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Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 263 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2025
Felsengrund / Die Falck Saga Bd.2
Nore, Aslak

Felsengrund / Die Falck Saga Bd.2


gut

Bei Felsengrund von Aslak Nore handelt es sich um Band 2 der Falck-Saga. Ich war schon sehr auf die Fortsetzung der Familiensaga gespannt, da mir Band 1 Meeresfriedhof sehr gut gefallen hatte.
Sehr hilfreich ist der Stammbaum der Familie Falck, der am Anfang des Buches abgedruckt ist. Beim Anschauen des Stammbaums hatte ich sofort die mir bekannten Charaktere aus Band 1 vor Augen.
In Band 2 stehen Patriarch Hans Falck und seine entfernte Cousine Connie Knarvik im Mittelpunkt. Hans ist Anfang sechzig, er war sein ganzes Berufsleben lang als Arzt in Kriegsgebieten unterwegs, sein Herz hängt besonders am Nahen Osten. In den 1970er und 1980 er Jahren hatte er viel Zeit im Libanon verbracht. Hans ist und war überzeugter Kommunist bzw. Maoist.
Connie gehört das Grundstück Adventdalen auf Spitzbergen, ein Grundstück, das sowohl die Falcks auch Russland in ihren Besitz bringen wollen.
Johnny Berg schreibt eine Biographie über Hans Falck, doch erst einmal soll er herausfinden, ob es innerhalb der SAGA-Stiftung einen russischen Spion gibt. Ein Großteil der Handlung spielt auf Spitzbergen, einer Region, über die ich fast nichts weiß, und die geopolitisch für Russland interessant ist.
Meine Lieblingscharaktere sind Connie Kvarnik und Sasha Falck. Sasha kämpft mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln um ein Wohnrecht auf dem Familiensitz Rederhaugen. Sie ist mit Mads verheiratet, fühlt sich aber zu Johnny Berg hingezogen.
Ich mochte die Beschreibungen der arktischen Landschaft auf Spitzbergen und Connies Lebensgeschichte. Geschmunzelt habe ich über die Anekdote mit einem Eisbären, der eine Konservendose im Ganzen verschlungen hatte.
Meine Empfindungen zu diesem Band sind gemischt, einige Passagen fand ich interessant und spannend, andere musste ich mehrfach lesen, um sie zu verstehen. Den Schreibstil von Aslak Nore mag ich sehr, hier mein Lieblingszitat: „Der Vorrat an Erinnerungen lag tief verborgen wie eine Ölquelle, für das bloße Auge unsichtbar, aber bohrte man an der richtigen Stelle, schossen sie heraus.“ (S. 364)
Ich hoffe, dass mir Band 3 wieder besser gefallen wird, da ich die Geschichte von Sasha, Sverre, Hans und Johnny auf jeden Fall weiterverfolgen möchte.

