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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 975 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2025
Tödliches Gebet / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.2
Anour, René

Tödliches Gebet / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.2


ausgezeichnet

Für seinen zweiten Fall vertauscht der für seine unorthodoxen Methoden bekannte, um nicht zu sagen berüchtigte, Commissaire Louis Campanard sein farbenfrohes Outfit mit dem schwarzweißen Habit eines Zisterziensermönches, um im Kloster von Sénanque undercover zu ermitteln.

Was ist passiert?

Frére Bernard, einer der Mönche, hat Campanard vor einigen Jahren aus einer Lebenskrise geholfen, und als nun verstörende Nachrichten von einem Teufel aus Bernards Kloster an Campanards Ohr dringen, ein Mönch spurlos verschwindet und Bernard auf der Fahrt zu Campanard tödlich verunglückt, ist es für den Commissaire nur allzu selbstverständlich, diesen Vorgängen auf den Grund zu gehen. Dafür opfert er seine geliebten Hawaiihemden und die Schlafanzüge mit Mohnblumen - zumindest für einige Zeit - und geht als Visitator ins Kloster.

Gemeinsam mit Linda Delacours und Pierre Olivier verlegt Campanard sein neues Hauptquartier nach Cordes, also in die Nähe des Klosters. Dass das Trio mit seinen besonderen Fähigkeiten von der dortigen Polizeichefin Capitaine Dubac mit Argwohn beäugt wird, ergibt sich zwangsläufig.

Die Situation eskaliert und Louis, Linda und Pierre müssen jeweils auf sich alleine gestellt Nachforschungen betreiben, die zahlreiche Abgründe der menschlichen Seele offenbaren.

Meine Meinung:

René Anour ist mit diesem Krimi eine hinreißende Fortsetzung gelungen, bei der sehr wenig so ist, wie es scheint. So entpuppt sich ein Mönch als Fan von Faustschlägen, ein Abt als Verwandter eines Unterweltsbosses und einige Mönche feiern gemeinsam mit Personen aus der Umgebung ein Bacchanal, ohne Bekleidung aber mit vielen Umarmungen.

Wie wir es vom Autor gewöhnt sind, verbindet er kulinarische Genüsse mit der Beschreibung der Umgebung. So gelingt es mühelos, den Mönchen bei der Ernte der Lavendelblüten zuzusehen und den Duft des Lavendels wahrzunehmen.

Zahlreiche überraschende Wendungen lassen niemals Langeweile aufkommen. Der eine oder andere Charakter verspielt ziemlich schnell die Sympathien, die ihm entgegengebracht werden.

Der Krimi ist flüssig zu lesen und spart nicht mit spannenden Szenen. Die Auflösung ist so spannend wie ungewöhnlich. Ich hatte eine ungefähre Ahnung, die sich letztlich nur zur Hälfte bewahrheitet hat.

Schmunzeln musste ich über Georges, den Gedichte schreibenden Gastwirt, bei dem das Trio abgestiegen ist. Den hat Campanard ganz schön an der Nase herumgeführt.

Ich hoffe, das Geheimnis um Louis Campanards Lebenskrise wird in einem der nächsten Fälle doch noch gelüftet.
Es schadet nicht, den ersten Fall (Tödlicher Duft) zu lesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, der bis zu letzten Seite fesselt 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 16.03.2025
Die Tote aus der Emscher
Kersken, Peter

Die Tote aus der Emscher


ausgezeichnet

Peter Kersken, Autor und Chronist des Ruhrgebiets, nimmt uns in diesem düsteren historischen Roman in den September des Jahres 1816 mit. Napoleon ist endgültig besiegt und in der Verbannung auf St. Helena. Die ehemals französischen Eroberungen wie das Herzogtum Berg stehen (wieder) unter preußischer Verwaltung. Seit Monaten wird Europa von Dauerregen und Kälte heimgesucht. Die Bauern können ihre Felder kaum bestellen und das wenige, was angebaut worden ist, kann wegen der fehlenden Sonnenwärme nicht reifen und verfault auf den Feldern. Niemand kann sich an eine so nasse Periode erinnern bzw. findet eine plausible Erklärung für die Unwetter. Daher machen sich alte Urängste in der Bevölkerung breit und der schon längst vergessen geglaubte Glaube an Hexen feiert Wiederauferstehung.

