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Tara
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Insgesamt 1459 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2025
Reddy, Swapna

Reggie Rabbit und der große Karottenraub


ausgezeichnet

Ein Fall für Reggie Rabbit

„Reggie Rabbit und der große Karottenraub“ ist ein spannendes und abwechslungsreiches Buch der in Neuseeland lebenden Kinderbuchautorin Swapna Reddy.
Reggie Rabbit lebt mit seiner Familie im friedlichen Klein Viechdorf. Während seine Eltern froh darüber sind, dass es bei ihnen so ruhig und beschaulich zugeht, wünscht sich Reggie ein Verbrechen, um seinem großen Vorbild Detektiv Fuchs nacheifern zu können. Tatsächlich ergibt sich die Gelegenheit. Es verschwinden große Karottenmengen und Reggie beginnt zu ermitteln.
Das Buch beginnt mit einer Vorstellung der wichtigsten Charaktere. Schon die Darstellung dieser macht einfach Spaß und es wird direkt deutlich wer hier zu den Guten und wer zu den Verbrechern gehört .
Reggie ist ein äußerst einfallsreicher Hase. Es macht Spaß ihm und seinen Freunden bei dem Versuch den Fall zu lösen, zu folgen und dabei mitzurätseln.
Die in Manchester lebende Illustratorin Becka Moor hat jede einzelne Seite liebevoll gestaltet. Zwischen den Fließtexten gibt es Seiten im Comicstil und großflächige Zeichnungen mit vielen Details.

Alles wirkt sehr lebendig. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und haben uns mehrfach zum Lachen gebracht.
Durch die kurzen Sätze und die vielseitigen Illustrationen eignet sich das Buch gut auch gut für Leseanfänger, aber auch das Vorlesen macht einfach Spaß.

Bewertung vom 04.11.2025
Lind, Hera

Die stille Heldin


ausgezeichnet

Berührend und ergreifend

„Die stille Heldin“ ist ein weiterer historischer Tatsachenroman der in Salzburg lebenden Autorin Hera Lind, der unter die Haut geht.
Helene ist gerade einmal sechzehn Jahre alt, als sie den Großbauern Otto heiraten muss. Dieser macht ihr das Leben zur Hölle, misshandelt und vergewaltigt sie. Gleichzeitig steht jeden Tag die harte Arbeit auf dem Hof an. Helene bekommt sechs Kindern. Als Otto im Ersten Weltkrieg fällt, ist sie erleichtert. Ihr Leben bleibst anstrengend und arbeitsreich. Mit dem Grenzsoldaten Ewald scheint sie im Anschluß ihr Glück zu finden. Von ihm bekommt sie sechs weitere Kindern, aber die politischen Ereignissen sorgen dafür, dass Helene und ihre Familie nicht zur Ruhe kommen.

Die Ereignisse werden aus der Ich-Perspektive von Helene berichtet, wodurch man ihr wirklich ganz nahe ist und mit ihr leidet und hofft. Was sie erlebt ist schon beim Lesen nur schwer zu ertragen. Ihr Leben ist durchzogen von Gewalt, Verlust, Trauer und Tod. Gleichzeitig trägt Helene eine unglaubliche Liebe in sich, die ihr die Kraft gibt für ihre Liebsten da zu sein und niemals aufzugeben.
Helenes Schicksal wird eng mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten und historischen Ereignissen verwoben. Anhand ihres Lebens wird ein erschütterndes Stück Zeitgeschichte lebendig.

Mich hat das Schicksal von Helene zutiefst berührt. Hera Lind erzählt sehr einfühlsam, aber auch schonungslos und beschönigt nichts. Ich konnte das Buch nicht an einem Stück lesen, sondern brauchte immer wieder Pausen, um das Gelesene zu verarbeiten.
Das Nachwort der Enkelin Katharina rundet den Roman um Helene gelungen ab.

Wie auch in ihren vorherigen Tatsachenromanen hat Hera Lind Wahrheit und Fiktion geschickt miteinander verwoben. Man merkt, dass sie ausgiebig recherchiert hat, um gemeinsam mit einem der Söhne und einer Enkelin das Leben dieser unglaublich starken Frau in Worte zu fassen.

