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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2024
Monas Augen - Eine Reise zu den schönsten Kunstwerken unserer Zeit
Schlesser, Thomas

Monas Augen - Eine Reise zu den schönsten Kunstwerken unserer Zeit


ausgezeichnet

Die Idee des Romans fand ich so gut, dass ich unbedingt lesen wollte, wie diese Umgesetzt wurde, was aus diesem Versprechen wird. Und ja, es hat Spaß gemacht. Und nicht nur. Ein Bildungsroman, der Lust nach mehr macht.
Ein Buch, scheinbar für Kinder und ihre Eltern, schlicht und ergreifend, sehr gelungen.
Wie die beiden Protagonisten im Buch, Mona und ihr Großvater, habe ich mir nur ein Bild pro Abend zu vorgenommen. Es war auch gut so, denn die Interpretationen der Kunstwerke, oft philosophischer Natur, Infos zu den Malern, die Zusammenfassungen zum Schluss, die Monas Großvater zu jedem der Werke am Ende eines jeden Kapitels lieferte, waren so gehaltvoll, dass sie viel Zeit und Raum brauchten, erzählen sie oft Unbekanntes, jedenfalls nichts Triviales auf eine schlichte und ergreifende Art. Mona lieferte ihre Eindrücke der Bilder, ihre Beobachtungen und ihr Großvater gab seinen Senft dazu. Manchmal brachte Mona etwas Süßes, Rührendes, sodass einem die Tränen in die Augen schossen.
Es ist ein gutes Buch zum Mit-den-Kindern-Lesen. Und auch ohne Kinder war es mir ein Vergnügen. So wird Interesse an der Kunstgeschichte geweckt.
Der Stoff wurde interaktiv, als Dialog, aber recht unauffällig vermittelt. Didaktisch gelungen finde ich, dass Parallelen und Vergleiche gezogen wurden, zwischen dem bereits vermittelten, bekannten Stoff und dem, der gerade in der Besprechung ist: Mona und ihr Großvater greifen oft die bereits besprochenen Gemälde und Maler, samt ihrer Art die Welt darzustellen, wieder auf.
Lesefreundlich ist der Stoff aufbereitet: Kurze Kapitel mit einer Zusammenfassung zum Schluss.
Eine Handlung hinter den Museenbesuchen gab es auch. Sie behandelte hpts. Probleme in Monas Familie und ging dem Grund nach, weshalb Mona zeitweise ihr Augenlicht verlor. Recht kindergerecht, schlicht, verständlich und tiefgründig. Am Ende ist alles erklärt, von Mona selbst, und aufgelöst.
Manchmal erschien mir Mona zu altklug und sprach die Dinge aus, die in ihrem Alter nicht sehr wahrscheinlich von einem Mädchen von 8-9 Jahren zu erwarten wären. Aber gut, so etwas passiert mal öfter in den Büchern dieser Art.
Paar Lebensweisheiten, kurz und bündig, sind dezent in den Erzählteppich eingewoben.
Fazit: Ein schönes, gutes, kluges Buch zum Mit-den-Kindern-Lesen. Aber auch ohne war es mir ein Vergnügen, ein schönes, bereicherndes Leseerlebnis.
Ich sehe, das gibt es auch als Hörbuch. Prima. Hole mir auch als Hörbuch.

