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Anonym

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 08.12.2024
Schach-Euphorie
Doggers, Peter

Schach-Euphorie


sehr gut

Reise durch die überwiegend neuere Schachgeschichte

Peter Doggers nimmt uns in „Schacheuphorie“ mit auf eine Reise von den Anfängen des Schachs bis in die heutige Zeit und zeigt auf, welche gravierende Veränderungen das Schachspiel insbesondere durch KI, aber auch durch Online Schachplattformen wie Chess.vom oder das Streaming erfahren hat.

Übers ganze Buch hinweg merkt man Doggers stets seine große Begeisterung für das Schachspiel an und wird dadurch selber für das Spiel begeistert. Das Buch ist thematisch breit gestreut und geht von der Frage wer der beste Schachspieler aller Zeiten ist, bis zur Frage welche Verbindungen Schach in die Literatur und Kunst hat.

Die Fragen, die Doggers im Buch aufwirft, werden so vertieft beantwortet, dass man ein gutes Verständnis fürs Schachspiel entwickeln kann. So begnügt sich Doggers z.B. bei der Frage, woran es liegt, dass nur so wenige Frauen oben mitspielen nicht mit einer schnellen Antwort, sondern stellt vertiefte Überlegungen dazu an, ob es an einer geringeren Intelligenz oder anderen Faktoren liegt. Doggers Schreibstil vereint somit die perfekte Mischung aus Zusammenfassung und Aufklärung. Daneben ist das Buch aber auch durch die vielen spannenden Themen für Neulinge interessant. Insgesamt bietet „Schacheuphorie“ somit einen super Überblick über die überwiegend neuere Schachgeschichte.

Bewertung vom 04.11.2024
Stalker - Er will dein Leben.
Strobel, Arno

Stalker - Er will dein Leben.


gut

Zu wenig Spannung


Eric Sanders gelingt endlich der Durchbruch als Schauspieler. Doch dann gibt sich ein anderer als er auf Social Media aus und bedroht sein neues Glück: zunächst schreibt der Stalker nur anbaggernde Nachrichten an Sanders Fans bis er von Eric Sanders verlangt, dass er einen Mord gestehen soll. Doch Eric Sanders erinnert sich nicht daran, bis doch die Erinnerungen hochkommen, was er als Elfjähriger begangen haben soll…

Strobel erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Eric Sanders. Dieser ist vor allem von seinem Erfolg im Tatort getrieben und möchte unbedingt daran anknüpfen. Dadurch kann man sich schnell in den Protagonisten hineinversetzen, den die Nachrichten des Stalkers stark mitnehmen. Ansonsten war Eric Sanders in seinen Charaktereigenschaften aber relativ eindimensional gehalten, weswegen Strobel es sich mit manchen Wendungen relativ einfach halten konnte. Für eine glaubhafte Geschichte hat mir hier aber noch mehr charakterliche Tiefe gefehlt. Die Spannung des Thrillers ist zwar da, war aber leider bis auf an wenigen Stellen nie so konstant hoch, dass ich total in die Geschichte versunken bin. Das lag auch daran, dass wir immer wieder in Erinnerungsfetzen mehr über Eric Sanders erfahren. Durch dieses Peau a peau bleibt die Spannung zwar da, war aber nie besonders hoch. Somit hat mich Arno Strobel mit „Stalker“ leider nicht so ganz überzeugen können.

Bewertung vom 21.10.2024
Take Me Home to Willow Falls
Milán, Greta

Take Me Home to Willow Falls


sehr gut

Atmosphärisch herbstlich


Cassie und Daya sind schon seit Schulzeiten befreundet, zu einer Zeit als Cassie mit Emmett zusammen war. Doch als sie für ihr Studium weggezogen ist, ist auch ihre Beziehung zu Bruch gegangen. Ihre Freundin Daya hat einige Zeit später selber Emmett gedatet und nun steht die große Hochzeit zwischen Daya und Emmett bevor. Doch dann platzt auf einmal die Hochzeit, und Daya gibt Cassie die Schuld dafür. Daya, die Influencerin ist, schikaniert Cassie auf übelste Weise im Internet und so flieht Cassie kurzerhand nach Willow Falls, wo sie bei Jared unterkommen kann. Jared, den sie auf einer Party fünf Jahre zuvor kennengelernt hat, als sie noch mit Emmett zusammen war, aber wo schon damals die Chemie gepasst hat…

Greta Milan hat mit „Take me Home to Willow Falls“ ein wunderbares Herbstbuch geschrieben. Immer wieder fließen Beschreibungen der herbstlichen Natur des kleinen kanadischen Dorfes Willow Falls ein, die direkt Herbststimmung aufkommen lassen. Die Liebesgeschichte ist passend dazu sehr leicht gehalten, hat aber auch das ein oder andere tiefgründige Thema das aufgearbeitet wird, z.B. bei Daya das abgebrochene Studium und wie sie danach jobtechnisch ihren Weg findet. Jareds Familie ist auch hierfür ein toller Halt für sie. Insbesondere die Charaktere hat Greta Milan auch wirklich stark in ihrer Diversität ausgearbeitet. Insgesamt eine süße romantische Geschichte für den Herbst.

