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Benutzername: 
Lettercrubler
Wohnort: 
Göttingen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 55 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2024
Ehemänner
Gramazio, Holly

Ehemänner


weniger gut

„Ehemänner“ handelt -wie der Klappentext schnell klar macht- von Lauren, die eigentlich Single ist, gute Freunde hat und bisher den richtigen Mann noch nicht gefunden hat. Eines Abends steht plötzlich ein fremder Mann in ihrem Haus und entpuppt sich als ihr Ehemann. Auch ihr Umfeld, ihre Handyverläufe, alles ändert sich mit ihm. Verschwindet einer der Ehemänner wieder auf dem Dachboden, taucht dafür ein anderer auf. Manche schickt Lauren direkt zurück, andere lernt sie kennen, fünf bis sechs Geschichten werden dabei genauer ausgeführt.

An sich lässt sich der Roman leicht lesen, aber bis zum Ende habe ich auf eine Erklärung/ eine Pointe/ irgendwas Besonderes gewartet. Es kam nicht. Die verschiedenen Männer werden von Lauren ausgetauscht wie Handtücher und dabei teilweise aus rein oberflächlichen Gründen. Attraktive Männer werden behalten, blasse Männer eher zurück geschickt. Zwischendurch denkt die Protagonistin ein wenig darüber nach, doch so richtig in die Tiefe geht nichts. Sich selber reflektieren ebenso wenig. Hin und wieder kommt man beim Lesen ins Schmunzeln und sicherlich ist die Vorstellung, so viele Leben zu leben, irgendwie reizvoll. Das Ende kam mir dann zu plötzlich und ohne irgendeine Erklärung abzugeben oder Lehre zu bieten, die die Protagonistin daraus zieht. Natürlich darf ein Buch auch einfach nur unterhalten, aber diese Geschichte hat für mich wirklich keinen Sinn gemacht. Die Protagonistin fand ich bis zum Ende unsympathisch.

Insgesamt lässt sich „Ehemänner“ schnell und flüssig lesen. Ich habe es in kurzer Zeit verschlungen, allerdings wie gesagt mit der Erwartung, auf irgendwas. Davon kam dann wenig. Das Cover in dem schrillen Pink kann mich auch nicht wirklich überzeugen; vielleicht soll es an ein Kaleidoskop erinnern, in dem Lauren verschiedene Versionen ihres Lebens sieht.
Mich hat der Roman daher leider eher enttäuscht.

Bewertung vom 26.04.2024
Gezeitenkinder
Diekhoff, Luise

Gezeitenkinder


ausgezeichnet

Der historische Roman "Gezeitenkinder" hat mich vor allem auch aufgrund des angenehmen Schreibstils sehr gut unterhalten.

Wir schreiben das Jahr 1962. Hanna kommt als frisch ausgebildete Kinderpflegerin mit ihrer Cousine nach Norderney in ein Kindererholungsheim. Was initial als ihre Traumstelle in der ersten eigenen Unabhängigkeit gedacht war, wirft für sie bald tiergehende moralische Fragen auf, als sie die gewaltbereite, düsterte Stimmung des Heims wahrnimmt. Immer wieder wird sie ermahnt, sich unterzuordnen, doch je länger Hanna auf der Insel arbeitet, desto mehr wächst in Ihr der Wunsch nach Aufklärung und Gerechtigkeit. Leider scheint niemand auf ihrer Seite zu stehen...

Die Geschichte rund um das Kinderheim ist frei fiktional, aber beruht auf Erzählungen und Gegebenheiten, wie es sie hätte geben können. Der Leser*in kann sich wunderbar in die verschiedenen Charaktere hereinversetzen. Es tut einem beim Lesen stellenweise förmlich weh, wie die Kinder behandelt werden, ohne dass diese selber merken, wie falsch mit Ihnen umgegangen wird. Neben Hanna lernt die Leserin verschiedene andere Charaktere wie den Hausmeister Wilko kennen, die ihre eigene kriegsgeprägte Vergangenheit und Geheimnisse mitbringen.
Die Handlung nimmt sehr schnell Fahrt auf. Besonders gut gefallen hat mir die Art wie die Kinder beschrieben wurden und wie in wenigen Sätzen ein Bild von ihnen entstand, was man als liebenswert empfand. Der Schreibstil besticht gerade auf den ersten Seiten durch eine gewisse poetische Art ohne dabei träge und langweilig zu wirken.
Ohne viel vorweg nehmen zu wollen hat mich auch das Ende überzeugt, was in gewisser Weise Dinge offen lässt und sich nicht in überhasteten, gezwungenen Darstellungen verliert.
Ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt und würde dieses Buch auch aufgrund seines leider sehr realem Inhalts weiterempfehlen.

