Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Jacquy

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2023
Du bist mein Lieblingsgefühl
Groh, Kyra

Du bist mein Lieblingsgefühl


ausgezeichnet

Nela ist single aus Überzeugung. Sie ist Eigentümerin eines Plattenladens, hatte noch nie eine Beziehung und ist sehr zufrieden damit. Aus diesem Grund ist es besonders witzig, dass ihre Freundesgruppe für sie eine Hochzeitskleidanprobe organisiert hat. Bei dieser Gelegenheit lernt man als Leser*in gleich die Hauptfigur und ihre Freund*innen von der besten Seite kennen. Es ist witzig, ich habe gleich auf den ersten Seiten viel gelacht und ich mochte es, dass man sie gleich in dieser vertrauten Runde trifft. Freundschaften in Büchern sind mir sehr wichtig und diese Freundesgruppe ist fantastisch.

Dort trifft sie auch gleich im ersten Kapitel auf Max und auch das hat mir gut gefallen. Sie verstehen sich auf Anhieb und die Funken sprühen, bis Max sieht, dass Nela nicht nur als Begleitung dort zu sein scheint, sondern in einem Hochzeitskleid aus der Umkleide kommt - während er gerade dabei ist, eine Frau in eine Korsage einzuschnüren. Das Missverständnis ist also quasi unvermeidbar und für mich sehr glaubwürdig. Für beide ist es allerdings völlig abwegig, dass der jeweils andere so etwas denken könnte, weshalb sie auch nicht darüber sprechen.

Dadurch, dass hier kein Missverständnis künstlich aufrechterhalten wird, sondern realistisch wirkt, hat mich dieser trope nicht so gestört wie ich kurz befürchtet hatte, auch wenn ich erwartet hätte, dass es früher wieder aufgelöst wird. Es gibt nämlich immer noch ein zweites großes Thema, das zwischen Nela und Max steht und es ihnen nicht leicht macht. Gut gefallen hat mir, dass das Buch zwar sehr witzig und leichtherzig startet, sich aber immer weiter in Richtung ernstere Themen entwickelt. Dabei verliert es aber nie seinen Humor, ohne dabei unsensibel zu sein und dieses gelungene Gleichgewicht rechne ich der Autorin hoch an.

Während ich zunächst nur gut unterhalten war und eine schöne Zeit mit der Geschichte hatte, habe ich mich in beiden Figuren und ihren Problemen auf gewisse Art wiedergefunden. Sie werden sehr nachvollziehbar und emotional dargestellt und ich fand die Umsetzung der Problematiken fantastisch. Vor allem, dass beide Hauptfiguren aus ihrer Sicht erzählen und auch jeweils ein Supportsystem aus Freundeskreis und Familie haben, die von ihren jeweiligen Problemen und derenn Hintergründen wissen, fand ich sehr schön.

____________________________________

Fazit

Ein Buch, das sehr witzig und locker startet, sich aber gelungen auch ernsten Themen zuwendet. Ich habe sehr oft gelacht, aber auch andere Emotionen durchlebt und dieses Gleichgewicht zu finden, ist der Autorin sehr gut gelungen. Für mich steht fest, dass ich auch alles andere lesen möchte, was sie geschrieben hat.

Bewertung vom 11.12.2022
All die Worte die uns fehlen
Wittchen, Marike

All die Worte die uns fehlen


sehr gut

Das Buch handelt von der Bewältigung von Trauer nach dem Verlust eines geliebten Familienmitglieds und ist zugleich eine Liebesgeschichte. Ich finde es schwer, diese beiden Themen zu kombinieren, ohne dass es entweder geschmacklos wirkt, oder als würde die Liebe alles heilen können. Ohne damit persönliche Erfahrung zu haben, finde ich aber, dass es der Autorin hier gut gelungen ist. Gefreut hat mich, dass es einen Hinweis auf die Triggerwarnungen gab, auch wenn diese schon aus dem Klappentext ersichtlich sind.

