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CK
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Raum Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 167 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2025
Verheiratete Frauen
Campos, Cristina

Verheiratete Frauen


gut

Glück und Unglück dreier Freundinnen

„Verheiratete Frauen“ von Cristina Campos ist ein Roman über drei Frauen ab 40, drei Freundinnen. Den größten Teil des Romans geht es um Gabriela, eine Journalistin. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn -und einen Liebhaber, Pablo, einen zehn Jahre älteren Schriftsteller. Ihren Ehemann Germán begehrt sie nicht mehr, bei Pablo findet sie endlich wieder sexuelle Erfüllung. Dennoch ist sie unzufrieden mit der Situation, sie will nicht mehr nur die Geliebte sein, sondern Pablo ganz für sich haben. Doch der möchte seine Frau nicht verlassen. Sein Argument: nach kurzer Zeit würde es im Alltag auch nicht besser sein als mit den aktuellen Ehepartner*innen.
Dann sind a noch Silvia, eine Fotografin, die schwanger von ihrem Ehemann ist, der sie eigentlich nicht glücklich macht. Insgeheim fühlt sie sich zu Frauen hingezogen, besonders zu Zaira, doch sie kann nicht zu ihren Gefühlen stehen.
Und Stylistin Cósima ist frisch verheiratet und spürt, dass ihr Mann sie nicht mehr begehrt. Sie spioniert ihm hinterher, da sie einen Verdacht hat.

Mir fällt die Rezenstion dieses Romans etwas schwer. Die Leseprobe klang eigentlich ganz vielversprechend, aber das Buch konnte keine allzu große Begeisterung in mir auslösen. Es war nicht wirkich schlecht, aber auch nicht besonders herausstechend aus der Masse der Neuerscheinungen.
Ich konnte die Handlungen und Reaktionen der Protagonistinnen nicht immer nachempfinden; am ehesten konnte ich mich noch in das Innenleben von Gabriela einfühlen. Besonders die Passagen über ihren damals unerfüllten Kinderwunsch waren sehr berührend und bewegend. Auch die Freundschaft der drei Frauen, die sich durch den gesamten Roman hindurchzieht, ist recht gut getroffen.
Dazwischen hatte das Buch aber einige Längen und ich schwankte zwischen 3 bis 4 Sternen, entscheide mich aber doch für nur 3 Sterne, da ich hier keine eindeutige Leseempfehlung geben kann.

Bewertung vom 04.04.2025
Mein letztes Jahr der Unschuld
Florin, Daisy Alpert

Mein letztes Jahr der Unschuld


gut

Über Fremdbestimmung, Machtmissbrauch und das Erwachsenwerden


Im Roman „Mein letztes Jahr der Unschuld“ von Daisy Alpert Florin geht es um die junge Isabel. Sie stammt aus einer jüdischen Familie, ist eher ein unsicherer Charakter, sie hat ihren Platz in der Welt und ihre eigene Stimme noch nicht recht gefunden.

"Zev forderte mich auf, meine Überzeugungen zu begründen, zum Beispiel, warum ich Feministin oder Demokratin war. Ich war von Natur aus nicht besonders redegewandt und hatte irgendwann verstanden, dass das, was ich fühlte, nichts taugte, solange es nicht ausgesprochen oder begründet werden konnte. Vielleicht glaubte ich deshalb, Zev zuhören zu müssen."


Es ist ihr letztes Jahr am Wilder College. Es kommt zu einer sexuellen Begegnung mit ihrem Kommilitonen Zev, mit dem sie eigentlich nur eine lockere Freundschaft verband. Das war so nicht geplant und Isabel wollte das auch eigentlich nicht so. Hinterher ist sie unsicher. War das sexuelle Gewalt?

"Irgendwo tief in mir tat etwas weh, das ich weder sehen noch benennen konnte."