Bewertung vom 21.10.2024
Intermezzo
Rooney, Sally

Intermezzo


sehr gut

Menschlich

In Intermezzo erzählt Sally Rooney über eine komplizierte Bruderschaft. Ivan und Peter trennen 10 Jahre voneinander und eigentlich verbindet sie nicht wirklich viel. Während Peter ein offener Anwalt ist, ist Ivan ein zurückhaltender professioneller Schachspieler. Auch in ihrem Datingverhalten zeigt sich ihre Grundverschiedenheit. Peter fällt es leicht, sich mit Frauen zu verabreden, während Ivan erst nach Unterstützung eine Frau kennenlernt. Doch nach dem Tod stehen beide vor einem einschneidenden Lebensabschnitt zwischen Trauer und Liebe.

Sally Rooneys Schreibstil ist auf jeden Fall sehr speziell, weswegen ich einige Zeit gebraucht habe, um in die Geschichte zu finden und Interesse an den Charakteren zu entwickeln. Sie verarbeitet so viel in ihren Texten, dass sie es mir nicht leicht gemacht hat, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Nach einiger Zeit wird es aber besser, wenn man sich an ihren Schreibstil gewöhnt hat. Ich hatte dann auch großes Interesse daran, wie die beiden Brüder mit diesem Schicksalschlag umgehen und war interessiert an ihrer Prägung. Ivan und Peter haben auf mich gerade in ihrer Vielschichtigkeit auch überaus echt gewirkt. Wie von Rooney gewöhnt, liegt der Fokus der Geschichte ganz stark auf den Charakteren, dementsprechend würde ich das nur Personen empfehlen, die eine große Habdlungsebene nicht brauchen.

Bewertung vom 17.10.2024
Warte auf mich am Meer
Neff, Amy

Warte auf mich am Meer


ausgezeichnet

Emotionale lebenslange Liebesgeschichte

„Warte auf mich am Meer“ behandelt zunächst einmal die Liebesgeschichte von Joseph und Evelyn. In Rückblenden lernen wir die Beiden kennen, als sie noch ganz jung sind und erleben mit ihnen, wie ihre Liebe trotz Widrigkeiten gewachsen ist. Ausführlich verfolgen wir sie bis zur Gegenwart und erleben mit, wie sich ihre Liebe über die Jahre entwickelt hat und vor welche Schwierigkeiten die beiden gemeinsam durchgestanden haben. Daneben geht es aber auch um die Gegenwart, in der Evelyn Demenz diagnostiziert wurde. Gemeinsam mit ihrem Mann zieht sie den Entschluss, nur noch ein Jahr leben zu wollen und er entschließt sich dazu, dann gemeinsam mit ihr die Welt verlassen zu wollen.

Amy Neff hat einen sehr berührenden Schreibstil und thematisiert in ihrem Roman ausführlich was eine lebenslange Liebesgeschichte bedeutet. Dadurch erleben wir sowohl die Guten als auch die schlechten Seiten. Und es geht auch um das Ende ihrer Liebesgechichte. Die Fragen vor denen die beiden sich aufgrund ihres Entschlusses konfrontiert sehen, sind bei weitem nicht leicht und zeigen ihnen immer wieder die guten Seiten des Lebens auf. Und auch in dem Jahr erleben sie allerhand schöne Dinge, die ihren Entschluss ins Wanken geraten lassen könnten. Ob die beiden im Endeffekt, ihren Entschluss durchziehen, das müsst ihr selber lesen. „Warte auf mich am Meer“ ist ein sehr tiefgründiger und berührender Roman, doch Amy Neff ist es trotz des schwierigen Themas gelungen, einen unterhaltsamen Roman zu schreiben.

