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Schnuffpuschel
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Wennigsen

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2024
Villa Obscura
Hill, Melissa C.;Stapor, Anja

Villa Obscura


ausgezeichnet

Bei diesem Buch war ich aus mehreren Gründen sehr gespannt - zum Einen spielt die Geschichte im Harz und für mich als Harzerin war das tatsächlich ein Grund, das Buch unbedingt lesen zu wollen. Zum Anderen hatte ich Bedenken, ob ich mit der Zeitform klarkommen würde - die Geschichte ist in der Gegenwartsform geschrieben.

Schnell konnte ich feststellen, dass ich mich an die Erzählform gut einfinden konnte, was in meinen Augen am Erzählstil des Autorinnenduos liegt. Auch der Spannungsbogen ist gut gespannt worden, so dass die Geschichte auch bis zum Ende spannend geblieben ist. Doch worum geht es - wie schon eingangs erwähnt spielt die Geschichte im Harz. Passend zur derzeitigen Jahreszeit müssen sich eine Handvoll Teeager zur Halloweenzeit mit einer realen Bedrohung auseinandersetzen. An dieser Stelle kann ich jedoch sagen, dass es nicht so gruselig ist, dass es ein wirklicher Horrorroman ist, die Bezeichnung "Thriller" hat schon gut gepasst.

Sechs Jugendliche hatten eigentlich vor, eine kleine Party zu Halloween zu feiern - natürlich stilecht in Verkleidung. Schön fand ich hier den schwarzen Pudel, der mich doch sehr an Goethes Faust erinnert hat :-). Aus der anfänglichen Partyatmosphäre wird schnell die nackte Angst, da die Jugendlichen Opfer eines finsteren Plans werden. Sollen sie nur festgehalten werden, um Geld zu erpressen? Was sind die Motive? Haben die Sechs überhaupt eine Chance und kann eine gute Zusammenarbeite der Sechs, Vertrauen und eine gemeinsame Strategie ihnen helfen?


Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich bleibe gespannt auf weitere Bücher aus dem Hause Hill/Stapor.

Bewertung vom 30.10.2024
Trinken wie ein Dichter

Trinken wie ein Dichter


ausgezeichnet

Meine Erwartungshaltung an dieses Buch war denkbar groß, da ich viele Klassiker lese und auch gedanklich gerne in der Zeit verweile. Doch ich muss sagen, meine Erwartungen wurden definitiv mehr als erfüllt.

Zunächst einmal ist die Aufmachung des Buches wirklich sehr hochwertig - ein Buch, auf Grundlage dessen man auch Cocktails machen möchte, muss schon ggf. auch einen Tropfen Feuchtigkeit abkönnen. Der Einband ist ein gebundener Stoffeinband von dem ich schon denke, dass er einiges verträgt.

Auch die Gestaltung des Buches gefällt mir richtig gut - sowohl die des Covers als auch die der einzelnen Kapitel. Jedem Rezept ist ein Bild der Autoren abgebildet inkl. der Jahresdaten, in denen sie gelebt haben. Nebst einer Maßangabe, für wie viele Personen das Rezept dient, ist auch noch ein zeitlicher Abriss der Schaffensphase dargestellt und dann das jeweilige Rezept. Inzwischen haben wir uns drei Rezepte herausgesucht, die uns am meisten interessiert haben - der Eggnogg von E.A. Po, der Dublin Coffee von J. Joyce und der Bordeaux-Cocktail von F. Dürrenmatt - und wir hatten so viel Spaß mit dem Buch. Dieses Buch wird definitiv ein Teil unseres Haushalts bleiben und uns viele spaßige Stunden bereiten.

Bewertung vom 02.05.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


sehr gut

Nach Lesen einer ersten Leseprobe war ich geflasht und wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen. Als ich es dann wirklich vor mir hatte, habe ich leider an der ein oder anderen Stelle ein paar Längen gehabt, auch wenn ich die Geschichte an sich sehr gelungen erzählt finde und das Thema auch sehr wichtig.