Bewertung vom 08.04.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


ausgezeichnet

Der Debütroman der Autorin hat einen sehr passenden Titel, denn es geht um eine Dorfgemeinschaft draußen auf dem Land. Ingo und Lara sind mit ihren beiden Kindern aufs Land gezogen. Sie wollen es ruhiger angehen zu lassen, der Hektik der Stadt entfliehen. Lara ist selbstständige Designerin und arbeitet im Home Office. Ingo arbeitet bei einem Start Up-Unternehmen in Hamburg, die Fahrerei strengt ihn an. Eines Abends läuft ihm eine weiße Hirschkuh vors Auto. Die Polizei benachrichtigt Uwe, den zuständigen Jäger, der der Hirschkuh den Gnadenschuss geben muss.
Uwe erschießt das Tier gemeinsam mit Ingo, da er nicht allein die Last tragen will, die die weiße Hirschkuh mit sich bringt: Dem Aberglauben nach stirbt derjenige, der eine weiße Hirschkuh tötet, innerhalb von einem Jahr.
Wider Erwarten und obwohl sie völlig unterschiedlich sind, freunden sich Ingo und Uwe an. Ingo interessiert sich für die Jagd, und Uwe nimmt ihn mit auf den Hochsitz und macht mit ihm Schießübungen. Ingos Frau Lara sind Uwe und das Thema Jagd ein Dorn im Auge, das Ehepaar driftet immer mehr auseinander.
Mein Lieblingscharakter unter den Dorfbewohnern ist Tove. Sie ist mit Schweinebauer Enno verheiratet, der alles andere als ein Sympathieträger ist. Landfrau Tove arbeitet bei ihrem Bruder Olaf und seiner Frau Christine. Die beiden betreiben eine kleine Pension und eine Alpaka-Farm.
Dann gibt es da noch Maggie und Sönke. Maggie und Tove sind gut befreundet, die beiden haben viel gemeinsam, sie leben seit Jahrzehnten in Fehrdorf und haben beide erwachsene Kinder. Zusammen besuchen sie Vorträge für Landfrauen und tauschen sich über die Ehe und die Männer aus.
Interessant fand ich Jutta und Armin, Überbleibsel einer ehemaligen Sechser-WG. Die beiden sind kein Paar, mögen sich aber sehr. Jutta hat ein paar Hühner und gibt Kurse im Hühnerschlachten.
Ich war sehr gern in Fehrdorf und habe Zeit mit Tove, Maggie, Lara und den anderen verbracht. Ich habe viel über die Jagd erfahren, aber auch über Schweinezucht, Hühner und die Arbeit und das Leben auf dem Bauernhof. Trotz der knapp fünfhundert Seiten fand ich das Buch an keiner Stelle langatmig, ich wollte immer weiterlesen, mit Tove leiden, lieben und hassen, mich mit Lara über Ingo aufregen und mit ihr und ihrer Hündin Cookie über die Felder ziehen. Gerne empfehle ich das Buch allen, die für eine Weile dem Alltag entfliehen und ins Dorfleben abtauchen möchten.

Bewertung vom 07.04.2025
Unsere Suche nach Zärtlichkeit
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


sehr gut

Unsere Suche nach Zärtlichkeit von Martin Ehrenhauser ist das zweite Buch des Autors und auch das zweite, das ich von ihm gelesen habe. Sein Debütroman Der Liebende zählt zu meinen Highlights. Ehrenhausers Schreibstil habe ich sofort wiedererkannt, er schreibt ruhig und gefühlvoll.
Sebastien Dumont lebt in Brüssel, wo er ein kleines Uhrengeschäft führt. In seiner Freizeit arbeitet er ehrenamtlich für die Telefonseelsorge. Als er eines Tages eine weinende Frau am Telefon hat, die vorhat, nach Antibes zu fahren, fasst er den spontanen Entschluss, die Frau zu suchen.
Nach einer achtstündigen Zugfahrt erreicht er Antibes, wo er ein Zimmer in einer kleinen Pension reserviert hatte. In einem Museum lernt er Florence kennen. Zusammen erkunden sie Antibes und machen Ausflüge in die Umgebung. Dabei lernen sie sich näher kennen, doch Florence hat ein Geheimnis. Als Sebastien zufällig hinter ihr Geheimnis kommt, droht die gerade erst entflammte Beziehung zu zerbrechen.
Sebastien war mir sehr sympathisch, er hat hohe Moralvorstellungen und hilft mit seiner Tätigkeit in der Telefonseelsorge Menschen, die in Not sind. Mit Florence bin ich nicht richtig warm geworden, obwohl ich das Dilemma verstehen konnte, in das sie unverschuldet geraten ist. Ihr Schicksal ist mir nahegegangen.
Der leise Roman hat mir gut gefallen, ich mag den Schreibstil des Autors und seine gefühlvolle Art, Emotionen, Orte und Charaktere zu beschreiben. Es war eine Reise an die Côte d’Azur und in die Provence, nach Antibes, Nizza und Grasse bis nach Monaco. Diejenigen, die schon dort waren, werden sich sehnsuchtsvoll zurückerinnern, denjenigen, die die französische Riviera noch nicht kennen, empfehle ich, an die Orte zu reisen, die Sebastien und Florence zusammen besucht hatten.
Ich hätte mir mehr französisches Flair gewünscht, typisch Französisches wie Chansons, Spezialitäten wie Coq au Vin, Crème Brûlée, Bordeaux oder Café au lait habe ich vermisst.
Das Buch empfehle ich allen, die gern leise Liebesromane lesen und/oder gedanklich an die französische Riviera reisen möchten.