Bewertung vom 15.02.2024
Der Dorfladen - Wo der Weg beginnt
Jacobs, Anne

Der Dorfladen - Wo der Weg beginnt


gut

Die Rezension "Der Dorfladen" ist ein historischer Roman über das Leben eines kleinen Dorfes bei Frankfurt.
In diesem Dorf findet sich vor allem viel Landwirtschaft mit zahlreichen Höfen und eben auch besagter Dorfladen, der dem Auftakt der Trilogie seinen Namen gibt.
Während der Handlung lernt der Leser zahlreiche verschiedene Charaktere kennen, aus deren Sicht die Geschichte beschrieben wird. Dabei gibt es einmal die junge Frieda, die mit ihren zwei Schwestern und ihrer Mutter den Dorfladen führt. Dabei ist es für ihre Mutter wichtig, das Mädchen zu einer ordentlichen Dorfbürgerin zu erziehen, wo doch ihr größter Traum darin besteht, Schauspielerin zu werden. Weiterhin lebt dort Frau Küpper, eine junge Frau, die die Fabrik ihres Vaters geerbt hat und den schwierigen Weg geht, sich zu der damaligen Zeit als Frau und Leiterin eines Geschäfts zu etablieren. Neben ihr lernt der Leser Helga kennen, die mit dem Bürgermeistern und Bauern Otto zusammen ist, obwohl sie eigentlich einen der Fabrikarbeiter liebt und von ihrem Mann nicht gut behandelt wird. Die Dorfgemeinschaft ist jedoch der Meinung ist, dass sich eine Frau nicht trennen darf. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Charaktere, in deren Leben der Leser eintauchen darf.

Alles in allem war ich nach dem ersten Drittel des Buches sehr gelangweilt. Die Charaktere wurden ausführlich beschrieben, jedoch fand sich vor allem seitenlange Beschreibungen und unnötige Dialoge, die die Handlung wenig voran brachten. Dies änderte sich zum Ende des Buches hin. Den Schreibstil fand ich dennoch überaus gewöhnungsbedürftig. Zum einen wird die Geschichte im Präsens berichtet, was einfach nicht meinem persönlichen Geschmack entspricht. Zum anderen werden die Charaktere immer mit Vor- und Nachnamen oder ihrer Berufsbezeichnung benannt, was vermutlich an die damalige Zeit erinnern sollte, ich aber vor allem nervig empfand. Es handelt sich um den Auftakt einer Trilogie, jedoch mit relativ schlüssigem Ende, sodass ich noch überlege, ob ich mir die anderen Bände kaufe.

Insgesamt bin ich dennoch positiv überrascht, da ich nach den ersten Kapiteln bereits aufgeben wollte und mich am Ende doch eine gewisse Spannung erwartete. Die Handlung plätschert gut dahin und man kann sich vor dem inneren Auge das Dorf mit seinen Bewohner*innen bestens vorstellen. Wer gerne in die Zeit 1924 eintauchen möchte und nicht unbedingt nach Spannung sucht, der wird mit "Der Dorfladen" eine gute Lesezeit verbringen.

Bewertung vom 11.09.2023
Dear Dolly. Die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben
Alderton, Dolly

Dear Dolly. Die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben


weniger gut

Das Buch "dear dolly - die besten antworten auf die wichtigsten Fragen im leben" von Dolly Alderton ist eine Zusammenfassung aus einer Kolumne der Sunday-Times. Darin sind kurze Leserbriefe mit Problemen zu lesen, auf die die Kolumnistin Dolly Alderton mal länger oder kürzer antwortet.

