Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sago

Bewertungen

Insgesamt 551 Bewertungen
Bewertung vom 18.01.2025
Wolkig im Kopf
Subke, Jennifer

Wolkig im Kopf


weniger gut

Gründe, wolkig im Kopf zu sein, gibt es eigentlich viele: Wechseljahre Alter, Überlastung, Depression, Medikamente usw.

In ihrem Ratgeber führt Psychologin Jennifer Subke diesen Zustand hauptsächlich auf Stress und Trauma zurück, wobei die beispielhaft aus dem eigenen Erleben geschilderten Traumata eher mikroskopisch sind und nicht dem entsprechen, was Laien zu traumatischen Ereignissen in den Sinn kommt, nämlich Elebnisse rund um Verlust, Krankheit, Gewalt oder Tod.

Den Anfsng des Buches fand ich noch vielversprechend. Bald habe ich aber immer mehr Irritation empfunden.

Das begann schon damit, dass sich die Autorin zu Beginn jedes Kapitels selbst zitiert, anstatt we üblich andere kluge Köpfe zu Wort kommen zu lassen. Echte Übungen sucht man im Buch vergebens, es gibt allenfalls ein paar Fragestellungen. Zu Übungen gelangt man ausschließlich über QR-Codes im Internet. Wie lange werden diese wohl überhaupt zur Verfügung stehen? Ich persönlich habe sie nicht als hilfreich empfunden. Manches kam mir bekannt vor aus meinem Aufwärmprogramm füs Qigong, dort jedoch wesentlich meditativer. Ich hatte große Mühe, mir diese Übungen anzuhören und fand den unaufhörlichen Redefluss mit vielen "genau" und "sehr gut", obwohl mich doch gar niemand sieht, wirklich anstrengend.

Eine Lösung der Probleme sieht die Autorin in einem regulierten Nervensystem, ein Ansatz, der mich sehr interessiert hätte, wäre er nur sinnvoll im Buch gelehrt worden. Stattdessen gab es redundante Verweise auf die von der Autorin entwickelte Traumaorientierte Körperzentrierte Hypnose, die sie auf ihrer Homepage preisintensiv anbietet. Obendrauf kommt die Behauptung, dass herkömmliche Therapien scheitern und dass Subkes Ansatz, durch innere und äußere Bewegung zu heilen, im deutschsprachigen Raum einzigartig sei. Das macht fast sprachlos.

Bewertung vom 14.01.2025
Burning Crown / Dragonbound-Trilogie Bd.1
Niehoff, Marie

Burning Crown / Dragonbound-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

"Cassims Verwandlung sendet eine regelrechte Welle schwerer Magie aus, ebenso einschüchternd wie anziehend. Sie presst mir die Luft aus den Lungen, und ich stolpere rückwärts, weg von dem gigantischen Körper, der sich plötzlich vor mir entfaltet. Von den spitzen Hörnern und den schwarzen Schuppen, über die binnen Sekunden in Strömen der Regen rinnt. Von den Klauen, den Fängen, der schweren Macht, die sich vor meinen Augen entfesselt."

"Burning Crown" hat mich mehr in den Bann geschlagen als alle Drachenfantasy bisher. Am liebsten hätte ich die Geschichte einfach hintereinander weg gelesen.

Ich mag vor allem das Düstere daran und die zwiespältige Art, wie Drachenwandler Cassim charakterisiert wurde. Da ich in letzter Zeit unfreiwillig in Fantasygeschichten geraten bin, in denen sich die Protagonistinnen unerklärlich gern von unsympathischen love interests gängeln ließen, war es in "Burning Crown" für mich mal eine richtige Wohltat, dass in dieser Story Drachenreiterin Yessa durch die Gesellschaftsstrukturen die Vormacht hat.

Eine Liebe, die nicht sein darf und ein Kampf um Freiheit in der faszinierenden Welt von Eldeya. Ich freue mich sehr darauf, im nächsten Teil mehr über das spezielle Magiesystem zu erfahren!

Bewertung vom 11.01.2025
Ein Ohrensessel, zwölf Fragen und eine Reise zu dir selbst
Köhler, Tanja

Ein Ohrensessel, zwölf Fragen und eine Reise zu dir selbst


gut

"Wenigstens hatte sie immer ein passendes Zitat parat."

Nach dem Lesen hatte ich Lust auf Sternchensuppe. Die bereitet sich die namenlos bleibende Frau im Büchlein zu und das verbreitet ordentlich Wohlfühlstimmung, wie die ganze Geschichte. Darin regt die Suche nach dem perfekten Platz für einen Ohrensessel als Lieblingsplatz in ihrem Zuhause die Frau dazu an, sich Fragen über ihr Leben zu stellen. Die Lesenden begleiten sie dabei auf ihrer Gedankenreise.