Ich kann das Buch Leser*innen, die gerne historische Romane lesen, die auf wahren Begebenheiten beruhen, nur empfehlen.

Bewertung vom 03.11.2025
Brandt, Susanne

Stille Nacht, heilige Nacht


ausgezeichnet

Sehr stimmungsvoll

In ihrem Buch „Stille Nacht, heilige Nacht: Ein Lied geht um die Welt“ erzählt die in Lübeck lebende Autorin Susanne Brandt die Entstehungsgeschichte eines der bekanntesten Weihnachtslieder der Welt.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts herrschte bei vielen Menschen Armut. Dem Lehrer Franz Xaver Gruber war es ein Anliegen den Menschen etwas Tröstliches und Wärme zu vermitteln. Da er aus eigener Erfahrung wusste, dass Musik ihn schon oft getröstet hatte, entstand so - gemeinsam mit dem Hilfspfarrer Joseph Mohr - der Gedanke ein einfaches, allen zugängliches Lied zu schaffen.

In kurzen leicht verständlichen Sätzen fasst die Autorin die Lebenssituation der damaligen Zeit zusammen. Dabei wird auch die Atmosphäre direkt lebendig und uns wurde beim Lesen richtig weihnachtlich ums Herz.

Die Illustratorin Gabriele Pohl hat jede der Seiten liebevoll und mit vielen Details gestaltet. Da gibt es während des Vorlesens eine Menge zu entdecken.
Neben den sechs Textstrophen des Klassikers befinden sich am Ende des Buches auch die passenden Noten, so dass jeder, der ein Klavier, eine Blockflöte oder Ähnliches zu Hause hat, das Lied direkt anstimmen kann.

Dieses Bilderbuch passt perfekt in die Adventszeit. Neben ein wenig Wissen um das Weihnachtslied, bringt es eine schöne weihnachtliche Stimmung mit sich.

Bewertung vom 02.11.2025
Wecker, Konstantin;May, Michaela;Astor, Willy

Wir alten Hasen


ausgezeichnet

Warmherzige Worte, die Zuversicht und Hoffnung geben

„Wir alten Hasen: Mut in bewegten Zeiten“ ist kein Buch, das man durchliest und zur Seite legt, sondern eines, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, wenn man Trost, Hoffnung, Mut oder Zuversicht benötigt.
Unsere Welt ist turbulent, laut, bedrohlich und oft beängstigend. So entstand bei der Herausgeberin Anna Marguerita Schön der Wunsch Frieden, Liebe und Zusammenhalt in einem Buch zu bündeln. Dazu hat sie zehn prominente und vollkommen unterschiedliche Persönlichkeiten - Willy Astor, Nomi Baumgartl, Anne Devillard, Prof. Dr. Gerald Hüther, Michaela May, Isolde Ohlbaum, Dr. Heribert Prantl, Pfarrer Rainer Maria Schießler, Dr. Tilman Spengler und Konstantin Wecker - um ihre Beiträge zu den Themen Lebensfreude, Hoffnung, Mut, Menschlichkeit, Vertrauen und Erfolg gebeten. Es gab keine Vorgaben und dadurch ist ein Werk mit vollkommen unterschiedlichen Texten entstanden, aus denen jeder etwas für sich mitnehmen kann.
Die Beiträge sind lebensklug, tröstlich, hoffnungsvoll und regen zum Nachdenken an - einige sind poetisch, andere humorvoll oder auch ernst.
Besonders schön finde ich, dass nicht nur die Leser von dem Buch profitieren, sondern auch ein Teil des Verkaufserlöses an eine gemeinnützige Initiative oder ein Hilfsprojekt fließt, das von den Autor*innen persönlich ausgewählt wurde.

Bewertung vom 25.10.2025
Ahern, Cecelia

Ein Herz aus Papier und Sternen


sehr gut

Ein emotionaler Roman über das Leben mit seinen Möglichkeiten

„Ein Herz aus Papier und Sternen“ ist ein emotionaler Roman der irischen Autorin Cecelia Ahern.

