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vxrxnax

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2024
Und zwischen uns ein Ozean aus Schweigen
Ho, Joanna

Und zwischen uns ein Ozean aus Schweigen


sehr gut

Und zwischen uns ein Ozean aus Schweigen von Joanna Ho handelt von Maybelline „May“ Chen. Das junge Mädchen ist tendenziell eher das „schwarze Schaf“ der Familie und wird ständig mit ihrem perfekten älteren Bruder Danny verglichen. Wo sie lieber tanzt und Geschichten schreibt, lernt Danny und hat eben die Zusage für die Elite-Universität Princeton bekommen. Als ihr Bruder nach einer Party plötzlich nicht mehr auftaucht, steht kurze Zeit später die Polizei vor der Tür der Familie Chen. Die traurige Nachricht: Danny hat sich das Leben durch ein Zugunglück genommen.
May, für die ihr Bruder immer ein Anker war, fällt in ein tiefes Loch. Ihre beste Freundin Tiya und deren Bruder und Dannys bester Freund Marc tun alles um May zu helfen und sie zu unterstützen. Als eine Schulveranstaltung eskaliert indem Danny von einem einflussreichen Investor namens Mr. McIntyre als irgendein asiatischer Junge abgestempelt wird, verleitet das May zur Veröffentlichung eines Artikels in der Zeitung. McIntyre weist die Anschuldigungen mit einem eigenen Artikeln zurück. Eine öffentliche Diskussion entbrennt, die die ganze Community beschäftigt. Mays Eltern haben Angst, dass ihre Tochter von der Öffentlichkeit zerfetzt wird und untersagen ihr weitere Artikel. Doch May, Tiya und Marc lassen sich nicht aufhalten und wollen mit vielen verschiedenen Lebensgeschichten von Menschen, die täglich Rassismus erfahren haben, gegen Mr. McIntyre vorgehen. Die stetig wachsende Gruppe Jugendlicher plant ein großes Event an der Schule mit einer Kundgebung, die endlich Aufmerksamkeit für das Thema bringen soll. Hindernisse und Zweifel beschäftigen das Mädchen und auch die Schule will die Kundgebung um jeden Preis verhindern. Doch May kämpft und als sie vor der Veranstaltung einen Schuhkarton mit Dannys hinterlassenen Gegenständen findet, spürt sie die Wärme und Ermutigung ihres Bruders wieder und fasst neuen Mut.

„Meine Worte waren Schwert und Schild. Gemeinsam können unsere Worte eine Armee sein.“ (S.255)

Das Buch wird aus der Sicht von May erzählt und sehr schnell findet sich der Leser mitten im Leben des jungen Mädchens wieder. Man fühlt mit der Protagonistin, als ihr geliebter Bruder sich das Leben nimmt und spürt das Band, dass sie und Danny verbindet. Die Thematik, wie sehr ein Selbstmord besonders die Hinterbliebenen prägt und verändert wird in diesem Buch aufgegriffen und rührend erzählt. Neben diesem wichtigen Thema greift Mays Geschichte aber auch den alltäglichen Rassismus auf, den viele Menschen oft erleben. Eine Person kann jedoch etwas Großes ins Rollen bringen. Das beweist auch die Protagonistin, die gemeinsam mit ihren Freunden ein umfassendes Event auf die Beine stellt.
Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Man lacht, fühlt mit und möchte am liebsten selbst gegen den täglichen Rassismus demonstrieren. Joanna Ho hat hier eine wundervolle Geschichte geschrieben, die es wirklich wert ist zu lesen.