Als Anna, eine kräuterkundige Kleinhäuslerin, tot aus der Emscher gezogen wird, ermittelt der preußische Untersuchungsrichter Anton Demuth vor Ort. Er bezieht Quartier in der Poststation und beginnt mit seinen Befragungen. Dabei stößt er auf einige Frauen, die Anna als Hexe bezeichnen und machen sie für Krankheit und Elend sowie den Tod mehrerer Personen verantwortlich. Leider sind diese Frauen keinem vernünftigen Argument zugänglich und verweigern, den Tatsachen in die Augen zu sehen. Selbst der Gemeindepfarrer kann gegen deren Hass nichts ausrichten.

Demuth geht mit Sorgfalt und Akribie seiner Arbeit nach. So werden zahlreiche Personen befragt, unter anderem eine gastierende Schaustellertruppe und ein Bayer, der sich ebenfalls in der Poststation einquartiert hat und sich eigenartig verhält. Fremde sind zwar auf einer Poststation nicht selten, doch die Verweildauer eher kurz, weshalb der Bayer doch recht auffällt. Seine Geschichte, die Demuth zu Tage fördert ist so skurril, dass er sie schon für bare Münze nimmt.

Die Untersuchungen nehmen ihren Lauf und langsam gehen Demuth die Verdächtigen aus, bis ihn ein Zeitungsartikel auf die richtige Spur bringt ...

Meine Meinung:

Dieser historische Roman beruht auf historischen Tatsachen. Das Jahr 1816 geht als „Jahr ohne Sommer“ in die Annalen ein. Rund 100 Jahre später wird man den Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im April 1815 als Ursache erkennen.

Wir dürfen dem Untersuchungsrichter Anton Demuth bei seinen Ermittlungen über die Schulter schauen. Ich finde es immer recht spannend, wie die damaligen Ermittler ohne die zahlreichen Helferleins, die heutigen Polizisten zur Verfügung stehen, Verbrechen aufklären. Natürlich sind das eine oder andere unentdeckt und daher ungesühnt geblieben. Interessant finde ich die Anmerkung, dass zwischen erwachsenen und minderjährigen Tätern unterschieden worden ist. War das wirklich so? Ich bin zwar Österreicherin und keine Juristin, aber ich glaube gelesen zu haben, dass man das erst ab 1871 zumindest auf dem Papier so gehalten hat. Aber, vielleicht ist das ein Relikt aus dem französischen Code Civil, der ja um 1816 in den einigen ehemaligen französischen Eroberungen noch gegolten hat.

Autor Peter Kersken gelingt es vortrefflich die düstere Stimmung einzufangen. Da sind zum einem die wetterbedingte Angst vor einer Hungersnot und zum anderen sowohl der generelle Argwohn Fremden gegenüber als auch der Neid auf jene Menschen wie Anna, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, um das Beste daraus zu machen.

Schrecklich sind diese verbohrten und missgünstigen Weiber, die, auch wenn sie nicht persönlich Hand an der Toten angelegt haben, dennoch für deren Tod verantwortlich sind. Ein Großteil des Hasses auf Anna speist aus der Tatsache, dass sie ohne Ehemann gelebt hat.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman aus dem Ruhrgebiet um 1816 eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 16.03.2025
Wettlauf in Triest (eBook, ePUB)
Neuwirth, Günter

Wettlauf in Triest (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Während ganz Triest dem großen Derby im Ippodromo di Montebello entgegenfiebert, bekommt es Inspector Bruno Zabini mit einer übel zugerichteten weiblichen Leiche zu tun, die in der Nähe der Pferderennbahn gefunden wird.
Die Ermittlungen gestalten sich als zäh, denn die Tote ist zunächst unbekannt, wird aber dann als Prostituierte identifiziert.

Recht bald kann Zabini einen Verdächtigen festnehmen, den er aber bald wieder frei lassen muss, weil während seiner Haft eine weitere Frau nach derselben Methode ermordet worden ist. Im Kotter zu sitzen ist wohl das beste Alibi.

Zahlreiche Spuren, denen Bruno Zabini mit seinem Tatortkoffer nachgeht, deuten auf das Umfeld der Trabrennbahn hin. Nun muss sich Zabini mit Fabrizio Renzullo, einem ziemlich erfolglosen, aber verliebten Buchmacher, dem mürrischen Magazineur Gino Foda und seinem Hund sowie skrupellosen Zuhältern und Menschenhändlern herumschlagen.

