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Benutzername: 
Silke112
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


ausgezeichnet

Das Buch berichtet von verschiedenen Schicksalen junger Mädchen/Frauen, die über verschiedene Zeiten miteinander verbunden sind.

Heute: Nina, eine junge Ärztin aus Berlin flüchtet sich während der Corona-Pandemie ausgebrannt und mit ihrer neu eingezogenen Hündin Ayla aufs Land in ein kleines und ihr zunächst unheimliches Dorf am Stettiner Haff.
Die ihr zunächst nicht sehr sympathische Umgebung wird für sie zusehends interessanter, als ihre Hündin im Wald ein Stück eines menschlichen Hüftknochens findet.
Als einen der ersten Menschen lernt sie den von ihr heimlich als Waldmann betitelten „Marco Wetzlaff“ kennen, der ihr aus einer schwierigen Situation hilft.

1936 wird das Mädchen Gine aus ihrem alternativen Elternhaus und ihrem Zuhause Berlin mit 14 Jahren ins sogenannte Landjahr ans Stettiner Haff verschickt, um zu lernen, wie eine Frau sich im Nationalsozialismus zu verhalten hat. Gine versucht sich gegen die Indoktrinierung zu wehren. Sie lernt Henni kennen, die ebenfalls verschickt wurde und ihre ganz eigene Art hat, sich gegen die Regeln und den Umgang aufzulehnen.
Das Landjahr findet statt auf dem Gelände der Familie von Wetzlaff, der zu diesem Zeitpunkt fast die ganze Gegend gehört.

1979 in Ostberlin versucht die gerade 20jährige junge Mutter Sigrund sich in den Regeln des DDR-Regimes zurecht zu finden und nicht groß anzuecken. Sie versorgt gemeinsam mit ihrem Mann ihrem Sohn Marco.
Anecken tut sie ständig mit ihrer Schwiegermutter Hildegard Wetzlaff. Aber auch ihr Mann hat Schwierigkeiten mit ihren Ansichten und vor allem mit ihrer Freundin Christa.

Die Autorin versteht es eine interessante Stimmung während des Buches aufrecht zu erhalten. Die Zeitsprünge tragen dazu bei, immer wieder werden kurze Parallelen eingearbeitet zu einer der anderen Zeiten und so entstehen immer wieder kurze aha-Momente oder man wird verleitet Rückschlüsse zu ziehen, die nicht immer stimmen müssen.

Auch geschichtlich ist das Buch interessant. Mir persönlich war das Landjahr so noch nicht geläufig gewesen zum Beispiel.

Insgesamt versteht es die Autorin eine konstante Spannung aufrecht zu erhalten, auch mit dem geschickten Einsatz von Zeitwechseln.

Insgesamt kann ich das Buch Menschen empfehlen, die einen ruhigen, kontanten Spannungsaufbau mögen, Familiengeschichten und neuere deutsche Geschichte interessant finden.

Bewertung vom 07.04.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


sehr gut

Es handelt sich um einen Roman über Friedrich Fröbel, Vorreiter moderner Pädagogik.

Friedrich Fröbel, als Kind emotional sehr verletzt und zurück gestellt, revolutionierte die Sicht auf Kindererziehung und das Aufwachsen von Kindern zu Beginn des 19. Jahrhunderts.


Das Buch beginnt mit einem sehr prägenden Erlebnis Fröbels aus seiner frühen Kindheit, wie er zurück gestoßen wird von seiner Stiefmutter.
Immer wieder werden für ihn prägende Erlebnisse in kurzen Rückschauen geschildert.

Das Buch spielt auf verschiedenen Zeitebenen mit verschiedenen Protagonist:innen.
Wiederholt gibt es Rückblicke vor allem in die Kindheit der einzelnen Personen, die ihr Handeln in der Gegenwart begreiflich machen.

So ist da Luise, die zunächst die Kinder ihrer Schwester mit erzieht und immer wieder erschrocken ist über die Erziehungsmethoden der Zeit. Als sie schließlich das Haus ihres Schwagers und damit die Kinder verlassen muss, zieht es sie als Haushälterin in die Schule von Fröbel, wo sie voller Bewunderung für seine Methoden und seine Weltansichten sowie seine Freude an Neugierde, an der Natur und an kindlicher Energie immer mehr über die freie Art des Lernens über Spiel und über Erleben lernt.

In Fröbels Schule läuft es gut, seine Ideen finden immer mehr Zuspruch, bis es zu einem verheerenden Unfall kommt, der die Existenz der Schule gefährdet.