Was Isabelle Allende wie immer sehr gut macht ist die Charakterzeichnung. Es gibt Stellen im Buch, die ich einfach so schön geschrieben fand, dass ich sie laut vorgelesen habe. Gerade wenn es darum geht, die Beziehung zwischen zwei Menschen zu beschreiben habe ich selten so gut gewählte Worte erlebt. In dieser Szene wird beschrieben, wie die Beziehung zwischen zwei Menschen einfach aufgrund der unterschiedlichen Charaktere schwieriger wird. Die Namen habe ich hier mal ersetzt, um nicht zu spoilern

(S. 151) "In kurzer Zeit veränderte [sie] sein Leben und machte ihn sanftmütiger. Er begriff, dass er sie nie würde festhalten können, sie glitt ihm durch die Finger wie Sand, deshalb wollte er wenigstens an ihrer Seite sein, was sich aber ebenfalls als undurchführbar erwies. Schließlich gab er es auf, ihrem Tempo zu folgen, und begnügte sich damit, die Höhenflüge ihres Lebens, das so anders war als seins, bewundernd mitanzusehen."

Interessant hierbei ist in meinen Augen, dass es in dem Buch gar nicht einmal ausschließlich um dieses Paar geht, es wird in mehreren Rahmengeschichten erzählt und thematisiert Flucht und Bewältigung - aus dem Nazibesetzten Deutschland, der Gewalt in El Salvador - und hat für mich die Frage in den Fokus gerückt, wie man "danach" weiterlebt.

Wie beschrieben ist das Buch ein wirklich gutes Buch, aber an einigen Stellen haben mich die Längen ein wenig am Lesen gehindert.

Bewertung vom 25.03.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Nach "Der Sommer der Porters" ist "Kantika" der zweite Roman aus der Feder der Autorin Elizabeth Graver für mich. Ich erwähne das hier so explizit, da ich eine sehr hohe Erwartungshaltung hatte, bevor ich mit "Kantika" gestartet bin und schon die Leseprobe hatte mich wieder von der ersten Seite an in den Bann gezogen.

Besonders gereizt hatte mich an diesem Buch auch, dass die Autorin die Lebensgeschichte ihrer Großmutter wiedergibt, die auch Protagonistin in "Kantika" ist - Rebecca Cohen.

Beginnend in Konstantinopel zu Beginn des 20. Jahrhunderts führt uns die Geschichte über Spanien nach Kuba und in die USA. Als Tochter eines sephardischen Textilunternehmers wächst Rebecca in wohlhabenden Verhältnissen auf. Sie liebt Mode, näht gerne und ist selbstbewusst. Doch je älter sie wird, desto mehr wird ihr bewusst, dass ihre Herkunft und ihr jüdisches Erbe Probleme bereiten, egal wo sie mit ihrer Familie Wurzeln schlagen möchte.

Es gibt so viele Textpassagen, in denen die Autorin ihr Können beweist und damit der Dramatik der jeweiligen Stelle nochmals auch sprachlich Ausdruck verleiht. Ein Beispiel habe ich mir rausgesucht, bei dem der Protagonistin nahegelegt wird, ihren Namen anzupassen, damit er nicht jüdisch klingt.

So heißt es (S. 99):
"Woher kommst du? Zwischen Leichtigkeit und Dunkelheit, zwischen Israel und den Nationen, zwischen dem siebten Ruhetag und den sechs Arbeitstagen. Wenn sie die Augen schließt, kann sie eingehen in den Klang und eins werde mit der unermesslichen Weite - ein Staubkorn, ein Nadelstich, reiner Atem. Ich komme von blanko, dem Nichts, das Selbst ausradiert, alle Spuren verwischt."

Jetzt nach Auslesen des Buches kann ich eigentlich nur sagen - ich habe es geliebt und meine Erwartungen wurden vollends erfüllt. Die Geschichte ist sehr flüssig geschrieben, größere Kapitel sind mit Original-Fotografien gekrönt, was die Geschichte für mich noch einmal abgerundet hat, da ich nun Gesichter zu den handelnden Personen hatte. Für mich ist "Kantika" ein absolutes Jahreshighlight.

Bewertung vom 13.03.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


ausgezeichnet

Bei "Krummes Holz" hatte mich irgendwie alles gereizt - vom Cover, dem Titel als auch dem Klappentext. Eine erste Leseprobe hatte mich dann restlos überzeugt, dass ich dieses Buch einfach lesen muss.

Zum Inhalt:
Jirka ist 14 Jahre alt, als er weggeschickt wird. Nun ist er 5 Jahre älter und kehrt zurück auf den elterlichen Hof, den seine Schwester inzwischen übernommen hat. Eine Woge der Erinnerungen übermannt ihn schon auf den ersten Metern zu seinem ehemaligen Zuhause und im Grunde weiß er nicht, warum er überhaupt zurück kehrt.