Bewertung vom 04.04.2025
Das Restaurant am Rande der Zeit
Takahashi, Yuta

Das Restaurant am Rande der Zeit


ausgezeichnet

Seit einigen Jahren lese ich sehr gern und regelmäßig japanische Literatur, zuletzt Das Café der zweiten Chancen, das einen ähnlichen Plot aufweist wie Das Restaurant am Rande der Zeit: Trauernde Menschen bekommen die Chance, ein letztes Mal mit der verstorbenen Person zu sprechen, die sie sehr geliebt hatten.
Der junge Schauspieler Yuito rettet seiner Schwester Kotoko das Leben und verliert dabei das seine. Kotoko und ihre Eltern versinken in tiefer Trauer. Als das junge Mädchen von einem Restaurant hört, in dem man die Gelegenheit bekommt mit Verstorbenen zu sprechen, setzt sie sich in den Zug und fährt von Tokio aus etwa zwei Stunden nach Chiba, wo das Restaurant in einer Bucht liegt. Dort wird ein Kagezen, „ein Gericht von damals“, zubereitet.
Das „Chibis Kitchen“ wird von einem jungen Mann namens Kai betrieben, Chibi ist Kais kleine Katze. Wie es zu der Begegnung mit Yuito kommt und welchen Rat dieser seiner Schwester gibt, müsst ihr selbst lesen, es ist so schön geschrieben, dass ich Tränen in den Augen hatte.
Kotoko empfiehlt Chibis Kitchen dem Fünftklässler Taiji Hashimoto, der sehr unglücklich über den Tod seiner Mitschülerin ist, mit der er sich unbedingt aussprechen will, da zwischen ihnen einiges ungeklärt geblieben ist.
Ein weiterer Gast in Chibis Kitchen ist der hochbetagte Yoshio Kurata, dessen Frau kürzlich verstorben ist. Yoshio möchte seiner Frau eine Frage stellen, die ihn sein ganzes Leben lang beschäftigt hatte.
Schließlich darf auch Kai Kontakt zu seinen verstorbenen Eltern aufnehmen.
Neben dem „Gericht von damals“ lernen wir eine weitere japanische Tradition kennen: „Uketsuki“, die empfangende Mondsichel. „Wenn man einem Uketsuki seinen Wunsch anvertraut, wird dieser von der Sichel aufgenommen wie Wasser in einer Schale und geht dann in Erfüllung.“ (S. 131)
Katzen spielen im Land der aufgehenden Sonne eine wichtige Rolle, sie sind mir bisher in fast jedem Buch begegnet, das ich von einem japanischen Autor bzw. Autorin gelesen habe.
Im Buch findet man vier Rezepte für Gerichte, die man nachkochen kann, wobei einige Zutaten im Asia-Shop gekauft werden müssen.
Ich bin sehr gern in das Buch eingetaucht und habe mit Kotoko, Kai und den Restaurantgästen gelitten, geliebt und die leckeren Gerichte genossen. Ich empfehle das schlanke Buch (190 Seiten) allen, die Japan mögen und – wenn auch nur gedanklich - hinreisen möchten.

