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Schmökerkopp

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2024
Gefährliches Komplott
Baldacci, David

Gefährliches Komplott


gut

Gute Story, aber schwer zu lesen

Mickey Gibson ist eine taffe Frau. Die Ex-Polizistin arbeitet als digitale Kopfgeldjägerin im Homeoffice, hat zwei kleine Kinder zu versorgen und keinen Mann mehr. Der hat sich abgesetzt.

Es ist kaum zu glauben, dass sich die erfahrene und ausgebuffte Gibson von einer vermeintlichen, ihr unbekannten „Kollegin“ derart manipulieren lässt, dass sie unbefugt in ein fremdes Haus eindringt. So naiv und gutgläubig kann sie eigentlich gar nicht sein.

Aber der Plot ist gut. Gibson findet im Haus eine Leiche und gerät prompt unter Mordverdacht.

Wer ist die geheimnisvolle Frau, die Gibson angerufen und ins Mordhaus geschickt hat? Mal nennt sie sch Arlene, mal Clarisse und zuweilen tritt sie auch als Miss Frazier auf. Spielt aber keine Rolle, denn keiner dieser Namen ist echt.
Clarisse - nennen wir sie vorerst mal so - ist neben Gibson die zweite Hauptfigur im Roman. Aber sie bleibt fast bis zum Schluss im Hintergrund und zieht von dort aus die Fäden.

Wie gesagt, der Plot ist gut, aber der Autor macht es den Lesenden nicht leicht.

Wer ist wer? Wer jagt wen? Und vor allem warum?
Die Story wird in ihrem Verlauf immer verworrener. Beginnt sich ein Rätsel zu lösen, tauchen gleich drei neue auf.
Zahlreiche Personen, dazu noch etliche Pseudonyme, tragen ebenso wenig zur Erhellung bei, wie die vielen Dialoge, bei denen oft nicht klar ist, wer da eigentlich gerade spricht.

Wie in jedem guten Thriller gibt es ein paar gute und jede Menge fiese Charaktere. Nicht alle überleben das Komplott, einige gehen für lange Zeit ins Gefängnis, aber für die übrigen gibt es dann doch noch ein Happy End.
Ganz zum Schluss wird es sogar ein wenig lyrisch.

Ausgesprochen gut gelungen ist dem Autor die Figur der Arlene/Charisse/Miss Frazier. Er leuchtet ihre Hintergründe aus und präsentiert uns eine Persönlichkeit, die mindestens so vielschichtig ist wie ihre zahlreichen Pseudonyme.

Was bleibt als Fazit?

David Baldacci liefert mit „Gefährliches Komplott“ einen ordentlichen Kriminalroman. Die Story ist gut, die Handlung durchaus spannend, aber - wie schon gesagt - der Autor macht es den Lesenden nicht leicht.

Ein sehr komplizierter Handlungsablauf, ein über weite Strecken unübersichtlicher Erzählstil, zahlreiche Reflexionen (in kursive Schrift gesetzt), schlecht überschaubare Dialoge sowie ein Übermaß an Personen und Namen, machen es schwer am Ball zu bleiben.

Aus diesen Gründen ist „Gefährliches Komplott“ nicht zwingend ein heißer Lesetipp. Es gibt zahlreiche besser lesbare Thriller von David Baldacci.

Bewertung vom 08.03.2024
Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1
Gruber, Andreas

Der Angriff / Last Line of Defense Bd.1


sehr gut

Jugendliche Helden

Jayden D. Knoxville. So heißt der jugendliche Held in „Der Angriff“, Andreas Grubers erstem Roman einer geplanten Serie mit dem Untertitel „Last Line of Defense“

Der 17-Jährige Jayden hält sich und seine Familie mit brutalen Boxkämpfen „ohne Regeln“ in den Armutsvierteln von Liverpool über Wasser. Er wettet auf sich selbst und lebt von den Gewinnen, bis eines Tages der rätselhafte Mr. Finley die Kämpfe beobachtet und Jayden anspricht. Finley rekrutiert den Jungen für die „Last Line of Defense“, eine kleine, exklusive und streng geheime Gruppe aus jugendlichen Kampfmaschinen. Diese letzte Verteidigungslinie soll in Kampfeinsätzen für die britische Regierung die Kohlen aus dem Feuer holen, wenn die Profis aus Militär und Geheimdiensten nicht mehr weiterwissen.