Die Einleitung umfasst 18 Seiten und ist dabei annähernd so lang wie einige der Ratgeberrubriken (Dating, Freundschaft, Beziehung, Familie, Sex, Trennung, Körper & Seele). Die einzelnen Anfragen variieren von 19jährigen, die unsicher mit ihrem Freund sind über Probleme mit schwangeren Freundinnen oder Online-Dating.
Die Autorin geht auf jede der Fragen gefühlvoll ein, zieht Vergleiche und versucht Tipps zu geben. Das mag für die einzelne Person vielleicht hilfreich sein, ich fühlte mich davon als Leserin gar nicht unterhalten. Natürlich kann man sich in dem ein oder anderen Problem wiederfinden oder sich überlegen, was man selber geantwortet hätte, aber dafür brauche ich kein Buch lesen. Insgesamt kann ich diese Kategorie Buch nicht wirklich einordnen. Für ein Ratgeber-Buch ist es zu breit gefächert und richtet sich an zu viele verschiedene Adressaten. Ich habe mich aber als nur beobachtender Leser weder gut unterhalten gefühlt, noch habe ich gelacht.

Auch der Titel, der suggeriert, dass es sich um die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen dreht, finde ich nicht ansprechend. Erstmal handelt es sich um EINE persönliche Meinung einer Autorin, was auch an sich völlig vertretbar ist, dass heißt jedoch nicht, dass es für jeden die BESTE Antwort ist. Die WICHTIGSTEN Fragen im Leben sind für mich auch nicht unbedingt alle, die in diesem Buch zusammenfasst werden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es Personen gibt, die gerne diese Art von Kolumnen lesen, die sich auch von "dear Dolly" gut unterhalten fühlen. Bei mir war dieses Buch jedoch an der völlig falschen Adresse und ich kann es nicht uneingeschränkt weiterempfehlen.

Bewertung vom 08.06.2023
Und morgen ein neuer Tag
Alexander, Claire

Und morgen ein neuer Tag


gut

Der Roman "Und morgen ein neuer Tag" von Claire Alexander konnte mich mittelmäßig überzeugen.
Der Leser verfolgt das Leben von Meredith, die seit drei Jahren das Haus nicht mehr verlassen hat aufgrund eines gewaltsamen Traumas in der Vergangenheit. Worum es sich dabei handelt, wird dem Leser erst nach und nach klar. Ungeschönt wird hier eine Familiengeschichte erzählt, die von Gewalt -verbal und körperlich-, Vernachlässigung und Missbrauch handelt. Wärme erfährt die anfangs 39 jährige Protagonistin durch ihre Schulfreundin, ihr online Selbsthilfeforum und einem Sozialarbeiter, den sie erst gar nicht in ihr Leben lassen möchte. Die Handlung wird jeweils aus der "heutigen" Sicht der erwachsenen Meredith und viele Jahre vorher, als Kind geschildert. Dabei beschreibt die Autorin schonungslos, was für manches Kind wohl wirklich zum Alltag dazugehört.
Der Roman lies sich flüssig lesen. Der Schreibstil war angenehm. Nichtsdestotrotz hielt sich meine Begeisterung eher in Grenzen. Natürlich hängt das auch damit zusammen, dass sich eine derartige Geschichte nicht einfach leicht runterlesen lässt, ohne dass man über die Grausamkeit nachdenkt. Allerdings war mir die Hauptperson trotz allem nicht wirklich sympathisch und die Handlung zog sich sehr in die Länge. Dafür waren dann andere Dinge -wie die Fortschritte der Protagonistin- zum Teil in mehreren Zeilen erzählt und zum Ende gab es regelrechte Riesensätze. Das hätte ich mir anders gewünscht.
Zusammengefasst handelt es sich um einen Roman über ein schwieriges Thema, das es natürlich auch wert ist, andere Menschen zu motivieren, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Wirklicher Lesegenuss kam bei mir allerdings nicht auf.

Bewertung vom 02.05.2023
Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
Storks, Bettina

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten


ausgezeichnet

Der Roman „Die Kinder von Beauvallon“ von Bettina Storks; ein schlimmes Geschichtskapitel unfassbar spannend und mit vielen liebevollen Momenten erzählt.

