und Vorstellungen des Lesers spielt und es gleichzeitig vermag, eine Bindung mit ihm herzustellen.
Mit Sprachgewalt und Witz hallt dieses faszinierend kraftvolle Debüt lange nach.

Das Ungesagte steht groß im Raum und groß steht der Roman im Raum der Gegenwartsliteratur.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2019
Wenn das Meer die Seele streift (eBook, ePUB)
Mondstein, Claudia Maria

Wenn das Meer die Seele streift (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schöner Sommerroman zwischen Leichtigkeit und Tiefgang.

Obgleich die Tage schon wieder kürzer und kälter werden, hat mich das Buch noch einmal in ein Sommergefühl versetzt. Mondstein schafft eine schöne Atmosphäre, in die man, durch ihren flüssigen Schreibstil, eintauchen kann, wie in das Meer nach einem warmen Tag am Strand.


Im Vordergrund stehen die Entwicklung und Veränderung der Protagonistin, die sich Stück für Stück aus ihren alten Lebensumständen befreit und eine Reise beginnt, deren Ziel sie noch nicht kennt. Authentisch und gefühlvoll werden sowohl die Erfolge als auch die Rückschläge geschildert.

Ein toller Sommerroman, auch für kalte Wintertage!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2017
Alle Farben der Nacht
Zauels, Jonas

Alle Farben der Nacht


ausgezeichnet

Schonungslos und hautnah.

Es beginnt wie ein Jugenddrama und endet in einem Chaos aus Gefühlen, Sinnen und Realitätsverlust.
Die 17 jährige Protagonistin hat es nicht leicht in ihren jungen Jahren und versucht sich – endlich alleine und unabhängig – durchs Leben zu schlagen. Dabei geht es um Sex und Drogen und Rock'n'Roll, doch steckt hinter allem ein tieferer Sinn bzw. Un-Sinn.

Ein Buch, was sich so schwer beschreiben lässt und gleichzeitig einen so großen Drang auslöst, darüber reden zu wollen, habe ich noch nie gelesen.
Der Autor lockt einen fast unbemerkt in die dunklen Ecken der Menschheit, die man im Alltag so gerne auszublenden versucht.
Durch den fantastischen Schreibstil erlebt man die Geschichte hautnah mit und wird in den Strudel aus Traum, Fantasie und Realität gezogen.

Der Leser verschmilzt mit der Protagonistin. Realität verschmilzt mit Fiktion und am Ende legt man das Buch desillusioniert weg, schläft eine unruhige Nacht drüber und will es am nächsten Tag direkt wieder von vorne lesen.

Denn beim zweiten Mal liest man es mit ganz anderen Augen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.