Jayden willigt ein, beginnt die dreijährige Ausbildung und wird für ein erstes Praktikum in die britische Botschaft nach Buenos Aires entsandt.

Dort kommt es bald danach zu einem dramatischen Zwischenfall: Die junge Investigativ-Reporterin Sofia rettet sich auf der Flucht vor einer Mörderbande in die Botschaft und bittet um Asyl. Sofia hat, angeblich zu journalistischen Zwecken, geheime Daten aus einer argentinischen Waffenfabrik gestohlen und wird nun gnadenlos verfolgt. Sie soll zeitnah nach England ausgeflogen werden, doch dazu kommt es nicht.

Denn plötzlich wird die Botschaft von Drohnen angegriffen und nahezu dem Erdboden gleichgemacht. Fast das gesamte Botschaftspersonal wird dabei getötet oder schwer verletzt. Nur Jayden und Sofia gelingt die Flucht. Was folgt ist eine abenteuerliche Verfolgungsjagd quer durch Argentinien bis nach Uruguay, während der die beiden Jugendlichen immer wieder in höchste Lebensgefahr geraten. Das ist Spannung und Action pur.
Dass Jayden am Ende überlebt, darf an dieser Stelle verraten werden, da der Verlag bereits weitere Abenteuer des Jayden D. Knoxville angekündigt hat.

Andreas Gruber erzählt die Geschichte in zwei Handlungssträngen: Dem aktuellen mit der Flucht von Jayden und Sofia und mit einer ebenso lesenswerten Rückblende über Jaydens Vorgeschichte und sein erstes Ausbildungsjahr bei der „Last Line of Defense“. Die beiden Stränge wechseln sich nahezu von Kapitel zu Kapitel ab und vereinen sich schließlich zu einem höchst spannenden Finale.


Für Thrillerfreunde ist das Buch eine klare Empfehlung, für Fans von Andreas Gruber vielleicht sogar ein Muss.

Mehr als befremdlich allerdings erscheint die verlagsseitige Einstufung dieses Romans in das Genre „Kinder- und Jugendbuch“ und die Altersangabe ab 12 Jahre . „Der Angriff“ ist ein knallharter Thriller. Darin geht es um Terror, Mord und Totschlag, um brutale Martial-Arts-Kämpfe und Messerstechereien, alles detailliert dargestellt.

Die Tatsache, dass die Helden der Geschichte Jugendliche sind, macht den Roman noch nicht zum Jugendbuch. Auch nicht die Tatsache, dass das Werk im Ravensburger, dem wohl bekanntesten deutschen Kinderbuchverlag erscheint.

Mit dieser Genre-Zuordnung droht die „Last Line of Defense“ des Jugendschutzes zu brechen: „Der Angriff“ ist ein tolles Buch, aber es gehört ganz sicher nicht in die Hände von Zwölfjährigen.

Bewertung vom 21.11.2023
Im Sturm der Macht / Leo Koski Bd.2 (eBook, ePUB)
Oskari, Tuomas

Im Sturm der Macht / Leo Koski Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Dramatischer Kampf gegen Rechts

Finnland leidet unter einer gewaltigen Wirtschaftskrise. Die politisch extreme Rechte gewinnt immer mehr an Oberhand, sie untergräbt die staatlichen Institutionen, allen voran die Justiz. Es gibt kaum noch wirklich unabhängige Richter. Dann wird einer der wenigen Verbliebenen ermordet.
Emma Erola, die linke Oppositionsführerin, wird verhaftet und wartet auf ihren Prozess. Der Vorwurf: Hochverrat. Unterdessen versucht eine mutige Oppositionelle, eine kriminelle Neo-Nazigruppe zu unterwandern, wird prompt enttarnt und muss fliehen.
Finnlands liberaler Ex-Premier Leo Koski hat sich seiner früheren Kontrahentin Emma Erola inzwischen nicht nur politisch angenähert. Er kehrt aus seinem spanischen Exil nach Finnland zurück, um Emma, der ein hartes Urteil droht, zu helfen.
Hoch spannend. Ein toller Plot. Da will man wissen, wie das ausgeht.

Am Ende ist es ein tragischer Todesfall, der es Finnland möglich macht, eine Wende weg vom Faschismus zu schaffen..

