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Benutzername: 
Astrid
Wohnort: 
München

Bewertungen

Bewertung vom 16.12.2023
Chubby, Electra und ich
Meadows, F. B.

Chubby, Electra und ich


ausgezeichnet

Wer beim Lesen des Umschlagtextes an ein typisches Pferdemädelbuch denkt, der irrt sich. Der erste Band einer anscheinend umfangreichen Reihe ist definitiv kein wildromantischer Kitsch, sondern überzeugt durch eine komplexe und oft unvorhersehbare Handlung.
Ort der Handlung ist das (fiktive) Anwesen rund um Grayson Manor in Schottland, unweit von Edinburgh. Henrietta oder kurz Henry lebt hier - 10 Jahre nach dem Tod ihrer Eltern - allein im etwas heruntergekommenen Cliff House. Mit einer kleinen Pferdezucht versucht sie sich mehr schlecht als recht über Wasser zu halten. Als eine ihrer beiden besten Freundinnen ihren Verlobten und dessen Freunde in den Ort bringt, geraten die Dinge durcheinander. Trotz der Versuche, alles in den Griff zu bekommen, ereignet sich ein Schicksalsschlag nach dem anderen und genau wie die Hauptpersonen kommt man beim Lesen kaum zur Ruhe. Alles zerbricht und doch scheint sich gerade durch diese Tiefschläge nach und nach alles zusammenzufügen. Henry gelingt es, mit Hilfe vieler unterschiedlicher Menschen, nicht nur ihr eigenes Leben in bessere Bahnen zu lenken. Bis zur nächsten Katastrophe…
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich die Dinge manchmal vielleicht ein wenig zu gut fügen und das Prinzip, dass aus jedem Übel eine neue Chance entsteht, hier sehr auf die Spitze getrieben wird. Trotzdem ist das Buch auch keine leichte Kost und es erwartet uns keine „Friede, Freude, Eierkuchen“ Mentalität.
F. B. Meadows pflegt einen unkonventionellen Schreibstil, indem sie die Geschichte von mehreren Personen jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen lässt. Obwohl dies durch unterschiedliche Schriftarten gekennzeichnet wird, benötigte ich etwas Zeit, um mich einzulesen. Der Vorteil ist, dass die Handlung dadurch vielschichtig und anspruchsvoller wird, auch wenn manchmal Geschehnisse mehrfach berichtet werden. Auch die Charaktere erhalten durch diesen Trick viel Tiefe und mehr Facetten. Ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte wird sowohl vom eigenen Erleben als auch durch die Beobachtung durch andere vorangetrieben. Was mir auch gefällt: Unsympathische und eher suspekt auftretende Charaktere sind nicht automatisch „böse“ – wobei, was noch nicht ist, kann ja noch werden… Denn das Buch endet mit einem Cliffhanger, der das Interesse an der Fortsetzung eindeutig weckt.