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Knoermel

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Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2024
Die Kastanien an der Gracht - Miep Gies und das Tagebuch der Anne Frank
Imhof, Agnes

Die Kastanien an der Gracht - Miep Gies und das Tagebuch der Anne Frank


ausgezeichnet

1942, die Familie Frank muss untertauchen um dem Naziregime zu entkommen. Otto Frank hat alles vorbereitet und bittet seine Sekretärin, Miep Gies, um Hilfe. Miep zögert nicht und ist bereit zu helfen. Unterstützung bekommt sie von ihrem Mann und einigen eingeweihten Kollegen. Wer kennt sie nicht, die Geschichte des Hinterhauses, das zum Versteck der Familie Frank und ihren Freunden wurde. 2 Jahre lang versorgt Miep die Familien mit Lebensmitteln und sorgt für ein wenig Ablenkung. 2 Jahre lang ist die Angst und die Sorge vor Entdeckung ihr ständiger Begleiter, aber davon lässt sie sich nicht beeindrucken. Sie tut alles, um die versteckten Familien zu schützen und nimmt in Kauf selbst verhaftet und ins KZ verschleppt zu werden.

Der Roman erzählt die Geschichte aus Mieps Perspektive. Hauptsächlich geht es natürlich um die Zeit ab 1942, aber es gibt auch immer wieder Rückblicke. Zum Beispiel in die Anfangszeit von Otto Frank in Amsterdam und wie Miep und er sich kennenlernen. Wie und warum Miep überhaupt von Österreich in die Niederlande gekommen ist, oder wie sie Ihren Mann Jan kennengelernt hat. Diese Rückblicke haben mich manchmal etwas durcheinander gebracht. Ich musste immer mal wieder zurück blättern, um zu gucken in welchem Jahr wir überhaupt sind.

In den Passagen ab 1942, als die Familien untergetaucht sind, ist die Angst vor Entdeckung in jeder Zeile zu spüren. Wir begleiten Miep bei ihrem täglichen Kampf darum genug Lebensmittel zu bekommen ohne aufzufallen. Wem kann man in diesen Zeiten überhaupt noch vertrauen? Neben der Angst und der Traurigkeit gibt aber auch immer wieder schöne Augenblicke. Geburtstage, die gemeinsam im Hinterhaus gefeiert werden, oder Annes leuchtende Augen, wenn Miep ihr etwas besonders Schönes mitgebracht hat. Miep und ihre Helfer waren für die versteckten Familien ein täglicher Lichtblick in diesen düsteren Zeiten. Sie hat sich nie als Heldin gesehen, in meinen Augen war sie das aber. Genauso wie die anderen, die sich dem Widerstand gegen die Nazis angeschlossen haben.

Dieses Zitat von Miep fand ich sehr traurig, aber auch sehr schön. „Ich konnte die Familien nicht retten, ihnen aber 2 Jahre schenken.“

Gute Recherche und ein angenehmer Schreibstil. Die Autorin schreibt mit einem gewissen Fingerspitzengefühl über die Personen und Geschehnisse. Sicher keine leichte Aufgabe.

Trotz des bedrückenden Themas eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.09.2021
Eis. Kalt. Tot.
Nordby, Anne

Eis. Kalt. Tot.


sehr gut

Mit Eis. Kalt. Tot. startet Anne Nørdby eine neue Reihe. Da ich die anderen Bücher von ihr sehr gerne gelesen habe, waren die Erwartungen ziemlich hoch. Ich wurde nicht enttäuscht.

Marit Rauch Iversen unterstützt als Super-Recognizerin in besonders kniffeligen Fällen das Ermittlerteam um Kommissarin Kirsten Vinther. Aktuell haben sie es mit einer besonders brutalen Mordserie zu tun, die den Ermittlern alles abverlangt. Es gibt ziemlich viele Spuren in alle Himmelsrichtungen und brutal zugerichtete Opfer. Da brauchen sowohl Ermittler, als auch Leser starke Nerven.

Der Schreibstil ist wie immer gut zu lesen und kurze Kapitel lassen einen immer weiterlesen.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich. Kirsten Vinther tritt sehr dominant auf und hat ihr Team im Griff. Damit hatte ich anfangs so meine Probleme. Grade gegenüber dem neuen, etwas ruhigerem, Mitarbeiter Jesper, fand ich ihre Art ziemlich unangemessen. Das hat sich zum Glück im Laufe des Buches gelegt. Marit hat mir am besten gefallen. Alleine durch ihre „Gabe“ ist sie schon besonders, aber auch sonst fand ich sie einfach nur sympathisch und interessant. Interessant fand ich auch den Ausflug in die Sagen- und Mythenwelt Grönlands, der für den nötigen Grusel gesorgt hat.

Alles zusammen ergibt einen rasanten Thriller, der den Leser in Atem hält, bis der Täter gefunden ist.

Bewertung vom 14.09.2021
Das Mädchen im Nordwind
Baldvinsson, Karin

Das Mädchen im Nordwind


sehr gut

1936: Luise ist Jüdin und lebt wohlbehütet zusammen mit ihren Eltern in Lüneburg. Ihr Vater betreibt erfolgreich das Kaufhaus Rose. Ihr Bruder Heini studiert in Berlin und bringt bei einem seiner Besuche seinen Freund Jónas, einen Isländer, mit. Luise und Jónas verlieben sich unsterblich ineinander. Aber es ist eine Liebe, die nicht sein darf. Der Druck auf die Juden wächst täglich. Trotzdem können die beiden nicht ohne einander. Als Luise dann auch noch schwanger wird, muss sie schnellstmöglich fliehen, bevor es zu spät ist.

2019: Sofie hat ihren Job verloren, mit ihrer Beziehung läuft es auch nicht so recht. Um sich über einige Dinge klar zu werden geht sie im Rahmen von Work and Travel für 3 Monate nach Island. Dort soll sie ein Haus renovieren. Für sie als Tischlerin eine einfache Aufgabe. In diesem Haus findet sie in einem alten Schreibtisch die Aufzeichnungen von Luise, aus einer der dunkelsten Zeiten der Geschichte.

Eigentlich hat mir das Buch gut gefallen. Die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind gelungen und irgendwie wollte ich immer weiterlesen. Die Geschichte von Luise hat mich dabei mehr angesprochen, auch wenn es eine bedrückende Geschichte ist. Die furchtbaren Beschreibungen, was den Juden in dieser Zeit angetan wurde, hat mich immer wieder innehalten lassen. Trotz der Grausamkeiten, war die Geschichte zwischen Luise und Jónas herzerwärmend zu lesen.

Der Teil in der Gegenwart konnte mich nicht so überzeugen. Der Ausflug in Sofies Liebesleben war mir einfach zu kompliziert und teilweise unglaubwürdig. Nach ihrer problematischen Beziehung in Deutschland, stürzt sie sich direkt in die nächste komplizierte Liebelei. Das ging mir alles zu schnell. Warum Björgvin so ist, wie er ist, hat sich zwar im Laufe der Geschichte aufgeklärt, trotzdem fand ich den Teil in der Gegenwart insgesamt etwas zäh.

Die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen, die vereinzelten Sätze und Worte auf Isländisch und die Herzlichkeit der Isländer, haben mich aber wieder versöhnt.

Zum Schluss hat sich alles harmonisch zusammengefügt, trotzdem sind mir sämtliche Figuren irgendwie ferngeblieben. Ich war nur als Zuschauer am Rande dabei und leider nicht mittendrin.

Nichtsdestotrotz hatte ich einige schöne Lesestunden und möchte jetzt unbedingt nochmal nach Island.