Bei den Ermittlungen wird auffällig oft eine Personenbeschreibung geliefert, die an einen von Brunos Kollegen denken lässt. Kann es sein, dass ein Polizist Strippenzieher dieser Machenschaften ist? Der Verdacht liegt nahe, denn die Indizien verdichten sich, weshalb Polizeidirektor Dr. Rathkolb, einige Akten anfordert und durchackern lässt, was wiederum den Geheimdienst seiner Majestät nicht untätig sein lässt.

Damit beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn all diese Aktionen sind nicht unbemerkt geblieben und der Verdächtige bereitet seinen Abgang vor.

Meine Meinung:

Günter Neuwirth ist wieder eine tolle Fortsetzung der Reihe rund um Bruno Zabini gelungen. Diesmal lesen wir nichts über Dampfschiffe oder Eisenbahnen, sondern dürfen Zabini in seinem Labor, das er in der Dienststelle eingerichtet hat, über die Schulter schauen.

Während wir Leser den verliebten Buchmacher begleiten und das schwarze Schaf in der Polizei ausmachen, benützt Bruno Zabini, die ihm zur Verfügung technische Ausrüstung. So arbeiten Bruno und seine Mannschaft nach dem von Professor Dr. Hans Gross (1847-1915) 1893 herausgegebenen „Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik.“. Es wird also das Mikroskop zur Spurenanalyse herbeigezogen und ein Treffer führt die Ermittler wieder ins Ippodromo.

Auch sonst ist der Fortschritt langsam aber sicher in der Triestiner Polizeidirektion eingezogen: Bis auf Inspector Emilio Pittoni, der alles, was Zabini für gut hält, ablehnt, schreibt man nun mit Schreibmaschinen statt mit der Hand. Demnächst sollen sogar Telefone und Fernschreiber angeschafft werden.

Daneben erhalten wir wieder Einblick in Brunos Privatleben.

Fazit:

Eine gelungen Fortsetzung dieser historischen Krimi-Reihe, die uns wieder nach Triest als es noch österreichisch war, führt. Gerne gebe ich wieder 5 Sterne.

Bewertung vom 15.03.2025
Nacht der Ruinen (eBook, ePUB)
Rademacher, Cay

Nacht der Ruinen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der junge Kölner Jude Joseph Salomon kann Anfang 1939 gerade noch rechtzeitig aus Nazi-Deutschland fliehen. Er lässt seinen jüdischen Freund Jakub und Hilda, die Tochter eines Nazis, zurück.

Im März 1945 kehrt Joseph, nunmehr Joe Salmon, als sogenannter Ritchie Boy, in US-amerikanischer Uniform nach Köln zurück. Er erhält von Colonel Patterson den Auftrag, den Lynchmord an Richard „Ripper“ Rohrer, einem just über dem Kölner Dom abgestürzten Piloten der US-Army, aufklären. Seine Ortskenntnis und Muttersprache sind die passenden Voraussetzungen dafür. Obwohl die Stadt in Trümmern liegt und die US-Army auf der linksrheinischen Seite bereits mit dem Aufbau einer neuen Verwaltung beginnt, leisten die letzten deutschen Soldaten und der Volkssturm vom rechten Rheinufer, also von Deutz her, noch erbitterten Widerstand.

Zur Tarnung, denn Joe soll ja verdeckt ermitteln, wird ihm ein britischer Kriegsberichterstatter, namens Eric Arthur Blair, den die Nachwelt unter seinem Pseudonym George Orwell kennenlernen wird, zur Seite gestellt. Gemeinsam suchen sie nun nach den Tätern. Nebenbei benutzt er seine dienstlichen Recherchen, um Jakub und Hilda zu finden. Recht bald begegnet er Hildas behinderten Bruder Paul, der aus zunächst noch unbekannten Gründen, dem Euthanasie-Programm der Nazis entkommen ist, und nun in den Ruinen von Köln nach Verwertbarem sucht. Die Erleichterung darüber, dass Hilda überlebt hat, wird getrübt, als Joe von Paul erfährt, dass Hilda verheiratet ist.

Joe muss erkennen, dass die kurzen, aber schrecklichen 12 Jahre des Tausendjährigen Reiches die Menschen in Köln nachhaltig verändert haben und das nicht zu ihrem Vorteil.