Bewertung vom 16.10.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Warmherzig unterhaltsam und authentisch

Hubert, der einmal Bademeister gewesen ist, ist mittlerweile sechsundachtzig Jahre alt und leidet unter Demenz. Deswegen arbeiten zwei Personen bei ihm: zum einen die Pflegerin Ewa und Linda, ein fünfzehnjähriges Mädchen, das unter Depressionen leidet und mit Selbstmordgedanken zu kämpfen hat. Für Linda ist Hubert eine Art Halt, denn wenn sie in seine Welt taucht, dann ist immer etwas zu tun. Huberts Demenz ist bereits fortgeschritten und so kommt es zu allerhand bizarren Alltagssituationen, wie z.B. dass er Angst vor der Person im Spiegel hat oder Karotten toastet.

Petra Pellinis Schreibstil ist sehr warmherzig. Sie erzählt von den Auswirkungen, die eine Demenz hat, bringt aber immer wieder einen lockeren Ton mit hinein, sodass sich das Buch trotz der schweren Themen nicht belastend angefühlt hat. So fragt z.B. Linda Hubert nach der Unterschrift für eine Klassenarbeit und er unterschreibt, natürlich ohne zu verstehen, was genau. Dass Petra Pellini selber in der Pflege demenzkranker Personen tätig war, merkt man den sehr authentischen Schilderungen der Krankheit an. Das Buch ist in sehr kurzen Kapiteln gehalten und erzählt so von ganz vielen unterschiedlichen Situationen, die bei einer Demenz auftreten können. Insgesamt ein wirklich berührendes Buch, das sich auf authentische Weise dem Thema Demenz widmet.

Bewertung vom 14.10.2024
Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Familienrechtsstreit in historischem Setting

Hamburg, 1913: Alice hat eine schwierige Vergangenheit hinter sich, doch mit harter Arbeit versucht sie ihrer Tochter Rosa eine gute Kindheit zu ermöglichen. Doch Alice Mann Henk macht das Leben von Alice sehr beschwerlich: immer wieder blickt er zu tief ins Glas und wendet infolgedessen Gewalt gegen Alice an oder vergisst gar ihre Tochter Rosa in der Schenke. Und auch das Geld, das Alice mühsam in einer Fabrik, die Wolle verarbeitet verdient, geht auf seinen Alkohohl drauf, sodass das Geld hinten und vorne fehlt. Eines Tages wendet Henk so stark Gewalt gegen sie an, dass Alice nicht mehr kann und sich an einen Rechtsanwalt wendet. Alice möchte sich von ihrem Mann scheiden lassen, aber auch nicht das Sorgerecht für ihre Tochter Rosa verlieren. Ein fast unmögliches Anliegen zur damaligen Zeit…

Miriam Georg gelingt es, die damalige Zeit realistisch einzufangen. Das Buch spielt hierfür an verschiedenen Orten: in den Fabriken und der Brauerei, wo wir einen Einblick in die Arbeitsbedingungen, aber auch die sich formierende Arbeiterschaft bekommen. Mit John Reevens Familie wird auch der Klassenunterschied deutlich: während seine Familie in wohlhabenden Verhältnissen lebt, kann sich Alice nichtmals einen Arzttermin leisten. Durch ihre verschiedenen Ecken und Kanten sind die erschaffenen Charaktere allesamt sehr lebendig. Wie es in einer Familie nicht unüblich ist, gibt es auch weniger sympathische Charaktere, die das Buch erst richtig spannend machen.

Georgs Schreibstil hat eine gute Mischung aus Unterhaltung und historisch eingearbeiteten Details. Besonders spannend war es natürlich John Reeven bei den Gerichtsverhandlungen zu verfolgen, aber auch die Erklärungen zum damaligen Familienrecht waren bereichernd. Da die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt wurde, bin ich schon jetzt sehr gespannt auf den zweiten Teil. Insgesamt kann ich das Buch nur wärmstens weiterempfehlen, mich hat es total in den Bann gezogen. Für alle die gut recherchierte, spannende historische Romane mögen, ist dieses perfekt.

Bewertung vom 14.10.2024
Das Lied des Propheten
Lynch, Paul

Das Lied des Propheten


ausgezeichnet

Eindrücklich

Paul Lynch schreibt in seinem 2023 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Buch „Das Lied des Propheten“ über ein totalitäres System, das völlig ungebremst immer stärker die Rechte ihrer Bürger einschränkt.
Das Buch begleitet den Alltag von Eilish Stack, deren Mann Larry sowie ihren vier Kindern. Larry, der Gewerkschaftler ist wird wegen seiner Aktivität in einer Gewerkschaft zunächst angehört und verschwindet dann vom einen auf den anderen Tag. Wie bei einem solchen System nicht anders zu erwarten, wird ihm wird kein Anwalt an die Seite gestellt und auch seine Familie wird nicht darüber informiert, wie es ihm geht. Doch Eilish lässt sich von dem immer brutaler vorgehenden System nicht einschüchtern und ist eine der einzigen, die sich gegen den Staat auflehnt.