"Glaubst du im Ernst, ich hätte dich vergewaltigt?", fragte er.
Ich lehnte mich gegen die Tischplatte und spürte, wie sich dessen harte Kante in meinen Rücken bohrt. Glaubte ich das? Ich wusste es nicht mehr. Alles was Zev bis jetzt gesagt hatte, war richtig. Ich war freiwillig mit ihm in sein Zimmer gegangen. Ich hatte nichts gesagt. Er dachte, ich wollte es. Und ich dachte auch, dass ich es wollte. Das Verwirrende daran war, dass es nicht das war, was ich mir unter einer Vergewaltigung vorstellte, also das, wogegen ich mich seit meiner Jugend hatte wappnen sollen. Das hier war Sex in einem Studentenwohnheim in New Hampshire, in einem Zimmer mit Blick auf den Fluss. Und ich hatte nicht mal Nein gesagt."

Kurz darauf kommt mit R.H. Connelly ein gutaussehender und sympathischer Professor als Vertretung ans College. Isabel fühlt sich zu ihm hingezogen und er überhäuft die zutiefst verunsicherte Isabel mit Lob, was ihrem angeknacksten Ego natürlich guttut. Sie weiß, dass er verheiratet ist, dennoch beginnt sie eine Affäre mit ihm, die natürlich geheim bleiben muss. Durch ihn fühlt sich Isabel endlich schön und talentiert, also als genau die Frau, die sie gerne sein will. Durch ihn glaubt sie auch, ihrem Wunsch, Schriftstellerin zu werden, näher zu kommen. Aber es bleibt eine Unsicherheit. Ist sie die einzige, mit der er eine Affäre hat? Ist es richtig oder falsch?

"Der Nachhall des Wortes flackerte durch mich hindurch wie eine Leuchtreklame. Ich war etwas Besonderes. Ich setze mich auf und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Glaubte ich ihm? Wir hatten gerade erlebt, wie Bill Clinton schwor, keine Affäre mit Monica Lewinsky gehabt zu haben. Nahmen wir ihm das ab? Wir glaubten, was wir glauben wollen, wir glaubten das, was für uns am besten war. Lügen waren nicht so schlimm, wie man uns als Kindern weiß gemacht hatte, und außerdem waren wir keine Kinder mehr."

Als sich am College um sie herum ein Drama zwischen einem verheirateten Professoren-Ehepaar abspielt, beginnt sich alles zu verändern. Als Isabel von einem Geheimnis erfährt, muss sie sich entscheiden: Belässt sie alles, wie es ist - oder übernimmt sie Verantwortung und redet, wodurch sie allerdings ihre Affäre verraten würde?

Ich tue mir hier mit der Bewertung etwas schwer. Es ist eher ein Buch der leisen Töne, was ich grundsätzlich mag. Hier fehlt mir jedoch das gewisse Etwas. Das Kernthema wird von zahlreichen Nebensächlichkeiten ein wenig aus dem Auge verloren, zwischendrin fand ich die Geschichte dann ein wenig langweilig. Das Buch ist nicht wirklich schlecht, konnte mich aber auch nicht richtig begeistern. Ich vergebe letztlich 3 Sterne.

Bewertung vom 02.04.2025
Maybe Meant To Be
Walther, K. L.