Meine Meinung:

Wie ich es von Cay Rademacher gewöhnt bin, ist auch dieser historische Roman aus der Nachkriegszeit penibel recherchiert. Gekonnt verquickt er Fakten mit Fiktion. Wir begegnen neben George Orwell, Colonel Patterson auch Konrad Adenauer.

Bei meinem Besuch in Köln vor einiger Zeit, habe ich bei einer privaten Führung eines befreundeten Ehepaares einiges zur Geschichte der Stadt während des Zweiten Weltkriegs erfahren. Dabei habe ich zahlreiche Fakten, die hier in Rademachers Erzählung Platz haben, kennengelernt. Ich außerdem schon einige Bücher zu diesem Thema sowie über die Ritchie Boys gelesen.

Cay Rademacher hat die Stimmung dieser Tage des Jahres 1945 sehr gut eingefangen. Niemand will etwas gewusst haben, niemand war in der Partei - sie aller haben unter dem Bombenterror der Alliierten gelitten. Ein Unrechtsbewusstsein - Fehlanzeige. Erschreckend zu lesen ist, was mit guten Beziehungen zu den Machthabern während der NS-Zeit doch alles möglich gewesen ist. Doch alles hat seinen Preis: Ein Leben gegen ein anderes.

Die Charaktere sind wie immer bei Cay Rademacher sehr gut ausgefeilt. Auch die Darstellung der Ereignisse aus mehreren Perspektiven ergibt ein mehr dimensionales Bild. Der Autor vermittelt Geschichtsunterricht sehr subtil, so dass die Leser gar nicht immer merken, Geschichtsunterricht zu erhalten. So lässt er Joe, der in den USA (Kunst)Geschichte studiert hat, über die Baukunst des Mittelalters sprechen als er vor den Trümmern des Kölner Doms steht.

Schmunzeln musste ich, als Orwell erzählt, dass er einen Roman in der Schublade hat, in denen Schweine die Bösewichte sind. Ein Grund, Animal Farm, wieder einmal zur Hand zu nehmen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman aus dem zerstörten Köln vom März 1945 eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 15.03.2025
Tödlicher Grund / Die Hausboot-Detektei Bd.2 (eBook, ePUB)
Achterop, Amy

Tödlicher Grund / Die Hausboot-Detektei Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Auch der zweite Fall für die Hausboot-Detektei konnte mich fesseln und überzeugen. Diesmal bekommen es die Detektive mit einem äußerst komplexen Fall zu tun. Zunächst sieht es nach einem einfachen Auftrag aus: Tessa vermutet, dass ihr Freund fremdgeht und wendet sich an Arie & Co. Noch ahnt niemand, dass der Auftrag Maddie für eine Nacht ins Gefängnis und die Truppe in weiterer Folge sogar nach Südamerika führen wird.

Wieder mit an Bord sind Arie & Co mit Hund und Fru Gunilla sowie der missgünstige und überfordert wirkende Hofdcommissaris Wessel de Boer, der es Arie heimzahlen will. Nur was eigentlich? Eigentlich hätte Arie Grund Wessel, seinem Ex-Freund und Ex-Kollegen gram zu sein. Wessel hat Arie die Frau ausgespannt und auch gleich nach der Scheidung geheiratet. Hängt bei ihm der Haussegen schief? Ich denke, wir werden es in einem der nächsten (?) Fälle erfahren.

Dieser komplexe Fall erfordert aufmerksames Lesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem 2. Fall, der uns in die Welt der Umweltschützer und ihrer Gegner, die den Meeresboden industriell ausbeuten wollen, einführt, 4 Sterne.

Bewertung vom 15.03.2025
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1 (eBook, ePUB)
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Amy Achterop hat rund um den ehemaligen Polizisten Arie eine besondere Gruppe von Ermittlern zusammengestellt: Neben dem menschlichen Team, das aus Arie, Maddie, Jan, Jack und Elin besteht, gibt es noch zwei tierische Mitspieler, die auf ihre Weise die Truppe ergänzen - Fru Gunilla, ein Eichhörnchen und Hund, ein Labrador.