Calea schreibt regelmäßig Briefe an ihre Schwester, die abgedruckt sind und es leicht machen, in ihren Kopf reinzuschauen. Diese haben mir nicht nur einmal Tränen in die Augen getrieben und sehr gut dargestellt, wie sie sich fühlt und womit sie Probleme hat, ohne dass es zu künstlich wirkte. Mit Eliott kann sie darüber nämlich nicht so richtig sprechen, ihr fehlen die Worte dafür (ha). Trotzdem fand ich es wunderschön, wie er für sie da ist, sie ermutigt aber zu nichts drängt und ihr in keiner Weise ihre Selbstständigkeit oder ihre Entscheidungen abnehmen möchte. Er vertraut darauf, dass sie selbst am besten weiß, was sie braucht und das fand ich schön zu lesen. Über ihn selbst erfährt man dabei aber nicht besonders viel, außer dass er die Musik liebt. Das mag der Kürze des Buches geschuldet sein, aber ich hätte mir ein bisschen mehr Hintergrund für ihn gewünscht.

Es hat mir gut gefallen, dass die Figuren einen Roadtrip durch Frankreich mit dem Wohnmobil machen. Das ist einerseits ein gutes Symbol für die Reise, die Calea macht, andererseits einfach eine schöne Sammlung von Schauplätzen. Es wird immer kurz erwähnt, was die beiden bei ihren Zwischenstopps in den verschiedenen Städten machen, aber leider wenig über die Städte erzählt. Hier hätte man für die Atmosphäre gut ein paar mehr Beschreibungen einbringen können, gerade weil auch erwähnt wird, dass Calea Ahnung von Architektur hat.

Der Schreibstil ist gefühlvoll, aber teils merkt man das noch junge Alter der Autorin. Außerdem gibt es leider ein paar Fehler, die mir aufgefallen sind und es gibt recht viele Stellen, die mitten im Satz kursiv gedruckt sind, ohne dass für mich ein Sinn erkennbar gewesen wäre. Das hat mich leider etwas rausgeworfen, aber ein schwerwiegendes Problem war es nicht. Dabei muss einfach auch berücksichtigt werden, dass es nicht nur eine Debüt-Autorin ist, sondern auch ein sehr kleiner und neuer Verlag. Dafür fand ich aber, dass alle Beteiligten gute Arbeit geleistet haben. Gerade die Autorin hat es geschafft, dass sich bei mir Tränen und Lächeln abgewechselt haben und während ich am Anfang noch unschlüssig war, hat mich die zweite Hälfte doch noch von sich überzeugen können. Das hat mich wirklich beeindruckt.

Fazit

Ein gefühlvolles und traurig-schönes Buch über die Bewältigung von Trauer, Freundschaft und die erste Liebe. Man merkt, dass es ein Debüt ist, aber ich glaube von der Autorin kann man noch einiges erwarten, denn sie hat mich trotzdem zum Lächeln und zum Weinen gebracht.

Bewertung vom 03.10.2022
Carrie Soto is Back
Reid, Taylor Jenkins

Carrie Soto is Back


sehr gut

Seit ich "The seven husbands of Evelyn Hugo" gelesen habe, war mir klar, dass ich auch alles andere aus der Feder der Autorin lesen würde. Obwohl mich einige ihrer anderen Bücher inhaltlich wirklich interessieren, habe ich als nächstes zu diesem hier gegriffen. Und das obwohl Tennis im Vordergrund steht, wo ich mich für Sport gar nicht interessiere, und wir noch dazu aus Sicht einer unsympathsichen Protagonistin lesen. Dass die Autorin mich trotzdem für diese Geschichte begeistern konnte, sagt einiges aus.