Bewertung vom 18.07.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


weniger gut

Genau so, wie es immer war von Claire Lombardo handelt von Julia. Die Frau im mittleren Alter steht mitten im Leben, hat zwei Kinder - Ben und Alma - und einen Mann. Ben bekommt mit seiner neuen Freundin bald ein Kind und will sie unbedingt heiraten. Alma steht die Auswahl eines passenden College und ein Abschluss bevor. Beim Einkaufen für den 60. Geburtstag ihres Mannes Mark, trifft sie auf Helen. Helen Russo ist eine alte Freundin und war damals fast der Grund für den Ruin von Julias Ehe. Anfänglich war Helen die Person, die Julia aus ihrem „Lebenstief“ zieht. Sie redet mit ihr, versteht sie und teilt ihre Erfahrung mit der damals jungen Frau, die einfach müde vom Leben ist. Aus purer Einsamkeit und Depression fällt Julia nicht nur in eine gewisse Abhängigkeit gegenüber Helen, sondern fängt damals auch eine Affäre mit deren Sohn Nathaniel an. Mark fand das kurze Zeit später heraus, akzeptierte den Fehltritt aber. Seine einzige Bedingung war der Kontaktabbruch zwischen Julia und Helen. Doch trotz der Akzeptanz des Fehler fällt es dem Paar schwer wieder zueinander zu finden und neues Vertrauen aufzubauen. Das Leben legt Julia nicht nur einen Stein in den Weg und so kommen alltägliche Dinge, wie Ehekrach, Stress mit den Kindern, fehlende Motivation und Antriebslosigkeit nicht nur einmal in ihrem Leben vor.

„Es geht um Nähe und Distanz, Antipathie und Zuneigung, Liebe und Erschöpfung. Es geht um die Zeit, die unerbittlich schnell voranschreitet, es geht darum, wie zwei Menschen in den Stunden nach der Geburt ihres Sohnes und den Stunden vor dessen Hochzeit in einem Bett zusammenpassen.“ S. 694

Das Buch ist aus der Sicht von Julia Ames geschrieben. Verschiedene Zeiträume erzählen ihre Familiengeschichte, ihre Erlebnisse und ihre Fehler im Leben. Die Kapitel springen von Gegenwart zu Vergangenheit und wieder zurück und der Leser erarbeitet sich langsam einen Überblick über Julias Geschichte. Sei es das schlechte Verhältnis zu ihrer Mutter, ihr Schock über die Hochzeit des Sohnes oder die tiefergehende Probleme in ihrer Ehe zu Mark. Die Sätze und Schreibweisen des Buches sind dabei manchmal fast so lang und kompliziert wie Julias Gedankengänge. Als Leser bleibt man hier öfters mit Unverständnis und Verwirrung zurück. Julia wird meist als überforderte, unschlüssige und leicht depressive Person dargestellt, wobei Mark den unterstützenden, aufrichtigen Ehemann gibt. Bei mir persönlich trat stellenweise leider eine gewisse Unsympathie gegenüber der Protagonistin auf. Handlungen und Reaktionen ihrerseits waren einerseits zwar verständlich und nachvollziehbar, andererseits auch von grundlegender Unzufriedenheit geprägt. Wer ein leichtes, dahinplätscherndes Buch, ohne große Spannung sucht, der ist hier genau richtig. Unbedingt lesen muss man es meiner Meinung nach nicht.

Bewertung vom 23.06.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


sehr gut

Thieves Gambit von Kayvion Lewis begleitet das Leben von Rosalyn Quest. Geboren in die größte Diebesfamilie Nordamerikas verfolgte sie schon früh das Handwerk des Stehlens. Durch die schicksalshaften Umstände der Entführung ihrer Mutter fühlt sie sich gezwungen am diesjährigen Thieves Gambit, eine Art Wettkampf für die talentiertesten Nachwuchsdiebe der Welt, teilzunehmen. Dabei besteht das Gambit aus drei Phasen:

Phase 1: Raub aus einem Museum.
Phase 2: Diebstahl eines Sarkrophags.
Phase 3: Vorgegebene Zielperson an einen Übergabeort bringen.