Bewertung vom 01.04.2025
Luzie in den Wolken
Lucas, Charlotte

Luzie in den Wolken


gut

Ein unterhaltsamer Wohlfühlroman, der auf die Tränendrüse drückt.
„Liber Gott, mein Papa ist bei dir im Himmel – kanst du mir bitte einen neuen schikken? Von ganzem Herzen, deine Luzie in den Wolken“ schreibt die siebenjährige Luzie bei einem Ballonwettbewerb im Spielwarenladen. Gabriel findet die Postkarte, die an einem roten Ballon hängt.
Der über fünfhundert Seiten starke Roman ist aus der Sicht von Gabriel und Miriam geschrieben. Gabriel ist erfolgreicher Schriftsteller, seine Bücher haben ihm ein gutes Einkommen gesichert, doch jetzt hat er eine Schreibblockade. Er findet die Postkarte, die ihn auf die Idee zu einem neuen Buch bringt. Zunächst muss er aber die Absenderin der Postkarte finden.
Miriam ist seit dem Tod ihres Mannes fünf Jahre zuvor alleinerziehend. Vor einigen Monaten hat sie ein Geschäft für gebrauchte Kinderkleidung eröffnet, welches nicht besonders gut läuft. Deswegen möchte sie einen Raum, der zu dem Laden gehört, untervermieten und freut sich sehr, als Gabriel alias Buchhalter Ben Sommer den Raum anmietet.
Ben lässt sich einiges einfallen, um Luzies Leben zu verschönern und erobert bald nicht nur ihr Herz, sondern auch das von Miriam. Er hat eine phänomenale Idee, um den Umsatz zu steigern, und Miriam vor der Insolvenz zu retten. Doch wie sagt er ihr, dass er gar kein Buchhalter, sondern ein Bestsellerautor ist?
Miriams beste Freundin Rebecca hatte zunächst Bedenken und Vorbehalte gegenüber Miriams neuem Untermieter, doch Ben schafft es schnell, diese aus der Welt zu schaffen.
Es ist eine unterhaltsame Wohlfühllektüre, die Handlung war in meinen Augen jedoch unrealistisch. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum Miriam so lange gebraucht hatte, um zu merken, dass Ben nicht der ist, für den er sich ausgibt. Sie ist noch nicht mal dann misstrauisch geworden, als sie Bens Freunden begegnet ist, die ihn mit „Gabriel“ ansprachen. Gut gefallen hat mir die Geschichte rund um den Beatles-Song „Lucy in the Sky with Diamonds“. Das Buch empfehle ich allen, die gern emotionale Liebesgeschichten lesen.

Bewertung vom 01.04.2025
Wild wuchern
Köller, Katharina

Wild wuchern


ausgezeichnet

Schon das Cover entfaltet eine Sogwirkung, und auch der Inhalt hat mich vollständig eingesogen und überwältigt.
Es geht um die beiden gleichaltrigen Cousinen Marie und Johanna, von Marie in der Ich-Perspektive erzählt. Obwohl ihre Mütter Zwillingsschwestern sind, könnten die beiden Mädchen unterschiedlicher nicht sein, äußerlich wie innerlich. Marie vergleicht Johanna und sich mit Goldmarie und Pechmarie aus dem Märchen Frau Holle. Marie ist so, wie ihre Eltern es erwarten, sie hat einen Beruf und hat den Mann geheiratet, den ihr Vater gutgeheißen hatte. Johanna wiederum ist ein Naturkind, sie liebt Tiere und das Leben in der Natur, mit Menschen hat sie schlechte Erfahrungen gemacht.
Der Großvater der beiden Mädchen ist irgendwann in eine Hütte auf dem Berg gezogen und zum Almöhi geworden. Er war der einzige, der Johanna Marie vorzog, worüber sich Marie früher immer geärgert hatte, später hatte seine Abneigung einen guten Grund… „Er hat mit mir einfach nicht können, ganz egal, wie ich mich verhalten hab. Wenn ich Blumen gepflückt hab, hat er gesagt, ich soll sie lieber wachsen lassen. Wenn ich gesungen hab, hat er gesagt, ich soll lieber den Vögeln zuhören. Wenn ich herumgehüpft bin, hat er gesagt, ich soll das Gras nicht zertrampeln.“ (S. 120)
Johanna lebt seit ihrem vierzehnten Lebensjahr auf der Alm in der Hütte des Großvaters. Sie versorgt sich selbst und hat keinen Kontakt zu anderen Menschen. Eines Tages taucht Marie bei Johanna auf, sie hat eine durchwachte Nacht hinter sich und eine blutende Platzwunde an der Stirn. Johanna ist nicht begeistert, sieht jedoch ein, dass Marie ein Dach über dem Kopf braucht und ihr außerdem bei den täglichen Arbeiten helfen kann. Sie spannt sie beim Mähen, Holz hacken, Dach reparieren, der Herstellung von Käse und der Arbeit mit den Ziegen ein. Allmählich öffnen sich die beiden einander, und Marie erfährt, warum sich Johanna auf die Alm zurückgezogen hat.
Besonders atmosphärisch fand ich die Szene, als ein Gewitter auf dem Berg tobt, und Marie sich im Stall beim Ziegenbock Hubsi versteckt, vor dem sie eine mindestens genauso große Angst hat wie vor dem Gewitter.
Ich mochte das Buch sehr und konnte es kaum aus der Hand legen. Durch den bildhaften Schreibstil und die österreichischen Ausdrücke hat mich die Autorin auf die Tiroler Alm in die Einöde versetzt, viele Worte wie Latschen und Watschen kannte ich vorher gar nicht. Ich stimme Daniela Dröscher zu, die das Buch als ein „soghaftes Alpen-Kammerspiel“ bezeichnet, vergebe fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung für alle aus, die ein atmosphärisches Buch mit Sogwirkung lesen wollen.