Sowohl die Menschen als auch die Tiere haben ein wechselvolles Schicksal hinter sich. So ist ein Teil der Truppe vorbestraft. Arie, weil er seine damalige Ehefrau mit seinem damaligen besten Freund und Kollegen beim Seitensprung ertappt hat und ihm, Wessel, die Dienstwaffe an die Schläfe gehalten hat, Maddie, die Krav Manga-Trainerin hat einen Mann der ihre behinderte Schwester Isa in Nazi-Manier beleidigt hat, aufs Kreuz gelegt und vor Gericht wenig Reue gezeigt oder der städtische Beamte, der Dokumente gefälscht hat. Deshalb gibt in dieser ungewöhnlichen Detektei einige Grundregeln wie „Die Hausbootdetektive werden nicht wieder straffällig“. Das dieser erste Grundsatz nicht immer ganz leicht zu befolgen ist, zeigt sich schon im ersten Fall, der uns einen Ausflug in das schwer umkämpfte Business der Kulinarik führt.

Für eine Hochzeit in der Amsterdamer High Society sollen zwei Catering-Unternehmer noch nie da gewesene Menüs kreieren. Dabei gehen die beiden Spitzengastronomen, deren Geschäfte doch nicht so rund laufen und jeder Auftrag willkommen ist, nicht zimperlich ans Werk. Man kämpft mit harten Bandagen, um den "dicken Fisch" an Land zu ziehen.

Arie & Co bekommen es ausgerechnet mit Ex-Freund und Hofdcommissaris Wessel de Boer als polizeilichen Ermittler zu tun, der alles daran setzt, den Hausbootdetektiven das Leben schwer zu machen. Aber Wessel hat weder mit dem Einfallsreichtum noch mit dem Willen diesen Fall zu lösen, gerechnet.

Meine Meinung:

Mir hat dieser erste Fall für due Hausbootdetektei sehr gut gefallen. Die Mitglieder sind vom Leben gezeichnet, aber keine schlechten Menschen. In ihrem Eifer, den Fall zu lösen, setzen sie auf Köpfchen und verstoßen gleich mehrmals gegen ihren ersten Grundsatz, der deshalb den Zusatz „nur wenn es nicht anders geht“ erhält.

Die Stars dieser Reihe sind Fru Gunilla und Isa, die immer wieder für Überraschungen sorgen. Neben humorvollen Szenen wirft Amy Achterop auch ernste Themen auf. So wird Isa wegen ihre Trisomie 21 immer wieder herabgewürdigt. Selbst die Eltern können mit ihren behinderten Tochter wenig anfangen, weshalb Isa und Maddie in einer winzigen Wohnung zusammenleben. Isas Leidenschaft ist das Zeichnen, Malen und das Designen von T-Shirts.

Der Krimi lässt sich flüssig lesen und bringt uns das Flair von Amsterdam mit seinen Grachten näher.

Fazit:

Ein gelungener Auftakt einer eher unblutigen Krimi-Reihe, der ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 15.03.2025
Im täglichen Krieg (eBook, ePUB)
Kurkow, Andrej

Im täglichen Krieg (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der wohl bekannteste Autor der Ukraine berichtet in diesem, im November 2024 erschienenen Buch über alltägliche und besondere, kleine und größere Ereignisse während des seit 24. Februar 2022 tobenden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Dabei ist klar, dass der Krieg bereits 2014 mit der Annexion der Krim begonnen hat, aber von den westlichen Ländern damals nicht Ernst genommen worden ist.

Er beschreibt ein Leben in Unsicherheit und voller Trotz in den teilweise zerstörten Städten. Zwischen Luftangriff und Opernaufführung - ein Leben, dass durch mutwillige Zerstörung eines von Paranoia und Machtstreben zerfressen einzelnen Diktators gekennzeichnet ist. Leider scheint der nun von einem anderen Pseudo-Demokraten unterstützt zu werden.

Daher ist es wichtig, die Menschen in der Ukraine weiter zu unterstützen - mit Worten, Taten und Geldspenden. Auch wenn andere Nachrichten diesen Krieg in Europa tageweise verdrängen. Es sieht so aus, als hätte sich die Gesellschaft an die Bilder der zerstörten Städte und die Berichte über Truppenbewegungen schon gewöhnt. Auch dass, dieses Buch bislang noch keine Rezension erhalten hat, stimmt mich bedenklich. Wir dürfen nicht aufhören, darüber zu reden oder zu schreiben. Slava Ukraini!

Fazit:

Gerne gebe ich diesem (Tage)Buch aus der Ukraine 5 Sterne.

