Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
kingofmusic

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2017
Zärtlichkeiten (eBook, ePUB)
Erne, Patricia

Zärtlichkeiten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wie schreibt man eine Rezension zu einem Buch, das einen die letzten Tage täglich beschäftigt, beglückt, berührt hat? Nun, es gibt (wesentlich) höhere Hürden im Leben als diese, also einfach frisch und frei drauf los *g*.
Ich bin ja generell (was Prosatexte und/ oder Gedichte angeht) ein „Immer man her damit“-Leser. Als ich vor kurzem dann auf Patricia Erne und ihr Bändchen „Zärtlichkeiten: Prosa fürs Herz & Gedichte fürs Sein“ aufmerksam wurde, war ich zunächst am überlegen, ob das Thema überhaupt etwas für mich ist, da es ja doch eher „intim“ ist. Doch schon die Leseprobe hatte mich vor Verblüffung und Begeisterung in den Sitz gedrückt und so war klar, dass ich mich auf die Leserunde bewerbe.
Nun, einige Zeit später sitze ich hier und weiß immer noch nicht genau, was die letzten Tage eigentlich genau passiert ist. Doch, etwas weiß ich: es hat sich was getan – in meinem Herzen, in meiner Seele. „Schuld“ daran sind die Gedichte von Patricia Erne und ich bin ihr so unendlich dankbar, dass sie den Mut besessen hat, ihre Gedanken mit den Leserinnen und Lesern zu teilen und dieses Buch zu veröffentlichen.
Die meist kurzen Texte platzieren und verankern sich direkt dort, wo sie hin sollen: nämlich ins Herz/ in die Seele/ ins Gehirn. Sie lassen einen ob mancher eindeutigen Zweideutigkeit lachen, sie bringen einen zum Weinen oder zum „tief durchatmen, schlucken und weiterlesen“ und laden den Leser ein, eine Reise in sich und seine ureigensten Gedanken zu machen. Schnörkel- und schonungslos offenbaren die von Patricia Erne gewählten und auch mal sinnverwandelnden Wörter und Sprüche (SPRUCH.BAR 1 und 2) die eigenen Gedanken und man hat fast den Eindruck, als hätte sie das Leben eines jeden Lesers genau beobachtet. Dabei ist es nur „ihr“ Leben, an dem sie uns auf so wunderbare Art und Weise teilhaben lässt und macht es so wiederum zu einem Teil unseres Lebens – so schließt sich der Kreis.
Ich möchte eigentlich keinen der Texte besonders hervorheben, da alle in der Lage sind, den Leser zu berühren (nicht jeder Leser wird sich oder die eigene Situation in jedem Text wiederfinden – das wäre aber auch zu viel des Guten *g*), aber trotzdem muss ich noch etwas zum abschließenden LIEBES.BRIEF sagen: jemand, der so einen Brief voller Emotionen schreibt, in dem man in jedem Buchstaben, jedem Wort die Liebe zu demjenigen spürt, für den dieser Brief ursprünglich geschrieben wurde – ja, der muss ein ganz besonderer Mensch sein und man könnte fast blass vor Neid werden, dass man nicht der auserwählte Ursprungs-Empfänger dieses Briefes ist. Und doch ist man es auf besondere Art und Weise…
Liebe Patricia, das Wort DAN.KE für deine GROSS.ARTIGEN Texte und das was Du damit in mir ausgelöst hast, reicht an dieser Stelle gar nicht, um auch nur annähernd das auszudrücken, was ich wirklich empfinde. Du bist einfach außergewöhnlich…

Bewertung vom 12.07.2017
Die Tote in der Bibliothek / Ein Fall für Miss Marple Bd.3
Christie, Agatha