Bewertung vom 25.03.2025
Die Magnolienkatzen
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


sehr gut

Die Magnolienkatzen von Noriko Morishita ist schon von der Optik und Haptik her wunderschön. Zusätzlich gibt es ein farblich perfekt abgestimmtes purpurfarbenes Lesebändchen. Das Buch wurde von Charlotte Scheurer aus dem Japanischen übersetzt.
Noriko ist im mittleren Alter, ledig und kinderlos und lebt mit ihrer Mutter in einem Haus mit Garten. Norikos verstorbener Vater hatte vor vielen Jahren einen Magnolienbaum im Garten gepflanzt, den er sehr geliebt hatte. Irgendwann drohten die Wurzeln, eine stützende Betonwand zu beschädigen und einen Erdrutsch zu verursachen und der Baum musste bis auf einen Stumpf gefällt werden. Auf und um den Baumstumpf herum wurden Hortensien und andere Blumen gepflanzt.
Eines Tages findet Noriko am Baumstumpf eine Straßenkatze mit fünf neugeborenen Katzenwelpen. Obwohl Norikos Familie nie Katzen hatte und sie zu Katzen keine Beziehung hatte, nehmen sie die Katzenmama mit ihren Jungen bei sich auf. Die Kätzchen entwickeln sich prächtig, und als sie acht Wochen alt sind, geben sie vier von ihnen schweren Herzens in sorgsam ausgesuchte liebevolle Familien ab. Den kleinen Kater Taro behalten sie. Das Leben von Noriko und ihrer Mutter dreht sich von nun an um Mimi und Taro.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, es ist ein ruhiges Wohlfühlbuch mit wunderschönen Illustrationen vor jedem Kapitel. Auch ich habe eine Katze und stimme Noriko zu, dass das Zusammenleben mit Katzen, mit ihnen zu spielen, zu schmusen und sie zu beobachten guttut und Glücksgefühle hervorruft.
Die Autorin weist darauf hin, dass Wohnungskatzen bis zu zwanzig Jahre alt werden können, und wir bedenken müssen, dass wir uns irgendwann von einem Tier werden verabschieden müssen, was großen Schmerz verursachen wird.
Das Buch empfehle ich allen, die Katzen halten oder vorhaben, sich Katzen anzuschaffen, es ist das perfekte Geschenk für Katzenliebhaber*innen.

