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Benutzername: 
Anke
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2022
Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)
Steinfeld, Mimi

Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)


gut

Cressida ist eine junge Frau, die sehr spontan lebt und eigentlich immer am Rande der Pleite ist. Nach dem Tod ihrer Mutter erfahren Cressida und ihre Schwestern von ihren unterschiedlichen Vätern, und Cressida erbt dazu noch das alte Bistro ihrer Mutter, das seit Jahren leer steht. Keiner traut ihr zu, dass sie daraus etwas machen könnte, chaotisch, wie sie ist. Zudem hat die Mutter einen sehr speziellen Wunsch, was mit ihrer Urne geschehen soll, und Cressida ist diejenige, die sich nach dem Willen ihrer Schwestern auch darum kömmern soll...

Das Ganze ist eine ziemlich turbulente Geschichte, liest sich schnell weg und macht Spaß. Ich habe immer ein bisschen zwischen Sympathie und Kopfschütteln geschwankt, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass jemand mit dieser Lebenseinstellung sein Leben meistern kann. Ich denke, Cressida ist ziemlich überzeichnet dargestellt, aber manchmal braucht man sowas, um einfach abzutauchen. Da ist es dann egal, wie haarsträubend die Geschichte ist, es ist ein netter Zeitvertreib, wenn man mal Lust auf was Leichtes hat.

Bewertung vom 07.11.2021
Unter dem Schnee
Burseg, Katrin

Unter dem Schnee


ausgezeichnet

Der Roman "Unter dem Schnee" spielt zur Jahreswende 1978/1979, als ganz Norddeutschland im Schnee versank. Und genau an dem Tag, als der große Schnee hereinbricht, solte eigentlich die ehemalige Hausherrin Gräfin Luise von Schwan beerdigt werden. Daraus wird erstmal nichts, und viele der angereisten Trauergäste sind wegen des Schnees im Gutshaus gefangen. Doch plötzlich taucht wie aus dem Nichts eine junge Frau auf, die das gesamte Familiengefüge ins Wanken bringt.

Das Buch ist interessant geschrieben, liest sich ganz flüssig, ich habe es in drei Tagen verschlungen. Ich finde es spannend, dass hier ein realer historischer Hintergrund (der extreme Schneewinter) mit einer fiktiven Geschichte verwoben wird. Ich kenne die Berichte über die Schneemassen als Kind aus dem Fernsehen und fand es damals befremdlich, wie in so einer Gegend so viel Schnee fallen kann, dass Häuser und Straßen meterhoch eingeschneit sind. Ich stelle mir die Situation als sehr beängstigend vor, und dieses Gefühl wird im Buch auch sehr gut transportiert. Die Geschichte verwebt geschickt noch weiter zurückliegende historische Vorfälle, nämlich die der Zwangsarbeiter im zweiten Weltkrieg. Das heißt, man muss in der Zeitebene zweimal zurückgehen, woran ich mich manchmal selbst erinnern musste, wenn es z.B. um das Alter der Leute ging.

Alles in allem kann ich das Buch sehr empfehlen, es hat Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen und ist eine gute Einstimmung auf die Winterzeit.

Bewertung vom 21.09.2021
Eine ganz dumme Idee
Backman, Fredrik

Eine ganz dumme Idee


sehr gut

Ein gescheiterter Bankraub, nach dem sich der Täter in ein Haus flüchtet und aus Versehen in eine Wohnungsbesichtigung gerät und die dort anwesenden Bewerber als Geiseln nimmt. Man hat das Gefühl, schlimmer kann es für den Bankräuber nicht kommen. Auch die Vorgeschichte, die nach und nach erzählt wird (und zwischendurch dann auch noch eine überraschende Wendung nimmt) gehört in die Kategorie "alles, was schiefgehen kann, geht auch schief".

Eigentlich ist die Geschichte komplett absurd, aber wenn man sich darauf einlässt, ist das Buch einfach nur ein großer Spaß. Wie eins zum anderen kommt, manche Sachen sich im Laufe der Geschichte auflösen und andere Aspekte dazukommen, die alles plötzlich wieder auf den Kopf stellen, so dass man am Schluss gar nicht mehr wirklich weiß, wie die Geschichte jetzt eigentlich wirklich verlaufen ist, das ist schon sehr genial gestrickt.

Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen.

Bewertung vom 16.09.2021
Wo auch immer ihr seid
Pham, Khuê

Wo auch immer ihr seid


ausgezeichnet

In ihrem Erstlingswerk "Wo auch immer Ihr seid" erzählt die Zeit-Redakteurin Khuê Pham die Geschichte ihrer Familie in einem Roman verpackt.

Kièu lebt als junge Deutsch-Vietnamesin im heutigen Berlin und ist gar nicht begeistert, dass sie mit ihrer Familie zur Beerdigung ihrer Großmutter, die in den USA lebt, und die sie kaum kennt, fliegen soll. Vor Jahren hatte ihr Vater den Kontakt zu seiner Mutter abgebrochen, so dass Kièu kaum etwas über ihre vietnamesische Familie weiß. Ihre Eltern haben immer versucht, so deutsch wie möglich zu werden, weil sie sich dem Land, in das sie ausgwandert sind, anpassen wollten. So kann Kièu auch ihren Namen gar nicht korrekt aussprechen und nennt sich selbst daher einfach Kim.