Tuomas Oskari gelingt es ausgezeichnet, seinen Plot unterhaltsam und spannend zugleich zu inszenieren. Nebenbei liefert er ein schönes Stück Volkshochschule, in dem er die realen Hintergründe des Faschismus ausleuchtet. Eindrucksvoll auch die Darstellung, wie die rechtsnationale Regierung versucht, die Justiz gleichzuschalten, um die Macht einzig auf die Exekutive zu konzentrieren. Das ist leider real: Polen (jetzt hoffentlich bald nicht mehr) und Ungarn sind in Europa beste Beispiele dafür.

„Im Sturm der Macht“ ist eine klare Empfehlung. Da es sich aber im Grunde um die Fortsetzung des Vorgänger-Romans „Tage voller Zorn“ handelt, wäre es noch besser, beide Bücher im Zusammenhang zu lesen. Dann versteht man die Hintergründe noch besser.

Am Ende bleibt die Hoffnung, dass die Probleme mit den finnischen Faschisten doch noch eine Weile andauern werden, damit Tuomas Oskari Stoff genug für einen weiteren Roman findet. Das wäre schön.

Bewertung vom 11.04.2023
°C - Celsius
Elsberg, Marc

°C - Celsius


weniger gut

VERWIRREND

Aktueller könnte das Thema kaum sein: Der globale Klimawandel steht im Mittelpunkt von „Celsius“ , dem neuesten Roman von Marc Elsberg.

Wie bei Elsberg üblich, sind die Kapitel sehr kurz, es gibt mehrere - zunächst voneinander unabhängige - Handlungsstränge und jede Menge handelnde Figuren. Das erweist sich das Personenregister am Beginn des Buches als hilfreich.

Inhaltlich wird schnell klar, welch riesiger Konflikt sich da zwischen den Nationen auftut. China - selbst weltweit größer Emmitent von Treibhausgasen - spielt sich als der globale Klimaretter auf.
Der Außenminister verlangt radikale Veränderungen der westlichen Klimapolitik und lässt dem Rest der Welt großzügige fünf Wochen Zeit, entsprechend einschneidende Maßnahmen auf den Tisch zu legen. Anderenfalls werde China das Heft in die Hand nehmen.

Marc Elsberg hat gründlich recherchiert und liefert in verständlicher Sprache den naturwissenschaftlichen Hintergrund zur Klimakrise. Das nimmt aber sehr viel Raum ein, hat stellenweise Vorlesungscharakter und nötigt den Lesenden Einiges an Geduld ab.

Von der Weltgemeinschaft weitgehend ungehört, installiert China schließlich den „Großen Sonnenschirm“. Drohnen bringen große Mengen an Staub- und Schmutzpartikeln in die Stratosphäre ein und legen - ähnlich wie nach einem Vulkanausbruch - eine Filterschicht zwischen Sonne und Erdoberfläche. Es gelingt Peking tatsächlich, den Temperaturanstieg zu stoppen.

Doch das geht nicht lange gut: Eine Klima-Katastrophe beginnt und scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Frankreich, Italien, Spanien, alle EU-Südländer sind nicht mehr bewohnbar. Nördlich gelegenere Länder wie Deutschland und Österreich schotten sich gegen die Massen von Zuwanderern aus dem überhitzten Süden ab, ziehen Mauern und Stacheldraht quer durch die EU.

Die Konflikte in den betroffenen Ländern nehmen stetig zu: Eine UN-Klimaexpertin wird erschossen , ebenso ergeht es einer Berliner Klimaaktivistin: Sie stirbt auf der Flucht vor der Polizei im Kugelhagel.

Und dann? Dann sind plötzlich alle wieder quicklebendig. Die Apokalypse war gar keine, alles nur Fake. Ein Film. Und der geneigte Leser verliert so allmählich die Orientierung. Die Ebenen verwischen, (Roman-) Realität und (Film-) Fiktion sind nicht zu unterscheiden, es gibt keine durchgehend nachvollziehbare Handlung, es gibt keinen roten Faden.

Marc Elsberg arbeitet wild mit Zeitsprüngen, fünf Jahre vor, dann 30 Jahre vor, schließlich 80 Jahre in die Zukunft. . . und schwupp sind wir wieder in der Gegenwart.
Leider sind die Sprünge nicht immer gleich nachvollziehbar und als solche zu erkennen. Der Autor macht es den Lesenden wirklich unnötig schwer, ihm zu folgen. Da wird vermutlich so mancher aussteigen und das Buch beiseite legen.