Die Tote in der Bibliothek / Ein Fall für Miss Marple Bd.3


ausgezeichnet

Was würden Krimi-Fans auf der ganzen Welt eigentlich machen, wenn es Agatha Christie nicht gegeben hätte? Nun, vermutlich – äh, Krimis lesen *g*. Doch welcher passionierte Krimileser nicht auch nur einen Blick in die Werke der „Grande Dame“ der Krimiliteratur geworfen hat – nun ja, der hat das Genre Krimi nicht kennengelernt :-).
Okay, Scherz bei Seite: das soll jetzt keine drölfzigste Lobhudelei auf Agatha Christie werden, aber Tatsache ist, dass sie es jetzt dieses Jahr bereits drei Mal geschafft hat, mir bei einem Krimi ein Lachen oder Lächeln ins Gesicht zu zaubern, weil sie einfach eine faszinierende und witzige Art hat, ihre Chefspürnasen Miss Marple oder Hercule Poirot ermitteln zu lassen und es ein ums andere Mal schafft, den Leser bis zum Ende völlig im Dunkeln tapsen zu lassen, wer denn nun der Mörder ist. Und bei Agatha Christie kann man sich (fast) sicher sein: es ist nicht der Gärtner :-).
Und so konnte ich mich auch über „Die Tote in der Bibliothek“ köstlich amüsieren, hatte Spaß mit den alten Granteltanten, die nichts besseres zu tun haben als eine „Story“ immer weiter aufzubauschen um am Ende einen Elefanten aus einer Ameise gemacht zu haben, musste über die toll besetzten Nebendarsteller lachen und den Kopf schütteln, sah mich am Ende sogar (fast) am Anfang meiner erfolgreichen kriminalistischen Spürnasen-Laufbahn, nur um mir dann die lange Nase von Agatha anzugucken, die mir sagte „Ätsch – falsch gelegen!“. So bleibe ich also doch lieber beim Rezensionen schreiben ha ha ha…
Auch hier also wieder eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 11.07.2017
Der Puma mit den drei Streifen (eBook, ePUB)
Kowa, Thomas

Der Puma mit den drei Streifen (eBook, ePUB)


sehr gut

„Der Puma mit den drei Streifen“ von Thomas Kowa möchte ein Krimi sein. Teilweise liest es sich auch wie ein Krimi – immerhin kommt eine Entführung vor, ein Kommissar in Herzogenaurach, der kurz vor der Pensionierung steht, ermittelt und selbiger muss sich auch noch mit der Tochter des LKA-Präsidenten aus München abgeben, was ihm so gar nicht in den Kram passt.
Doch eigentlich ist dieser Booksnack mehr: nämlich eine „Gute Laune“-Satire auf Adidas, Puma und Lothar Matthäus – alle in Herzogenaurach beheimatet. Auf kurzweiligen 18 Seiten bedient Thomas Kowa zwar etliche Klischees, welche jedoch nicht „auf Teufel komm raus“ auf böse getrimmt sind, sondern eher mit einem großen respektvollen Augenzwinkern.
Mir hat´s Spaß gemacht und ich freue mich auf den nächsten Booksnack von Thomas Kowa :-).

Bewertung vom 06.07.2017
Joanna im freien Fall
Westerbeck, Kerstin

Joanna im freien Fall


ausgezeichnet

„Sterben ist einfach.“ So oder ähnlich hat sich das Joanna Hochmuth, Vorzeigetochter von Stararchitekt August Hochmuth gedacht und ist gesprungen – vom Rohbau des neuesten Prestige-Objekts ihres Vaters – 132 Meter tief…
Stoff genug für eine Kurzgeschichte – möglicherweise. Jedoch präsentiert uns Kerstin Westerbeck mit ihrem neuesten Roman „Joanna im freien Fall“ den oben genannten Plot lieber in flüssig zu lesenden 304 Seiten. Sie hat mit Joanna nämlich noch was vor – und das zeigt, dass sterben doch nicht so leicht ist :-).
Sie lässt ihre Protagonistin nämlich in den Körper von Anna Gerlach „fahren“, um ihr zu zeigen, wie sich das Leben in einer kleinen „spießigen“ Familie mit Haus und Garten anfühlt. Sie lässt sie spüren, wie es ist, wenn man durch die Arbeit in einem Bioladen die Natur, die man vorher durch protzige Prestigebauten aus Beton und Stahl kaputt gemacht hat, wieder zu schätzen lernen weiß.
Dass sie bei ihrem „Aufenthalt“ bei Familie Gerlach über so einige sprichwörtliche Kellerleichen stolpert, die es zu „beseitigen“ gilt, versteht sich fast von selbst und reicht von – ach lest es einfach selbst *g*. Hier zeigt sich, dass keine Familie „frei“ von Schuld ist – möge sie noch so glücklich und zufrieden nach außen wirken...
Das soll allerdings nicht heißen, dass die Handlung vorhersehbar ist. Nein, Kerstin Westerbeck versteht es meisterhaft, durch immer neue Verstrickungen, Enthüllungen und Blick in die Vergangenheit der Protagonisten die Story die ganze Zeit über spannend zu halten. Das Ende ist ein Happy-End. Nein, nicht ein billiges Kitsch-Happy-End aus „Alpenglühen“-Groschenheften, sondern eins, was berührt, was nachdenklich macht. Ich habe es als Parabel für den gefallenen Engel gesehen, der erst in Frieden ruhen darf, wenn er eine Aufgabe erfolgreich ausgeführt hat.
Kurz gesagt: Kerstin Westerbeck hat mich wieder einmal von ihrer Kunst überzeugt, ein tiefgründiges Thema in einen locker-leichten Roman zu packen.

