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PoetryandCoffee
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Hannover
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Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2024
Der falsche Vermeer
van Odijk, Patrick

Der falsche Vermeer


ausgezeichnet

Ein Kunstskandal macht Schlagzeilen

Das Leben des Kunstmalers und -fälschers Han van Meegeren, der in den 1930er Jahren mit seinen Fälschungen der "biblischen Vermeers" die gesamte Kunstwelt täuschte und ein Millionenvermögen verdiente, ist die Inspiration für den Roman "Der falsche Vermeer" von Patrick van Odijk: Die junge Reporterin Meg van Hettema gelangt an die Story ihres Lebens um die schillernde Figur des Malers Jan van Aelst, der niederländische Kunst an Nazis verkauft hat. In der Nachkriegszeit werden die Fragen nach Kollaborateuren und Kriegsgewinnlern laut gestellt. Auch van Aelst werden derartige Verbrechen vorgeworfen. Doch so einfach lässt sich die Person des egomanischen Kunstmalers nicht greifen und verurteilen. Auch Meg und sogar die Polizei machen diese Erfahrung, denn der Maler erzählt seine eigene Geschichte und legt seine Beweggründe in spannenden Plot-Twists der Geschichte dar. So erhält man als Leser*inn nach und nach einen interessanten und spannenden Einblick in die Kunstfälscherszene der Niederlande während der deutschen Besatzung und nach 1945.

Ich habe das Buch sehr genossen, denn es verquickt in idealer Weise Fakten und Fiktion, Spannung und Information. Dabei geht es u.a. um Themen wie NS-Raub- und Beutekunst, die Frage nach Schuld und Moral, die Echtheit von Kunst und die Glaubwürdigkeit der Experten, die Unabhängigkeit der Frauen sowie die Redaktionsarbeit bei Zeitungen. Ein breites Spektrum an Themen, untermalt von entsprechendem Zeitkolorit, interessanten Protagonist*innen und einem glaubwürdigen Setting halten beim Lesen die Spannung bis zum Schluss. Ein Lesevergnügen der besonderen Art.

Bewertung vom 16.05.2024
Quanten-Bullshit
Ferrie, Chris

Quanten-Bullshit


weniger gut

Enttäuschend...

Worum geht es: Der promovierte Quantenphysiker Chris Ferrie erklärt in seinem Buch "Quanten Bullshit", was Quantenphysik eigentlich ist und entkräftet gleichzeitig alle esoterischen Fake News aus der Quantenwelt.

Der Autor will den Leser*innen locker und leichtfüßig auf sehr humorvolle und joviale Weise das Thema näherbringen und erklären. So weit, so gut. Leider sind weder sein Humor noch seine Didaktik mein Fall. So weiß er z. B., dass ich "Mathematik in der Schule nie leiden konnte", meine "Hausaufgaben vernachlässigt habe" und eigentlich immer nur über meinen "kleinen Köter und meine Keto-Diät" reden möchte, was mich wiederum davon abhält, seinen Ausführungen zu folgen. Und damit ich wichtige Aussagen nicht vergesse, macht er mir extra einen Kasten drumherum. Davon einmal abgesehen, fand ich es zeitraubend, die relevanten Informationen zum Thema aus den "humorvollen" Ausführungen des Autors herauszufiltern.

Weiß ich jetzt mehr als vorher zum Thema Quantenphysik? Nein. Ein erneuter Blick in das Physikbuch meiner Schulzeit zur Auffrischung der Kenntnisse hätte es auch getan und viel Zeit gespart.

Fazit: Herrn Ferries Rhetorik zur Erklärung komplexer Sachverhalte ist nicht für jeden etwas. Wer seinen Humor mag, wird sicher viel Spaß mit diesem Buch haben. Leider konnte ich mich dafür nicht begeistern.

Bewertung vom 02.05.2024
Die Tage des Wals
O'Connor, Elizabeth

Die Tage des Wals


sehr gut

Sprachgewaltige Geschichte mit fehlendem Tiefgang

Elizabeth O'Connor schreibt in ihrem Debütroman über das karge und schwere Leben auf einer walisischen Insel am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Die achtzehnjährige Protagonistin Manod träumt davon, der Abgeschiedenheit und Trostlosigkeit ihres Daseins eines Tages zu entfliehen. Als der titelgebende Wal ans Ufer gespült wird, kommen zwei Engländer*innen aus Oxford auf die Insel und die achtzehnjährige Manod sieht eine Möglichkeit, ihre Träume von Bildung und einem weniger beschwerlichen Leben zu verwirklichen.

Der 206 Seiten schmale Roman oszilliert zwischen den Beiträgen der Protagonistin Manod, Berichten der Forscher*innen zum Inselleben, mythologischen Geschichten und Volksliedern der Insel. Alles zusammen ergibt für die Lesenden eine Vorstellung der zeitgenössischen Lebensumstände auf der Insel, die die Autorin mit einer großartig klaren und kraftvollen Sprache beschreibt. Leider bleibt meiner Meinung nach der Plot hinter der Sprache zurück. Die Figuren wirken seltsam emotionslos und nicht wenige Erzählstränge in der Geschichte bleiben offen, was ein tiefergehendes Verständnis der Charaktere erschwert.