Lily und Agnes wachsen zusammen auf. Sie spielen zusammen und lachen zusammen. Um sie herum verändert sich die Welt und Agnes Eltern wollen nicht mehr, dass ihre Tochter mit Lily -einer Jüdin- spielt. Die Kinder interessiert das wenig. Doch bald werden Lily und ihre Eltern deportiert und gelangen in ein Arbeitslager in Frankreich. Die Umstände sind grauenhaft, doch wie durch ein Wunder wird Lily die Flucht ermöglicht und führt sie in ein neues Leben.
Viele Jahre später ist der Krieg vorbei, doch die Wunden der Menschen sind nicht verheilt. Agnes arbeitet mittlerweile als Radiosprecherin und bekommt per Zufall die Chance, über eine Stadt in Frankreich zu berichten, die Flüchtlinge versteckt hat. Sie sieht dort ihre Chance, Lily wieder zu finden. Doch das Aufarbeiten der Zeitgeschichte ist schwer für die, die vergessen wollen, aus den unterschiedlichsten Gründen.

Als mir der Roman in die Hände fiel, hielt sich meine Begeisterung für das, was für mich auch unter „ernsthafte, schwere Kost“ fällt, in Grenzen. Doch ich wurde positiv überrascht. Für Menschen meiner Generation, die das Glück haben, lange nach dieser Zeit zu leben, fühlt sich vieles in der Vorstellung surreal an. Die Geschichte, die in diesem Buch beschrieben wird, fußt auf wahren Tatsachen und stellt nur ein Beispiel da, für die Schicksale, die viele Menschen erlebt haben. An sich beschreibt das Buch auf spannende, einfühlsame Weise, wie das kleine Mädchen Lily aus dem Arbeitslager gerettet werden kann und in einer zerfallenden Welt doch ein neues Leben für sie entsteht. Es geht um ihr Einzelschicksal und trotzdem werden so viele andere Wege von Menschen neben ihrem beleuchtet. Das war wirklich faszinierend.
Die Handlung springt zwischen den Zeiten vor allem zwischen der jungen Lily, der älteren Lily und der älteren Agnes. Doch auch viele andere Charaktere kommen zu Wort.
Ich war wirklich sehr gebannt von der Erzählung und durchlebte von Freude, über Tränen zu Wut sämtliche Emotionen mit. An einigen Stellen waren mir die Handlungen und Entscheidungen mancher Charaktere schwer verständlich. Das lag aber weniger am Schreiben der Autorin sondern rief einmal mehr hervor, was für verschiedene Wege Menschen aus unterschiedlichen Beweggründen einschlagen.
Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, auch wenn bzw. vor allem weil ich nach dem Lesen einen Moment nachdenklich verharren musste, um mir vor Augen zu führen, dass dies Buch keine komplette Fiktion, sondern ein Teil einer Wirklichkeit ist. Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 05.02.2023
Die Zeit, die vor uns liegt
Barbal, Maria

Die Zeit, die vor uns liegt


gut

Der Roman"Die Zeit, die vor uns liegt" von Maria Barbal handelt vom Leben und Lieben im Alter mit all seinen Höhen und Tiefen.

Elena und Armand lernen sich per Zufall in einem Yoga-Kurs kennen und fühlen sich direkt zueinander hingezogen. Ohne ein langes Kennenlernen fühlen sich die beiden zueinander hingezogen und erlernen Facetten aufzubrechen, an die sie nicht mehr geglaubt hätten. Nichtsdestotrotz, befinden sich beide im fortgeschrittenen Alter und haben Dinge im Leben gelernt, die sich eigentlich nicht weg schweigen lassen. Wie viel Sicherheit gibt einem das, was man hat, doch wie viel kann man gewinnen, wenn man etwas Neues probiert?