Bewertung vom 27.09.2024
Velvet Winter
Baumgärtner, Theresa

Velvet Winter


ausgezeichnet

Ein gekonnt gemachtes, wunderbares Buch. Schon das schnelle Durchblättern schafft mithilfe von großartigen Fotos eine schöne winterliche Stimmung. Die Rezepte machen neugierig, laden ein, sie sofort auszuprobieren.
Eine Winterreise nach Oxford und Cotswolds ist sehr atmosphärisch, very britisch ausgefallen. Wohl gelungene Fotos von all den alten Kirchen und Schlössern, engen, dunklen Gassen, Brücken uvm. tragen dazu bei.
Die ersten Rezepte betreffen das Frühstück: Pancakes mit Beeren, Porridge mit Zimt, Brot und Brötchen aus Sauerteig. Einige Rezepte für glutenfreies Brot mit Backpulver sind auch dabei, gefolgt von einem spannenden Rezept für Brioche Royale (schneller Hefeteig), sowie Zimtbrötchen, Frühstücksbrötchen, Zitrusfrüchtemarmelade, um ein Frühstück a lá Cotswolds selbst zu Hause gestalten zu können.
Die Rezepte von Orangenkuchen, Rosmarin-Zitronen Shortbread, Tiramisu, Orangen-Mandel-Törtchen, Schokoladenkuchen erscheinen auch dringend ausprobierenswert. Bestimmt sind welche darunter, die sich zu den neuen Lieblingen mausern werden.
Viele Rezepte sind dem Gebäck gewidmet. Es gibt aber auch spannende Vorschläge für Mittag: Salate, Suppen, Hauptspeisen. Ein schönes Rezept für Glühwein ist auch dabei uvm.
Die Zitate zwischendurch, z.B. aus Alice in Wonderland, und ein Gedicht auf Englisch, sind sehr schön, tragen zur Stimmung auch enorm bei. Sie kommen genau an den richtigen Stellen. Der Spruch von Rumi zum Schluss setzt dem Ganzen die Krone auf.
Es gibt kein Rezept, und es sind viele, das sich nicht verführerisch anhört. Habe mir Dutzende vorgemerkt.
Bei den Rezepten findet man keine Nährwert-/Zeitangaben. Meinetwegen braucht’s sie nicht. Die Rezepte sind wie in Kochbüchern von Früher gehalten. Es ist auch gut so.
Zum Schluss gibt es paar Tipps, samt Fotos, zum Thema „winterliche Dekoration“. Passt sehr gut zur Adventszeit, schaut festlich und gemütlich aus. Auch leicht und schnell machbar.
Gleich beim ersten Durchblättern kam die Begeisterung auf, und auch beim zweiten und dritten Durchgang ließ sie nicht nach.
Ein sehr schönes Buch, das als Weihnachtsgeschenk, nettes Mitbringsel genommen werden kann. Wer gern backt und kocht, wird sich sehr darüber freuen. Aber auch die Einsteiger können mMn hier glücklich werden. Die Rezepte sind verständlich beschrieben, die gehen auch meist schnell und unkompliziert.
Ein wunderbares Geschenk an Back- und Kochbegeisterte und die, die es werden wollen.

Bewertung vom 19.09.2024
Honey
Lodato, Victor

Honey


ausgezeichnet

Von der ersten Zeile an war ich gefesselt und fühlte mich dabei großartig unterhalten.

Schon allein die breite Palette an Emotionen, die das Geschehen hervorzurufen vermochte, versetzte mich in Staunen: mal belustigt auflachend, mal traurig, und immer gespannt, wie es weitergeht und wohin es führt, wurde eine Seite nach der anderen umgeblättert.
Die Spannung hielt sich bis zum Schluss. An Überraschungen und unerwarteten Wendungen mangelte es wohl kaum. Und wenn es sich nach einem Action Thriller anhört, nein, es ist keiner, wobei Erschreckendes ist schon dabei, in Szenen so zum Greifen nah, als ob man selbst dabei gewesen wäre.
Diesen Roman habe ich sehr gern gelesen. Als Hörbuch wäre er auch wunderbar. Und da ich Honey&Co. nochmals begegnen möchte, lese ich das Buch nach einer Pause nochmal.

5 begeisterte Sterne. Mein Roman-Highlight des Jahres.
(Gekürzt)

Bewertung vom 21.08.2024
Diabetes-Rezepte vegetarisch (eBook, ePUB)
Riedl, Dr. med. Matthias

Diabetes-Rezepte vegetarisch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sehr guten Eindruck hat bei mir dieses Buch hinterlassen: kurz und prägnant das theoretische Teil, gut machbar und gar nicht ordinär die Rezepte im praktischen Teil.

Sehr hilfreich erschien mir die Definition des Diabetes am Anfang: Eine Stoffwechselstörung ist es, die man durchaus durch das richtige Essen regulieren, evtl. gar besiegen könnte. Es gibt zwei Menschen in meinem engen Kreis, die an Diabetes Typ 2 erkrankt sind. Vllt kann es gelingen, dass man übers richtige Essen den Stoffwechsel wieder in Ordnung bringt..?

Die Rezepte laden geradezu ein, die unbedingt auszuprobieren: ungewöhnliche, aber sehr gut zu einander passende Zutaten, die für köstliche und gesunde Gerichte sorgen. Bei jedem Rezept steht die Zubereitungszeit und Kalorienangabe, unterteilt in Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett.