Bewertung vom 15.03.2025
Ein halber Löffel Reis
Maraini, Dacia

Ein halber Löffel Reis


ausgezeichnet

Man schreibt das Jahr 1943, Hitler, Mussolini und Japan bilden (noch) ein Dreigestirn des Faschismus. Als man von Dacia Marainis aus Italien stammenden Familie, die seit Jahren in Japan lebt, einen Schwur auf Mussolinis Repubblica di Salò zu leisten, wird die Familie (Eltern und drei kleine Töchter) wie zahlreiche andere Angehörige der kleinen italienischen Community in Japan, in ein Konzentrationslager gesperrt.

Da Kinder in den Regeln der japanischen KZ nicht vorgesehen sind, gibt es keine Nahrungsmittel für sie. Die anderen Insassen müssen von ihren ohnehin schon kargen Rationen etwas für die Kinder abgeben, was zu stetigem Murren führt.

Dacia Maraini beschreibt in ihrem Buch, wie sie (und ihre Mitgefangenen) als Siebenjährige der Willkür und dem Sadismus der japanischen Aufseher ausgesetzt war. Wenn es den Wachen beliebt, kürzen sie die knappen Lebensmittel weiter. Als das Rote Kreuz das Lager visitiert, werden sie einige Tage zuvor „gemästet“, um einen ordentlichen Eindruck zu machen. Die zugeteilten Hilfsgüter werden von den Wachen gehortet, gestohlen und am Schwarzmarkt verkauft. Die Gefangenen erhalten nichts oder nur verdorbene Lebensmittel.

Ein berührender Bericht aus einem japanischen Konzentrationslager, das zwar nicht auf Massenvernichtung wie im NS-Unrechtsstaat ausgelegt ist, wo man aber den Tod von Gefangenen billigend in Kauf nimmt.

Abscheulich das Verhalten der Wachen nach der Kapitulation Japans, die dann ausgerechnet bei den befreiten Marainis um Nahrung und Hilfe betteln.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Einblick in die sadistische und grausame Welt eines japanischen Konzentrationslagers 5 Sterne.

Bewertung vom 12.03.2025
Ich schenk dir einen Mord (eBook, ePUB)
Heinzen, Georg

Ich schenk dir einen Mord (eBook, ePUB)


weniger gut

Das deutsche Ehepaar David und Marlene hat sich das Leben in St. Tropez leichter und glamouröser vorgestellt. Anstatt das süße Nichtstun genießen zu können, müssen sie ihren Lebensunterhalt ganz profan verdienen: ER führt Touristen auf den Spuren von Brigitte Bardot und Louis de Funes durch die Stadt, während SIE Dutzende Bilder von Lavendelfeldern malt, die sich mehr schlecht als recht auf den Wochenmärkten verkaufen.

Als David einem russischen Oligarchen das Leben rettet, scheint sich alles zum Besseren zu wenden. David lehnt zwar den angebotenen (echten) van Gogh ab, erhält dafür aber neben einer geheimnisvollen Pflanze sowie einen „Gutschein für einen Mord“.

Marlene tobt, wiel ihr Ehemann einen van Gogh ausgeschlagen hat. Nachdem sich herausstellt, dass diese Pflanze das letzte Exemplar einer ausgestorbenen Spezies ist, kann diese, um 24 Millionen Dollar, an einen exzentrischen Milliardär verkauft werden.

Doch wie das Leben so spielt, verdirbt allzu viel Geld den Charakter. Wird David den „Gutschein“ einlösen? Und wer soll das Opfer sein?.

Meine Meinung:

Wenn ich meine Zusammenfassung so lese, könnte man meinen, dies wäre das Gerüst eines witzigen Krimis. Aber leider ist von Humor wenig zu spüren. Der Schreibstil wirkt auf mich ein wenig hölzern. Ein Lieblingswort des Autors ist „weshalb“, das gefühlt mindestens auf jeder zweiten Seite, manchmal auch mehrmals, vorkommt. Zusätzlich verliert sich Georg Heinzen in detaillierten Beschreibungen von nebensächlichen Dingen.

Hin und wieder versucht der Autor mit Sozialkritik, wenn er David eine Kaffeemaschine kaufen lässt, die nur mit Kaffeebohnen, die von peruanischen Witwen, deren Männer tödlich verunglückte LKW-Fahrer waren, geerntet worden sind, betrieben werden dürfen. Wobei, ich hier den Verdacht habe, dass die Verkäufer David und Marlene veräppeln, wenn sie den beiden solche Dinge um teures Geld andrehen. Hier zeigt sich, dass David und Marlene schlichte Gemüter sind, denen die 24 Millionen, die sie für die Pflanze bekommen haben, ziemlich zu Kopf gestiegen sind.