Bewertung vom 25.03.2025
Die Liebe der Mascha Kaléko
Roth, Charlotte

Die Liebe der Mascha Kaléko


sehr gut

Die Liebe von Mascha Kaléko von Charlotte Roth ist der dritte Teil ihrer Reihe über die größten Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts.
Das Buch fängt mit Kalékos Gedicht „Bleibtreu heißt die Straße“ an und die Autorin erklärt ihre Verbundenheit mit der Dichterin: Beide haben ihre Jugend in der Bleibtreustraße in Berlin-Charlottenburg verbracht. „Ihr Heimweh hieß Savignyplatz. Wenn sie davon schrieb, kam es mir vor, als meinte sie meines mit.“ (S. 11)
Golda Malka Engel wird 1907 als das erste Kind einer jüdischen Familie in Galizien geboren. Ihre Eltern verlassen Galizien und ziehen zuerst nach Frankfurt und anschließend nach Berlin, wo sie sich endgültig niederlassen. Malka nennt sich schon bald Mascha. Sie hat zwei Schwestern und einen kleinen Bruder, besonders zu der jüngsten Schwester, die Puttel genannt wird, hat sie ein inniges Verhältnis.
Der Journalist und Hebräisch-Lehrer Saul Kaléko verliebt sich in die neun Jahre jüngere Mascha. Die beiden heiraten im Juli 1928. Mit Saul verband sie Freundschaft und Zuneigung, doch erst als Mascha den Komponisten Chemjo Vinaver kennenlernt, erfährt sie, was Liebe ist.
Mascha wird schnell berühmt, ihre Gedichte werden mit großem Erfolg im Rowohlt-Verlag veröffentlicht. Schon bald nach der Machtergreifung der Nazis wird auch der Name Kaléko auf die Liste der verbotenen Bücher gesetzt. Unter Pseudonym schreibt Mascha von nun an Werbetexte. Saul drängt auf eine Ausreise nach Palästina, wo auch Maschas Eltern bereits leben, doch Mascha will ihr geliebtes Berlin nicht verlassen. Als sie von Chemjo schwanger wird, möchte Saul das Kind als seines aufziehen, doch Mascha besteht auf einer Scheidung. Im Dezember 1936 wird ihr Sohn Evjatar geboren, in einem Land, in dem Juden unerwünscht sind. Auch Chemjo ist Jude und darf seinen Beruf nicht länger ausüben. Schweren Herzens wandert das frisch verheiratete Ehepaar mit ihrem Sohn nach Amerika aus.
Leider konnte mich die Liebesgeschichte nicht berühren. Ich habe nicht viel Neues über die politischen Verhältnisse in den 1930er Jahren erfahren, was wohl daran liegt, dass ich bereits viele Bücher gelesen habe, die in der NS-Zeit spielen. Ich hätte gern mehr über die Dichterin Mascha Kaléko erfahren, ihre Liebesgeschichte interessierte mich weniger, vielleicht war es einfach das falsche Buch für mich. Wer mehr über die Geschichte der Dichtung der Mascha Kaléko erfahren möchte, wird von dem Buch wahrscheinlich enttäuscht sein. Ich empfehle das Buch insbesondere denjenigen, die gern Liebesromane lesen.

Bewertung vom 23.03.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


ausgezeichnet

Halbinsel von Kristine Bilkau ist der erste Roman, den ich von der Autorin gelesen habe. Er ist für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, und es würde mich sehr freuen, wenn die Autorin den Preis bekommt. Es ist das Porträt einer früh verwitweten Mutter, die nach dem Zusammenbruch ihrer 25jährigen Tochter Resonanz über die vergangenen Jahre zieht.
Annett, 49, lebt auf einer Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer. Sie ist Bibliothekarin und hat ihre Tochter Linn allein großgezogen. Trotz Geldmangel hat sie sich immer bemüht, Linn alle Wünsche zu erfüllen, und ihr ein Studium mit Auslandsaufenthalten in Rumänien und Schweden ermöglicht. Linn hatte dort im Rahmen ihres Umweltmanagementstudiums an Aufforstungsprojekten teilgenommen. Nach dem Studium hat sie einen gut bezahlten Job bei einem renommierten Unternehmen in Berlin bekommen.
Eines Morgens bekommt Annett die Mitteilung, dass Linn bei einem Vortrag zusammengebrochen ist. Sie fährt sofort ins Krankenhaus, wo die beiden vereinbaren, dass Linn zu Hause an der Nordsee wieder zu Kräften kommen soll.
Annett versteht nicht, was mit Linn passiert ist, die doch immer alles richtiggemacht hatte und nie aus der Reihe getanzt ist. Sie forscht nach, was genau an dem Tag, an dem Linn zusammengebrochen ist, passiert ist und zieht Resonanz über die vergangenen fünfundzwanzig Jahre. Sie denkt noch oft an den Tag, an dem Johan nicht vom Laufen zurückgekehrt war und ab dem ihr die alleinige Verantwortung für die fünfjährige Tochter zufiel.
Mutter und Tochter führen tiefsinnige Gespräche über die Vergangenheit. Sie machen Wattwanderungen und werden schier von der Kraft der Natur überwältigt, als ein Pferd im Watt verschwindet. „Ich sehe ihn ständig vor mir, nachts auf dieser Sandbank. Ich kann dir nicht sagen, wie traurig mich dieses Bild macht. Als würde er vor uns, vor dieser Welt davonlaufen.“ (S. 190)
Linn erzählt ihrer Mutter von den Umweltprojekten, die sie betreut hatte und von ihren Zweifeln, ob die „Wohltätigen“ wirklich wohltätig sind. Dann ist da noch der Regressanspruch des Hotels, in dem Linn bei ihrem Zusammenbruch ein wertvolles Gemälde beschädigt haben soll.
Auf relativ wenigen Seiten spricht die Autorin sehr viele Themen an. Der Schreibstil gefällt mir unheimlich gut, das Wattenmeer ist wundervoll beschrieben, doch besonders ergriffen war ich von Annetts Gefühlen ihrer Tochter gegenüber: „Alle diese Jahre, diese gesamte Zeit schien mir so überschaubar, so verschwindend schnell vergangen, als stünde ich an einer Bahnschranke und ein Zug rast vorbei, da kommt er, da ist er, da fährt er, und dann höre ich nur noch sein Rauschen aus der Ferne wie ein Echo. Schwanger werden, ein Kind zur Welt bringen, den Partner verlieren, das Kind großziehen, es davongehen sehen, diese Jahre: hier, das sind sie gewesen, und hier, das sind die Fehler, die du gemacht hat.“ (S. 198)
Den Roman empfehle ich vor allem Müttern, denn wer von uns fragt sich nicht, ob man bei der Erziehung alles richtiggemacht hat: „Der Blick auf das Kind – was davon ist Projektion der eigenen Ängste, der eigenen unerfüllten Wünsche, der im eigenen Leben nicht erreichten Ziele und Ideale?“