Die Rezepte sind in drei Bereiche eingeteilt:

Brote und Salate: 14 Rezepte; hier fand ich die für Brot (Quark Öl Teig mit Backpulver), Gemüsewaffeln, Proteinbrötchen vielversprechend. Aber auch bei den Salaten sind alle interessant. Wenige Zutaten, geschmacklich spannende Kombinationen.

Suppen &Eintöpfe: 7; Kalte Gurken-Kefir Suppe , Grüner Gaspacho sind besonders jetzt im Sommer ein Highlight.

Warme Hauptgerichte: 12. Ofengemüse mit Selleriestampf, Ofenkürbis mit Feta und Linsen, Gemüseauflauf mit Halloumi erschienen mir gleich ausprobierenswert.
Die Rezepte lassen sich leicht abwandeln, das steht auch explizit beim Letzteren, und klar kann man gerade das Gemüse oder selbst gekochte Kichererbsen oder andere Hülsenfrüchte usw. hinzufügen, was eben gerade da ist.

Zum Schluss gibt’s paar wertvolle Tipps „Diabetes-Küche ohne Fleisch“, wie es grundsätzlich geht, z.B. sind die Quellen von pflanzlichem Eiweiß namentlich genannt, auch wo findet man gute Ballaststoffe, warum eine Handvoll Nüsse täglich eine sehr gute Idee ist usw. Alles sind die Zutaten, die man problemlos im nächsten Supermarkt oder auch auf dem Bauernmarkt findet.

So einiges kenne und koche ich seit Jahren und kann es nur bestätigen, z.B. die Nudeln aus roten Linsen und Kichererbsen, Buchweizen: viel Eiweiß, wenig Kohlenhydrate. Die gesamte Gemüseküche samt Nüssen und hochwertigen Ölen -wunderbar. Schmeckt und macht satt.

Fazit: Ein hilfreiches Rezeptbuch, das zum Nachkochen und Erfinden eigener Gerichte auf dieser Basis inspiriert. Gesundes und recht einfaches Essen ohne Fleisch und Fisch.

Bewertung vom 21.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Alles andere als 08/15, in vielerlei Hinsicht. Die Hauptfiguren sind sehr eigenartig und auf ihre eigene Art sympathisch. Hier prallen zwei Welten auf einander: Die hochempathische Moni, bereits mehrfache Oma, samt ihrer Sippschaft aus unterem Drittel der Mittelklasse und ein hochwohlgeborner, sehr begabter, auf Hocheffizienz getrimmter 17 Jähriger Oscar. Beide studieren Mathematik auf der Uni und, zunächst notgedrungen, helfen sich gegenseitig, wo es geht oder auch nicht. Die Zusammenarbeit erweist sich als fruchtbar für beide Seiten, obwohl so manches zu Brüche geht. Das Ende ist überraschend und doch stimmig und einfach großartig.

Die Handlung ist unvorhersehbar. Die gute Moni und ihre schrecklich nette Familie sorgen schon dafür.
Latente Spannung bleibt bis zum Schluss, denn die Frage, wohin die Reise geht und wie sie endet, hängt wie ein Damokles Schwert über dieser in keine Schublade passenden Handlung.

Gekonnt leichtfüßig erzählt: nichts Überflüssiges und viel Humor, den ich vom Anfang an mochte. Musste oft auflachen, ein vergnügtes Schmunzeln begleitete mich über die Seiten hinweg. Ich habe mich köstlich amüsiert! Und bei all dem Amüsement hat diese Geschichte beachtlichen Tiefgang und hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor Augen.

Ein Fazit aus dem Ganzen kann man am Ende auch wunderbar ziehen. Das bleibt jedem selbst überlassen.

Sehr gern gelesen. Und als das Hörbuch da war, auch gehört. Und wieder gelacht und geseufzt und genickt. Einfach großartig.
Bleibe auf weitere Werke der Autorin gespannt und vergebe 5 leuchtende Sterne samt Lese-/ Hörempfehlung.