Fazit:
Jetzt, nachdem ich die letzten Kapitel in einem Atemzug gelesen habe, bestätigt sich der erste Eindruck: Es ist kein Buch, das ich einfach so lesen konnte, während ich frühstücke, während ich in der S-Bahn fahre oder während neben mir noch irgendeine andere Ablenkung um Aufmerksamkeit buhlt. Oft hatte ich das Gefühl, dass ich vor allem zwischen den Zeilen lesen musste und dass das Ungesagte mehr Gewicht hatte als das Gesagte. Die Welt, in die Jirka nach fünfjähriger Abwesenheit zurückkehrt scheint vor allem dadurch geprägt zu sein, dass niemand über Gefühle reden kann. Mein Buch ist voller Post-its, da ich die wortgewaltige Sprache, das Spiel zwischen bloßen Andeutungen und brachialen Gefühlsausbrüchen einfach großartig fand. Generell hat mir vor allem die Sprache sehr gut gefallen. Anbei zwei Zitate, die mir im Kopf geblieben sind:

"Die Zeichnungen an den Wänden entblößen einmal mehr, was ich versuche, vor ihm zu verbergen. Ein Teil von mir wünscht sich, dass er es erkennt. Dass ich nichts mehr sagen muss." (S. 233)

"Ich suche Auswege. Irre in Gedanken durch ein Geflecht aus Möglichkeiten, die keine sind." (S. 162)

Auf alle Fälle wird dieses Buch zu meinen Jahreshighlights gehören und der Name der Autorin Julja Linhof auf meine Liste der Schreibenden, die ich im Auge behalten werde.

Bewertung vom 21.02.2024
Die Königin
Conrad, Sebastian

Die Königin


ausgezeichnet

Sebastian Conrad schafft in seinem Buch "Die Königin. Nofretetes globale Karriere" einen Geniestreich, in dem er nicht nur einen historischen Abriss der Geschichte der berühmten Büste der ägyptischen Pharaonin Nofretete von deren Fund zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute zu schlagen, ohne sich dabei in bloßen Fakten zu verlieren, er gibt uns auch einen wirklich spannenden und interessanten Einblick auf die Welt, die sich seit deren Fund um die Büste dreht wie um kein anderes historisches Exponat.

Meiner Meinung nach stimmt bei diesem Buch wirklich alles - von der Covergestaltung, der Bebilderung innerhalb des Buches bis hin zu einem Abriss der Diskussionen, die die Büste seit inzwischen über 100 Jahre in der ganzen Welt auslöst. Für mich waren vor allem zwei Themen besonders interessant - zum Einen die Frage, ob die Statue weiterhin in Berlin ausgestellt werden dürfe, oder nach Ägypten zurück gegeben werden müsste und zum Anderen der Grund für ihre globale Berühmtheit. Beiden Themen widmet sich der Autor ausführlich und rundet damit für mich das Buch zu einem absolut perfekten Sachbuch ab. Doch im Grunde sind dies nur zwei von sehr vielen anderen Themen - doch im Grunde steht diese Frage im Zentrum: Wie wird aus einer kleinen Büste ein Bild, zu dem wahrscheinlich jeder Mensch eine Verbindung knüpfen kann?

Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die flüssige Schreibe des Autors. Gerade bei Sachbüchern verlieren sich Experten gerne in Aneinanderreihungen historischer Fakten - Sebastian Conrad hingegen hat einen geradezu erfrischenden Stil, der mich da Buch in relativ kurzer Zeit lesen lassen hat.

Bewertung vom 07.11.2023
Der Achte Tag
Salerni, Dianne K.

Der Achte Tag


ausgezeichnet

"Der Achte Tag" ist eine neue Reihe der Autorin Dianne K. Salerni. Ich war bei der Thematik etwas skeptisch, denn die Artussage kam mir als Kind immer recht starr und vergilbt vor. Doch Dianne K. Salerni setzt zumindest im ersten Teil vor allem auf Ausarbeitung des Protagonisten Jax, was der Geschichte sehr gut tut.

Jax ist Waise und wächst bei einem gerade einmal 18 jährigen Riley auf - sehr zum Leidwesen der Tante, die ihn gerne zu sich genommen hätte. Niemand versteht, warum Jax' Vater das Sorgerecht nach seinem Tod ausgerechnet Riley zuspricht und am allerwenigsten kann Jax das verstehen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Tag nach Mittwoch.... Donnerstag? Nein, nicht wirklich.

Ich habe das Buch in kürzester Zeit durchgelesen, habe mich sehr gefreut zu erfahren, dass im Frühjahr nächsten Jahres der zweite Teil der Reihe erscheinen wird und bin schon jetzt sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.

