Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sonjalina
Wohnort: 
Münsterland
Über mich: 
Ich liebe Reisen, Kochen und gute Bücher.
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2024
The Summer of Broken Rules
Walther, K. L.

The Summer of Broken Rules


ausgezeichnet

The Summer of Broken Rules ist tatsächlich ein wunderbarer Roman für die Lektüre am Strand, auf dem Balkon oder in der Hängematte im Garten.
Das Cover sieht einladend, modern und jung aus. Der Titel gibt schon Hinweise auf den Inhalt.
Die Protagonistin Meredith ist gerade 18 als sie zur Hochzeit ihrer Cousine nach Vineyard zurückkehrt. Dieser Ort war immer etwas Besonderes für ihre Schwester Claire und sie. Dieser Ort hält so viele Erinnerungen an Abenteuer, Kindheit, Familie, Sommerferien und Unbeschwertheit bereit. Doch diese Erinnerungen können schmerzhaft sein, wenn eine wichtige Person fehlt, wenn sie einfach so aus dem Leben gerissen wurde. Und so kämpft Meredith mit den Erinnerungen an schöne Zeiten und erkennt auf den ersten Blick nicht, dass sie langsam wieder am Leben teilnehmen kann und neue Erinnerungen entstehen.
Erinnerungen, die so viel Liebe von Familie und Freunden enthalten, Erinnerungen, die so viel Spaß und Freude bereit halten, einzigartige Momente und jede Sekunde, die mit Leben gefüllt ist.
Wir begleiten die Protagonistin eine Woche lang, lernen ihre Familie kennen, die Umgebung, was die Personen bewegt und Witt.
Als Leserin fühlt man sich direkt wohl in dieser großen, zusammengewürfelten Familie, die für jeden Gast noch einen weiteren Teller für das Gumboessen hervorzaubert. Eine Familie von der man gerne etwas von der Leichtigkeit des Sommers in den eigenen Alltag übertragen möchte.

Ja, das Ende ist absehbar, aber dass ist in diesem Genre häufig der Fall. Es ist ein Feel-Good-Roman, den man in gefühlt einem Atemzug wegliest und mit einem wunderbaren Gefühl und vielleicht dem ein oder anderen Tränchen zur Seite legt.

Ich persönlich habe das Buch sehr gern gelesen und kann diesen Roman für den Sommer wärmstens empfehlen. The Summer of broken Rules erlaubt es, einfach für einen Moment die Wirklichkeit zu verlassen und Teil der trubeligen Familie von Meredith zu werden.

Bewertung vom 29.04.2024
Das Waldhaus
Webb, Liz

Das Waldhaus


ausgezeichnet

In dem Thriller „Das Waldhaus. Jede Lüge führt dich näher an die Wahrheit“, geschrieben von Liz Webb und erschienen im Goldmann Verlag, ist nichts wie es auf den ersten Blick erscheint. Genau das macht einen guten Thriller aus.
Die Handlung beginnt recht langsam, teils undurchsichtig, aber stets fokussiert. Der Leser/die Leserin begleitet die 37-jährige Hannah, die teils aus Pflichtbewusstsein, teils aus gescheiterten Lebensversuchen aus London zurück in ihr Elternhaus zieht, um sich um ihren schwer kranken Vater Philip zu kümmern. Hannah muss sich größtenteils allein dieser Verantwortung stellen, obwohl sie einen Bruder hat. Dieser hat sich nach einer Familientragödie allerdings vom Vater abgewandt und geht seine eigenen, deutlich erfolgreicheren Wege. Hannah kehrt nicht nur in ihr Elternhaus zurück, sondern deckt Stück für Stück Teile der Vergangenheit auf, die manches Mal nur auf den ersten Blick rosig aussehen. Dabei verstrickt sich die Protagonistin in einem immer größeren Netz aus Lügen. Mit Hilfe dieser Lügen versucht Hannah herauszufinden, wer an dem Tod der Mutter Schuld war. Die Protagonistin geht aufs Ganze und setzt nicht nur ihr Leben, ihre Identität, sondern auch das ruhige Kleinstadtleben aller in ihrer Umgebung aufs Spiel. Die Grenze zur eigenen Identität verschwimmt und die Protagonistin taucht mehr und mehr in einen Strudel aus Lügen, Liebe, Verrat und Gewalt ein, während die Erinnerung an ihre Kindheit immer weiter zerbricht, bis sie auf einen Scherbenhaufen hinuter blickt. Einzig die Wahrheit, ob ihr Vater Philip tatsächlich für den Tod von Hannahs Mutter verantwortlich ist, scheint in dieses Chaos wieder Struktur bringen zu können. Ein Wettlauf gegen die Demenz beginnt. Wer begleitet Philip in seinen letzten Tagen: Hannah oder Jennifer? Mutter oder Tochter?
Der Thriller wirkt am Anfang etwas langatmig, nimmt dann aber deutlich an Fahrt auf. Die Personenkonstellationen sind eindrucksvoll und vielschichtig, das Geheimnis wird lang genug vor dem Leser/der Leserin bewahrt. Dieses Buch bringt alles mit, was ein guter Thriller braucht und bietet eine wunderbare Lektüre für ein paar ruhige Stunde – vielleicht ja auch in einem Haus am Waldrand mit einem Quittenbaum vor der Tür?

Bewertung vom 18.02.2024
Heimwärts
Morton, Kate

Heimwärts


sehr gut

Das Buch "Heimwärts" von Kate Morton erzählt die Geschichte einer Tragödie, die sich vor 59 Jahren ereignete und bis in die Gegenwart nie vollständig geklärt wurde.