Bewertung vom 21.08.2024
Jagd auf den Falken
Guy, John;Fox, Julia

Jagd auf den Falken


ausgezeichnet

Ein großartig geschriebenes Werk, das ich sehr gerne gelesen habe. Hat echt viel Spaß gemacht. Ich habe viel über die Sitten und Bräuche der damaligen Zeit in königlichen Häusern Europas erfahren können und noch vieles mehr.
Schon die Buchbeschreibung hörte sich nach einem Lese-Highlight an, und ja, das ist es für mich auch geworden. Schon nach einigen Seiten konnte ich mich freuen, dass ich mich für dieses Buch entschieden habe.
Besonders positiv ist die Balance zwischen dem männlichen und weiblichen Part aufgefallen, die so gut getroffen ist, dass sie diese Geschichte zu einem großen, wohlgeformten Ganzen macht, wie das wohl bekannte Zeichen für Yin und Yan.
Auch die Darstellung der historischen Persönlichkeiten der damaligen Zeit wirkt modern und zum Greifen nah. So kann man auch die Geschichte-Muffel für das Fach begeistern. Und für die Liebhaber der Geschichte Europas ist es ein Lese-Vergnügen sondergleichen, im positiven Sinne des Wortes.
Die wichtigsten historischen Persönlichkeiten wurden ausführlich beschrieben, nach links und rechts, nach hinten und vorne schauend. Die akribische Recherche, die Liebe zum Detail und enormes Wissen auf diesem Gebiet wurden dadurch sichtbar. So konnte die Zeit von Anne und Heinrich VIII für uns, heutige Leser, greifbar und erklärbar werden, z.B. wurde auch klar, warum sie sich so verhalten haben, was sie veranlasste, genau das zu tun, was sie getan haben, inklusive der Entscheidung von Heinrich, seine einst so innig und heiß geliebte Anne, die er mit so viel Pracht versehen, so lange umworben und mit so viel Pomp geheiratet hatte, am Ende, in ihren noch so jungen Jahren nach einem kurzen und oberflächlichen Prozess dem Henker zu überlassen. Auch gesellschaftspolitisch brachte diese Beziehung die alte Ordnung an seine Grenzen: der Bruch mit dem Katholizismus als Konsequenz der Weigerung, sich dem katholischen Papst Clemens unterzuordnen, und die Gründung der anglikanischen Kirche gingen daraus hervor, ebenso die Tochter der beiden, die später als die Königin Elisabeth I. ihrem Land zu ungeahnten Möglichkeiten verholfen hatte.
Dieses Werk ist auch ein wichtiger Beitrag in Sachen Elitenforschung, zeigt es uns deutlich, wie diese erzogen wurden, wie sie ticken, und was es den Vertretern der einfacheren gesellschaftlichen Kreise bringt, sich mit den elitären Herrschaften einzulassen.
Es ließe sich noch viel darüber referieren. Wichtig ist an dieser Stelle festzuhalten, dass das Buch viel Stoff zum Nachdenken und für den Austausch liefert.
Das Buch hat hochwertige, wohl durchdachte, zum Inhalt passende Ausstattung, die es zu einem schönen Geschenk, netten Mitbringsel macht: Festeinband, Umschlagblatt mit leuchtenden, haptisch hervorgehoben Buchstaben des Titels in Blutrot, Lesebändchen in gleichem Farbton. Die Farbbilder in der Mitte verdienen besondere Aufmerksamkeit. Wenig bekannte Bilder von Anne, Louise von Savoyen, der Mutter von Franz I, Margarete von Österreich, Liebesbrief von Heinrich an Anne, um nur einige zu nennen. Die alle tragen zum Flair, zum Lese-Erlebnis insgesamt bei.
Fazit: Ein schön zu lesender, kluger, bereichernder Lesestoff. Würde mich freuen, wenn die beiden Autoren weitere Werke gemeinsam schreiben, denn diese tiefe Kenntnis der Materie gepaart mit dem Können, das Wissen unterhaltsam darzubieten, ist kostbar wie selten heutzutage. So macht Geschichte Spaß. Eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.07.2024
Verkaufte Zukunft
Beckert, Jens