Die Handlung spielt in einem kleinen irischen Dorf namens Ballybeg. Viele Menschen dort leben vom Torfstechen, das aus Umweltschutzgründen verboten wurde. Es fällt nicht allen leicht sich neu zu orientieren. Auch Lorcan Murphy weigert sich auf sein Recht des Torfstechens zu verzichten, da es die Lebensgrundlage seiner Familie ist. Er ist der Großvater von der inzwischen 16-jährigen Bella. Bella ist die Tochter der 32-jährige Protagonisten Pip. Sie ist eine sehr verträumte Protagonistin, mit wenig Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen, was sicherlich auch ihrer dominanten Mutter Josephine zuzuschreiben ist. Aus Sorge um Pip und Jamie - den Vater von Bella - haben ihre Eltern Josephine und Philip dafür gesorgt, dass sich die beiden so wenig wie möglich sehen.
Das klingt nun alles nach einem schwierigen Familiengefüge, ist es im Grunde auch, aber beim Lesen erklärt sich das glücklicherweise alles von selbst.

Pip war für mich keine besonders interessante Protagonistin, ihr Leben ist recht eintönig bis sie den Astronom Io kennenlernt. Durch ihn ändert sich ihr Blickwinkel und es tritt eine Veränderung eintritt, die mir gut gefallen hat.

Der Schreibstil der Autorin liest sich angenehm leicht und flüssig. Sie versteht es aktuelle Probleme gut in ihrer Romanhandlung unterzubringen, so dass das Buch auch zum Nachdenken anregt.

Mit ihrem Epilog rundet Cecelia Ahern ihren Roman gelungen ab. Das Ende beinhaltet auch einen Neubeginn und lässt damit Raum für eigene Gedanken.

Bewertung vom 25.10.2025
Illies, Florian

Wenn die Sonne untergeht


ausgezeichnet

Familie Mann im Exil

„Wenn die Sonne untergeht: Familie Mann in Sanary“ ist ein interessanter Roman über die Familie Mann des in Berlin lebenden Autors, Journalisten, Kunsthistorikers und Kurators Florian Illies.

Die Handlung beginnt im Februar 1933 in München im Hause der Familie Mann. Thomas und Katja brechen zu Vorträgen in Amsterdam, Brüssel und Paris auf und wollen im Anschluß zur Erholung nach Arosa in die Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt ahnen sie nicht, dass sich ihre Rückkehr um Monate verzögern wird, da Thomas Mann wegen der Nationalsozialisten nicht nach Deutschland zurückkehren kann. Er lebt – wie viele andere deutsche Intellektuelle – mit seiner Familie im Exil in Sanary-sur-Mer in Frankreich. Im Gegensatz zu seinem Bruder Heinrich, der das Leben im Süden genießt, zieht es ihn zurück nach München.

Ich habe schon einige Bücher über die Familie Mann gelesen und dennoch in diesem wieder ganz neue Seiten dieser außergewöhnlichen Familie kennengelernt. Sicherlich lag dies nicht nur an der außergewöhnlichen Situation, sondern auch daran, dass Florian Illies ausgiebig recherchiert hat, wobei er unveröffentlichte Dokumente, Tagebücher Golo Manns und Menschen mit viel Hintergrundwissen als Grundlage für seinen Roman zugrunde gelegt hat.

Der Autor erweckt hier die Familie Mann zum Leben. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten innerhalb der Familie sind klar und authentisch gezeichnet. Es ist kein trockenes Sachbuch, sondern eine Biografie über das Leben einer Familie mit ihren ganz besonderen Eigenheiten, in der die Atmosphäre dieser ungewöhnlichen und schwierigen Situation ebenso durchkommt wie der damalige Zeitgeist.

Am Ende rundet Florian Illies sein Buch gelungen damit ab, wie es für die einzelnen Personen nach dem Sommer in Sanary weitergeht. Außerdem gibt es einen übersichtlichen Stammbaum der Manns und einen Überblick über die Sommergäste in Sanary.

Mich hat das Buch gefesselt und ausgesprochen gut unterhalten.

