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Svanvithe

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2024
STARCK und der erste Tag
Jaschinski, Christian

STARCK und der erste Tag


sehr gut

„Er hatte überlebt. Doch sein Leben war das Einzige, was ihm geblieben war. Alles andere hatten sie ihm genommen.“

Andreas Starck steht vor den Scherben seines Glücks, als er aus der Haft entlassen wird. Fünf Jahre hat der ehemalige Oberstaatsanwalt als Wirtschaftsstraftäter unschuldig im Gefängnis gesessen. Alles ist ihm genommen worden. Seine Frau. Seine Tochter. Sein Ruf und seine Karriere. Ganz offiziell und vor Gericht.

Jetzt kennt er als Erstes nur ein Ziel: Er möchte wieder mit seiner Tochter Greta, die er zuletzt als Zweijährige gesehen hat, zusammen eine Familie sein. Allerdings ist das gar nicht so einfach. Denn das Mädchen lebt nicht wie er bislang glaubte in einer Pflegefamilie, sondern ist adoptiert worden, ohne dass er als Vater seine Einwilligung gegeben hat. Starck wird klar, dass er rechtlich gesehen keine Möglichkeiten besitzt, sein Kind zu erreichen. Also muss er sich anderer Mittel bedienen.

Darüber hinaus treibt ihn an, seine Rehabilitation zu erreichen, die offensichtlichen Ungereimtheiten aufzuklären und diejenigen zu finden, die für seine Verurteilung verantwortlich sind. Er will die wahren Täter zur Strecke bringen und auch die Mörder seiner geliebten Frau Daniela der gerechten Strafe zuführen.

Sein Freund Duncan, den er während der Haft kennengelernt hat, unterstützt ihn und stellt ihm Meisterdiebin Vanessa an die Seite.

Kann Starck auch auf die Hilfe von Jan-Hendrik Steinbeck bauen? Der Kriminalhauptkommissar ist während seiner Dienstzeit als Staatsanwalt nicht unbedingt sein Freund gewesen, gehört aber zu den aufrichtigen Menschen, die einen guten Job machen und denen Starck vertrauen könnte ...


Mit „Starck und der erste Tag“ startet Christian Jaschinski seine Reihe um den ehemaligen Staatsanwalt Andreas Starck, der – und das liegt deutlich auf der Hand – Opfer eines diffizilen Komplotts geworden ist und sich nach dem Absitzen seiner Strafe weiterhin einem Netz aus Falschaussagen und Lügen, Intrigen und Verschwörung, Drohung und Bestechung, Mord und dunklen Machenschaften gegenübersieht. Nicht zuletzt gilt es jede Menge Geheimnisse zu lösen, die bis in die eigene Familie reichen.

Christian Jaschinski zieht einen beim Lesen sofort in den Bann. Zwar ist seine Erzählweise eher ruhig, jedoch kurze Kapitel, schnelle Schnitte und eine zunehmende Intensität treiben die durchdachte Handlung voran und bieten einen hohen Unterhaltswert.

Bis auf wenige Wiederholungen in den Gedankengängen ist das Geschehen um Andreas Starck, auf dessen Seite die Leserschaft von Anfang an steht, facettenreich und mit einer stetigen anspruchsvollen Spannungsdramatik ausgestattet.

Dass der Autor zumindest das geltende (Familien)Recht beugt, sei ihm verziehen, weil dies verständlicherweise für seinen Plot entscheidend ist. (Dies fällt insofern wahrscheinlich nur denjenigen mit entsprechender Kenntnis auf.)

Vom Autor werden viele Spuren gelegt, die ein intensives Mitdenken (er)fordern und uns fesseln, so dass wir gemeinsam mit seinem Protagonisten Andreas Starck den Hinweisen folgen und bei den einzelnen Lösungsschritten einbezogen werden.

Hervorzuheben ist zudem, dass Christian Jaschinski seine Figuren abwechslungsreich gestaltet hat.

Neben seinem Helden, der in sich einen analytischen Verstand und Emotionalität gleichermaßen vereint, agieren Personen unterschiedlichen Charakters. Hier treten ein paar typengerecht nah an Wirklichkeit und Umfeld entworfene Individuen auf. Daneben gibt es jene integeren ehrlichen Menschen mit Zuwendung und Zuverlässigkeit sowie jene, die sich im Zwielicht befinden und (noch) nicht durchschaubar sind, insbesondere auf welcher Seite sie stehen.

„Starck und der erste Tag“ ist der beachtenswerte Start einer Thriller-Trilogie, deren Fortsetzung ich mit großen Erwartungen entgegensehe.