"Was für ein Geschenk. Da liegt sie die Welt, und lädt mich von ganzem Herzen dazu ein, mich auf den Weg zu machen, um sie zu erkunden. Um mich zu erkunden. "

Für mich persönlich ist der Funke nicht richtig übergesprungen. Mir war es etwas zu viel Kreisen um sich selbst und zeitweise eher betulich als tiefgründig. Das gilt auch für die Ratschläge, in denen sich der Text direkt an die Lesenden wendet. "Lerne dich mit all deinen Seiten kennen, lieben und schätzen."
Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch für Leute gut geeignet ist, die dazu neigen, "die Herzensmomente des Lebens" leicht zu übersehen. Menschen, die dagegen vor großen Herausforderungen stehen oder sich in Krisen befinden, werden hier eher nicht aufgefangen. Mich haben einzelne Ideen wie ein Herzenswunsch in Form eines Hundes und die Sternchensuppe sehr angesprochen, aber leider nicht das Konzept in Gänze.

Bewertung vom 09.01.2025
The Games Gods Play / Schattenverführt Bd.1
Owen, Abigail

The Games Gods Play / Schattenverführt Bd.1


sehr gut

Wenn Hades permanent nach Bitterschokolade duftet, befindet wir uns natürlich in einer Romantasy.

Abigail Owen gewinnt der Götterwelt der griechischen Mythologie unterhaltsame neue Seiten ab. Einige wenige, wie etwa eine Chatgruppe der Götter, fand ich persönlich für einen New Adult Roman zu verspielt.

Die junge Lyra wurde bei ihrer Geburt von Zeus verflucht, nie geliebt zu werden, weswegen ihre Eltern sie einfach an eine Diebesgilde weiterreichen. Vollkommen unerwartet wird Lyra vom Unterweltgott Hades erwählt, als seine Championesse im Crucible anzutreten, bei dem die Götter um die Macht im Olymp kämpfen. Als Preis winkt Lyra die Aussicht, vom Fluch erlöst zu werden. Aber gleichzeitig gerät sie in Gefahr, wirklich alles zu verlieren...

Trotz ihrer Länge fliegen die Seiten der Geschichte nur so dahin. Das hat mich manches Mal erstaunt, da mich die Anziehungskraft zwischen Lyra und Hades so gar nicht erreicht hat. Warum fasziniert die wie ein Teenager agierende Lyra einen jahrtausendealten Unsterblichen? Gar nicht romantisch fand ich außerdem das Machtgefälle zwischen den beiden und die "Du bist mein"-Vibes bei Hades und die "Warum finde ich es sexy, dir zu gehorchen"-Vibes bei Lyra. Und weswegen wird das Buch bloß als Slow Burn beworben?

Als Ausgleich gibt es die Aufgaben des Crucible und viele nette Ideen wie die Drachenzähne, die ausgesät zu Kriegern werden. Gern dürfte im nächsten Teil daraus noch ein komplexeres Worldbuilding werden.

Bewertung vom 31.12.2024
Das Schweigen der Knochen
Hur, June

Das Schweigen der Knochen


ausgezeichnet

"Vielleicht nahmen viele Geheimnisse so ihren Anfang: mit Furcht."

Von Geheimnissen wimmelt es geradezu in dieser Geschichte aus Korea im Jahr 1800, die so viel mehr ist als nur ein Kriminalfall.

Die junge Seol ist Dienerin in einem Polizeirevier. Männer sollen sich so weit wie möglich von fremden Frauen fernhalten, weshalb Seol, wann immer es um Frauen als Leichen oder Zeuginnen geht, an den Ermittlungen teilnimmt. Als das adlige Fräulein O. ermordet aufgefunden wird, fällt dem ermittelnden Inspektor Han schnell auf, wie wissbegierig und intelligent Seol ist. Auch Seol schätzt den Inspektor sehr. Dennoch kann sie nicht die Augen davor verschließen, dass Han selbst verdächtig ist...

Politische Intrigen, religiöse Verfolgungen, Familientragödien - das sind nur einige Themen dieser packend und farbenprächtig erzählten vielschichtigen Story. Ganz nebenbei bekommt man Einblicke in eine Zeit, in der die Missachtung von Frauen und Folter an der Tagesordnung waren. Immer wieder gab es Wendungen, die mich überraschen konnten. Die couragierte Seol war mir so sympathisch, dass ich ger noch mehr über sie lesen würde. Aber auch so freue ich mich auf weitere Bücher von June Hur.