Bewertung vom 22.03.2025
Wenn die Tage länger werden
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


ausgezeichnet

Ich liebe die Bücher von Anne Stern und habe auch Wenn die Tage länger werden sehr gern gelesen. Es geht um zwei Frauenleben, ihr Leben in der Gegenwart und die Erlebnisse ihrer Familien in der Vergangenheit.
Lisa ist Lehrerin und alleinerziehende Mutter des sechsjährigen Paul. Ihr stehen drei Wochen ohne ihren Sohn bevor, da dieser mit seinem Vater Janusz in dessen Heimat Polen nach Sopot an die Ostsee fährt. Sie kann sich ein Leben ohne ihr Kind kaum noch vorstellen und hat Angst vor dem Alleinsein.
Als Kind wurde Lisa von ihrer Mutter Barbara gezwungen, Geige zu spielen. Barbara hatte große Hoffnungen darin gesetzt, dass aus Lisa eine berühmte Violinistin wird. Bis heute bedauert sie zutiefst, dass Lisa das Geigenspielen aufgegeben hat und „nur“ Lehrerin geworden ist.
Lisa beschließt, die von ihr jahrelang vernachlässigte Geige restaurieren zu lassen und fährt zum Geigenbauer Hans Alleinstein. Der Achtzigjährige lebt mit Tochter Ute auf einem Schwarzwaldhof mit einer großen Streuobstwiese. Er findet heraus, dass die Geige sehr alt ist, und Lisas Neugier für die Geschichte der Geige wird geweckt. Ursprünglich gehörte das Instrument Barbaras Vater Helmut. Bald wandelt Lisa auf den Spuren der Geige, die sie zu der alten Frau Cohn führen, deren Familie in den 1920er und 1930er Jahren ein Antiquitätengeschäft besaß.
Lisa freundet sich mit Ute Alleinstein an, die die Auswirkungen ihrer Krankheit unter einem Kopftuch verbirgt. Auch Paul fühlt sich bald sehr wohl auf dem Bauernhof, wo er mit Hofhund Bella und den Kaninchen spielt.
Obwohl das Buch kein historischer Roman ist, enthält er doch einige historische Elemente. Es geht um Raubkunst und das Einverleiben jüdischen Eigentums in der NS-Zeit. Es geht um Kriegskinder- und Kriegsenkeltraumata - Barbaras Vater wurde als Naziverbrecher verurteilt und Utes Vater musste als Kind seine Heimat Ostpreußen verlassen.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, die Autorin hat mich auf eine blühende Obstwiese entführt, auf der ich mit Ute und Lisa leckeren Kirschkuchen genossen habe. Ich fand es spannend, was Lisa über die Vergangenheit ihrer Familie herausgefunden hatte und freute mich darüber, dass sich Vater und Sohn angenähert haben und Lisa eine neue Liebe gefunden hatte. Das Mutter-Tochter-Verhältnis ist und bleibt schwierig, was vor allem an Barbara liegt, die den frühen Verlust ihres Mannes und die kalte Atmosphäre in ihrem Elternhaus nie verwunden hatte. Sehr gern vergebe ich fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung für diesen berührenden Roman aus.