Marieke erlebt mit 5 Jahren einen schrecklichen Unfall mit, bei dem ihr Bruder ums Leben kommt. Sie verbringt daraufhin ihre Tage in einer sogenannten Kinderverwahranstalt, die die Kinder davor bewahren soll unbeaufsichtigt draußen in den Straßen sich zu gefährden, während ihre Eltern arbeiten.
Es handelt sich tatsächlich um Aufbewahrungsanstalten und Marieke hat diese Zeit als enorm belastend und langweilig empfunden.
Als erwachsene Frau will sie es besser machen, als sie selbst in einer solchen Verwahranstalt anfängt zu arbeiten.


Das Buch springt immer wieder in Zeiten und Protagonist:innen. Es gibt immer wieder Rückblicke auf Fröbels Werdegang, von Kindheit zu seiner Ausbildung als Förster und vielem mehr.
So ergibt sich nicht nur ein Einblick in die damalige Kindheit und Jugend, sondern auch in die Gedanken Fröbels und in seinen Werdegang, der ihn letztendlich zu einer prägenden Figur für unser heutiges Verständnis von Pädagogik, Sozialisation und Lernen machte.

Es handelt sich um einen biographischen Roman, der durch die Lebensgeschichten weiterer Hauptfiguren lebendig und interessanter wird.
Die Zeitsprünge sind manches Mal anstrengend, man muss sich streckenweise sehr konzentrieren, um zu verstehen, in wessen Leben und in welchem Lebensabschnitt man sich gerade befindet. Gleichzeitig lässt es einen aber auch in die Zeit eintauchen und die Figuren immer wieder auch ein wenig anders kennenlernen, indem neue Aspekte ihrer Vergangenheit auftauchen.

Fazit: der Titel ist treffend gewählt. „Die Zeit der Kinder“ ist genau das, worum es geht. Es geht darum, dass Kinder Zeit brauchen Kinder zu sein und auch um eine Zeit und einen Menschen, der das Leben von Kindern veränderte.

Nicht nur wer sich für Friedrich Fröbel und sein Leben oder für Pädagogik interessiert, ist hier an der richtigen Stelle, auch wer einen tieferen Einblick in das Leben und die Denkweise des frühen 19. Jahrhunderts erhalten möchte, kommt mit diesem Buch auf seine Kosten.

Bewertung vom 25.03.2024
Tödlicher Stoff / Die Hausboot-Detektei Bd.3
Achterop, Amy

Tödlicher Stoff / Die Hausboot-Detektei Bd.3


ausgezeichnet

Eine Detektei in Amsterdam auf einem Hausboot, mit dem etwas lethargischen Hund Hund und der so gar nicht lethargischen Eichhörnchendame Fru Gunilla, die eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Es klingt zunächst wie die Detektivromane aus Kindheit und Jugend-und ist genau deswegen großartig!

Der ältere, schlaflose und manchmal etwas grummelige Expolizist Arie geht des nachts im Nebel mit Hund spazieren, weil er nicht weiß, was er tun soll in seiner Schlaflosigkeit.
Dabei wird er Zeuge eines seltsamen Unfalls, ein Mann tanzt vor ein Müllauto und stirbt.
Dieser Vorfall weckt das Interesse des Detektives und er macht sich gemeinsam mit seinem Kolleg:innen daran zu klären, ob es sich wirklich um einen Unfall oder nicht gar Mord handelte.
Schnell wird die Geschichte größer, immer mehr Fragezeichen tun sich auf und die Gruppe beginnt zu ermitteln.

Das Buch ist getragen von Dialogen. Es gibt wenig Umgebungsbeschreibungen und wenn tauchen sie mit wenigen Sätzen zwischen Dialogen auf.
Das gibt einem das Gefühl sofort rein zu tauchen in die etwas chaotische aber sehr sympathische Gruppe aus Detektiven/Freunden, die hier ermitteln.
Es gibt keine starren Strukturen wie in Polizeikrimis, alles ist sehr lebendig, chaotisch und ständig kommt wer kurz oder auch länger vom Thema ab. Dieser Stil gibt dem Ganzen noch mehr Lebendigkeit, man hat das Gefühl selbst mit auf dem Hausboot zu sitzen und möchte das ein oder andere Mal schreien: Leute, bitte, zurück zum Thema!

Anfangs ist es eine etwas unüberschaubare Menge an Protagonisten, es empfiehlt sich vermutlich die ersten beiden Bände zuerst zu lesen, um auch die Beziehungen und Eigenarten der Hauptfiguren besser kennen zu lernen. Aber auch ohne die beiden Bände zu kennen, kommt man gut rein und es erwartet einen eine Art WG-Küche, die mit viel Engagement einen Kriminalfall löst.

Wer in Kindheit und Jugend Detektivromane geliebt hat, wird hier eine würdige Erwachsenenform finden. Und wer das nicht tat, wird hier einen rasanten, witzigen und dennoch spannenden Krimi finden und somit vielleicht seine Liebe zu Detektivromanen entdecken.

Einzig wer keine Dialoge mag und wen Chaos nervt, der sollte die Finger davon lassen-verpasst dann aber was!