Barbals Roman ist aus der Sicht getrennt von Armand und Elena geschrieben. Dabei läuft die Handlung quasi zweimal ab und wir lernen sie aus beiden Perspektiven kennen.
Die Handlung thematisiert dabei ruhig und geduldig die Eingefahrenheit im Alltag und die Angst davor, etwas zu verändern, einfach, weil es schon immer so war. Die Geschichte wird ruhig beschrieben, der Schreibstil ist warm und gut lesbar. Ich konnte mich gut in die Handlung hereinversetzen und auch, wenn ich noch nicht vor den Herausforderungen im Alter stehe, sie gut nachvollziehen.
Das Schwierige bei der Bewertung des Buches liegt für mich darin, dass es gut geschrieben ist, aber mir an sich zu langweilig von der Handlung war. Der Kern liegt natürlich darin, dass man die thematisierte Problematik nicht wirklich spannend erzählen kann, den darum geht es in diesem Roman nicht. Es geht um Veränderung und Wandel und dies sind wohl keine Dinge, die mit wahnsinniger Spannung oder großen Handlungsbögen dahergehen. Die Dialoge sind schön geschrieben und überladen das Buch nicht. Die Charaktere sind in sich konstant und die Handlung ist plausibel und glaubhaft beschrieben.
Insofern kann ich nur sagen, das Buch ist per se ein gutes Buch, wenn man eine ruhige Erzählung bevorzugt, war für mich allerdings nicht das Richtige.

Bewertung vom 04.12.2022
In unserem Universum sind wir unendlich
Sprinz, Sarah

In unserem Universum sind wir unendlich


sehr gut

"In unserem Universum sind wir unendlich" - ein Roman zum Weinen und Lächeln.
Der 18jährige Ansel hat schon lange den Wunsch, Medizin zu studieren. Deshalb arbeitet er als FSJler auf einer Intensivstation des örtlichen Krankenhauses. Dort trifft er auf den gleichaltrigen Emil, Sohn der Oberärztin der Neurologie. Schon bevor die beiden sich kennenlernen, erfährt Ansel, dass Emil an einem unheilbaren Hirntumor leidet und bald sterben wird. Nichtsdestotrotz verlieben sich die beiden Jungen ineinander. Für sie ist es die erste große Liebe und gerade für Ansel, der sonst aufgrund seiner Homosexualität gemobbt wurde, etwas ganz besonderes. Doch die Zeit spielt gegen die Beiden.

Als ich den Roman in der Hand hielt und den Klappentext las, war ich wenig begeistert. "Emil wird sterben". Damit war das Ende klar und ich gehöre nicht zu den Menschen, die gerne traurige Romane lesen. Nichtsdestotrotz konnte ich mich in die Geschichte der beiden Jungen vertiefen und habe ab der Hälfte des Romans einige Tränen gelassen. Die Emotionalität der Geschichte ist wirklich beeindruckend. Die Autorin lässt durch die Augen ihres Protagonisten verschiedene Fragestellungen aufkommen: was denkt Emils Familie, wie sollte man sich in bestimmten Situationen benehmen. Dabei bleiben die medizinischen Schilderungen stets wahrheitsgetreu. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und irgendwie hofft man doch bis zum Ende auf die glückliche Lösung. Dem Protagonisten muss man jedoch etwas Zeit geben. Am Anfang hat er mich das ein oder andere Mal mit seiner Zurückhaltung auf die Palme gebracht. Seinem Bruder zum Beispiel gegenüber verhält er sich ziemlich idiotisch und manchmal hatte ich das Bedürfnis, ihn zu schütteln und zu sagen: jetzt mach doch mal! Damit steht er ganz im Gegensatz zu Emil, den man sich sehr gut vorstellen kann und der lebendig wird, egal wie schlecht es ihm geht.
Weiterhin gestört hat mich ein wenig der Konflikt um Ansels Homosexualität, die von seinen Eltern ignoriert und von seinen Mitschülern verspottet wird. Ganz und gar nicht, weil dieses Thema nicht wichtig sei. Dass ist es mit Sicherheit, nur gerade deshalb hätte es vielleicht einen eigenen Roman verdient. So erschien mir die ganze Geschichte an manchen Stellen etwas überladen. Natürlich muss auch dieses Problem nicht fernab aller Realität stehen, mir persönlich war es so aber etwas viel.

Zusammenfassend hat mich die Geschichte überzeugt. Vor allem die komplexen emotionalen Fragestellungen wurden meiner Ansicht nach sehr gut beleuchtet. Einen Stern Abzug gibt es, weil ich diese Art von Büchern einfach persönlich nicht so mag. Für jemanden, der aber gerne mit einem Taschentuch neben dem Buch sitzt und eine romantische, emotionale Geschichte lesen möchte, dem würde ich dieses Buch sehr empfehlen.

