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Charlotte
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Schweinfurt

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Bewertung vom 18.10.2021
Mordlichter / Anelie Andersson ermittelt Bd.1
Winter, Madita

Mordlichter / Anelie Andersson ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Anelie Andersson leitet seit drei Jahren eine kleine Polizeistation in Jokkmokk die jedoch von einer möglichen Schließung bedroht wird. Sie hat sich nicht nur Unsterblich in ihren Mann Daniel, sondern auch in die atemberaubende Schönheit des Polarkreises verliebt. An einem Montagmorgen im Januar meldet Tyra Berg ihren siebzehnjährigen Sohn Stellan vermisst, der nach einer Wochenendtour mit Freunden nicht zurückkam. Wenig später wird Stellan in Verbindung mit einem Verkehrsunfall tot aufgefunden. Doch warum ist er in Rentierfälle eingewickelt und woher stammen die schweren Verletzungen an Händen und Füßen? Anelie ahnt, dass Stellan schreckliches widerfahren sein muss und er irgendwo gefangen gehalten wurde. Während ihre Chefin Ylva in Lulea darauf drängt, die Ermittlungen als Unfall abzuschließen, schließlich beginnt demnächst die Touristensaison, gräbt Anelie tiefer und entdeckt, dass in den vergangenen zehn Jahren insgesamt neun Männer im Alter von zwanzig bis fünfunddreißig Jahren in Schwedisch Lappland spurlos verschwanden.
Anelie erhält für wenige Tage Unterstützung von Siggi, einem Kollegen aus Lulea, während ihr eigentlicher Partner Arne nach einer Herzattacke im Krankenhaus liegt. Da passt es gut, dass Daniels jüngere Schwester Liv sich entschieden hat, wieder in Jokkmokk leben zu wollen, da sie ein begnadeter Computernerd ist und in den Zentralcomputer von Lulea einsteigen kann.
Dann verschwinden zwei weitere Menschen und minus 30 Grad lassen keinen Spielraum für Fehler. Die Zeit drängt...

Madita Winter, eine deutsche Journalistin und Autorin, lebt in der Nähe von Jokkmokk, wo sie aus Liebe zu ihrem Mann vor einigen Jahren hinzog. Gemeinsam schrieb man an langen Winterabenden den vorliegenden Debütroman als Autorenduo, wobei man einfach die eigenen Erlebnisse auf Anelie und Daniel übertrug; ergänzt durch einen ansprechenden Kriminalfall. Der Winter in Schwedisch Lappland, das einst ausschließlich der Bevölkerungsgruppe der Samen gehörte, ist ebenso hart, wie die weiße Landschaft schön ist. Die bildgewaltige Kulisse von unvorstellbaren Schneemengen, plötzlich auftauchenden Elchen oder Rentieren sowie zahlreichen Schneemobilen, ohne die eine Fortbewegung oft nicht möglich ist, tragen die Handlung und heben diesen Krimi wohltuend aus der Masse hervor. Nur vier bis fünf Stunden ist es tagsüber hell, die Temperaturen liegen meist bei dreißig Grad minus. Hinzu kommen kauzige Ureinwohner, die zwar hilfsbereit sind, jedoch flammen auch immer wieder die Konflikte zwischen den samischen Ureinwohnern und den neu Hinzugezogenen auf.

Der Schreibstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, da überwiegend Anelie als Ich-Erzählerin das Geschehen beschreibt, zwischendurch jedoch immer mal wieder in die dritte Person gewechselt wird. Doch im weiteren Verlauf zeigt sich, warum diese Erzählweise gewählt wurde. Der Krimiplot ist ein Pageturner, der dank mehrerer in Frage kommender Täter durchweg große Spannung aufweist. Neben Krimi und Landschaft erfährt man viel über die Samen sowie die für uns teils ungewöhnliche Rechtsprechung in Schweden. So dürfen die weitläufigen Landschaften durch das sogenannte Jedermannsrecht von allen begangen oder befahren werden, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen.
Fazit: Wer einen anspruchsvollen Krimi in außergewöhnlicher Landschaft lesen möchte, ist hier genau richtig.
Bitte mehr von Anelie, Daniel, Arne, Sigge und Liv!!!
Eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit, was für eine tolle Nachricht!!!

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