Das Buch beginnt damit, dass Carrie und ihr Vater das Finalspiel der US Open anschauen und Nicki Chan kurz davor ist, den Weltrekord für die meisten Grand Slam Siege zu übertreffen. Für Carrie ist sofort klar, dass sie nicht tatenlos zusehen kann, wie ihr jemand ihren Rekord streitig macht. Sie hat sich zwar bereits als weltbeste Tennisspielerin bewiesen, aber sie kann es nicht verkraften, diesen Titel wieder zu verlieren. Es wird sehr schnell klar, dass Evelyn stark auf Erfolg fokussiert ist. Oft wirkt es sogar, als würde es ihr gar nicht ums Tennisspielen gehen, sondern nur darum, zu gewinnen. Als wir nach dem Prolog zu einem Rückblick über ihr bisheriges Leben wechseln, wird auch schnell klar, wieso das so ist. Von ihrem Vater und gleichzeitigem Trainer hat sie von kleinauf eingebläut bekommen, dass sie einmal die Beste sein wird und immer weiter an sich arbeiten muss, bis sie diesen Punkt erreicht. Das machte sie für mich aber nicht gerade sympathisch. Sie ist nicht nur direkt, sondern absichtlich verletzend und nimmt keinerlei Rücksicht auf Andere. Für sie gibt es nur den Sieg und diejenigen, die ihr im Weg stehen.

Wir folgen ihr durch ihre Kindheit, ihre Anfangszeit im Profi-Tennis und bei ihren ersten (und weiteren) großen Siegen und Erfolgen. Bis sie sich schließlich wegen einer Verletzung zur Ruhe setzen muss. An diesem Punkt knüpft die Geschichte an den Prolog an. Mir gefiel es sehr, dass es keine kurzen Rückblicke zwischen den Gegenwarts-Szenen gab, sondern chronologisch erzählt wurde. So wurde ihre Entwicklung am besten deutlich. Carrie konnte ich trotzdem nicht wirklich leiden. Sie wirkt einfach nur kalt und gemein, genauso wie die Medien sie auch darstellen. Mit der Zeit merkt man aber, dass das nicht die ganze Wahrheit ist, denn dahinter steckt ein Mensch, der nie gelernt hat, zu verlieren und eine tierische Angst davor hat. Und das ist nicht nur auf Tennis bezogen.

Ich fand es beeindruckend, wie die Autorin es geschafft hat, dass ich nach einer Weile richtig mit Carrie mitgefiebert habe, obwohl ich sie lange nicht ausstehen konnte. Besonders haben es mir ihre Beziehungen zu anderen angetan, denn obwohl sie augenscheinlich niemanden an sich heranlässt, haben es doch ein paar Leute in ihr Herz geschafft, allen voran ihr Vater. Ich hatte erwartet, dass die Tatsache, dass er sie trainiert, die Familienbande zerstören würde, aber das war überhaupt nicht der Fall. Stattdessen habe ich die wahrscheinlich engste Vater-Tochter-Beziehung gesehen, über die ich je gelesen habe und das fand ich großartig. Beide sind außerdem Latinx und ich fand, dass die eingeworfenen Worte und Sätze auf Spanisch dem Ganzen noch mehr Tiefe gegeben haben.

Tatsächlich hätte ich gerne noch mehr zwischenmenschliches gesehen und auch mehr darüber erfahren, wie es Carrie in ihrer Pause ergangen ist. Für jemanden, der so sehr auf das Spiel fokussiert ist, hätte mich interessiert, wie sie damit umgegangen ist, als das plötzlich weggefallen ist. Vorher wirkte sie sehr flach, sehr fokussiert auf den Sieg und nichts anderes und gar nicht wie ein echter Mensch. Das hat sich später aber geändert, sie ließ etwas mehr durchblicken und ich bin großer Fan ihrer Charakterentwicklung. Der Fokus der Erzählung lag natürlich aber auch stark auf dem Tennis. Viele Spiele werden nur zusammengefasst, andere aber praktisch Ball für Ball nacherzählt. Als jemand, der nicht einmal das Punktesystem kannte, war ich dabei zeitweise etwas verloren und konnte