Wer einen Eindruck der überzeugenden Erzählkraft der Autorin bekommen möchte, keine Scheu vor offenen Enden hat, spröde Charaktere und Landschaften mag, der ist hier richtig. Auf jeden Fall macht das Buch neugierig auf weitere Werke aus der Feder der Autorin.

Bewertung vom 17.04.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Ein starkes Debüt

Scott Alexander Howard beschreibt in seinem Roman "Das andere Tal" das Leben von Odile, einem schüchternen sechzehnjährigen Mädchen, das sich in einen Jungen verliebt, von dem sie weiß, dass er sterben wird. Sie leben in einer dystopischen Welt mit drei Tälern, in denen mit einem Abstand von jeweils 20 Jahren neben der Gegenwart auch die Vergangenheit und die Zukunft existieren. Diese Täler werden von dem absolutistischen Staat rigoros voneinander getrennt und bewacht. Es geht aber auch um das Erinnern, den Tod, die Trauer, das Leben, das Erwachsen werden, das Treffen von richtigen und falschen Entscheidungen und deren Folgen, um Einsamkeit, das Verstoßen gegen Regeln, das Gewissen und die Möglichkeit zweiter Chancen, darum was Zeit ist und so viel mehr. Ein kluges, nicht immer ganz einfaches Buch, das durch seine klare und schöne Sprache überzeugt.
Die spannende Geschichte um Odile hat mich gefesselt, emotional aufgewühlt und nicht mehr losgelassen. Selbst nachdem ich das Buch ins Regal gestellt habe, beschäftigen mich die dort aufgeworfenen Fragen noch immer und ich denke nicht, dass sich dies so schnell ändern wird.

Bewertung vom 02.04.2024
Mit den Jahren
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


ausgezeichnet

Was wäre wenn...?

Drei Protagonist*innen, drei Leben. Janna Steenfatt lässt die Lesenden intensiv am Alltag, den Träumen, Wünschen, Problemen, verpassten und ergriffenen Möglichkeiten von Jette, Lukas und Eva teilnehmen. In aneinander gereihten und untereinander verwobenen Momentaufnahmen folgen wir der Geschichte der Autorin Jette, dem Künstler Lukas und der Lehrerin Eva.

Janna Steenfatt schreibt intensiv nah dran am Leben und so kommen mir die Figuren irgendwie vertraut vor. Nicht mehr ganz jung und in ihrem Alltag festgelegt, stellen sie sich die Fragen, die sich wohl fast jede*r mit den Jahren stellt: Ist dies das Leben, das ich mir vorgestellt habe? Wie kam ich zu diesem Leben und welche Ursachen und Zufälle haben dazu geführt? Oder hätte auch alles ganz anders verlaufen können? Warum habe ich von all den möglichen Leben dieses gewählt? Was brauche ich zum glücklich sein?

Ich bin den Höhen und Tiefen der Personen gern gefolgt, habe Situationen, Entscheidungen und Fragen mit reflektiert, ganz so, als ob es Freunde wären und war dann doch vom Ende überrascht.

Bewertung vom 27.03.2024
Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1
Popp, Susanne

Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1


ausgezeichnet

Sagenhafter Roman vor dem Hintergrund des Rheins in der Romantik

Die Protagonistin Juliane wächst als mittellose Waise im Bacharach am Rhein des Jahres 1817 bei ihrer Pflegefamilie auf und arbeitet dort als Magd im Gasthof ihres Vormunds. Julianes außergewöhnliche Schönheit gerät ihr im Umgang mit den Menschen oft zum Nachteil, bis sie Johann kennenlernt, der Eltern und Geschwister verloren hat und versucht, seinen Platz im Leben zu finden. Doch die Vergangenheit holt beide ein und auf dem Loreley-Felsen spitzen sich die dramatischen Ereignisse zu.

Die Autorin Susanne Popp arbeitet in ihrem neuen Buch "Loreley" mit ganz unterschiedlichen Elementen: Sie verwebt Informationen zur Rheinbegradigung und historischen Personen mit märchenhaften und mystischen Anteilen sowie wunderbaren Landschaftsbeschreibungen zu einem spannenden Roman. Die verschiedenen Handlungsstränge verbinden sich im Verlauf der Geschichte und entwickeln eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und warte nun sehnsüchtig auf Band 2, der im Herbst 2024 erscheinen soll.

Wer gern historische Romane liest, die märchenhafte sowie mystische Anteile enthalten und das Lokalkolorit des Rheins zur Zeit der Romantik genießt, ist hier richtig. Eine spannende Lektüre, die ihre Leser*innen sehr gut unterhält.