Maybe Meant To Be


sehr gut

Nette Teenie-RomCom für zwischendurch

Der Roman "Maybe Meant To Be: Füreinander bestimmt - vielleicht" von K. L. Walther erzählt die Geschichte von Sage, Charlie, Nick und Luke.
Charlie, der beliebteste Schüler und Schulsprecher, wechselt seine Freundinnen ungefähr alle zwei Wochen. Alle denken, der Grund wäre, dass er insgeheim in Sage, seine beste Freundin seit Kindertagen, verliebt ist. Die quirlige und liebenswerte Sage hatte sich als gebeuteltes Scheidungskind bisher noch nie auf eine ernsthafte Beziehung eingelassen, doch sie fühlt sich zu Charlies ruhigerem Zwillingsbruder Nick hingezogen. Sie möchte jedoch nicht, dass das öffentlich bekannt ist und verrät auch Charlie nichts davon.
Und Charlie traut sich nicht, zu seinen aufkeimenden Gefühlen für Luke zu stehen, der mit seinem Erscheinen im neuen Schuljahr alles durcheinanderbringt.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Sage und Charlie erzählt. Hier hätte ich zusätzliche Kapitel aus Sicht von Luke (und Nick?) ganz interessant gefunden, aber andererseits wäre es dann vielleicht zu chaotisch geworden.
Der Schreibstil ist locker-leicht und das Buch liest sich recht schnell und flüssig. Ich bin hier vermutlich nicht ganz die richtige Zielgruppe, es ist eher ein Teenie-/Jugendroman. Dennoch war es ganz unterhaltsam.
Die Beziehung zwischen Sage und Nick fand ich nicht sonderlich spannend, aber die süße Romanze zwischen Luke und Charlie hat mir gut gefallen.
Das Buch hat schon so einige Klischees und stereotype Rollenbilder, ist auch irgendwie „typisch amerikanisch“ und hat nicht sonderlich viel Tiefe. Aber das darf man bei diesem Genre wohl auch nicht erwarten.
Das Ende war mir dann ein wenig zu knapp abgehandelt, hier wäre noch Luft nach oben gewesen.
Insgesamt aber eine ganz nette RomCom, die man gut mal als leichte Unterhaltung zwischendurch lesen kann. Sicher besser geeignet für Jugendliche oder junge Erwachsene.
Mein Genre ist das normalerweise nicht ganz und ich schwankte bei der Bewertung, vergebe aber letztlich doch 3,5⭐️

Bewertung vom 01.04.2025
Kuckucksmädchen (eBook, ePUB)
Lohmann, Eva

Kuckucksmädchen (eBook, ePUB)


gut

Amüsante, aber wenig tiefgründige Lektüre mit unsympathischer Protagonistin

"Ach, Wanda ", seufzt sie, als ich nicht antworte. "Eure Generation geht mir auf die Nerven. Diese ständige Suche nach dem perfekten Glück. Das kann doch nichts werden."
Ohne den Blick zu heben, gebe ich zurück:
"Sie haben ja keine Ahnung, sie wie sehr wir uns selber auf die Nerven gehen."
Sie nickt. "Weißt du, ich denke, die Tatsache, dass ihr so viele Enttäuschungen erlebt, liegt daran, dass ihr so hohe Erwartungen habt. Ich dachte schon mal, tatsächlich das perfekte Glück gefunden zu haben. Hat mich auf die Dauer ziemlich unglücklich gemacht."

Das Buch „Kuckucksmädchen“ von Eva Lohmann habe ich hauptsächlich gelesen, weil es eben von Eva Lohmann ist, eins ihrer frühen Werke.
Hier geht es um die dreißigjährige Wanda, die seit 3 Jahren eine Beziehung mit dem sympathischen Jonathan hat. Und nun ist ihre große Frage: Hat die Beziehung Bestand, ist es Zeit fürs Heiraten und Kinderkriegen? Wanda ist unsicher. Und unzufrieden. Ist das schon alles? Geht das nicht besser?
Sie startet also ein Projekt, um herauszufinden, ob sie wirklich „den Richtigen“ gefunden hat oder ob ihr Leben mit einem anderen Partner anders, besser verlaufen wäre. Also begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit und besucht ihre Exfreunde:
Phillip, der einzige, mit dem sie jemals zusammengezogen war und dessen neue Freundin Larissa schwanger ist; Max, der inzwischen mit Anouk in einer Bullerbü-Heile-Welt-Beziehung mit drei Kindern lebt; ihre Jugendliebe Ilya; und auch Clemens, eine eher flüchtige Bekanntschaft.
Ob Jonathan noch auf sie warten wird, bis sie ihre Entscheidung treffen kann?