4,5 Sterne

Bewertung vom 08.12.2024
Die letzte Welle
Sjögren, Cecilia

Die letzte Welle


gut

„Irgendwie hatte sie wohl geahnt, dass es passieren würde. Dass die Wahrheit herauskäme und Dunkelheit verbreiten würde. Trotzdem hatte sie ihre Lüge gelebt – was niemand wissen durfte.“

Auf Mallorca wird die alte Senora Orjeda ermordet, die ihr ganz eigenes Geheimnis (ver)birgt.

Zur gleichen Zeit hadert der ehemalige Polizist Tore Lindahl mit seinem Schicksal. Seinen Lebensabend hat sich der fünfundsiebzigjährige Pensionär ganz anders vorgestellt, jedenfalls nicht in einem Altersheim, dafür empfindet er sich als viel zu jung. Dass er dennoch in Ömhetten ist, verdankt er einem Schlaganfall und seiner Tochter Anna.

Doch Tores Verstand funktioniert tadellos, und als er einen Einbrecher bemerkt und seinen Nachbarn Viking in dessen Wohnung im Heim tot auffindet, lassen ihn seine langjährigen Erfahrungen daran zweifeln, dass das Versterben eine natürliche Ursache hat. Zumal Viking nicht der einzige Tote ist und bleibt.

Tore begegnet der jungen Praktikantin der örtlichen Zeitung, Veronika Wiklund, als diese Befragungen ins Altenheim, das durch Vorwürfe gegen das Pflegeunternehmen und Ungereimtheiten in der Verwaltung aufgefallen ist, durchführt. Leider handelt es sich um reine Routinearbeit, und Veronika kann nicht die große Story erwarten, auf die sie hofft.

Aber sowohl sie als auch Tore sehen die Chance, durch eigene Ermittlungen ihren Zielen und der Aufklärung der Todesfälle näherzukommen. Dass sie dabei mehr als einen Geist der Vergangenheit wecken, ahnen sie anfangs noch nicht ...


„Die letzte Welle“ ist Cecilia Sjörgrens Debüt und hinsichtlich der Einordnung in ein Genre nicht einfach zu greifen. Am ehesten trifft wohl Kriminal- und Spannungsroman zu.

In ihrer Geschichte öffnet die Autorin viele Handlungsstränge und wechselt dabei nicht nur zwischen den Figuren, sondern auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Dies kann zwar an Hand des Aufbaus mit entsprechender Konzentration bei der Lektüre gut unterschieden werden, allerdings erfolgen die Erläuterungen zum Teil mit ausufernder inhaltlicher Ausführlichkeit. Lediglich die Perspektive in Jahr 1942 nehme ich hiervon aus. Denn hier gestattet Cecilia Sjögren eine interessante und erhellende Sicht auf die Situation in Schweden während des zweiten Weltkrieges.

Schlussendlich werden alle Informationen, die im Verlauf des Geschehens besonders im zweiten Teil die Dramatik erhöhen, ungeachtet der gelegentlichen Unübersichtlichkeit mit den Motiven und Taten einleuchtend zu einem Gesamtbild verknüpft, wobei indes auch nicht unerwähnt bleiben soll, dass wenige Fragen wegen fehlender Logik keine genaue Klärung erfahren.

Sprachliches Talent ist Cecilia Sjögren gegeben. Mich haben vor allen die landschaftlichen und örtlichen Beschreibungen für die Geschichte eingenomen, die reichlich und vorstellungsintensiv sind. Was für einige Leser ein “blumiger“ Stil ist, lenkt mich von mancher Nüchternheit ab. Gerade in Bezug auf die nur auf den ersten Blick klischeehafte Wiedergabe der Trostlosigkeit des Altenheims ist dies ein angenehmer Gegenpol. Ich zweifle jedoch, ob es die umfangreiche Art der Schilderungen wirklich zu diesem Genre passt.

Die Charaktergestaltung und -führung ist trotz der Fülle an Figuren im Großen und Ganzen – auch dank der Ausstattung mit Stärken und Schwächen – verschiedenartig und gut nachvollziehbar.

Besonders Tore Lindahl, dessen Aufenthalt nicht auf Freiwilligkeit beruht, weswegen sein Verhältnis zu seiner Tochter Anna, die ebenfalls als Polizistin arbeitet und ermittelt, konfliktreich ist, erfährt eine Darstellung, die Sympathie hervorruft. Auch bei Siri Mattsson, die junge Frau, deren Schicksal in der Vergangenheit erzählt wird, fällt eine Annäherung leicht.

Obwohl ich es mag, dass wie hier die persönlichen Situationen und Befindlichkeiten der Protagonisten in das Geschehen eingebunden werden, hat diesbezüglich Veronika Wiklund nicht unbedingt einen leichten Stand, wirkt sie doch das eine oder andere Mal etwas anstrengend, vor allem wenn überwiegend ihre Persönlichkeit und die Beziehung zu zwei Männern in den Mittelpunkt gerückt werden und der Eindruck entsteht, dass damit die Handlung in keiner Weise unterstützt wird.