Lynch beschreibt sehr eindrücklich, wie stark sich ein System in einer relativ kurzen Zeit mithilfe von Verordnungen, der Polizei und einem Sicherheitsdienst ändern kann. Auch wenn es für mich sehr erschreckend war zu lesen, in was für einer grausamen Realität Eilish leben muss, so muss ich leider doch sagen, dass die beschriebenen Entwicklungen mit Blick auf die deutsche Vergangenheit realistisch sind. Durch Lynch stark einnehmenden Schreibstil war ich schnell in der Geschichte drin und habe dann kaum mehr das Buch aus der Hand legen wollen. Eilish Alltag wird sehr bewegend und ausführlich beschrieben, sodass man sich die gegebenen Umstände gut bildlich vorstellen kann. Durch ihre taffe Art macht es Spaß zu verfolgen, inwieweit Eilish sich gegen das System auflehnt. Gerade mit Blick auf aktuelle Wahlergebnisse erschreckt einen das Buch nur umso mehr und ist hoffentlich ein Weckruf für viele. Dementsprechend ein sehr empfehlenswertes Buch, das nochmals unseren Blick auf aktuelle Entwicklungen schärft und gerade zur aktuellen Zeit wichtiger denn je ist.

Bewertung vom 11.10.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


ausgezeichnet

Packender Schreibstil


„Signum“, der zweite Teil der Mittsommertrilogie setzt von der Handlung direkt dort an, wo „Refugium“ geendet hat. Dementsprechend ist es auf jeden Fall empfehlenswert, mit „Refugium“ zu beginnen. In diesem Teil der Trilogie hat Kim Ribbing, den Plan, seinen ehemaligen Peiniger, den Nervendoktor Martin Rudbeck zu kidnappen, in die Tat umgesetzt. Julia Malmros ermittelt derweil im Umfeld der rechtsextremen Partei „Die wahren Schweden“ und findet dabei heraus, dass auch Kim zu dieser Partei gehört. Was wird Julia mit dieser Information anfangen und wie loyal ist sie tatsächlich Kim gegenüber?John Lindqvists Schreibstil hat mir wieder richtig gut gefallen. Es gelingt ihm, aktuelle politische Themen spannend zu verarbeiten und durch die wechselnden Perspektiven die Spannung aufrechtzuerhalten. Besonders interessant ist es auch, die Charakterentwicklungen zu verfolgen, da Lindqvist sehr interessante und teils schlecht durchschaubare Charaktere kreiert hat. Durch die Fülle an Personen hat Lindqvist verschiedene Themen und Lebensrealitäten in den jeweiligen Perspektiven aufgegriffen und damit einen super aktuellen und spannenden Thriller geschrieben. Ich bin gespannt, was uns ins Teil 3 erwarten wird.

Bewertung vom 27.09.2024
Four Secrets to Share / Breaking Waves Bd.4
Moninger, Kristina

Four Secrets to Share / Breaking Waves Bd.4


sehr gut

Gelungener Reihenabschluss

Im letzten Band der Breaking Waves Reihe erfahren wir endlich, was es mit Josies Verschwinden auf sich hat. Auch wenn man nicht zu viel von der finalen Auflösung erwarten darf, passt es doch zu den Hintergründen, die wir aus den letzten Bänden erfahren haben und hat sich dadurch für mich nach einer passender Auflösung angefühlt. Wie schon in den letzten Bänden wird die Amtmosphäre des Ortes Harbour Bridge und die Surfstimmung wieder toll eingefangen. Auch dieses Mal steht im Zentrum der Geschichte mit Lee eine weitere der fünf Freundinnen. Lee ist im Gegensatz zu den anderen diejenige, die unter den ärmsten Bedingungen aufwachsen musste und dementsprechend schon jung gelernt hat sich durchzumogeln. In Rückblicken erfahren wir mehr über diese Zeit und ihre Vergangenheit mit Parker. Dadurch war Lee sehr greifbar für mich. Parker bleibt demgegenüber etwas weniger gut charakterisiert. Dennoch mochte ich Parkers unterstützende und liebevolle Art und habe mich dadurch über die Sprünge in die Gegenwart, in denen sich Lee in Parkers Ferienhaus einquartiert hat und die beiden sich wieder näher kommen, gefreut. Insgesamt ein gelungener Reihenabschluss.