Ich muss sagen, dass das Buch zwar oft ganz amüsant war und schnell gelesen. Allerdings fand ich Wanda ziemlich unsympathisch, unreif und egozentrisch. Ohne Rücksicht auf die Gefühle der anderen zieht sie ihren Egotrip durch. Besonders Jonathan wird wirklich mies und rücksichtslos behandelt. Eine Protagonistin, mit der ich mich so gar nicht identifizieren konnte.

Insgesamt bietet das Buch eine wenig tiefgreifende Geschichte.
Eva Lohmann hat später mit „Das leise Platzen unter der unsere Träume“ und „Wie Du mich ansiehst“ deutlich bessere und reifere Bücher nachgelegt. Dieses hier kann ich nicht wirklich empfehlen.

Bewertung vom 01.04.2025
Birds of Paris - Der verborgene Turm / Vögel von Paris Bd.2
Tordasi, Kathrin

Birds of Paris - Der verborgene Turm / Vögel von Paris Bd.2


ausgezeichnet

Léas Abenteuer in Paris geht spannend und magisch weiter

Nachdem wir mit großer Begeisterung schon den ersten Teil von „Birds od Paris: Das magische Pendel“ gelesen hatten, konnten wir die Fortsetzung „Birds of Paris: Der verborgene Turm“ kaum erwarten!
Hier geht Léas Abenteuer in Paris genauso magisch und spannend weiter wie im ersten Teil.
Dieser endete ja mit einem Schock: ich ihrem Wohnzimmer saß bei ihrer Mutter Monsieur Janvier!
Und das ist noch nicht alles: ihre Mutter arbeitet für ihn und Léa soll ab sofort auf eine ganz besondere, magische Schule gehen. Ihre Mutter erzählt ihr etwas, was eine große Herausforderung für Léa ist. Denn diese Schule wurde von den Vogelfängern gegründet! Wie kann Léa es schaffen, auf diese Schule zu gehen, ohne ihre Freunde zu verraten?
Es warten wieder einige gefährliche und magische Abenteuer auf die Freunde, bei denen erneut ihr Mut und ihr Zusammenhalt gefragt ist.
Auch der zweite Band dieser außergewöhnlich spannenden Fantasy-Reihe für Kinder ist wieder rasant geschrieben, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann! Besonders gegen Ende steigert sich noch die Sogwirkung bis zum fulminanten Showdown!
Dabei bleiben zum Ende noch einige Fragen offen, die auf eine lesenswerte Fortsetzung hoffen lassen! Besonders was das jüngste Mitglied der Band angeht, Coralie, werden hier einige Andeutungen gemacht, die uns sehr neugierig auf die weitere Geschichte der Kinder machen.
Wir können es kaum erwarten, bis der dritte Band erscheint und freuen uns schon sehr darauf!

Bewertung vom 31.03.2025
Fischtage
Brandi, Charlotte

Fischtage


weniger gut

Cover TOP, Inhalt FLOP

In "Fischtage" erzählt Charlotte Brandi die Geschichte der sechzehnjärigen Ella, die seit Beginn der Pubertät mit starken Wutanfällen zu kämpfen hat. Damit hat sie schon all ihre Freunde vergrault und immer wieder Stress mit ihrer dysfunktionalen Familie. Um nicht ins Internat zu müssen, geht sie zweimal wöchentlich zur Therapie. Ihre einzigr weitere feste Bezugsperson ist der alte Eckard, den sie von klein auf kennt, doch der ist leider an Demez erkrankt. Als Ellas jüngerer Bruder Luis verschwindet, macht sie sich auf die Suche nach ihm – begleitet von einem sprechenden Plastikfisch, den der alte Eckhard ihr anvertraut hat.
Bis hierhin war das Buch noch halbwegs lesbar, aber ab diesem Punkt ging es meiner Meinung nach nur noch bergab.
Auch wenn ich weder Bücher noch Menschen nach dem Äußeren beurteile, hat mich bei diesem Buch zugegebenermaßen doch das Cover sehr angesprochen. Leider ist das auch so ziemlich das einzig Gute an diesem Buch. Ich war zwar vorab schon etwas skeptisch, aber eben auch neugierig und hatte durch den Blurb einige Erwartungen an diesen Roman. Diese wurden leider überhaupt nicht erfüllt. Ich fand weder die Charaktere noch die Geschichte an sich überzeugend. Der Funke ist bei mir überhaupt nicht übergesprungen. Oksana fand ich noch am authentischsten und sympathischsten von allen getroffen, ansonsten ist man keiner der Protagonisten wirklich nahegekommen.

