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Ikatzhorse2005

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Für Polina ein Roman von Takis Würger (Diogenes Verlag)
„Es ist kompliziert.“
Der Vater legte ihm eine Hand auf die Schulter, und Hannes dachte, ganau so nah und unangenehm hatte er sich Gespräche zwischen Vater und Sohn vorgestellt.
„Ich dachte, kompliziert wird es erst später“, sagte der Vater.
Er kannte Polina nicht, sonst hätte er genau gewusst, was Hannes meinte. S.72
Takis Würger verleiht seinem Text eine unterschwellige Schwermut, die jedoch nie erdrückend wirkt. Er schreibt so taktvoll und ehrlich, beklemmend und schön.
Die Zeilen leben von Hannes, dem speziellen, ruhigen Jungen und seinen Fragen sowie Hadern an und mit sich selbst. Im Gegensatz dazu steht die wache und intelligente Polina. Polina, der Name aus dem liebsten Dostojewski ihrer Mutter. Gerade gut genug für ihr Glück mit diesem aufgeweckten Kind. Zwischen Klavierkonzerten vom Plattenspieler und beim Vorlesen von Dostojewskis „Der Spieler“ stellt Polina Fragen und Hannes lauscht scheinbar verträumt den Klängen der Melodien und Stimmen.
Heinrich Hildebrand und Co., alle Nebendarsteller ergänzen diese wunderbaren Bilder, die uns Takis Würger ins Gedächtnis und ins Herz flüstert. Kein Verblassen, sondern eine harmonische Komposition, überraschend einfühlsam und lebendig erzählt! Diese Liebesgeschichte ergießt sich über den Leser mit all seinem Zauber und der gleichzeitigen Schwere der Realität. Es ist so viel mehr als nur eine Liebe zwischen Mann und Frau, eine Liebe zur Musik, eine Liebe an das Leben und an die Freundschaft, ein Auf und Ab der Gefühle, ein Roman fürs Herz!
Auch das Cover ist perfekt gewählt. Mit dem Portrait of a Girl von Jan Sluijters würdigt der Diogenes Verlag diese einzigartige Geschichte.
So stelle ich mir ein gut geschriebenes Buch vor und „Für Polina“ zählt schon jetzt zu einem Jahreshighlight für mich.

Bewertung vom 17.11.2024
Das Parfüm des Todes
Hsiao, Katniss

Das Parfüm des Todes


ausgezeichnet

Das Parfüm des Todes ein Thriller von Katniss Hsiao aus dem Suhrkamp Verlag
Die Bilder, die uns das Sehvermögen vermittelt, bleiben an der Oberfläche, sind nur Erinnerungen, aber der Geruch dringt ein, in jede Pore. Yang Ning wusste um die Macht der Gerüche. Niemand entkam dieser Macht. S.49
Auf den ersten Blick ist die Hauptprotagonistin Yang Ning eher unsympatisch. Doch je weiter man in ihre Gedanken-und Gefühlswelt eintaucht, findet man, neben der ganzen Rauheit eine intelligente, entschlossene empfindsame und verwundete Frau. Mit einer superfeinen Nase ausgestattet ist ihr gerade dieser Sinneseindruck, Segen und Fluch zugleich, abhandengekommen. Der Beruf als Tatortreinigerin kommt ihr daher sehr gelegen, kann sie doch zeitweise durch den Geruch des Todes ihre Nase aktivieren. Die Beschreibungen dazu sind intensiv und bizarr zugleich. Eines Abends tappt sie in die Falle und folgt dem Duft eines Mörders um ihre Unschuld zu beweisen.
Auf der Suche nach dem Mörder werden verschiedene Fährten gelegt und Umwege müssen genommen werden. Katniss Hsiao bedient sich einer Palette an spannungserzeugenden Stilmitteln. Zwischenhandlungen, Zeitsprünge sowie Gedanken des Mörders spielen dabei eine Rolle, die den Leser bei der Stange halten. Daher ist der Roman äußerst fesseld und ich konnte mich schlecht von ihm lossagen. Die Beschreibungen der Tatorte und die damit verbundenen Gefühle sind derb und vielschichtig, teils eklig. Dem gegenüber stehen die Empfindungen und Schicksale der Protagonisten. Die Autorin verfasst hier nicht einfach einen Unterhaltungsthriller. Sie rechnet mit dem immensen Erfolgsdruck der asiatischen Gesellschaft ab. Viele Selbstmorde pflastern die beschriebenen Seiten und zeigen einen traurigen Bestandteil dieser Kultur, die keine Schwäche und kein Scheitern duldet.
Das Ende des Parfüm des Todes hat mich anfangs etwas unzufrieden zurück gelassen. Doch genauso musste es wohl enden, das noch Raum für Spekulationen bleibt und die eigene Fantasie anregt.
Die Danksagung der Autorin fand ich hilfreich und mich beeindruckt ihre Ehrlichkeit.
Fazit: Mich hat der Thriller überrrascht und geflasht! Ich spreche hier gern eine Leseempfehlung aus für nicht all zu zart beseitete Leser.