"Daheim, das war ihr klar geworden, war weder ein Ort noch eine Zeit oder ein Mensch, obwohl es jedes einzelne davon auch sein konnte. [...] Und wenn jemand sagte, "ich möchte heim", dann bedeutete dies in Wirklichkeit, dass er nicht mehr einsam sein wollte." (S. 681)
Dieses Gefühl, dieser Unterschied von Heim und Heimwärts macht sich schon in der Gestaltung des Titels bemerkbar. HEIM in der ersten Zeile, WÄRTS in der zweiten; eine räumliche Trennung, eine Splittung des Begriffs, dass das Dilemma der Charaktere widerspiegelt.
Neben der Aufarbeitung des Todes der fast gesamten Familie Turner, behandelt diese Geschichte auch viel den Begriff "Heim" und als Leser beginnt man sich unweigerlich zu fragen, was Heim für einen selbst bedeutet.
Die Protagonistin Jess muss sich dieser Frage ebenfalls stellen, als sie "Heimwärts" von London nach Australien zurückkehrt, um ihrer Großmutter Nora beizustehen. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass Nora viele Erinnerungen und Geheimnisse ihr Leben lang geplagt haben, die sie immer wieder einzuholen drohten.
In diesem Buch geht es um Familien, Existenzen, Verlust, unerfülltem Kinderwunsch, Einsamkeit, Heimweh, Liebe, die Landschaft Australiens und die Suche nach der Wahrheit und damit auch nach der eigenen Identität. Denn nichts ist immer so einfach wie es auf den ersten Blick scheint. Die Familie Turner die bei einem Picknick ums Leben kamen, die kleine Thea Turner, die als einzige eventuell überlebt haben könnte, aber nie aufgefunden wurde, das Dorf, das so idyllisch wirkt und doch hat jeder seine eigenen Probleme zu bewältigen. Wie stellt der Erzähler fest: "Teil einer Familie zu sein war kompliziert." S.677
Die Autorin möchte den Leser mitnehmen auf eine Reise nach Australien Die Landschaften, das Anwesen, das Dorf, alles wird ganz genau beschrieben und nichts dem Zufall überlassen. An manchen Stellen wirkten diese Beschreibungen etwas langatmig, als ungeduldiger Leser wollte man aber auch unbedingt wissen, ob der eigenartige Tod der Familie Turner final geklärt werden kann. Wer hat den Tod zu verantworten und welche Beweggründe trieben diese Person an? Alles in allem hätten einige Passagen für meinen persönlichen Geschmack etwas kürzer ausfallen dürfen, die Geschichte und die einzelnen Handlungsstränge sind aber sicherlich lesenswert

Bewertung vom 14.07.2023
Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1
Benedikt, Caren

Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1


sehr gut

Der Roman Club Paradies entführt den Leser in das Berlin der 1970er Jahre. In dem Buch prallen verschiedene zeitpolitische Themen aufeinander. Wir tauchen ein in die Welt von Hanns Borchard, seiner Frau Maria und der beiden Kinder Hanna und Holger. Auf den ersten Blick wirkt die Familie glücklich und finanziell unabhängig, doch hinter verschlossenen Türen bröckelt diese Fassade zusehends. Hanns ist stark auf seinen Vorteil bedacht, Maria sehnt sich einerseits nach Freiheit, weiß aber nicht wie sie das angehen soll und die beiden Kinder wollen sie sowieso von der strengen und einnehmenden Art ihres Vaters befreien. Und dann gibt es noch Lea Stern, die unabhängige und freigeistige Clubbesitzerin mit jüdischen Wurzeln, die Hanns Bauprojekt, seine Ehe aber auch Hannas sexuelle Orientierung ordentlich aufwirbelt. Ohne das Bauprojekt wäre die Familie Borchard dem finanziellen Untergang geweiht. Die Frage, ob Hanns zurück auf Kurs kommt, ob Maria rechtzeitig erkennt, wie weit sie da mit involviert ist, der Wunsch nach Freiheit der Kinder, all diese Aspekte begleiten den Leser/die Leserin direkt von der ersten bis zur letzten Seite

Die Aufbau der Geschichte und der Schreibstil von Caren Benedikt erinnert im entfernten an die Buddenbrooks. Auch hier liegt der Fokus auf der Veränderung der allgemeinen Situation der Familie. Es sind einige beschreibende Elemente vorhanden, die das Berlin der 70er für Leser zum Leben erwecken. Auch einzelne Wörter, die typisch der berliner Mundart entstammen, lassen sich in dem Text wiederfinden. Der Fokus der Erzählperspektive wechselt immer mal wieder, sodass der Leser die gesamte Situation bereits erfassen kann, bevor einzelne Charaktere dies können. Durch die einzelnen Überschriften hat das Buch einen leichten Tagebuch-Charakter, was sich aber nicht in der Schreibweise widerspiegelt. Eingeleitet wird jedes Kapitel mit einem Zitat, dass den Charakteren zugeordnet wird. Sie wirken teilweise wie Schnipsel eines Interviews.

Allgemein lässt sich der Roman gut lesen, die Charaktere sind wunderbar vielschichtig aufgebaut, was der Leser zu Beginn gar nicht vermuten kann. Man wird Zeuge einer Entwicklung der Persönlichkeiten und auch Zeuge einer Krise, die sich immer weiter zuspitzt.
Persönlich fand ich manche Passagen ein wenig langatmig, aber dadurch klar verständlich. Das Buddenbrooks der Neuzeit.