Für mich noch der beste Satz im ganzen Buch: "Lesen fiele mir von mir aus ja nicht ein. Das ist irgendwie nichts für mich. Ich glaube, es gibt Lese-Köpfe und es gibt andere Köpfe, und ich bin definitiv ein anderer Kopf. Bücher machen mir Angst, weil ich dann der Person, die da schreibt, so krass nahe bin. Weil, wenn die Bilder zu der Geschichte nur in deinem Kopf entstehen, hast du vorher besser dafür gesorgt, dass das eine saubere, sichere Gegend ist. Und mein Kopf ist echt einiges, aber weder besonders sauber noch besonders sicher. Meine inneren Bilder zu nur Worten sind meist sehr doll, und deswegen sind Bücher für mich schwierig."

Die Sache mit dem sprechenden Fisch fand ich, ehrlich gesagt, nur völlig albern und unpassend.
Ich hatte erwartet, dass stärker auf die Beziehung zwischen Ella und dem alten Eckard eingegangen wird, aber das wurde sehr knapp abgehandelt, so wie auch alle anderen Themen nur kurz angerissen wurden. Nichts wurde auserzählt oder vertieft. Auch den Schreibstil fand ich jetzt nicht sonderlich bemerkenswert.
Insgesamt für mich ein oberflächliches Buch, das ich sicher gleich wieder vergessen werde. - Absolut NICHT lesenswert.

Bewertung vom 29.03.2025
Wanda
Scheffel, Annika

Wanda


ausgezeichnet

"Wenn du dir etwas so sehr wünschst, dass es einfach möglich sein MUSS?" - Wunderschöner Jugendroman über Freundschaft und Zusammenhalt


Wir haben schon die bisherigen tollen Bücher von Annika Scheffel geliebt, unter anderem die schöne „Solupp“-Buchreihe. Daher haben wir uns sehr auf ihre Neuerscheinung "Wanda" gefreut, die noch dazu als hochwertige gebundene Ausgabe mit farbigem Buchschnitt daherkommt. Und genauso gut wie das Cover hat uns dann auch das Buch gefallen!

Zum Inhalt:
Die 13jährige Wanda ist ein Waisenkind und wünscht sich vor allem endlich eine richtige Familie. Als es mit ihrer aktuellen Pflegefamilie nach einer Woche auch wieder nicht klappt, beschließt sie abzuhauen. Sie hat genug vom Leben im Heim und der vergeblichen Suche nach einer Familie. Sie will ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Und während in der Stadt gerade eine Bärin entlaufen ist und alle nach ihr suchen, findet Wanda ausgerechnet an einem eigentlich sehr belebten Ort ein perfektes Versteck. Hier trifft sie nach und nach auf verschiedene Außenseiter*innen. Da ist zum Beispiel Sami, der irgendein Geheimnis mit sich herumschleppt. Außerdem die wundersame, alte Dora, die ihren Garten retten will. Dazu die schüchterne Peri, die gerne nicht mehr übersehen werden möchte von ihren Mitmenschen. Der liebenswerte Hotelportier Jo und die Straßenmusikerin Nino. Gemeinsam machen auch sie sich auf die Suche nach der entlaufenen Bärin. Denn wer sie findet, heißt es, hat als Belohnung einen Wunsch frei …