Bewertung vom 25.10.2025
Blackhurst, Jenny

The Final Wife


sehr gut

Es gibt immer drei Seiten

„The Final Wife“ ist ein spannender Thriller der in England lebenden Autorin Jenny Blackhurst.

Detective Rebecca Dance wird wegen einer häuslichen Messerstecherei mitten in der Nacht von ihrem Kollegen angerufen. Am Tatort - einem luxuriösen Cottage in den Cotswolds - findet sie den erstochenen Schönheitschirurgen Luke Whitney und neben ihm blutüberströmt seine Frau Anna, die die Tat direkt gesteht. Nachdem Rebecca feststellt, dass Anna keine Einzelheiten zur Tat weiß, kommen ihr Zweifel an deren Schuld. Zudem stellt sich heraus, dass Luke ein Lügner und Betrüger war, der die Menschen nach belieben manipuliert.

Der Schreibstil von Jenny Blackhurst lässt sich wie gewohnt leicht und flüssig lesen. Die Spannung baut sich schnell auf, da Rebeccas Zweifel an Annas Unschuld schlüssig klingen.
Die Handlung wird größtenteils im Wechsel aus der Ich-Perspektive von Anna, Rebecca und Rose – Lukes Exfrau – erzählt. Durch die Perspektivwechsel bekommt man ein umfassendes Bild von den Charakteren, Einblicke in ihr Innerstes, ihre Gefühle, Gedanken und den Ereignissen in ihrer Vergangenheit.
Rebeccas Herangehensweise gefiel mir, da sie nichts einfach hinnimmt. Sie stellt auch das Offensichtliche erst einmal in Frage, ist sehr selbstbewusst und bietet damit einen gelungenen Kontrast zu den beiden anderen Protagonistinnen. Dies wird vor allem durch viele Details aus ihrem Privatleben deutlich, die ich allerdings nicht zwingend gebraucht hätte.

"Und wie man weiß, gibt es immer drei Seiten. Seine, meine und die Wahrheit".
Dieser Satz von Anna ist so treffend für die gesamte Story. Ich habe durchgehend herumgerätselt was hier wahr sein könnte. Auch wenn ich letztendlich nicht alles schlüssig fand, hat mich das Buch durch die Perspektivwechsel gefesselt und mit seinen überraschenden Wendungen ausgesprochen gut unterhalten.

Bewertung vom 25.10.2025

Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache


ausgezeichnet

Kurioses rund um die deutsche Sprache – sehr unterhaltsam

„Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache“ ist ein unterhaltsames und liebevoll gestaltetes Buch rund um die deutsche Sprache.

Mir war schon klar, dass unsere Sprache keineswegs einfach zu erlernen ist, aber ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie kurios ihre Eigenheiten sind. Hier wurden 135 Besonderheiten zusammengetragen und ich habe wirklich gestaunt.

Von 300.000 bis 500.000 Wörtern verwenden wir gerade einmal 12.000 bis 16.000 aktiv. Das ist schon ein enormer Unterschied und irgendwie auch schade.
Es werden z.B. vom Aussterben bedrohte, veraltete, unglaublich lange, doppelt gemoppelte Wörter, Abkürzungen, Schreibweisen, Homofone, Palindrome und vieles mehr thematisiert. Ich habe gestaunt und mich amüsiert. Unsere Sprache hat wirklich so einiges zu bieten.

Das Buch ist aber nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ein kleines Highlight. Jede einzelne Seite wurde individuell und liebevoll gestaltet.

Wer sich gerne mit Sprache beschäftigt, wird sicherlich Spaß an diesem Buch haben.

Bewertung vom 22.10.2025
Kaiser, Vea

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels


ausgezeichnet

Genial erzählt

In ihrem Roman „Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels“ berichtet die in Wien lebende Autorin Vea Kaiser vom Aufstieg und Fall einer jungen Frau.

Bereits im Prolog wird klar, wie sich die Ereignisse um die Protagonistin Angelika Moser entwickeln. Dieser startet nämlich damit, dass die Autorin Angelika im Gefängnis besucht, um mehr über ihr Leben zu erfahren und wie es soweit kommen konnte.
Angelika Moser arbeitet als Buchhalterin in Wien im Hotel Frohner. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen, liebt das Leben und Partys. Um dies zu finanzieren beginnt sie Rechnungen zu manipulieren. Nachdem sie ein Kind bekommt, dem sie ein gutes Leben bieten möchte, ufern ihre Betrügereien immer weiter aus.