Als Preis steht ein Wunsch jeglicher Art und eine Anstellung als Meisterdieb der Organisatoren des Spiels im Raum. Doch nicht nur die Aufgaben des Wettkampfes stellen Rosalyn vor eine Herausforderung, auch ihre Konkurrenten machen ihr das Leben nicht leicht.

“Es ist ein Wettkampf, ein Wettkampf der Diebe. So was wie eine private…illegale Gameshow.” (S.26)

Das Buch wird aus der Sicht von Rosalyn Quest erzählt und liest sich wie eine Mischung aus den Geschichten von Sherlock Holmes und die Tribute von Panem. Der Leser wird relativ zügig in das Leben der Diebesfamilie Quest eingeführt und kann der Handlung schnell folgen. Besonders spannend fand ich die verschiedenen und doch recht untypischen Schauplätze des Buches. So wird in Rosalyns Heimat, den Bahamas, gestartet und anschließend dem Gambit um die halbe Welt gefolgt. Der Stil ist recht flüssig, wenn auch manchmal etwas zu kindlich. Bedenkt man allerdings, dass Rosalyn erst 17 Jahre ist, dann können gewisse Handlungen ihrerseits für den Leser eher gerechtfertigt werden. Zentrale Rolle spielen in diesem Buch die Thematiken rund um Familiendruck, Liebe und den Wettkampf. Auch die Fragen, wem Rosalyn wirklich vertrauen kann und ob alte Feinde zu Freunden werden können beschäftigen den Teenager. Meiner Meinung nach ist das Buch auf jeden Fall lesenswert und ein Jugendbuch, das definitiv seine Bekanntheit verdient hat. Ich bin gespannt, wie es im zweiten Teil weitergehen wird und wohin Rosalyn ihr Weg führt.

Bewertung vom 06.05.2024
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

„Das Gemälde“, ein wunderbares Buch von Geraldine Brooks, erzählt gleich mehrere Geschichten, die jedoch alle in diversen Punkten miteinander verknüpft sind.
Zum einen ist da Jess, die gemeinsam mit Theo die Geschichte eines längst vergessenen Rennpferdes erforscht.
Dann Martha, die in ihrer Kunstgalerie ein unbekanntes Ölgemälde eines Pferdes entdeckt.
Zum anderen gibt es den Maler Scott, der mit seinem Talent die Schönheit adeliger Rennpferde im 19. Jahrhundert einfängt. Zuletzt der versklavten Jungen Jerret und ein einzigartiges braunes Fohlen. Ihre enge Verbindung schreibt im Jahr 1850 eine ganz besondere Geschichte.
Alle Handlungen erzählen von ganz unterschiedlichen Leben in verschiedenen Jahrzehnten und haben doch die große Liebe und Faszination für Pferde gemeinsam.

„Eines der besten Porträts von Lexington wurde von Scott gemalt, und es zeigt ihn, geführt vom Schwarzen Jarret, seinem Reitknecht…“ (S. 539)

Das Buch führt auch nicht passionierte Reiter wunderschön an die Thematik Pferde heran. Die Zeitsprünge und verschiedenen Sichtweisen gestalten die Geschichte spannend und abwechslungsreich und tragen zu einem harmonischen Lesegefühl bei. Malerisch beschreibt Geraldine Brooks dem Leser die Landschaften in Washington, New York und Kentucky. Besonders kann man die enge und voller Vertrauen geprägte Verbindung von Jarret und Lexington spüren und emotional miterleben. Auch das Aufgreifen der Sklaven Thematik im 19. Jahrhundert lässt den Leser die Diskriminierung und Ungleichheit spüren - man fühlt mit, ärgert sich und will Jarett vor allen Weißen verteidigen. Gleichzeitig wird auch die Diskriminierung farbiger Menschen heutzutage aufgegriffen und zeigt, dass wir auch heute noch stellenweise erhebliche Probleme damit haben. Das Buch hat mit sehr gut gefallen und ich kann es vor allem Pferdeliebhabern mehr als empfehlen. Doch auch ohne diesen Hintergrund liest sich das Buch flüssig und gewinnt den Leser Stück für Stück für sich. Definitv ein unerwartetes Highlight.