Aber weiter im Text: Die Antwort des globalen Südens auf die Erderwärmung heißt „Safe Heaven“. Dieses Programm ähnelt auf den ersten Blick dem „Großen Sonnenschirm“ der Chinesen, geht in Wahrheit aber viel weiter.

Während China mit seinem Schirm die Klimaerwärmung stoppen will, geht es den Safe-Heaven-Initiatoren darum, das Weltklima in großem Maße abzukühlen. Sie wollen die ökonomisch erfolgreichste, die gemäßigte Klimazone nach Süden verschieben. Afrika und die Subtropen bekommen das gemäßigte mitteleuropäische Klima und blühen wirtschaftlich auf, und selbst in Holland kann man endlich mal wieder richtige Schneemänner bauen.

Der globale Süden dreht dem Norden den Spieß um. Die Folgen sind dramatisch: Die meisten Ländern der EU sind eiskalt und so gut wie nicht mehr bewohnbar. Riesige Flüchtingsströme bewegen sich von Nord nach Süd. Wer kann, wandert nach Afrika aus. Immer mehr verzweifelte Mitteleuropäer versuchen sich als Bootsflüchtlinge übers Mittelmeer nach Süden zu retten.

Wirklich? Nein, keineswegs. Es ist wieder nur Fake, wieder nur ein fiktiver Zeitsprung, wieder nur ein Film. Und wieder für den Leser lange nicht erkennbar.

Und dann endet der Roman ziemlich unvermittelt, besser gesagt, er verendet. Es kommt - wie auch immer - zu einem Abkommen zwischen den USA und China einerseits und den Safe-Heaven-Staaten auf der anderen Seite.

Das wars. Noch Fragen?

FAZIT:
„Celsius“ greift ein aktuelles Thema auf, zeigt welch dramatische Folgen der Klimawandel haben kann und welche gewaltigen politischen Konflikte damit ausgelöst werden können. Das macht den Roman - ein Thriller ist es tatsächlich nicht - für Menschen interessant, die ein belletristisches Buch zum Klimawandel möchten.

Aber das Werk ist nur schwer zu lesen. Der Autor verwirrt die Lesenden nach Kräften. 600 Seiten sind eine lange Strecke. Da gilt es, das Publikum bei der Stange zu halten. Marc Elsberg praktiziert das Gegenteil: Er baut jede Menge „Rausschmeißer“ ein.

So reicht der Roman bei weitem nicht an die Qualität von Elsbergs bisherigen Mega-Thrillern heran.
Die kann man alle empfehlen, „Celsius“ leider nur sehr bedingt.

Bewertung vom 21.07.2022
Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21 (eBook, ePUB)
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21 (eBook, ePUB)


sehr gut

Raffinierter Plan

An aktuellen Bezügen mangelt es nicht. Corona macht auch vor den Geheimdiensten nicht halt. Noch aktueller und noch weniger spaßig: Immer Ärger mit den Russen.

So beginnt Daniel Silvas „Die Cellistin“ mit einem Mord in London an dem abtrünnigen russischen Oligarchen Wiktor Orlow, der mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok getötet wird. Auch dafür gibt es traurige Beispiele in der realen Welt.

Der erfahrene Leser von Daniel Silvas Thrillern trifft auf lieb gewordene alte Bekannte wie Sarah Bancroft, die Kunstexpertin mit Geheimdiensthintergründen, auf Christopher Keller, früher Auftragsmörder, heute Agent beim britischen Geheimdienst, und natürlich auf the one and only Gabriel Allon, berühmter Restaurator alter italienischer Meister und im Hauptberuf Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad.

Der Tod des russischen Oligarchen ruft Allon auf den Plan, denn Wiktor Orlow war sein Freund, hat ihn seinerzeit aus russischer Haft befreit.

Schnell wird klar, wer der Drahtzieher hinter dem Anschlag auf Wiktor Orlow ist.
Niemand Geringeres als Arkadi Akimow, rechte Hand des kleptokratischen russischen Präsidenten und dessen oberster Geldwäscher, gerät ins Visier des Israelis.

Unerbittlich zieht Gabriel sein Spnnennetz um den korrupten Oligarchen.
Dabei bedient er sich einer jungen Frau: Isabel. Angestellte bei der „schmutzigsten Bank der Welt“ und nebenbei begnadete Cellistin.