Bewertung vom 26.12.2024
Silent Secrets / Mondia-Dilogie Bd.1
Flint, Alexandra

Silent Secrets / Mondia-Dilogie Bd.1


sehr gut

Dass Bücher die Welt zusammenhalten, dürfte jedem Bibliophilen unmittelbar einleuchten. In dieser Romantasy tun sie das buchstäblich, denn ohne die Weltenbibliothek Mondia unterhalb von Paris drohen Katastrophen die Welt zu vernichten. Mondia wiederum braucht eine Ripari, die sie am Laufen hält. Als die letzte Ripari stirbt, scheint der Geheimorden rund um die Mondia ratlos. Doch dann begegnet der junge Kasimir Remy und die scheint über geheimnisvolle Fähigkeiten zu verfügen...

Weltenschreiber, Zeilenspringer und Ripari: So eine Bücherwelt macht einfach großen Spaß zu lesen. Zudem sind Kasimir und Remy herzige Protagonisten, die man einfach mögen muss, auch wenn das Konzept rund um die adoptierte Remy, die zunächst nichts von ihren Kräften ahnt, natürlich nicht neu ist. Die Geschichte hat sich unglaublich leicht weggelesen. Auch ohne den Cliffhanger würde ich den Abschluss der Dilogie auf jeden Fall lesen wollen. Hier darf dann gern die Welt der Mondia noch tiefgründiger ausgebaut werden.

Bewertung vom 25.12.2024
Immortal Longings
Gong, Chloe

Immortal Longings


sehr gut

"San-Er zeichnet sich vor allem durch Chaos aus, durch seine Wirren und das Durcheinander aus Beziehungsgeflechten, die sich ineinander verheddern."

Mit den verwahrlosenden Zwillingsstädten San-Er im Reich Talin schafft Chloe Gong ein überzeugend komplexes Worldbuilding. Vor allem die vielschichtig ausgearbeitete Idee des Körperspringens ist innovativ. In einer Welt, in der einige Menschen die Körper wechseln können wie Hemden, bleibt nichts je sicher.

Herrscherstochter Calla hat bereits ihre eigenen tyrannischen Eltern ermordet und lebt seitdem im Untergrund. Die kommenden tödlichen Spiele in San-Er liefern ihr nun die Chance, auch ihren Onkel König Kasa aus dem Weg zu räumen. Doch dazu muss sie gewinnen. Aber ebenso erfolgreich und brutal wie sie kämpft sich der notorische Körperspringer Anton durch die Spieler. Können aus Gegnern Vetbündete werden? Oder sogar viel mehr?

Diese neue Variante eines Wettkampfes um Leben und Tod ist äußerst fesselnd geschrieben. Schwierig fand ich allerdings die selbstverständliche Allgegenwart von Gewalt. Die Teilnehmenden benutzen Massaker als Abkürzung zum Wohlstand. Auch wenn Calla und Anton dabei teilweise altruistische Motive zugeschrieben werden, hat dies für mich eine Identifikation mit den Protagonisten erschwert, vor allem bei Calla. Dazu, die eigenen Eltern so brutal umzubringen, gehört schon einiges.

Trotzdem freue ich mich nach dem verblüffenden Ende dieses ersten Teils auf eine baldige Rückkehr in diese überraschende Welt.

Bewertung vom 22.12.2024
Spellshop
Durst, Sarah Beth

Spellshop


ausgezeichnet

"Es war nicht so, dass sie Menschen nicht mochte. Sie mochte Bücher einfach lieber. Bücher machten kein Theater, verurteilten oder verspotteten einen nicht und wiesen einen auch nicht zurück."

Sarah Beth Durst wollte ein Buch wie warme Schokolade oder eine wohlige Umarmung schaffen und das ist ihr sehr gelungen. Ich lese schon mein Leben lang Fantasy, aber Cozy Fantasy war bisher noch nicht darunter. Diese hat mich wirklich begeistert.

Die Bibliothekarin Kiela fleht, als die kaiserliche Hauptstadt von Rebellen eingenommen wird und die Bibliothek brennt. Begleitet wird sie nur von der verzauberten Pflanze Caz und einigen Truhen voller Zauberbücher. Obwohl Magie nur wenigen studierten Zauberern vorbehalten ist, kann Kiela die Bücher einfach nicht verbrennen lassen. Sie und Caz kehren zurück nach Coltray, die Heimatinsel ihrer verstorbenen Eltern. Dort findet sie nicht nur ein völlig überwuchertetes Cottage vor, sondern auch eine Schar von Inselbewohnern, vor, die man wirklich als divers bezeichnen kann. Schließlich haben sie Hörner, Hufe und Fell. Ihr neuer Nachbar, ein Seepferdhirte, scheint ein Interesse an der blauhaarigen, blauhäutigen Kiela zu entwickeln...