Bewertung vom 28.07.2023
Dear Dolly - Die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben
Dolly Alderton

Dear Dolly - Die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben


gut

Ein Kummerkasten im Buchformat.
“dear dolly - die besten Antworten auf die wichtigsten Fragen im Leben” beantwortet Fragen von Lesern an die britische Kolumne von Dolly Alderton.
Eingeteilt in die Kapitel Dating, Freundschaft, Beziehungen, Familie, Sex, Trennungen und Körper & Seele hat Dolly für all ihre Sunday-Times Leser einen Lebensratschlag parat und beantwortet deren Fragen charmant, offen und mit eigenen Geschichten aus ihrer Vergangenheit.
So ist von gescheiterten Doppeldates zusammen mit der Mitbewohnerin bis hin zu den richtigen Menschen zum falschen Zeitpunkt zu treffen für jeden etwas dabei.

“Also lässt man sich auf die unbekannten Variablen eines anderen Menschen ein; man kann ihn kennenlernen, ihm vertrauen und auf das Beste hoffen” (S. 106)

Das Buch ist sehr angenehm zu lesen, es fühlt sich beinahe an wie eine Umarmung von einer geliebten Person. Es werden diverse Themen behandelt und Dolly Alderton findet zu jedem Problem einen Ratschlag oder eine Weisheit aus ihrem eigenen Leben.
Prinzipiell ist es nicht mein typisches Genre welches ich lese. Dennoch hat es mir gut gefallen und tatsächlich erkennt man sich in der ein oder anderen Thematik wieder. Die Ratschläge von Dolly ähneln sich im Grunde alle auf die ein oder andere Weise und auch sind hauptsächlich Frauen als Fragensteller vertreten.
Als Fazit: Ein angenehmes Buch, mit vielen Themen, welches sicherlich einmal das Lesen wert ist. Ob man es unbedingt gelesen haben muss, sei dahingestellt.

Bewertung vom 01.07.2023
Frankie
Gutsch, Jochen;Leo, Maxim

Frankie


ausgezeichnet

Kater Frankie trifft auf Richard Gold als dieser sich gerade das Leben nehmen möchte. Kurzerhand beschließt der Kater bei diesem Mann, der einen so tollen Faden besitzt, so gemütlich wohnt und einen großen Fernseher hat, einzuziehen. Was Gold zu Beginn nicht weiß, Frankie spricht menschisch. Dies sorgt anfangs für allerhand Verwirrung, doch nach und nach entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Frankie wirbelt Gold’s Leben ziemlich auf und gibt ihm eine neue Aufgabe - für einen Kater zu sorgen, der so gar nicht die typische Art ist.

“Hast du einen Lebenssinn?”
“Schätze, das ist genau mein Problem. Ich hab ihn verloren.”

Das Buch ist aus Frankie’s Sicht geschrieben, was mir persönlich sehr gut gefällt. Der Kater erzählt in seinem flapsigen Ton und seiner doch sehr einfachen Sichtweise auf das Leben diese Geschichte. Er lebt einfach das typische Leben eines Katers. Ich musste häufig schmunzeln und habe Frankie schnell ins Herz geschlossen. Gerade das Zusammentreffen mit Richard Gold, der doch so ziemlich das Gegenteil zu Frankie beschreibt, macht dieses Buch zu einer unfassbar unterhaltsamen Geschichte. Es lässt sich schnell und flüssig lesen. Der Schreibstil schafft es, die doch ernste Thematik bezüglich Gold’s Situation und seiner Lebensgeschichte und Frankie’s Katerleben einzufangen.

Ein wirklich unterhaltsames Buch, welches mit Humor, überraschender Tiefgründigkeit und philosophischen Gedankengänge bei mir gepunktet hat.