Bewertung vom 09.09.2022
The Atlas Six / Atlas Serie Bd.1
Blake, Olivie

The Atlas Six / Atlas Serie Bd.1


sehr gut

Das Buch ist abwechselnd aus sechs Perspektiven geschrieben und sie alle beginnen damit, dass Atlas sie aufsucht und ihnen ein mysteriöses Angebot macht. Obwohl niemand von ihnen weiß, worum es sich dabei handelt, lassen sie sich darauf ein. Dabei lernt man die Figuren direkt so kennen, dass es mir problemlos möglich war, sie zu unterscheiden und mir ihre Hintergründe zu merken, was nicht alle Bücher so gut schaffen. Der Schreibstil ist etwas außergewöhnlich, gefällt mir aber, da er gut zum Buch passt. Keine der Figuren steht besonders im Mittelpunkt, was mich überrascht hat, aber das trägt dazu bei, dass man nicht vorhersehen kann, wer von ihnen am Ende das Spiel gewinnt.

Insgesamt ist die Geschichte sehr figurenbasiert. Gerade in der ersten Hälfte gibt es nicht viel Handlung, sondern es geht darum, die Charaktere kennenzulernen, ihre Hintergründe zu erfahren und ihre Fähigkeiten zu entdecken. Dabei war es besonders spannend, wer von ihnen sich zu einer Allianz zusammenschließt und mit welchen Beweggründen. Sie alle haben eine Art Unterricht, aber genug Raum für ihre eigenen Recherchen und Experimente. Diese werden angesprochen, stehen aber nicht im Mittelpunkt. Trotzdem lernt man dabei die Spezialgebiete ihrer Magie kennen und ich fand es beeindruckend, was ihnen alles möglich ist. Auch hierbei gibt es keinerlei Hinweise darauf, wer von ihnen am stärksten ist, da auch nicht jeder offen zeigt, wo seine oder ihre Grenzen liegen.

Die Figuren sind alle richtig spannend, denn moralisch sind einige eher fragwürdig unterwegs und zeigen das auch mehr oder weniger offen. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, aber man erfährt mit der Zeit, was sie so hat werden lassen und dadurch, dass man aus ihren Perspektiven liest, erscheinen einige ihrer Handlungen sogar ziemlich plausibel, die man aus anderer Sicht nicht einfach so akzeptiert hätte. Dafür muss ich der Autorin schon ein Lob aussprechen, denn sie hat es geschafft, dass ich selbst mit den unsympathischen Figuren mitgefühlt habe und gar keinen Liebling benennen kann.

Nachdem lange Zeit nicht viel passiert, ich aber trotzdem kein wenig gelangweilt war, weil die Figuren mich so gefesselt haben, passiert gegen Ende noch einiges. Dabei gibt es einen großen Twist, den ich überhaupt nicht vorhergesehen habe und der für mich ein wenig aus dem Nichts kam, rückblickend aber doch Sinn ergibt. Das ganze löst sich allerdings nicht auf, sondern endet mit einem Cliffhanger, der mich Band 2 umso mehr entgegenfiebern lässt.

Fazit:

Ein sehr figurenbasierter Roman, bei dem mich der "Mangel" an Handlung kaum gestört hat, da ich die Charaktere und ihre verschiedenen magischen Fähigkeiten so spannend fand. Man liest aus allen Perspektiven und es hat mich komplett gefesselt, die sich ändernde Dynamik in der Gruppe mitzuverfolgen. Gerade der Cliffhanger lässt mich sehnsüchtig auf Band 2 warten.

Bewertung vom 22.08.2022
Gefangen zwischen den Zeilen
Is, June

Gefangen zwischen den Zeilen


gut

Der Einstieg in die Geschichte erfolgt sehr unvermittelt, während Aislyn gerade auf einem Drachen reitet. Als sie danach verabschiedet wird, entschließt sie sich, den Hintergrund der Grußformel gleich herauszufinden und reist dabei in ein Buch, das nicht ohne Grund in der verschlossenen Abteilung steht. Man befindet sich nur sehr kurz in Aislyns Heimat, bevor wir uns im Buch befinden und wieder neu zurechtfinden müssen. Das Worldbuilding der Welt, aus der sie kommt, erfolgt hauptsächlich im Kontrast zur Buchwelt, in der sie sich selbst natürlich auch erst einmal zurechtfinden muss. Ich hätte es spannend gefunden, mehr darüber zu erfahren (sie reitet auf Drachen??), aber das steht hier nicht im Mittelpunkt. Über Aislyn erfährt man tatsächlich auch sehr wenig, wodurch gerade der Einstieg einen ziemlichen Kurzgeschichten-Charakter hat.