Empfehlen würde ich diese Buch Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ab 10/11 Jahren. Das Buch kommt nahezu ohne Bilder aus, es ist also textintensiv - da es jedoch von der ersten Seite an sehr spannend geschrieben ist, das Schriftbild einladend und der Protagonist sehr glaubwürdig ist, kann ich dieses Buch auch den jüngeren Jugendlichen sehr gerne empfehlen.

Bewertung vom 22.09.2023
The Magic Border
Parks, Arlo

The Magic Border


ausgezeichnet

Irgendwann im Jahr 2021 hatte ich in Elton Johns Rocket Hour das erste mal ein Lied der britischen Sängerin Arlo Parks gehört. Was mir damals als erstes auffiel, war ihre sanfte, zugleich eindringliche und intensive Stimme gewesen. Irgendetwas hatte ihre Musik bei mir berührt, so dass ich mir ihren Namen gemerkt habe, auch wenn ich die Musik erst mal gar nicht weiter verfolgt hatte.

Als nun ihre erstes Buch "The Magic Border" veröffentlicht wurde wusste ich, ich muss das Buch lesen.

Bei "The Magic Border" handelt es sich um eine Mixtur aus Gedichten/Songtexten und Fotografien von Daniyel Lowden.

Schon im "Statement", dem Intro zum Buch, beschreibt Arlo Parks ihre Intentionen und versucht auch, ihren eigenen Stil von außen zu betrachten und sagt: "Meine Sprache ist die der Extreme". Diese Einschätzung kann ich nur teilen, denn die Intensität ihrer Sprache, die Art und Weise, wie sie sich mit selbst, den Menschen, die sie umgeben, der Vergangenheit auseinandersetzt, ist überraschend und auch ein wenig überwältigend.

Ich habe während ich das Buch zur Hand hatte auch ihre Musik laufen gelassen, was ihren Texten noch einmal mehr Intensität einhaucht - ihre sanfte, ruhige und melodiöse Stimme, die jedoch auf Texte trifft, die zum Beispiel die dunkelsten Seiten eines Traums beschreiben, wirken wirklich nach bei mir. Toll ist auch, dass es sich um eine zweisprachige Edition handelt, so dass man auch immer den englischen Originaltext betrachten kann, der der Übersetzung zugrunde lag.

Besonders gut gefallen haben mir "Unversehrt" (S. 9), "Traum" (S. 45) und "Schwerelos" (S. 108).

Anbei ein kleiner Auszug aus "Schwerelos"

"Deine Augen, Kardamon und Jade, so strahlten sie in der Nacht,
in der du deine vulkanische Seite zeigest.
Ich habe Angst davor, Bestätigung zu brauchen
Ich warte auf den Tag, an dem du es endlich versuchst
Da sind Sandmücken im Champagner
Du bist verschlossen, ich bin so erschöpft,
aber in den seltenen Momenten, in denen du sagst, ich sei dein Sonnenstrahl, leuchte ich
Ich bin hungrig nach deiner Zuneigung, du wirst von dem Druck zerquetscht
Aber du wirst nichts ändern, nein, du wirst nichts ändern."

Was mir an ihren Texten auch sehr gut gefällt ist, dass die Nähe zu den Menschen, die ihr wichtig sind, immer wieder thematisiert wird. Sie sagt dazu auch in ihrem Vorwort, dass die Texte mit diesen Menschen zusammen entstanden sind.

Bewertung vom 15.09.2023
Zeiten der Langeweile
Becker, Jenifer

Zeiten der Langeweile


weniger gut

Jennifer Becker beschreibt in ihrem Buch "Zeiten Langeweile" den Versuch der Protagonistin Mila, der digitalen Welt zu entfliehen. Es startet mit social network Seiten, geht über Streamingdienste hinaus und endet darin, dass selbst ein Ausflug unter Menschen nur noch einen Gedanken zulässt - nämlich den, wer sie fotografieren könnte.

Ich denke, dass sich kaum jemand nicht schon einmal mit dem Gedanken beschäftigt hat, inwiefern Internet, Apps, Streaming noch Vereinfachung oder einfach einer Sucht gleichzusetzen sind. Sollte der Gebrauch des Handys und die Zeit auf social network Kanälen reduziert werden? Was mache ich, wenn das Internet ausfällt? All diese Fragen finde ich auch nach wie vor interessant und ich hatte gedacht, dass "Zeiten der Langeweile" einem einen Wink in diese Richtung geben könnten. Doch auf mich wirkt die Protagonisten über die Länge des Buches überzogen, paranoid und irgendwie manisch.