Bewertung vom 17.11.2024
Wir finden Mörder Bd.1
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1


ausgezeichnet

Wir finden Mörder von Richard Osman (List–Ullstein Buchverlage)

„Amys Auftragsliste der letzten Zeit liest sich sehr interessant“, sagt Jeff, „angesichts der Morde. Was ist da deine Einschätzung als Personalchefin?“
„Als Personalchefin würde ich sagen, dass du sie dringend sprechen musst“, sagt Susan. „Ich würde sie auf dem schnellsten Weg heimholen.“ S.37

Richard Oman ist es sicher nicht leicht gefallen, seinen bisherigen Figuren, in gewisser Weise, untreu zu werden. Doch Joyce, Elisabeth, Ibrahim und Ron wären sicher hoch erfreut angesichts dieser flotten Geschichte. Neue Figuren in gewohnt britisher Umgebung, gespickt mit Richard Osmans einmaligem Talent für gut erzählte Geschichten. Er hat die Gabe, den Leser mit den ersten Zeilen in die Story hineinzuziehen. Spannend, rasant und unglaublich unterhaltsam! Hier nun treffen wir auf Amy Wheeler, Personenschützerin und momentan außerhalb des Empires unterwegs. Aufpasserin und Bodyguard von Rosi D` Antonio, ihrerseits erfolgreiche und gut betuchte Thrillerautorin. Dann wäre da noch Steve, pensionierter Ex- Kiminalkommisar und Amys Schwiegervater. Er geniest die Zeit in einem beschaulichen Dorf in England zusammen mit seinem Kater Trouble. Abwechslung bringen ihm Aufträge in seiner kleinen Detektei.
Doch eine Handvoll Morde später wird nun Amy zur Zielscheibe des Geschehens. Sie bittet Steve zu sich und die Jagd rund um den Globus ist eröffnet.

Die Charakter sind detailliert geschildert. Der Autor haucht ihnen mit ihren Efgenschaften, Fähigkeiten und Eigenarten Leben ein. Die Beziehungen zueinander stehen auch hier im Vordergrund und machen Spaß!
Krimi, Humor und gute Laune, Action und viel Flair, handfeste Charaktere mit charmanten Eigenheiten, köstliche Unterghaltung bei der nie Langeweile aufkommt! Dafür steht der Autor und ich freue mich auf alle weiteren Ideen, die da noch kommen werden!

Bewertung vom 17.11.2024
The Freedom Clause
Sloane, Hannah

The Freedom Clause


ausgezeichnet

The Freedom Clause von Hannah Sloane (pola-Verlag) aus dem Englischen übersetzt von Verena Ludorff
Der Countdown beginnt. Dreizehn. Zwölf. Elf.
„Lassen wir es einfach!“, ruft er über den Lärm hinweg und greift nach ihrer Hand. Zehn! Neun! Acht!
„Aber warum?“, ruft sie zurück. Sie sieht verwirrt aus.
Sieben! Sechs! Fünf!
„Weil es dir nicht gefällt! Lass es uns einfach vergessen.“
Vier! Drei! Zwei!
„Wie kommst du darauf, dass es mir nicht gefällt?“
Eins! Frohes! Neues! Jahr!
Sie sind umgeben von den vertrauten Gesichtern ihrer Freundinnen und Freunde, die lachen und trinken, sich umarmen und tanzen. Alle, die hier in diesem kleinen Wohnzimmer zusammengepfercht sind, wirken ausgelassen und glücklich. Außer Madonna und Prince. Domenic starrt Daphne erstaunt an, sein Körper starr vor Angst. Sie starrt mit erhobenem Kinn zurück.
Oh scheiße, denkt er. Es gefällt ihr.
S. 117
Ein Schlüsselmoment! Nur eine Nacht im Jahr... und keine Fragen! Diese Idee, die von Domenic, Daphnes Mann angeregt wird, um ihre Beziehung interessanter und anregender zu machen, birgt für beide Seiten Gefahren und Möglichkeiten. Daphne ist skeptisch und stimmt widerwillig in diese Vereinbarung ein. Vereinbarte, feste Regeln bilden dabei die Rahmenbedingungen. Mit den Erfahrungen, die Daphne macht, streift sie nach und nach ihre bisherige Hülle ab. Sie lernt ihre Bedürfnisse zu formulieren und reift zu einer emanzipierten Frau. Die Fehltritte, die Domenic während der Laufzeit ihrer Vereinbahrung begeht, helfen Daphne die Augen zu öffnen. Sie definiert ihre Werte. Das schafft Selbstvertrauen und ebnet ihren Erfolg auf ihren weiteren Lebensweg.
Alte und neue Freunde begleiten sie dabei. Gespräche regen zum Nachdenken an. Wie im Klappentext beschrieben spielen Sex und die Empfindungen dieser jungen Frau sowie deren Bezug zu ihrem Körper hierbei eine große Rolle.
Hannah Sloanes Schreibstil ist angenehm, aufgeweckt und direkt, weder plumb noch anzüglich. Die Autorin schreibt von der sexuellen Befreiung und der weiblichen Lust. Sie gibt Daphne eine Stimme in ihrem anonymen Blog. Dort traut sie sich ihre Erfahrungen zu teilen. Sie koppelt diese an passende Rezepte. Das lockert die Situation auf und ist eine willkommene Abwechslung innerhalb der Geschichte.
Domenic kommt bei alldem nicht ganz so gut weg. Damit hatte ich kein Problem und fand seine Entwicklung passend innerhalb der Story.
Fazit: Angesprochen durch das auffallende Cover habe ich mich auf die Geschichte von Daphne und Domenic eingelassen. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Zeilen lesen sich flott weg und ich konnte das Buch nur schlecht beseitelegen. Die Autorin erzählt eine moderne Familiengeschichte. Alltag, Probleme, Freundshaft, Gespräche und Geheimnisse kommen nicht zu kurz. Mir hat der Roman ausgesprochen gut gefallen! Ein wunderbares Buch und ein Highlight aus dem neuen pola-Verlag der Bastei Lübbe AG!