Was ich spannend fand, ist dass die Perspektive innerhalb des Gefängnisbuches in die Du-Perspektive wechselt. Das Spielen der Buchcharaktere wird ein bisschen wie ein Videospiel beschrieben, es gibt Inventare und man muss der Geschichte folgen, hat aber etwas Einfluss auf den Verlauf. Dadurch war es schwer nachzuvollziehen, welche Gedanken und Handlungen wirklich von Aislyn kommen und welche von der aktuellen Buchfigur. Zusammen mit der Verwirrung durch den Sprung an einen fremden Ort mit fremden Technologien (oder den Mangel davon) fiel es mir manchmal schwer, der Geschichte zu folgen.

Interessant fand ich, dass auch die Figur Niall - der als Bibliothekswärter Aislyn befreien möchte, aber auch eine andere Mission verfolgt - eine Perspektive bekommt, allerdings hat man auch über ihn sehr wenig erfahren und ich hätte mir mehr Informationen über seinen Hintergrund gewünscht. Gerade bei ihm wirkte es aber, als hätte er innerhalb der Handlung wenig Spielraum für eigene Entscheidungen sondern als wäre er viel mehr ein Beobachter und dadurch konnte ich ihn als Figur noch viel weniger einschätzen.

Das Konzept mit der Reise ins Buch und dem "spielen" der Handlung fand ich richtig cool. Auch, dass in verschiedene Zeiten gereist wird, beim Herausfinden, worum es sich bei Simas Fluch denn nun handelt, fand ich spannend. Das Buch hat mich größtenteils auch gefesselt und ich wollte wissen, was es damit auf sich hat, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich gerade zum Ende hin ziemlich verwirrt wurde, sodass ich die Auflösung nicht richtig verstanden habe. Ich möchte nicht ausschließen, dass es an mir lag und ich vielleicht unkonzentriert war, aber obwohl es wirkte, als hätten sich die unterschiedlichen Zeitebenen nahtlos zusammengesetzt, konnte ich dem Ende der Buchgeschichte nicht folgen. Das ist besonders in dem Hinblick schade, dass aus diesen Gefängnisbüchern bestimmte Lektionen gezogen werden sollen, was hier leider völlig an mir vorbei ging.

Fazit:

Ein spannendes Grundkonzept, das mit seinem unvermittelten Einstieg einen leichten Kurzgeschichten-Charakter hat, bevor wir ins Buch-im-Buch einsteigen. Durch die verschiedenen Figuren und Zeitebenen war ich zwischenzeitlich etwas verwirrt und konnte leider auch dem Ende der Geschichte nicht ganz folgen, aber trotzdem war ich bis dahin gefesselt und sehr interessiert, was es mit dem Fluch auf sich hat und ob es Aislyn gelingen wird, heil aus der Buchwelt zu entkommen. Dies ist kein Buch für zwischendurch, sondern eher für aufmerksame Leser*innen, aber wenn euch das nicht stört, empfehle ich es weiter.

Bewertung vom 30.08.2021
Die Erbin des Windes
Flynn, Lucinda

Die Erbin des Windes


sehr gut

Dies ist Lucinda Flynns Debütroman und ich bin der Meinung, dass man es dem Buch nicht anmerkt. Der Schreibstil gefällt mir gut, er ist schön aber nicht zu ausgeschmückt und damit gut verständlich, was ich bei Fantasy immer wichtig finde. Die Geschichte spielt in einer Welt mit sieben Königreichen, die jeweils von einem Fürsten oder einer Fürstin regiert werden, welche widerum jeweils einen Aspekt der Magie der Ersten Sprache beherrschen. Das achte Königreich ist mitsamt seiner Herrscherin untergegangen.