Wer denkt, dass hier nur Marmelade eingekocht wird, irrt gewaltig. Die Handlung ist wirklich vielschichtig und voller zauberhafter Wesen. Es macht einfach Spaß zu lesen, wie die sympathische Kiela immer mehr ihr Schneckenhaus verlässt. Und natürlich kann sie die Zauberbücher nicht ungenutzt in den Truhen lassen, was nicht ohne Folgen bleiben kann.

Was für eine zauberhafte, fantasievolle Story voller Protagonisten, die man gern haben muss. Ich habe mich damit so wohlgefühlt, dass ich trotz des runden Endes auf eine Fortsetzung hoffe!

Bewertung vom 21.12.2024
Die 13 Tode der Lulabelle Rock
Woolf, Maud

Die 13 Tode der Lulabelle Rock


sehr gut

Die Porträts sind leicht zu erkennen, nicht nur wegen ihrer Schönheit. Sie haben etwas Gekünsteltes an sich, eine seltsame Stille umgibt sie, selbst wenn sie umherlaufen und reden. Sie wirken, als seien alle ihre Bewegungen aus einer endlos langen Fotoserie zusammengestellt."



Die Schauspielerin Lulabelle Rock hat von sich 13 Porträts erschaffen lassen. Porträts sind eine Art Klone, die ihren Originalen unangenehme Aufgaben abnehmen. Doch nun soll Schluss damit sein, denn Nr. 13 wurde einzig erschaffen, um ihre zwölf Vorgängerinnen zu "entsorgen"....



Wir folgen der bewaffneten 13, die durch die Stadt Bubble City irrt. Für 13 ist diese Welt genauso neu wie für die Lesenden, wodurch ein ganz eigener Reiz entsteht. Schade nur, dass kaum Zeit für ein Worldbuilding aufgewendet wird, was Bubble City etwas kulissenhaft Skizzenartiges gibt. Während 13 allmählich Bewusstsein und Identität ausbildet, spielt die Story mit existentiellen Fragen, ohne ihnen wirklich Tiefe zu verleihen, was angesichts des rasenden Tempos, mit dem sich 13 durch die Porträts arbeitet, auch kaum möglich wäre. Trotzdem bleibt die Story bis zum Schluss fesselnd, auch wenn viele Fragen offen bleiben. Mit Blade Runner bzw. der berühmten Klassiker-Buchvorlage "Träumen Roboter von elektrischen Schafen" kann das Buch leider nicht mithalten und wirkt im.Vergleich dann eher selbst wie ein Porträt.

Bewertung vom 19.12.2024
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


ausgezeichnet

"Vanessa Chapman war keine Bildhauerin, sie war Malerin und Keramikkünstlerin. Doch da war das Werk, schön und sonderbar, ein zartes Mysterium, das perfekte Rätsel."

Vanessa Chapmans Werke stehen nach ihrem Tod hoch im Kurs. Als bei einer Ausstellung ein Anthropologe behauptet, seine Meinung nach enthalte eine ihrer Skulpturen eine menschliche Rippe, entsteht der Verdacht, ihr Leben könnte so geheimnisvoll gewesen sein wie ihre Werke. James Becker, der Kurator der Stiftung, die Vanessas Kunst geerbt hat, reist auf die abgelegene Insel Eris, in der Hoffnung, in Vanessas Nachlass Hinweise zu finden, dass Vanessa von der Herkunft des Knochens nichts wusste.

Die Story wimmelt nur so von Geheimnissen, so dass man rätselt, wer hier alles Leichen im Keller haben könnte. Mit gutem Grund ist das Buch nach der blauen Stunde der Dämmerung benannt, in der die Dinge häufig nicht so sind wie sie scheinen.

Wunderbar atmosphärisch erschafft Paula Hawkins die Kulisse einer isolierten Insel und nimmt bewusst Bezug auf die düstere Erzählkunst von Daphne duMaurier. Die Handlung wird aufgelockert von Erinnerungen, Zeitungsausschnitten und Tagebucheintragungen. Aber welcher Erzählperspektive kann man trauen? Paula Hawkins gewährt psychologisch versiert Einblicke in gequälte Seelen, formuliert brillant und erzählt unvergleichlich spannend.