Bewertung vom 19.06.2017
Das Nizza-Netz
de Paca, Robert

Das Nizza-Netz


ausgezeichnet

Man kennt das: man ist auf den Seiten seiner Lieblings-Buchcommunity versunken in den Tiefen der neuen Buchverlosungen und Leserunden und auf einmal entdeckt man einen Namen, mit dem man gute und angenehme (Lese-)Erfahrungen gemacht hat. In diesem Fall lautet der Name Robert De Paca und sein zweiter Nizza-Krimi trägt den Titel „Das Nizza-Netz“. Trotz viel um die Ohren, etlichen SuB-Büchern und anderen Gründen, die einen (eigentlich) davon abhalten sollten, sich auf aktuelle Leserunden zu bewerben, konnte sich der Nerd in mir durchsetzen und ich bewarb mich auf das Buch.
Tja, das Ende der Geschichte lest ihr nun – nämlich die Rezension zu besagtem Krimi.
Wer hier einen in der Hitze Nizza´s angesiedelten blutgetränkten und vor Gewalt strotzenden Plot erwartet, dürfte arg enttäuscht werden und das Buch sehr schnell wieder zur Seite legen. Die zwei Krimis von Robert De Paca zeichnen sich nämlich eher durch Humor, viel Lokalkolorit und noch mehr durch „das Wasser im Mund zusammen laufenden“ Tipps und Rezepten!!! zu den im Buch angesprochenen Lieblingsspeisen und –getränken der Protagonisten Nathalie und Nicolas aus.
Die Geschichte des „Nizza-Netzes“ besteht aus zwei Entführungen, die zunächst nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben, bis der Leser immer weiter in der Geschichte voranschreitet und haarsträubende Einzelheiten herausgearbeitet werden. Das Ende bzw. die Auflösung ist unkonventionell, aber für die „Bösewichter“ absolut verdient und manch einer würde sich (wahrscheinlich) mehr solch „mutige“ Journalisten wünschen, die in der Lage sind, Artikel zu schreiben, die etwas bewirken. Leider bleibt es ein Wunschdenken…
Für den ein oder anderen Krimi-Fan mag das Ganze zu unblutig, zu viel um den heißen Brei herum redend sein, aber die Mischung aus „menschlichen“ Neckereien zwischen allen Beteiligten, die Lust auf Nizza und Umgebung machenden Beschreibungen der Orte und Plätze sowie die tiefen Einblicke in das korrupte Politikergerangel (was überall auf der Welt gleich ist und mich immer wieder in Rage bringt) und die mitunter Kopfschütteln verursachenden und zum Grinsen animierenden Methoden des amerikanischen Geheimdienstes machen aus „Das Nizza-Netz“ einen locker-fröhlich-leichten Schmunzelkrimi, der sich schnell und zügig lesen lässt.

Bewertung vom 07.06.2017
Drei Minuten für jeden
Baumann, Tibor

Drei Minuten für jeden


sehr gut

Was ist das bloß für ein verrücktes (literarisches) Jahr? Man kommt aus dem „Staunen“ über eine (junge) Generation von Independent-Schriftstellern gar nicht mehr raus. So konnte ich mit „Drei Minuten für jeden“ von Tibor Baumann nun mein zweites Indie-Buch innerhalb weniger Tage beenden.
„Drei Minuten für jeden“ ist verwirrend, gleicht dabei manchmal eher einem Drogen-Trip (zumindest stell ich mir so einen Trip vor – selbst erlebt habe ich noch nie einen *g*) denn einem Roman, schmeißt den Leser perspektivisch von einer (Erzähl-)Zeit in die andere, geizt nicht an Kritik gegenüber Entscheidungsträgern und Wirtschaftsbossen und präsentiert sich am Ende aber doch als „großes Ganzes“.
Tibor Baumann merkt man dabei seine Erfahrungen als Regisseur von Independent-Filmen und Theaterstücken an; er lässt sie geschickt in seinen Roman mit einfließen und so werden die einzelnen (längeren) Erzählstränge sowie die immer wieder auftauchenden Fotos und den dazugehörigen (mal längeren, mal kürzeren) Prosa-Texten von Casting-Bewerbungsgesprächen eingerahmt, bei denen man als Leser jedoch nur die Antworten der Bewerber zu lesen bekommt – die Fragen dazu kann sich der Leser also selbst ausdenken oder sich einfach an den teils irrwitzigen und skurrilen Antworten erfreuen.
Wer seichte Lektüre sucht, wird an „Drei Minuten für jeden“ grandios scheitern. Wer aber schon immer mal einen (schrägen) Blick hinter die Kulissen der Schreib- und Filmzunft und den Druck spüren will, dem Autorinnen und Autoren sowie Filmemacher und Musiker (teilweise) ausgesetzt sind, der sollte Geduld und Zeit investieren und dieses Buch lesen.
Danke an den Kladdebuch-Verlag für das Rezensionsexemplar!