Man startet mitten in der Handlung und das Worldbuilding passiert nach und nach und wird passend in die Geschichte eingebaut, statt einen mit zu vielen Informationen zu überfordern. Man erfährt nicht allzu viel über die Welt, aber es ist ausreichend für das Verständnis, auch wenn ich gerne ein wenig mehr gewusst hätte. Das Magiesystem gefällt mir auch sehr gut und ich fand es richtig spannend mehr darüber zu erfahren. Richtig cool fand ich auch eine Parallele zur Realität, die sich nach und nach hervortut und sehr zeitgemäß ist.

Die Figuren mochte ich sehr. Die Hauptfigur Likah musste schon früh Verantwortung tragen, denn schon als Kind hat sie auf der Straße gelebt und musste sich parallel auch noch um junge Zwillinge kümmern. Sie weiß sich zu behaupten, ist mutig aber handelt nicht leichtsinnig und das mag ich bei einer Protagonistin. Was mich ebenfalls sehr gefreut hat, ist dass sie Menschen an sich heranlässt und Beziehungen aufbaut, statt zu misstrauen. Sie ist zwar nicht naiv, aber doch eher vertrauensvoll und vor allem die sich entwickelnde Beziehung zu Caia fand ich schön mit anzusehen.

Es handelt sich hierbei um einen Einzelband, der mit seinen 444 Seiten auch nur mitteldick ist. Es hat mich überrascht, dass die Autorin es geschafft hat, in diesem Rahmen eine spannende Geschichte zu erzählen, die zwar eher rasant verläuft, aber nicht zu kurz war um Substanz aufzubauen. Lediglich das Ende hätte für mich ein wenig länger sein können, denn die Folgen des Finales sind für mich unklar gewesen.

Fazit:

Ein spannender Einzelband, der mich vor allem mit seinen Figuren und seinem interessanten Magiesystem überzeugen konnte. Obwohl das Buch ruhig etwas länger hätte sein können, eine große Empfehlung!

Bewertung vom 04.08.2021
Die Götter müssen sterben
Bendzko, Nora

Die Götter müssen sterben


sehr gut

Ich muss zugeben, kein besonderes Interesse an Mythologie zu haben – sei es nun die griechische oder andere. Was mein Interesse an diesem Buch trotzdem geweckt hat, sind die Amazonen. Auch über sie wusste ich bisher nicht viel, weil sie in den Geschichten stark vernachlässigt werden, wie die Autorin auch in ihrem Nachwort schreibt. Sie erklärt darin, dass sie auf Basis von Mythen gearbeitet hat, die sich teils stark widersprochen haben und sie so umso mehr hinterfragt oder ihre eigene Interpretation genutzt hat. Besonders fällt das in der Diversität auf, die in manchen Geschichten zwar angedeutet, aber „weg-erklärt“ und abgetan wird, die Nora Bendzko aber gezielt aufgenommen hat. So ist beispielsweise die Protagonistin Areto lesbisch, es gibt asexuelle und nicht-binäre Nebenfiguren und welche mit Behinderungen. Zwar fällt das beim Lesen ins Auge, weil es leider noch nicht die Norm ist, aber alle fügen sich ganz natürlich in die Geschichte ein und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Autorin sich entschieden hat, sie zu inkludieren.

Als jemand mit wenig Hintergrundwissen, was die Mythen angeht, kann ich nicht beurteilen, inwiefern die Grundgeschichte anderen vielleicht schon bekannt ist und wie sehr die Autorin sie abgewandelt hat, aber für mich war sie sehr unvorhersehbar. Wir beginnen mit Areto, die in Athen in einer unglücklichen Ehe lebt und Theseus dient, aber alles ändert sich für sie, als dieser eine Amazone gefangen und als seine Frau nimmt, um welche sich Areto fortan kümmert. Als die Stadt von Amazonen angegriffen wird, die ihre Waffenschwester befreien wollen, schlägt sie sich kurzerhand auf ihre Seite und geht mit ihnen. Auch wenn sie von Anfang an den Eindruck einer Frau gemacht hat, die sich nichts gefallen lässt, hat es mich doch überrascht, wie gut sie sich bei ihnen einfügt. Die Gesellschaft in der die Amazonen leben fand ich richtig spannend, da es durchaus brutal zugeht, aber gleichzeitig auch ein richtig familiäres Verhältnis zwischen allen besteht, das von riesiger Loyalität geprägt ist.