Isabel wird Gabriels Lockvogel. Sie umgarnt Arkadi nicht nur mit ihrem Cellospiel, kommt immer näher an ihn heran und bringt ihn schließlich dazu, 11,5 Milliarden Dollar zu investieren und am Ende zu verlieren. Dummerweise handelt es sich nicht um Arkadis Geld, es ist das schmutzige Geld des russischen Präsidenten.

Ganz so einfältig, wie Gabriel es sich erhofft hat, ist der Russe allerdings nicht. Arkadi kommt Isabel auf die Schliche. Die Cellistin wird enttarnt. Sie schwebt in höchster Lebensgefahr. . . . .

Auch in seinem 21. Gabriel-Allon-Roman gelingt es Daniel Silva wieder, eine spannende Geheimdienst-Geschichte im Umfeld von Musik und bildender Kunst zu erzählen.

Für Allon-Fans ist das Buch ein Muss, für alle anderen eine klare Empfehlung.

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Bewertung vom 03.05.2022
Flug 416 (eBook, ePUB)
Newman, T. J.

Flug 416 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Manchmal werden Träume wahr, und zuweilen geht das schneller als man denkt:
Schweißgebadet erwacht Flugkapitän Bill Hoffman morgens in seinem Bett. Er hat geträumt, sein Flugzeug stürze ab.

Stunden später sitzt er tatsächlich in einem Airbus A320 hoch über den Wolken von Los Angeles, und der Horror wird zur Realität: Sam, ein kurdischer Terrorist, hat Bills Familie zuhause als Geiseln genommen und droht, diese zu töten, falls Bill den vollbesetzten Airbus nicht zum Absturz bringt. Sam kommuniziert während des Flugs per Skype mit Bill. Der Pilot muss Angst und Schrecken seiner Familie live miterleben, und der Terrorist hat den Flugkapitän per Video unter Kontrolle. Zudem hat Sam auch noch einen Helfer an Bord des Flugzeugs.

Bill Hoffmann erlebt die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrer krassesten Form. Was soll er tun? Frau und Kinder opfern, um 144 Passagiere und die Crew zu retten, oder viele Menschen und sich selbst in den sicheren Tod schicken, um seine Liebsten aus den Klauen des Terroristen zu befreien?
Er hat die Wahl zwischen Pest und Cholera . . . oder gibt es doch noch einen Ausweg?

Inzwischen hat das FBI Wind von dem Terrorakt bekommen. Die Agenten versuchen, Bills Familie zu befreien, bevor es zum Absturz kommt. Es beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, und es kommt zum Showdown; erst am Boden und dann auch in der Luft.

T. J. Newman schildert eindrucksvoll Menschen in Extremsituationen: Passagiere und Crew im Airbus, Kidnapper und Opfer am Boden, die verzweifelten Bemühungen des FBI, das Schlimmste zu verhindern.

Das ist extrem spannend. Die Dramatik erinnert ein Stück weit an 9/11. „Flug 416“ ist über weite Strecken ein Page-Turner. Ab und an unterbrechen Flashbacks den Thrill, um die Hintergründe der Tat zu erleuchten

Dieses Buch ist nicht unbedingt etwas für Menschen, die unter Flugangst leiden, für alle anderen aber eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 13.03.2022
Das Jahr der Gier / Melia und Vincent Bd.3 (eBook, ePUB)
Eckert, Horst

Das Jahr der Gier / Melia und Vincent Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Buch zum Skandal

Ein britischer Journalist afrikanischer Herkunft wird mitten in der Düsseldorfer Altstadt überfallen und schwer verletzt. Man vermutet einen rassistischen Hintergrund.
Eine junge Frau wird brutal ermordet. Man findet ihre Leiche am Stadtrand. Zunächst deutet alles auf ein Sexualdelikt hin.

Schnell aber wird den Ermittlern Melia und Vincent klar, dass das vermeintliche Tatmotiv in beiden Fällen nur vorgetäuscht ist. Allerdings sehen die Kriminalbeamten noch keinen Zusammenhang zwischen den beiden Taten.

Anders die Leser*innen von „Das Jahr der Gier“: Ihnen wird schon früh klar, dass es um etwas Anderes geht:

Das männliche Opfer ist Finanzjournalist, die junge Frau arbeitet bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

In Singapur entdecken Mitarbeiter des global tätigen deutschen Finanzdienstleisters Worldcard erhebliche Ungereimtheiten in den Konzernzahlen zum Asiengeschäft: Es geht um Untreue und Scheingeschäfte.