Was ich auch nicht schön fand war, dass ich während des ganzen Buches nicht wirklich rausgefunden habe, warum Mila derart drastische Maßnahmen für sich getroffen hat. Doch was mich am meisten beschäftigt ist, worauf das Buch hinaus will. Wenn es mir einen "digitalen Detox" empfehlen möchte, ist das leider komplett fehl geschlagen.

Bewertung vom 20.08.2023
Eine glückliche Familie
Kabler, Jackie

Eine glückliche Familie


weniger gut

"Eine glückliche Familie" ist für mich das erste Buch aus der Feder der britischen Autorin Jackie Kabler gewesen. Irgendwie war ich auf das Buch gestoßen, hatte die Leseprobe gut gefunden und kurzerhand dann auch das ganze Buch innerhalb von zwei Tagen weg geschmökert. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Schreibe der Autorin sehr flüssig ist, so dass die ca. 420 Seiten wirklich in kürzester Zeit gelesen werden können, doch hier endet auch schon meine kleine Liste der positiven Aspekte des Buches.

Es geht um Beth, eine Frau Mitte/Ende 30, die geschieden ist und mit ihren beiden Kindern zusammen wohnt. Als sie sieben Jahre alt war, hatte die Mutter die Familie verlassen, so dass sie im Grunde ab diesem Zeitpunkt als Halbwaise aufgewachsen ist. Das Verhältnis zu ihrem Vater ist sehr gut und sie besucht ihn mehrfach in der Woche im Altenheim. Ihr Leben verläuft im Grunde sehr gut, sie ist glücklich und angekommen. Dann passt jedoch folgendes: nach dreißig Jahren klingelt es an ihrer Haustür und ihre verschollene Mutter steht vor der Tür.

Auf dem Klappentext stand, dass es sich bei dem Buch um einen Psychothriller handeln würde und anfangs habe ich auch noch gedacht, dass dem so ist, da typische Elemente in die Geschichte eingeflossen sind wie Verfolgungsangst, eine Person, die Beth beobachtet, Fußspuren vor dem Haus und auch, dass niemand einem glaubt. Doch nachdem ich das Buch jetzt ausgelesen habe muss ich sagen, dass zu keinem Zeitpunkt auch nur eine Spur Spannung aufkam.

Leider wusste ich auch schon sehr früh, worauf die Geschichte abzielen werden würde und habe dann lange gehofft, dass irgendeine Art von plot twist kommt, aber leider weit gefehlt. Ehrlich gesagt frage ich mich tatsächlich, ob es jemanden geben wird, dem es bei diesem Punkt anders gehen wird....

Was mir auch ein wenig sauer aufstoßen wird war die Charakterzeichnung. Sowohl die Protagonistin Beth als auch die anderen Charaktere wirkten auf mich eher blass und einige Reaktionen erschienen auf mich auch nicht wirklich logisch. Wenn ein Mensch, den ich überhaupt nicht kenne in mein Leben tritt (ihre Muter) und mir etwas über jemanden erzählt, den ich seit Jahren kenne, dann glaube ich das automatisch? Und noch dazu ihre Mutter die Familie verlassen hat - ist sie dann ausgerechnet wirklich ein Charakter, dem ich trauen und glauben würde? Aber auch ansonsten gab es so viele Passagen, bei denen ich das Gefühl hatte, dass ein Geheimnis um ein Charakter gemacht wird, nur um die Spannung aufkommen zu lassen, was aber einfach nicht funktioniert hat.

Zum Ende ist dann nochmals ein Punkt aufgekommen, der mich geärgert hat und zwar hat die Autorin ihre Protagonistin mehren Leuten die exakt selbe Geschichte erzählen lassen - nur mit anderen Worten. Natürlich würde man, wenn man von unterschiedlichen Leuten etwas herausbekommen möchte, die eigene Geschichte und die Fragen wiederholen. Doch in einem Buch hätte ich mir hier einen anderen Weg gewünscht. So war ich kurz davor, die Seiten einfach umzublättern.

Auch bei der Auflösung habe ich mich einfach nur geärgert. Nicht nur, weil das Ende vorhersehbar war, sondern auch, weil mir die Reaktionen der Charaktere hier nicht immer logisch und überzogen vorkamen. Es wirkte konstruiert.

Kurz: ich bin mir nicht sicher, ob ich noch mal ein Buch der Autorin lesen möchte.