Was mir ein wenig schwer gefallen ist, ist mich mit den vielen Figuren zurechtzufinden. Im Laufe des Buches hat es mir immer besser gefallen, wie viele Figuren eine Rolle spielen, aber es hat eine Weile gedauert, bis ich alle Amazonen auseinanderhalten und zuordnen konnte. Mein anderer großer Kritikpunkt ist das Ende, was mich sehr unbefriedigt zurückgelassen hat. Es liest sich, als müsste es noch weitergehen, aber das wird es wohl nicht mehr.

___________________________________________

Fazit:

Ein spannender Roman, der die unbekanntere Seite der Troja-Geschichte beleuchtet und die Amazonen in den Fokus rückt. Geprägt ist er von vielen Figuren, die ich zuerst lernen musste, auseinanderzuhalten, dann aber ins Herz geschlossen habe, und gleichermaßen von Brutalität und Loyalität. Das Buch konnte mich richtig mitreißen und ich hätte am Ende gerne noch weitergelesen.

Bewertung vom 27.07.2021
A Reason To Stay / Liverpool-Reihe Bd.1
Benkau, Jennifer

A Reason To Stay / Liverpool-Reihe Bd.1


sehr gut

Inhalt

Billys größter Traum ist es, in einem Museum zu arbeiten. Als sie die Chance hat, wertvolle Beziehungen zu knüpfen, macht ihre beste Freundin ihr einen Strich durch die Rechnung, als sie die Veranstaltung plötzlich verlassen möchte. Während der überstürzten Flucht fällt sie Cedric direkt in die Arme und es wird nicht bei diesem kurzen Treffen bleiben. Wie sie herausfindet, ist er dafür bekannt, niemanden an sich heran zu lassen, aber als Billy den Grund dafür erfährt, möchte sie ihn trotzdem nicht so schnell wieder gehen lassen.

_____________________________________________________

Meinung

Das Buch beginnt mit Billy und Olivia im Museum, wo man direkt von Billys großem Traum erfährt und ich mag es immer sehr, wenn Figuren bestimmte Ziele haben, auf die sie hinarbeiten. Was mir aber noch wichtiger ist, ist die Chemie zwischen den Figuren und dass die da ist, merkt man sofort. Schon Billy und Olivia mochte ich sehr, aber als Billy auf Cedric trifft und sie sich direkt einen Schlagabtausch liefern, bei dem ich nicht aufhören konnte zu grinsen, hatte die Autorin mich von den Figuren – generell, aber besonders von den beiden als Paar – überzeugt.

Bis auf die Tatsache, dass Billy es bisher nicht geschafft an, eine Stelle in einem Museum zu ergattern, scheint die Stimmung in der Geschichte zunächst eher locker zu sein. Es wird aber schnell klar, dass Billys Vater sie in ihrem Traum nie unterstützt hat, das aber auch nicht das einzige aus ihrer Vergangenheit ist, woran sie zu knabbern hat. Ähnlich geht es Cedric, dem man zunächst nichts anmerkt, der aber auch einiges durchgemacht hat und unter seinen eigenen Problemen leidet.

Es gefiel mir sehr, dass das Buch nicht nur eine unterhaltsame Seite hat, sondern auch wichtige und ernste Themen angesprochen werden. Besonders mentale Gesundheit spielt hier eine Rolle, was ich sehr mochte und darunter ist auch eine Erkrankung, über die ich noch nie gelesen habe und deren Repräsentation ich deshalb umso mehr zu schätzen weiß. Wo wir gerade beim Thema sind: Billy ist halb Brasilianerin und hat dunkle Haut, ihre beste Freundin Olivia ist bisexuell und beides ist ganz selbstverständlicher Teil der Geschichte.