Bewertung vom 18.09.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


weniger gut

Der Roman "Die Familie" von Naomi Krupitsky konnte mich leider so gar nicht begeistern und schleppte sich so dahin.
Kurz zum Inhalt: Die beiden Nachbarstöchter Antonia und Sofia wachsen zusammen in New York auf. Charakterlich unterscheiden sie sich sehr und sind trotzdem beste Freundinnen. Auch als sie noch klein sind, fällt ihnen auf, dass ihre Väter von anderen mit Angst angesehen werden und dass sie fern von anderen Kinder aufgezogen werden. Sie leben innerhalb "der Familie", die sie beschützt. Als Antonias Vater verschwindet, stellt sich jedoch die Frage, ob "die Familie" nicht auch weit mehr bedeutet als nur Schutz.
Die beiden Mädchen wachsen heran und beginnen sich immer mehr und mehr auseinander zu leben. Doch die Familie bleibt, denn man kann ihr nicht entkommen, oder?

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Blickwinkel von den verschiedenen Protagonist*innen erzählt und springt dabei in einem Kapitel zwischen den verschiedenen Sichtweisen. Dass an sich gefiel mir gut, doch der Schreibstil strengte mich auf Dauer sehr an. So schreibt die Autorin im Präsenz, springt dann aber ins Futur II. Sicherlich ein Stilelement, das man nutzen kann, aber in der Häufigkeit las es sich für mich sehr anstrengend. Auch fehlte mir der komplette Spannungsbogen. Die Charaktere sind authentisch aufgebaut, mit Tiefe und bleiben sich im Rahmen ihrer Entwicklung treu. Doch aufgrund des Hintergrundes, in dem die Charaktere aufwachsen hätte ich mehr Spannung, mehr Handlung erwartet. Stattdessen zieht sich der Bericht über das Heranwachsen der Frauen hin. Vielleicht wollte die Autorin auch genau das Ausdrücken, die Atmosphäre die das Aufwachsen im Rahmen "der Familie" trotz allen Vorurteilen ein halbwegs normales Aufwachsen bedeuten kann.
Zusammengefasst war mir die Handlung zu langsam, der Schreibstil konnte mich nicht abholen und damit kann ich trotz der guten Charakterbeschreibung und -entwicklung leider nur zwei Sterne vergeben.

Bewertung vom 12.06.2022
Lass mal an uns selber glauben
Engelmann, Julia

Lass mal an uns selber glauben


gut

"Lass mal an uns selber glauben" von Julia Engelmann gehört nicht zu den Bücher, die ich normalerweise lese. Der Band enthält die schönsten Gedichte der Poetry-Slamerin Engelmann. Ich kannte den Namen schon von mehreren Freundinnen, die total begeistert von dieser Künstlerin waren. Für ein richtiges Buch kam dieses jedoch nicht richtig bei mir an. Dies mag zum einen daran liegen, dass ich nicht wirklich häufig Gedichtbände lese und auch, dass mich die Texte nur bedingt fesselten.
Generell schwankt das Thema, sowie der Stil der Gedichte sehr. Manche beschreiben das Lebensgefühl eines jungen Erwachsenen, mehr aus seiner Zeit zu machen. Manche richten sich an die Familie der Künstlerin und handeln von Liebe. Einige wenige konnte ich nicht wirklich fassen. Allgemein handelt es sich bei diesen Versen auch weniger um Poesie mit einem Vermaß und einem Jambus. Wer schon mal auf einem Poetry-Slam war, kennt den Schreibstil und ich finde die aneinander gereihten Zeilen nicht unbedingt immer angenehm zu lesen.
Zu gute Halten muss man, dass das Buch wirklich liebevoll gemacht ist. Der Einband ist wirklich hübsch und in dem Buch sind viele kleine niedliche Zeichnungen enthalten. Viele Texte gefielen mir in den Bilder, die sie malten.
Zusammengefasst muss man sagen, wer Poesie und diese Art der Texte mag, ist hier an einem schönen Werk angekommen und wird viel Freude daran haben. Wer lieber Prosa liest und eine richtige Geschichte verfolgt, der ist hier an der falschen Ecke.