Annika Scheffel hat mit „Wanda“ einen wunderschönen Jugendroman geschrieben, den ich auch als Erwachsene sehr gerne gelesen habe (auch wenn sich manches aus Erwachsenen natürlich einigermaßen unrealistisch liest, aber egal!).
Die Autorin hat eine berührende und zugleich abenteuerliche Geschichte über Familie, Selbstbestimmung, Freundschaft und Zugehörigkeit geschrieben, in die sie sehr liebenswerte und authentische Charaktere gepackt hat.
Auch die "Nebenrollen" waren perfekt besetzt, ganz besonders liebenswert fand ich hier die Busfahrerin/Rikschafahrerin Janine!

Ein Buch, das Mut macht und Hoffnung gibt und zeigt, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!

"Wanda sieht zur Tür, guckt zum Fenster, man weiß ja nie. Und, kennst du das? Wenn du dir etwas so sehr wünschst, dass es einfach möglich sein MUSS? Auch, wenn alles dagegen spricht? So ist das. Deswegen das Warten."

"Das mit den Sternen war ihr Ding. Weil die überall sind. Und die niemand einfach wegmachen kann. Weil sie zwar riesig sind, aber von hier aus gesehen sehr klein und immer so schön glitzerig. Und weil sich in ihnen etwas unfassbar Großes, Wunderbares verstecken kann. Eine Bärin zum Beispiel."

"Was willst du? ", fragt Wanda leise und weiß nicht so genau, ob sie das die Bärin fragt oder vielleicht auch, ein bisschen, sich selbst." Wonach suchst du da draußen?"

"Leider ", sagt Jo leise und so ganz weiß Wanda nicht, was er meint, aber so ein bisschen dann schon: dass sie alle insgesamt vielleicht doch ein bisschen allein sind, mit ihrem geheimen Wünschen und Träumen und in ihren jeweiligen Welten, um die sich alles andere dreht."

"Manchmal ist Gerechtigkeit laut ", stellt Janine ruhig fest, "und manchmal ist sie ganz leise."

"Manche Geschichten haben ein gutes Ende ", flüstert Wanda." Auch im echten Leben."

Bewertung vom 26.03.2025
Kanak Kids
Dimitrova, Anna

Kanak Kids


ausgezeichnet

Zwischen zwei Welten: Kluger & zugleich witziger Jugendroman

Nachdem ich mit sehr großer Begeisterung Anna Dimitrovas zweiten Roman „People Pleaser“ (ganz, ganz große Leseempfehlung von mir!) gelesen habe, musste ich nun unbedingt auch noch ihren ersten Roman „Kanak Kids - Halb angepasst und voll dazwischen“ lesen. Auch das war wieder ein großartiges Leseerlebnis!