Verkaufte Zukunft


ausgezeichnet

Ein sehr lesenswertes, wichtiges Buch, dass völlig zu Recht für den Deutschen Sachbuchpreis 2024 nominiert wurde. Ein Augenöffner für all diejenigen, die ihre Meinung zu diesem Thema bis dato aus Mainstream-Kanälen gespeist haben. So etwas sollte man in den Schulen unterrichten.
Das Buch liefert:
*Nüchterne, adäquate Darlegung des Ist-Zustandes. Viele wichtige Dinge sind klar genannt, anschaulich, mithilfe von prägnanten Beispielen präsentiert, eben das Wesentliche, das der Öffentlichkeit in dieser Klarheit vor Augen geführt werden MUSS.
*Messerscharfe Analysen der gegenwärtigen Lage. Komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen wurden mit wenigen Worten griffig auf den Punkt gebracht.
*Viele bereits seit Jahren existierenden Vorschläge und Produkte, ggf. Maßnahmen zur Besserung der Lage wurden untersucht und auf Machbarkeit geprüft.
Toll geschrieben, der gesamte Soff ist verständlich, leserfreundlich aufbereitet.
Alle Kapitel können unabhängig voneinander gelesen werden. Sie sind recht kurz, etwa 20-25 Seiten.
Viele gute Sachbücher habe ich in den letzten zehn Jahren gelesen. Dieses ist eins der besten, u.a. weil das Wesentliche mit wenigen Worten schlicht und ergreifend auf den Punkt gebracht wurde.
Heutzutage gehört auch viel Mut dazu, all diese Dinge so klar und unverblümt zu schreiben. Wer die Wahrheit sagt, muss ein schnelles Pferd haben, sagt ein altes Sprichwort.
Fazit: Unbedingt lesen und die Inhalte aktiv ausdiskutieren. Genug Stoff hierfür ist da.

Bewertung vom 08.07.2024
Was die Alten schon gecheckt haben und ich jetzt auch
Mayr, Marcel;Panten, Silke

Was die Alten schon gecheckt haben und ich jetzt auch


ausgezeichnet

Schon lange wollte ich ein gutes Buch zum Thema Altenpflege lesen. Hier habe ich eine sehr gute Wahl getroffen. Die beiden Autoren haben Wunderbares geleistet.
Sie haben es gewusst, wie sie die informative Seite mit der Emotionalen verbinden und das auf möglichst behutsame und rücksichtsvolle, aber auch unterhaltsame Art und Weise.
Marcel Mayr, ein wohl erzogener junger Mann, klug und empathisch noch dazu, hatte mit 16 seine Ausbildung zum Altenpfleger angefangen, und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Was er zu berichten hat, ist nicht nur Insiderwissen, was aber schon an sich sehr kennenlernenswert ist. Es menschelt mitunter auch sehr. Man wird auch emotional mitgenommen. Bei diesem Thema kein wunder eigentlich. Dennoch.
Der Hauptkonflikt, der oft genug zur Sprache kommt und wie ein roter Faden durch das Buch geht, ist die Diskrepanz zwischen dem Grundgedanken der Altenpflege, den Marcel auch lebt: Er ist stets bestrebt, seinen Patienten zu helfen, denkt dabei an ihr Wohlbefinden, ihre Würde usw. Dagegen steht der alles beherrschende neoliberale Ansatz der heutigen Wirtschaft, dem sich auch die Altenpflege beugt, er kennt solche Begriffe wie Würde und Rücksicht nicht. Geld steht über allem. Und gerade in der Altenpflege wird dieser Konflikt deutlich sichtbar. Rein menschlich handelt Marcel richtig, häuft aber auch die Überstunden an, die sein Chef oft nicht akzeptieren will, um nur ein Beispiel zu nennen. Kein Wunder, dass man eines Tages nicht ein Teil dieses Systems sein mag, denn das bedeutet auch tagtägliche Selbstausbeutung zugunsten der wenigen, die davon zu profitieren wissen.
Auch die Geschichten aus dem Leben findet man hier reichlich: Die Schicksale der Menschen, die mitunter auch die Haare zu Berge stehen lassen. Aber auch die sozusagen erfolgreichen Lebensverläufe, die auf ihre eigene Art zu denken geben. Einige Lebensweisheiten findet man hier, eingebettet in diese Geschichten aus dem Leben, denn die Fragen des Glücks, des Sinns des Lebens treiben den jungen Marcel rum, gerade weil er viel mit den Alten zu tun hat, die in der Lage sind, auf das Leben zurückzublicken und ihre Schlüsse zu ziehen.
Sehr schön, gekonnt, erzählt ist das Ganze. Mit Sinn und Verstand. Sehr gern gelesen.