Die Handlung selbst ist ziemlich unglaubwürdig, plätschert einerseits so vor sich hin und andererseits sind die Aktionen der Protagonisten an einigen Stellen kaum nachvollziehbar.

Dass Geld allein nicht glücklich macht, ist erwiesen und, dass es den Charakter verdirbt auch.

Fazit:

Ein Krimi, der mich so gar nicht begeistert hat, daher erhält er nur 2 Sterne.

Bewertung vom 11.03.2025
1864
Bremm, Klaus-Jürgen

1864


ausgezeichnet

„Mit dem Einmarsch der preußischen und österreichischen Truppen in Dänemark begann am 1. Februar 1864 der deutsch-dänische Krieg, der später der erste »Einigungskrieg« genannt werden sollte.“

Wenn ich diesen Satz lese, muss ich mich als Österreicherin doch kurz einmal fragen, was macht das Kaiserreich Österreich bei einem deutsch-dänischen Konflikt? Die Entfernung Wien - Flensburg beträgt rund 1.200 km. Doch das wird nicht die einzige Frage sein, die mich als Leserin dieses Sachbuchs beschäftigt. Übt Kapitän Wilhelm von Tegethoff 1864 vor Helgoland für seinen Sieg in der Schlacht von Lissa 1866?

Warum zählt der Sieg der dänischen Fußballmannschaft über die deutsche Elf im Jahr 1992 für einige Dänen als späte Rache für die Niederlage von 1864? Warum entzündet sich 50 Jahre nach dem Wiener Kongress ein bewaffneter Konflikt an der Grenze Dänemark und dem Deutschen Reich? Ja, Dänemark hat während der Napoleonischen Kriege auf das falsche (französische) Pferd gesetzt. Das Königreich hat anders, als zahlreiche andere Reiche, Napoleon bis zu seinem Sturz, die Treue gehalten. Also ein treuer Verbündeter, der „in guten wie in schlechten Zeiten“ zu seinem Partner steht, unabhängig der daraus folgenden Konsequenzen? Die ehemalige Großmacht am Rande Europas musste ja im Jänner 1814 durch die Vereinbarungen am Wiener Kongress ganz Norwegen an Schweden abtreten.

Fragen über Fragen, die sich in meinem Kopf manifestieren. Können sie nach der Lektüre schlüssig beantwortet werden?

Wie wir es von Klaus-Jürgen Bremm gewöhnt sind, widmet er sich der Aufgabe der Ursachenforschung wieso und warum es 1864 zu diesem, später als „Einigungskrieg“ bezeichneten Krieg und seine Auswirkungen auf Dänemark und das Deutsche Reich kommt, mit Verve und viel Detailwissen. Penibel listet er den Verlust an Soldaten aller Beteiligten sowie den Verbrauch von Granaten auf.

In den folgenden Abschnitten, die in weitere Kapitel unterteilt sind, zeichnet der Historiker und Autor die Ereignisse nach:

Der Prolog - Der große „Oprur“ von 1848/51
Vom Londoner Protokoll bis zur Novemberverfassung
Vereint gegen Dänemark
Epilog - Der Wiener Vertrag und seine Folgen
Fazit - Bismarcks stolzeste Kampagne

Ergänzt wird dieses Sachbuch durch einen ausführlichen Anhang mit Zeittafel, Anhang und Bibliografie.

Meine eingangs aufgeworfenen Fragen werden im Großen und Ganzen beantwortet. Wenige Jahre später werden sich das Deutsche Reich unter Preußens Führung und die Habsburgermonarchie feindlich gegenüberstehen. Der Ausgang ist bekannt - das Match um die Vorherrschaft in (Mittel)Europa hat das Deutsche Reich, gewonnen.

Der deutsch-dänische Krieg ist aus dem Gedächtnis der meisten Menschen außerhalb Dänemarks und Schleswig-Holsteins verschwunden. Er war ja nur ein „kleiner“ Krieg am Rande Europas.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem an Details und Fakten reichen Sachbuch 5 Sterne und warte gespannt auf das nächste Buch von Klaus-Jürgen Bremm mit dem Titel „Amerikas unwahrscheinlicher Sieg: Der Unabhängigkeitskrieg 1775 bis 1783“ (ET 11.03.2025).