In diesem Buch geht es um die sechzehnjährige Dessi. Sie führt ein Doppelleben: Im Münchner Brennpunktviertel Neuperlach ist sie mit Jogginghose und „Alman-Jokes“ für ihre aus Bulgarien stammende Familie und ihre Freund‘*innen die coole Ausländerin, aber im Innenstadtgymnasium, wo sie auf Wunsch ihrer Mutter hingeht, ist sie Daisy: Mit blonde Perücke, blauen Kontaktlinsen, hippen Klamotten und perfektem Hochdeutsch. Ihre beiden Leben und Freund*innen hält sie streng voreinander geheim. So ist es eine tägliche Herausforderung für sie, überall dazuzugehören und sich anzupassen, um sich nicht angreifbar und verletzlich zu machen. Diese Taktik funktioniert auch ganz gut - bis sie jedoch eines Tages von Bo bei ihrer täglichen „Verwandlung“ erwischt wird. Und so ein Pech: Bo ist nicht nur Dessis Nachbar in Neuperlach, sondern auch ihr neuer Mitschüler am Elitegymnasium - und damit der Einzige, der ihre beiden Persönlichkeiten kennt. Dessi muss ihn überzeugen, dichtzuhalten. Kann das klappen oder fliegt sie auf?
Ab hier beginnt die wirklich witzige und gleichzeitig kluge Geschichte erst so richtig.
Dabei schafft es Anna Dimitrova ganz wunderbar, so interessante und nicht gerade einfache Themen (Migration, Angepasstheit, kulturelle Unterschiede, Vorurteile und Klischees, Alltagsrassismus) in einen sehr unterhaltsam zu lesenden Roman mit viel Tiefgang und Humor zu verpacken. Die Jugendsprache ist anfangs vielleicht (für Erwachsene wie mich) etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber hervorragend zum Buch und stört den Lesefluss in keinster Weise.
Die Charaktere sind alle sehr gut und authentisch dargestellt; besondes Dessi und Bo hatte ich gleich ins Herz g geschlossen, aber auch der Rest von Dessis Familie sowie Aylin, Chrissi, Ferdi, Ozan und alle anderen waren sehr passend getroffen.
Auch wenn ich „People Pleaser“ sogar noch einen Ticken besser fand, gebe ich bei „Kanak Kids“ ebenfalls mit gutem Gefühl 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

"Ich weiß, dass viele Leute mit Migrationshintergrund so einen "Scherz" mit einem kleinen Lächeln abtun. Man muss ja über sich selbst lachen können, sagen Sie. Aber müssen wir wirklich darüber lachen, dass wir jeden Tag mit Klischees von vor 50 Jahren konfrontiert werden?"

"Nice, ich dacht mir schon, dass du entspannt bist." - Ich zucke zusammen. Aus Erfahrung weiß ich, dass man "entspannt" ist, wenn man rassistische Witze über sich ergehen lässt. An Bos Körperhaltung erkenne ich, dass er meine Meinung teilt. Wir haben einen schnellen Blickaustausch, mit dem wir darüber debattieren, ob wir Max' Kommentar schleifen lassen sollen oder nicht. Am Ende beschließen wir, dass es sich nicht lohnt, mit ihm zu diskutieren. Er würde sowieso nichts an seinem Verhalten ändern."

"Vielleicht habe ich das Verstellen von meiner Mutter geerbt. Vielleicht ist dieser Anpassungsdrang aber auch etwas, das jede Frau, die im Patriarchat aufgewachsen ist, verspürt. Oder vielleicht liegt es nur an unserer Herkunft. Daran, dass wir es satthaben, zur ewigen Minderheit zu gehören. So oder so ist das Anpassen ein Lifestyle, der mich schon immer umgeben hat."

"Ich hab nämlich festgestellt, dass ich mich nicht entscheiden muss. Zwischen Neuperlach und München. Ich kann in beiden Welten existieren, meine Freundesgruppen kombinieren und Kanak und Nicht-Kanak zugleich sein. Ich bin eine Mischung aus allem, aber ich bin nicht mehr irgendwo dazwischen. Ich bin genau da, wo ich sein will."

Bewertung vom 24.03.2025
Glück
Thomae, Jackie

Glück


schlecht

Wichtiges Thema, sehr schwache Umsetzung

Das Buch „Glück“ von Jackie Thomae hatte ich irgendwo als Buchtipp bekommen, aber das war leider ein Flop für mich. Zu diesem Thema gibt es weitaus bessere Bücher.