Es bedarf keiner all zu großen Fantasie, um zu bemerken, dass die Worldcard-Story auf der realen Wirecard-Pleite fußt, dem spektakulärsten Finanzskandal in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte.

Die Parallelen sind unübersehbar:
Die Bundeskanzlerin macht - im Buch wie in der Realität - in China Werbung für den vermeintlich neuen Stern am deutschen Finanzmarkthimmel, und die Finanzaufsichtsbehörde BaFin verfolgt die investigativen Journalisten der Financial Times, statt deren mehr als deutlichen Hinweisen auf die kriminellen Konzern-Machenschaften nachzugehen.

Der Worldcard-Skandal nimmt seinen Lauf. Immer dreister werden Scheingeschäfte, Geldwäsche und Börsenmanipulationen. Die gewaltige Finanzblase wird immer dicker, aber sie platzt noch nicht.

Dabei gibt es unübersehbare Anzeichen, dass da etwas gewaltig faul ist. Robin Chan, WC-Mitarbeiter in Singapur, entdeckt Manipulationen und meldet sie an die Konzernzentrale nach München. Aber er wird kaltgestellt. COO Marek Weiß, der Hauptverdächtige höchstselbst, übernimmt die „Untersuchungen“.

Obwohl sie „von oben“ nach Kräften bei ihren Ermittlungen behindert werden, gelingt es ein den wackeren Kriminalisten um Melia und Vincent mit Hilfe des britischen Journalisten, die Worldcard-Blase schließlich doch noch zum Platzen zu bringen.

Es kommt zu einem fulminanten Showdorn in den bayerischen Voralpen. . .


Der Wirecard-Skandal hat dem Ansehen des Finanzplatzes Deutschland international enorm geschadet. Für unseren Krimiautor Horst Eckert war er ein großes Geschenk, das er dankbar angenommen hat. Wem ein solcher Skandal vor die Füße fällt, der braucht hat sich keinen Romanstoff ausdenken.

Die Basis war also gelegt. Darum herum hat Eckert einen feinen Krimi gesponnen. „Das Jahr der Gier“ bietet Spannung pur, man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Ein Muss für alle Fans des Genres Polit-Thriller.

Bewertung vom 26.12.2021
Sterbende Seelen / Mara Billinsky Bd.6 (eBook, ePUB)
Born, Leo

Sterbende Seelen / Mara Billinsky Bd.6 (eBook, ePUB)


sehr gut

Verhängnisvolle Reisen

Im Mittelpunkt des Romans „Sterbende Seelen“ von Leo Born stehen die „Mädchen, die auf Reisen gehen“. Klingt harmlos, ist es aber nicht.

Ganz im Gegenteil: Bei den „Reisen“ geht es um übelsten Menschenhandel. Junge Mädchen werden aus Nigeria nach Europa verschleppt und mit brutalsten Mitteln zur Prostitution gezwungen.
Und dann haben sie noch Glück gehabt, denn mit sexuellen Dienstleistungen geben sich viele der Kunden auf Dauer nicht zufrieden. Sie wollen und bekommen mehr. Viele der Mädchen werden auch körperlich verletzt, gefoltert, zuweilen sogar qualvoll getötet.

Die, die überleben, enden schließlich als sterbende Seelen, im Roman beispielhaft dargestellt anhand des Schicksals der jungen Nigerianerin Azuka, die in Frankfurt als „Joy“ ihren Peinigern ausgesetzt ist.

Vor diesem Hintergrund spielt der sechste Thriller um die exzentrische Frankfurter Ermittlerin Mara Billinsky und ihren zart besaiteten Partner Jan Rosen, denn längst haben die „Black Partys“ auch die Unterwelt der Main-Metropole erreicht.

Leo Born gewährt in seinem Roman tiefe Einblicke in eine menschenverachtende Szene übelster Art, und der Autor versichert: „Das ist keineswegs Fiktion, die Realität ist noch schlimmer.“

Mt ihrer unnachahmlichen Art und ihren berüchtigten Einzelgängen, versucht Mara Billinsky die Hintergründe der Szene aufzuhellen, jagt Zuhälter und Drahtzieher; übrigens ebenfalls sämtlich Nigerianer, die sich in Frankfurt zudem einen Bandenkrieg mit der italienischen Mafia liefern.

Dabei stößt Mara tief in einen Sumpf aus Korruption und Erpressung, der sich bis in die etablierte Bürgerschaft Frankfurts zieht; insbesondere Justiz und Polizei sind involviert.