Hier hätte ich mir eher eine gründlichere Darlegung der Zusammenarbeit zwischen Veronika und Tore gewünscht, die bei den laufenden Ereignissen in den Hintergrund gerät.

„Die letzte Welle“ überzeugt nicht komplett, bietet aber durchaus ergreifende Momente, primär in den Schilderungen, die die Vergangenheit betreffen, und kann deshalb mit Einschränkungen empfohlen werden.

3,5 Sterne

Bewertung vom 08.12.2024
Ihr letzter Tanz
Dessaul, Arne

Ihr letzter Tanz


sehr gut

„Irgendetwas stimmt nicht mit Jakob.“

Nach dieser Feststellung bittet Kerstin Dieckmann Privatdetektiv Mike Müller darum, ihren Ehemann zu beschatten.

Das bringt diesen jedoch in arge Bedrängnis, ja in ein echtes Dilemma. Denn Jakob Dieckmann ist einer seiner besten Freunde.

Außerdem arbeitet Mike momentan unter anderem an einem Altlastfall. Er soll eine undichte Stelle oder sollte man sagen Quelle im Bochumer Schauspielhaus finden, die freudig vor sich hinsprudelt und die Lokalpresse mit Interna der Spielstätte versorgt.

Nun, Mike wäre nicht Mike, und so lässt sich der Ermittler überreden, bevor jemand Fremder den Job übernimmt. Prompt gerät er selbst in den Schlamassel, als er Jakob dabei beobachtet, wie dieser wie von der Tarantel gestochen aus einem Haus rennt, er selbst in das Gebäude geht und eine Tote in einem plüschrosapinken Kingsize-Bett entdeckt.

Hiernach rekapituliert Mike: Einer seiner besten Freunde ist möglicherweise gerade zum Mörder geworden, und er hat ihn zum Tatort begleitet und ist deshalb ein wichtiger Zeuge. Die Schlussfolgerung wäre, die Polizei zu rufen, alles zuzugeben und Jakob ans Messer zu liefern. Oder aber nach einer Erklärung zu suchen für den Fall, dass Jakob unschuldig ist, zumindest was diese eine Sache betrifft.

Eines lässt sich nämlich unschwer leugnen: Die junge Frau ist tot, und irgendwer hat sie umgebracht.


Arne Dessaul bleibt auch in „Ihr letzter Tanz“ seinem gewohnten Aufbau seiner Bochum-Krimi-Reihe um Mike Müller treu.

So erfahren wir wieder aus erster Hand von den Ereignissen, die den Privatdetektiv unmittelbar betreffen, wenn er sie persönlich berichtet. Daneben erleben wir Perspektivwechsel in den Handlungsbereich von Jakob, sowohl mit Sequenzen in die Vergangenheit und die Gegenwart.

Der Autor widmet sich einem aktuellem Thema, den sogenannten „Venusfallen“, und gemeinsam mit Mike kommen wir dem Geschehen auf die Spur. Der gesamte Ablauf ist von Arne Dessaul äußerst geschickt, klug und mit Logik erdacht, so dass wir die losen Fäden erst nach und nach verknüpfen können, wie es sich für einen Krimi gehört. Zwar geht dies in der Hauptsache eher ruhig vonstatten, ist aber auch mit verschiedenen Spannungsszenen versehen, so dass keine Langeweile aufkommt.

Die Erzählweise präsentiert sich in einem lockeren Aufbau, in dem maßvoll Humor eingesetzt wird, so dass dies zur angenehmen und kurzweiligen Lektüre beiträgt.

„Ihr letzter Tanz“ verfügt über ein gut komponiertes Handlungsschema, dessen einzelne Kapitel wieder musikalisch eingeleitet werden (auch hier gibt es ein umfangreiches Playlist-Glossar), in dem die Stadt Bochum ihr gebührendes Augenmerk erhält.

Mike Müller und seine Freunde, vor allem seine Lebensgefährtin Alice, habe ich ins Herz geschlossen. Sie werden mit Sympathie und ihren Eigenheiten sowie kleinen Macken charakterisiert und dürfen auch einmal unvorhergesehen reagieren. Beispielsweise panisch, wenn sie sich eine Leiche und dann ermittelnden Kriminalpolizisten – namentlich Henning Schmitt und Rojin Yildiray – gegenübersehen. Von deren Seite hätte ich mir allerdings etwas weniger klischeehaftes Verhalten gewünscht.

Unabhängig davon bin gerne erneut nach Bochum gereist und freue mich schon auf ein neues Erlebnis im Ruhrgebiet.

4,5 Sterne