Bewertung vom 08.07.2024
Mythos Nationalgericht. Die erfundenen Traditionen der italienischen Küche (eBook, ePUB)
Grandi, Alberto

Mythos Nationalgericht. Die erfundenen Traditionen der italienischen Küche (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Selten so viel bei einem Sachbuch gelacht, geschmunzelt und gelächelt! Und so viele wissenswerte Dinge in Sachen italienisches Essen erfahren! Echt grandios!
Es geht gleich gut los: Das Erste Kapitel mit dem Untertitel „Die italienische Küche ist noch keine fünfzig“, ist in der Hinsicht sehr aufschlussreich. Der Autor stellt die These auf: „Die italienische Küche, wie wir sie heute kennen, ist in den 1970er und 1980er Jahren entstanden.“
Er argumentiert nicht nur sachkundig, er erzählt uns seine kurze Geschichte der italienischen Küche. Diese historische Retrospektive fand ich echt kennenlernenswert. Dazu noch: Sein Humor macht so viel Spaß, dass es unmöglich ist, das Buch aus der Hand zu legen.
Mitunter fand ich nicht nur klare Worte bezüglich der Entwicklung der italienischen Küche. Höchstinteressante, auch schockierende Dinge waren dabei: Im Mittelalter war die Bevölkerung sehr arm und aß, was auf dem Land mit den damaligen Mitteln so erzeugt wurde. Die raffinierten Speisen der Herrschaften aber wurden durch die Straßen getragen (!), damit das Fußvolk so etwas zumindest von der Ferne zu sehen bekommt. Krass, oder? Da gibt es noch so eine These, dass die italienische Küche der Renaissance aufgehört hat zu existieren, so im 17. Jh., da die damaligen italienischen Eliten den Französischen unterlagen und fühlten sich berufen, diese sowohl in der Kleidung als auch in der Art zu speisen nachzuahmen.
Und wie wir heute zu der italienischen Küche kommen, wie wir sie kennen, ist nichts anderes, schreibt Grandi, als geschicktes Vorgehen der Marketingspezialisten. Mit vielen Beispielen wurde auch diese These auch glaubwürdig belegt.
Jedenfalls ist es kein Wunder, dass das Buch für große Empörung in Italien nach seinem Erscheinen vor einigen Jahren sorgte. Alberto Grandi nimmt die Lügen um die regionale italienische Küche mit langer Tradition so gekonnt sarkastisch aufs Korn! Aber toll beobachtet und prima auf den Punkt gebracht. Es macht echt viel Spaß, seinen Ausführungen zu folgen. Und diese lockere Kommunikation mit dem Leser! Gefällt mir.
Auch als Hörbuch wäre es ein Vergnügen, wenn professionell, mit Sinn für Humor, vorgetragen. Hätte ich sofort geholt und gehört.
Fazit: Ein Augenöffner, der seinesgleichen sucht. Sehr kennenlernenswert!

Bewertung vom 27.06.2024
La Cucina Romana - Die Trattoria-Küche der Signora Lella
Trabalza, Renato

La Cucina Romana - Die Trattoria-Küche der Signora Lella


sehr gut

Wie die römische Küche für arme Leute aussieht, was dort und wie gekocht wird, bisher hatte ich keine Vorstellung davon. Dank „La Cucina Romana“ habe ich nicht nur Einblicke in die Küche bekommen, ich habe interessante Menschen und ihre Lebensgeschichten kennengelernt.
Das Buch ist gut konzipiert und wohl geordnet. Am Anfang gibt es bei den Rezepten paar grundlegende Dinge. Und dann geht es an die Kapitel mit ihren eigenen Schwerpunkten wie „Die Artischocke“, „Pecorino Romano“, „Der Gemüsegarten“ usw.
Die Rezepte sind verständlich und recht ausführlich erklärt, sodass es kein Problem darstellt, diese auch nachzukochen.
Mir war es wirklich horizonterweiternd, einfach diese Rezepte zu lesen, um zu sehen, was und wie gekocht wird. Vieles ist mir recht neu. Auch von den Prozessen, von der Art der Herstellung her. Und recht viel Fleisch wird hier verarbeitet. Auch in den Abteilungen, wo man denkt, man ist beim Gemüse, da taucht doch eine fleischige Komponente auf. Aber gut, so ist die römische Küche für arme Leute nun mal.
Für mich bleibt nicht viel, was ich gern ausprobieren würde, aber in der Süßspeisenabteilung! Die Schoko-Keks-Wurst, eine Art „kalter Hund“, das Rezept werde ich wohl nachkochen. Das Rezept für Ricottakuchen klingt auch sehr attraktiv. Mal sehen, vllt entdecke ich mir der Zeit noch mehr.
Die Familiengeschichten las ich auch gerne: Wie die Trattoria entstanden war, wie und von wem sie nun geführt wird.
Alles in allem war mir dieses Buch ein guter Begleiter für zwei Leseabende. Gern gelesen.