Zum Inhalt: Einige sehr gut verdienende, privilegierte Karrierefrauen im Alter von Ende 30 bzw. Anfang 40 sind unglücklich, weil ihnen als letztes Statussymbol im Leben noch ein Kind fehlt. Sorry, dass ich es so krass formuliere, aber was diese Frauen hier machen, ist wirklich jammern auf höchstem Niveau.
Das Thema Kinderwunsch bzw. ungewollte Kinderlosigkeit finde ich sehr wichtig und interessant. Jedoch hat mir die Umsetzung hier überhaupt nicht gefallen. Die Charaktere konnten mich weder emotional erreichen noch überzeugen (am besten gefiel mir noch Lydia, wenn ich unbedingt wählen müsste). Auch die Story an sich hat mir nicht zugesagt. Das Buch las sich weitgehend sehr zäh und langatmig; viel Blabla und Geschwafel - Ehrlich gesagt, war ich ein paar Mal kurz davor, es abzubrechen. Dann kamen wieder ein paar gute Sätze und ich blieb dran ... aber es geht mehr um die Gefühlswelt einiger reichen Frauen als wirklich um das Thema Kinderwunsch. Das Thema wurde etwas verfehlt, finde ich.
Insgesamt hat mich das Buch hat leider überhaupt nicht begeistern können und ich war froh, als ich es beendet hatte. Meiner Meinung nach überhaupt nicht empfehlenswert.

Bewertung vom 23.03.2025
Wir kommen zurecht
Büsing, Annika

Wir kommen zurecht


ausgezeichnet

Einfühlsamer Roman übes Erwachsenwerden

Endlich ein neues Buch von Annika Büsing, die mich mit ihren Büchern „Nordstadt“ und „Koller“ schon sehr begeistert hatte!
In ihrem neuen Roman „Wir kommen zurecht“ geht es um den fast 18jährigen Philipp, der kurz vor dem Abitur stehlt. Er hat gelernt, sich sich immer zusammenzureißen, den Mund zu halten und niemandem auf die Nerven zu gehen. Und immer zu funktionieren.

"Manchmal dachte er, dass das sein ganzes Leben war minus merken: ja, anmerken lassen: nein."

Sein Vater ist ein erfolgreicher Chirurg, dessen neue Freundin Stella wohnt auch bei ihnen.
Phillips Mutter taucht nur ab und zu verschwommen in seinen Gedanken auf, dennoch kann er sie nicht aus seinem Leben löschen.

"Philipp hörte nur halb hin und wusste trotzdem, wovon sie sprachen. "Sie", das war seine Mutter. Obwohl sie abwesend war, bestimmte sie sein Leben."

Etwas Halt gibt Philipp nur sein bester Freund Lorenz, mit dem er fast alles teilt, bis auf seine unklaren Erinnerungen an einen Hund oder seine geheime, wilde Liebe zu der älteren Mascha.
Als die Polizei anruft und wieder einmal nach Philipps Mutter sucht, gerät seine Welt mal wieder ins Wanken.

"Wenn das Chaos ausbrach, hatte nichts mehr Bestand. Und jedes Mal, wenn sich die Wogen geglättet hatten, machte er sich daran, aus abertausenden Splittern die Normalität zusammenzusetzen, so wie sie ihm in Erinnerung geblieben war. Es musste alles immer weitergehen."

"Du kannst dich nicht ducken, wenn du nie weißt, wann der nächste Schlag kommt."

Doch Phillip kann so nicht mehr weitermachen und muss sich entscheiden: will er sich weiterhin am Riemen reißen oder endlich frei sein und sein eigenes Leben leben?

"Und alles, was bezwungen ist, wird kleiner und kleiner, es beginnt zu flimmern, es löst sich auf und verschwindet."

Annika Büsing hat ein leises, zartes Buch geschrieben, das von sehr genauer Beobachtungsgabe zeugt. Die Protagonisten sind alle sehr authentisch dargestellt, besonders in Phillip kann man sich sehr gut hineinversetzen und mit ihm fühlen.
Das Thema psychische Erkrankungen wird hier sehr feinfühlig und berührend in einen Roman verpackt, der mich sehr beeindruckt hat und noch lange in mir nachhallen wird. Ein herzerwärmender Roman voller Hoffnung - Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!