Im Laufe der Geschichte erfährt man in Rückblenden die verschiedenen Lebenswege ihrer Familienmitglieder. Ihre Eltern konnten noch einigermaßen problemlos als Studenten nach Deutschland ausreisen, doch der Rest der Familie blieb zurück und wurde vom Vietnamkrieg überrannt. Der Großvater kam ins Arbeitslager, der Onkel versuchte erfolglos, über die amerikanische Botschaft zu flüchten und musste dann auf dem Landweg fliehen. Das alles erfährt sie zusammen mit dem Lesr nach und nach.

Das Buch ist sehr eindrücklich geschrieben, in einer schönen, teilweise poetischen Sprache, und man kann die Zerrissenheit, die der Kontrast zwischen ihrer Familienherkunft und ihrem heutigem Leben in ihr auslösen, sehr gut nachvollziehen. Und in gewissem Sinne ist das Buch extrem aktuell, weil z.B. der Abzug der Amerikaner aus Saigon sehr an den überstürtzten Abzug der Streitkräfte der USA und anderer Staaten aus Kabul erinnert.

Alles in allem kann ich das Buch komplett empfehlen, es bringt einem das Land und die Geschichte nahe (und auch die Sprache - mir war bisher überhaupt nicht bewusst, wie viele Akzentzeichen es auf diversen Buchstaben geben kann), und man kann sehr gut in die Erzählung eintauchen und hat das Gefühl, man erlebt alles hautnah mit. Ein wirklich beeindruckendes Buch!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2021
Bella Musica
Gerstenberger, Stefanie

Bella Musica


ausgezeichnet

Die Münchner Halbitalienerin Luna ist auf der Suche nach Spuren ihrer Großmutter und ihres Vaters. Die Suche verschlägt sie in verschiedene Orte Italiens und gestaltet sich teilweise sehr abenteuerlich, aber am Ende geht alles gut aus.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, sowohl von der Geschichte her (okay, manchmal war schon ein bisschen Kitsch und unnötige Dramatik drin), als auch von der Art des Erzählens. Es tut gut, endlich mal ein Buch zu lesen, bei dem man nicht auf jeder Seite irgendwelche Rechtschreib- oder Grammatikfehler entdeckt. Die Rückblenden in die Zeit der Großmutter haben mir sehr gut gefallen, man lernt eine ganze Menge über das Leben (als Frau) zur damaligen Zeit. Als Einschübe passten diese Kapitel auch sehr gut, weil sich die Geschichte dadurch langsam entwickelte und man gespannt gewartet hat, wann die beiden Stränge zusammengeführt werden.

Das Cover sieht schön aus und ist eine gute Einstimmung auf die Geschichte.

Alles in allem kann ich das Buch sehr empfehlen.

Bewertung vom 11.10.2020
Just Like You
Hornby, Nick

Just Like You


gut

Der 22jährige schwarze Aushilfsmetzger und Fußballtrainer Joseph verliebt sich in die 20 Jahre ältere weiße Lehrerin Lucy. Das birgt natürlich jede Menge Konfliktmaterial, und es wird auch immer thematisiert: der Altersunterschied, hat so eine Liebe überhaupt eine Zukunft, wenn man an das Älterwerden denkt, die Probleme, die beide mit ihren jeweiligen Kreisen bekommen, weil sie eine Beziehung zu jemandem mit einer anderen Hautafarbe anfangen etc. Das Ganze vor dem realen Hintergrund der Brexitentscheidung, die das Buch ziemlich real macht. Ich fand die Sprache oft ziemlich gestelzt und die Wendungen der Geschichte manchnmal auch etwas konstruiert. Außerdem bin ich mir immer noch nicht im Klaren, ob ich die Hauptpersonen sympatisch finden soll oder nicht, und das stört mich irgendwie. Aber trotzdem war es eine gute Erfahrung, das Buch gelesen zu haben, und manche Szenen waren einfach lustig und schön zu lesen.

Bewertung vom 30.12.2018
Terra
Orgel, T. S.

Terra


sehr gut

Ich habe lange schon kein Science Fiction mehr gelesen, aber dieses Buch hat mich doch wieder gepackt. Das Leben in der Zukunft und im Weltraum wird anschaulich beschrieben, und es gibt durchaus Anspielungen auf unsere aktuelle Zeit. Manchmal habe ich beim Lesen aber auch gedacht, wie gut, dass es solche technischen "Errungenschaften" in meiner Welt noch nicht gibt. Die Story ist spannend, die Charaktrere sind sympathisch (aber erfreulicherweise nicht nur strahlend gute Helden), man kann sich gut in das Geschehen hineinfühlen. Das Format ist etwas unhandlich, vor allem, wenn man das Buch hauptsächlich unterwegs in der Bahn liest. Das Cover ist ästhetisch und passt (auch mit der Schrift) gut zum Thema. Alles in allem kann ich das Buch empfehlen.