Obwohl von vornherein klar ist wohin die Handlung führt, habe ich das Leben von Angelika gespannt verfolgt. Sie ist eine schwierige Persönlichkeit, so richtig sympathisch fand ich sie nicht, obwohl sie durchaus auch liebenswerte Seiten hatte. Die übrigen Charaktere werden - wie auch Angelika - sehr authentisch und facettenreich dargestellt.

Das Leben von Angelika Moser wird mit all seinen Höhen und Tiefen dargestellt. Sie steht vor Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt und es ist spannend mitzuerleben, wie sie versucht diese zu meistern und wie sich ihre moralischen Grenzen nach und nach immer weiter verschieben.

Der Schreibstil von Vea Kaiser ist brillant und es macht Spaß ihren Ausführungen zu folgen. Wien und das Hotel bieten ein tolles Setting und ich hatte die Handlungsorte direkt vor Augen. Die Dialoge stecken voller Wiener Schmäh wodurch die Atmosphäre direkt bei mir ankam.

Insgesamt ist es ein unterhaltsamer Roman mit viel Wiener Flair und einer interessanten Protagonistin, den ich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 21.10.2025
Metzenthin, Melanie

Die Psychoanalytikerin


ausgezeichnet

Historisch, spannend & fesselnd

„Die Psychoanalytikerin“ ist ein spannender, historischer Kriminalfall der in Hamburg lebenden und als Fachärztin für Psychiatrie arbeitenden Autorin Melanie Metzenthin.

Die Handlung beginnt in Hamburg im Mai 1920. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, hat aber sichtbare Spuren in der Stadt und bei den Menschen hinterlassen. Diese sind auch für die Psychoanalytikern Vera Albers spürbar, da ihr Mann im Krieg gefallen ist und sie nun seine Praxis betreibt. Unter ihren Patienten befinden sich auch zahlreiche psychisch Kriegsversehrte, die ihre Unterstützung benötigen.
Nachdem ein äußerst unangenehmer Patient - Hermann Braun - ermordet wurde, spricht Kommissar Karl Bender bei ihr vor. Da die Umstände seines Todes unklar sind und der Mörder vermuten könnte, dass Braun Vera etwas anvertraut hat, ist auch sie in Gefahr. Es dauert nicht lange und ein weiterer Patient von ihr wird vermisst.

Der Schreibstil von Melanie Metzenthin liest sich angenehm leicht und flüssig. Die Ereignisse werden lebendig beschrieben und die Atmosphäre Hamburgs kam direkt bei mir an. Durch die kurzen Kapitel - 48 auf 384 Seiten - bin ich in einen richtigen Lesesog geraten. Es lässt sich immer noch schnell ein weiteres lesen und mir fiel es schwer das Buch aus der Hand zu legen.

Vera ist eine starke Protagonistin, die es zur damaligen Zeit in ihrem beruflichem Umfeld nicht leicht hatte. Ihre Patienten waren nicht immer bereit, die notwendige Distanz zu wahren. Dadurch wird auch das Frauenbild der 1920er Jahre gut wiedergegeben.
Vera und Karl sind sympathische Charaktere, deren individuelle und gemeinsame Arbeit ich gerne verfolgt habe.

Es gibt interessante Einblicke in die Vorgehensweise bei der Polizei und in die der Psychoanalyse.

Die Autorin ist Fachärztin für Psychiatrie und sie hat ihr Wissen gekonnt mit dem Kriminalfall und historischen Fakten verwoben.

In diesem Roman mischen sich Fiktion und Wahrheit. Die Personen sind erfunden, aber die Handlungsorte gibt es und wer sich in Hamburg und Umgebung auskennt, wird diese beim Lesen direkt vor Augen haben.

Mich hat dieser Roman gefesselt und ausgesprochen gut unterhalten, so dass ich mir auch weitere Fälle mit Vera und Karl nicht entgehen lassen würde.