In seinem sechsten Mara-Thriller gelingt es Leo Born erneut, einen hoch spannenden Roman rund um das Enfant terrible der Frankfurter Kripo vorzulegen. Auf 415 Seiten gibt es jede Menge Aktion, aber auch sehr viel ernsten Hintergrund.

Dieses Buch kann man empfehlen. Es lohnt sich

Bewertung vom 08.11.2021
Abgründige Wahrheit
Knospe, Bernd Richard

Abgründige Wahrheit


gut

„Abgründige Wahrheit“ ist nach „Blue Note Girl“ der zweite Eric-Teubner-Roman des Hamburger Schriftstellers Bernd Richard Knospe.

Wie schon der Klappentext verrät, geht es im Wesentlichen um zwei Handlungsstränge:
Der erfolgreiche Journalist und Autor Eric Teubner wird beauftragt, eine Biografie über den unlängst verstorbenen Hamburger Verleger Heinrich Michaelsen zu schreiben. Während er sich im Dialog mit Verlegertochter Daniela ans Werk macht, kommt es in der Hansestadt zu einer grausamen Mordserie.

Zunächst scheinen beide Geschichten nichts miteinander zu tun zu haben; sie bewegen sich aber um Laufe des Romans immer mehr aufeinander zu. Es kommt zu einem dramatischen Finale, und schließlich offenbart sich das, was der Titel verspricht: Abgründige Wahrheit.

Bernd Richard Knospe mag seine Figuren, er entwickelt sie sorgsam und liebevoll. Niemand, so die Botschaft, ist nur gut oder nur schlecht. Der Autor hat einen sehr differenzierten und tiefen Blick auf sein Roman-Personal.

Und das ist so zahlreich vorhanden, dass hier nur einige Figuren erwähnt seien.

Da ist zunächst der Namensgeber des „Eric-Teubner-Romans“.
Der Journalist stößt bei seinen Recherchen auf unangenehme Überraschungen und gerät sowohl in Gewissensnöte, als auch in Konflikte mit seiner Auftraggeberin Daniela. Teubner steht aber nicht im Mittelpunkt des Geschehens, Hauptfiguren sind andere.

Zum Beispiel Kriminalkommissarin Anna Paulsen. Sie wurde am alten Dienstort Hannover Opfer sexueller Übergriffe, lässt sich nach Hamburg versetzen und droht dort vom Regen in die Traufe zu kommen.
Als Partner bekommt sie ausgerechnet den Kollegen Nolte zugeteilt, einen ungehobelten, sexistischen Klotz, der erst später auch andere Seiten offenbart.
Oder die stellvertretende Kripo-Chefin Birte Keller. Sie mobbt ihren Vorgesetzten so lange, bis sie selbst an der Spitze steht, hat dann aber große Schwierigkeiten, ihren eigenen Ansprüchen und denen der Kollegen gerecht zu werden.

Ein ganz spezieller Charakter ist der Gewohnheitsverbrecher Walker, inzwischen seit über 30 Jahren im Knast. Ein schlimmer Soziopath, der es liebt, den Gefängnispsychiater in endlose Rededuelle zu verwickeln.
Oder der Reporter Reifenberger, ein schmieriger Typ und ein wahres Ekel. Für eine gute Story geht er über Leichen.

Und so weiter, und so weiter. Ganz viele Figuren, und Bernd Richard Knospe liebt sie alle. Die ausführliche Beschäftigung mit den Protagonisten erfordert viel Raum, nicht zuletzt deshalb umfasst das Buch in der Print-Version stattliche 580 Seiten.

Kehrseite der Medaille: Da die Charaktere derart im Vordergrund stehen, gerät die eigentliche Story über weite Strecken fast zur Nebensache. Nach einem munteren Start und vor dem furiosen Finale geht im Mittelteil die Spannung deutlich verloren.

Wer sich als Leser nicht in jedem Detail für die Hintergründe und Tiefen der Figuren interessiert, hat zwischenzeitlich schwer zu kämpfen, um am Ball zu bleiben.

Alle diejenigen aber, denen der starke Fokus auf die Charaktere gefällt, dürfen sich auf drei weitere Eric-Teubner-Romane freuen. Der nächste - so verrät der Autor - ist so gut wie fertig und soll im kommenden Frühjahr erscheinen.