Bewertung vom 07.02.2024
Zukunft Schreiben (eBook, ePUB)
Schütte, Oliver

Zukunft Schreiben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

KI für Autorinnen und Autoren - Aktuell, praxisnah und informativ

Auf 202 Seiten führt der Dramaturg und Autor Oliver Schütte in seinem Buch "Zukunft schreiben. KI-Tools für Autorinnen und Autoren" kompetent und umfassend in das Themenfeld der KI für das kreative Schreiben ein. Schütte informiert die Lesenden aber nicht nur über die Vor- und Nachteile einer Arbeit mit Künstlicher Intelligenz, sondern deckt u. a. auch Themenbereiche wie Brainstorming, Recherche, Titelfindung, Erstellung eines Exposés, Lektorat, Korrektorat sowie Dialog- und Figurenentwicklung im Bereich Roman und Drehbuch ab. Dabei betont er immer wieder, wie wichtig und unersetzlich die Rolle der menschlichen Kreativität ist und bleibt.

Ich bin rundum begeistert von diesem Buch, dass das Thema von allen Seiten beleuchtet, Vorschläge zur Anwendung und Nutzung unterbreitet und Prognosen für die Zukunft wagt. Der Schreibstil ist gut verständlich, die vorgestellten Beispiele konnte ich leicht auf eigene Projekte übertragen und mein Verständnis für die Funktionsweise einer KI hat sich grundlegend zum Positiven geändert. Immer nah an den Nutzenden der KI zeigt das Buch die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine auf. Insgesamt bin ich überrascht, was alles möglich ist, und fühle mich nach der Lektüre des Buches sehr viel sicherer im Umgang mit der KI.

Bewertung vom 28.12.2023
Die Verletzlichen
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen


ausgezeichnet

Über das Leben und das Schreiben

Das Setting: New York zur Zeit der Corona-Pandemie. Was haben eine alternde Schriftstellerin, ein gutaussehender junger Student und ein schlauer Papagei gemeinsam? Dieser und anderen Fragen und Themen widmet sich Sigrid Nunez in ihrem neuesten Essay-Roman "Die Verletzlichen". Klug, zeitweise melancholisch aber immer mit viel Herz und Humor erzählt die namenlose Protagonistin ihre Gedanken zu den großen Dingen des Lebens. Ihre Verweise auf Schriftsteller*innen und deren Werke machen Lust, sich ihnen zu widmen.

Es ist überaus unterhaltsam, diesen Gedanken zu folgen, ein Angebot an Themen und Meinungen, das die Lesenden für sich aufgreifen können. Am Ende kam ich aus der Lektüre des Romans nachdenklich, menschlich berührt und mit einer langen Leseliste hervor. Ein wunderbares Buch von einer wunderbaren Schriftstellerin.

Bewertung vom 29.11.2023
Die Bibliothek im Nebel
Meyer, Kai

Die Bibliothek im Nebel


sehr gut

Tragisch und spannend

Kai Meyers neuer Roman "Die Bibliothek im Nebel" führt unterschiedliche literarische Genres zusammen und ist eine gelungene Mischung aus Liebesgeschichte und Kriminalroman mit ganz viel Abenteuer, der spannende und gute Unterhaltung garantiert.

Während sich die Geschichte der Protagonist*innen auf drei Zeitebenen: 1917, 1928 und 1958 entfaltet, wechselt das Setting von Sankt Petersburg an die Cote d'Azur und in die Stadt der Bücher, nach Leipzig in das Graphische Viertel. Die titelgebende "Bibliothek im Nebel", ein mit einem Schloss versehenes Buch und eine geheimnisumwitterte schöne Frau stehen im Mittelpunkt der Geschehnisse.

Opulent erzählt der Autor die komplexe, emotionale Handlung und hält den Spannungsbogen gekonnt bis zum Ende. Ich habe mich beim Lesen kein einziges Mal gelangweilt und die atmosphärische Dichte des Romans bis zum Ende genossen.

Bewertung vom 13.11.2023
Herzsprechstunde
Eifert, Sandra;Kirschner-Brouns, Suzann

Herzsprechstunde


ausgezeichnet

Herzensangelegenheiten

Das Ziel des Buches "Herzsprechstunde. Warum das weibliche Herz anders ist und wie es gesund bleibt" der Autorinnen Frau Prof. Dr. Med. Sandra Eifert und Frau Dr. Med. Suzann Kirschner-Brouns ist es, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Gesundheit und Krankheit des weiblichen Herzens den Leser*innen nahe zu bringen. In gut verständlicher Sprache, der auch medizinische Laien folgen können, lernen die Lesenden u.a. welche Herzrisiken bei Frauen bestehen, welchen Einfluss Psyche, Umwelt und Epigenetik sowie die einzelnen Lebensphasen der Frau wie z. B. Schwangerschaft und Wechseljahre haben. Aber auch Themen wie Herzkrankheiten, Herztransplantation und Herzmedikamente werden kompetent und verständlich thematisiert. Abgerundet wird das Buch durch ein Kapitel, in dem die Autorinnen Tipps geben, wie Frau ihr Herz lange jung, gesund und fit halten kann.

Das Buch hat mir die Augen geöffnet, welche Unterschiede zwischen dem weiblichen und dem männlichen Herz bestehen. Ich habe viel Neues gelernt und fühle mich nach der Lektüre gut informiert und sensibilisiert für alles, was mit dem Thema des weiblichen Herzens zusammenhängt.