Zum Hörbuch

Cedrics Perspektive wird gesprochen von Julian Mill und ich finde, er macht das sehr gut. Es ist angenehm, ihm zuzuhören und mir ist nichts aufgefallen, was mich gestört hat. Die Perspektive von Billy wird von Maren Ulrich gesprochen. Auch ihre Stimme mag ich sehr, aber bei manchen Figuren verstellt sie sehr extrem die Stimme, was ich wirklich anstrengend fand, aber das kam nur über kurze Abschnitte vor. Es trägt auf jeden Fall dazu bei, dass man die Charaktere gut auseinanderhalten kann. Nicht so sehr war das für mich der Fall, wenn zwischen Gedanken und wörtlicher Rede der Protagonistin zu unterscheiden war, denn an vielen Stellen konnte ich nicht unterscheiden, ob sie nun gerade spricht oder nicht. Trotzdem habe ich der Sprecherin gern zugehört.

_____________________________________________________

Fazit

Ein Roman, der die Mischung aus witzig und leichtherzig und ernst und dramatisch gut hinbekommen hat. Die Chemie zwischen den Figuren stimmt genau und besonders das Kennenlernen zwischen den beiden habe ich extrem gern gelesen. Danach ließ die Spannung für mich ein wenig nach, bevor sie am Ende noch mal angezogen hat. Trotzdem wurde ich auch im Mittelteil super unterhalten und konnte durch die Repräsentation mentaler Krankheiten auch etwas aus der Lektüre mitnehmen.

Bewertung vom 10.06.2021
Strip this Heart
Pust, Justine

Strip this Heart


sehr gut

Das Buch startet mit Brooke, die vorübergehend in Juliettes Wohnung lebt, zusammen mit deren Verlobten. Dort wartet sie nur darauf, ob sich ihr großer Traum erfüllen und sie eine Zulassung für Harvard oder zumindest eines der anderen renommierten Colleges bekommen wird. Sie hat jahrelang hart darauf hingearbeitet, obwohl ihr ein schwerer Unfall dazwischengekommen ist. Brooke ist ehrgeizig, hat feste Ziele und eine richtige Passion für Geschichte und das gefiel mir sehr.

Auch die Nebenfiguren haben es mir angetan, denn Brookes Freundinnen Carmen und Juliette sind immer an ihrer Seite und auch Nates bester Freundin Tian hat einige Auftritte. Das gefiel mir sehr, denn ich mag es nicht, wenn niemand anderes mehr wichtig ist, sobald sich eine Beziehung anbahnt. Nate hat es mir auch wirklich angetan, denn er ist charmant und witzig, sein Selbstbewusstsein ist aber nicht so makellos wie es den Anschein hat und auch er hat ein großes Ziel, auf das er hinarbeitet.

Was mir sehr gefallen hat, ist dass Nates Beruf kein Problem für Brooke ist. Ich hatte erwartet, dass sich die Handlung viel darum drehen würde, ob sie damit leben kann, dass er als Stripper arbeitet, aber tatsächlich verliert sie kein negatives Wort darüber, sondern unterstützt ihn vollkommen, was ich fantastisch finde. Von den Figuren werden zwischendurch auch Themen wie Sexismus angesprochen, ohne dass es belehrend oder out of place wirkt und das finde ich wichtig.

Ein weiterer großer Pluspunkt ist für mich, dass es kein unnötiges Drama gibt. Es wird anständig kommuniziert, niemand ist zu Unrecht beleidigt und auch Fehler werden mal verziehen. Obwohl es natürlich trotzdem Spannung und Konflikte gibt, fand ich das so angenehm, dass ich es extra erwähnen muss.

Fazit:

Durch die liebevollen Beziehungen zwischen den Figuren und die großartigen Freundschaften ist es für mich ein richtiges Wohlfühlbuch, obwohl es auch schwere Themen und Konflikte gibt. Die Figuren sind toll und ich würde unglaublich gerne mehr über sie lesen.