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Benutzername: 
Kristin
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2024
Wieso? Weshalb? Warum? aktiv-Heft: Schule

Wieso? Weshalb? Warum? aktiv-Heft: Schule


sehr gut

Das aktiv-Heft "Schule" von Rebecca Mönch aus der Wieso-Weshalb-Warum-Reihe richtet sich an Kinder im Vorschulalter. Ziel ist die kindgerechte Vorbereitung auf die Schulzeit. Dazu gehören erste Übungen zu Zahlen und Buchstaben sowie Herausforderungen im Straßenverkehr. Kinder sollen lernen, was sie in der Schule erwartet und was bei der Einschulung passiert. Sicherlich kann den Kindern so auch etwas Ehrfurcht vor diesem aufregenden Ereignis genommen werden. Neben den sehr gelungenen Illustrationen erhalten die Kinder auch Gelegenheit, selbst kreativ zu werden. So können sie sich ihren Wunsch-Schulranzen gestalten. Sehr schön finde ich auch die Sticker.
Ein rund um gelungenes Buch für Spaß und erstes Lernen, das sich bei uns großer Beliebtheit erfreut. Mein einziger Abstrich ist, dass es möglicherweise noch ein wenig umfangreicher hätte sein können.

Bewertung vom 29.08.2024
Der Salon der kühnen Frauen
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


ausgezeichnet

"Der Salon der kühnen Frauen" von Clare Pollard ist eines meiner Highlights in diesem Jahr. Neben dem toll gestalteten Cover hat mich das Konzept des Romans sofort abgeholt, der die Handlung eingerahmt von Märchen erzählt. Viele Märchen werden den Lesern und Leserinnen bekannt sein und enthalten Lehren, die die Haupthandlung sehr gut ergänzen. Wesentliches Thema sind die Lebensumstände von Frauen zur Zeit des Absolutismus in Frankreich, der Zeit Ludwig des XIV. Das Leben der Frauen ist geprägt von systematischer Unterdrückung und alle Möglichkeiten, sich zu entfalten, erstrecken sich auf das Geheime und den Rand der Gesellschaft. Kleine Freiheiten und Gelegenheiten der Zensur zu entgehen und politische und religiöse Themen zu diskutieren, bietet nur der Salon. Dabei sind die vorgetragenen Märchen die Tarnung für die eigentlich vermittelten Botschaften. Dabei sind die handelnden Persönlichkeiten vielschichtig. Viele beschreiten eine Entwicklung.
Der pointierte und melodische Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Leid wird unumwunden angesprochen. Die ungeschönte Darstellung des menschlichen Körpers und der Lust steht im gelungenen Kontrast zur geschminkten Gesellschaft im "schönen Schein".
Fazit: Der gut recherchierte historische Roman bietet einen guten Einblick in die Gesellschaft zur Zeit Ludwigs des XIV. und ist im Hinblick auf die behandelten Themen erschreckend modern. Leseempfehlung!

"Warum sagt einem keiner, dass aus der schönen Prinzessin die böse Königin wird, dass sie dieselbe Person sind, nur an verschiedenen Stellen in der Geschichte?" S. 237 f.

Bewertung vom 19.08.2024
Mitte des Lebens
Bleisch, Barbara

Mitte des Lebens


ausgezeichnet

"Mitte des Lebens" von Barbara Bleisch ist das erste mir bekannte Buch, dass sich mit der mittleren Lebensphase auseinandersetzt, die meist mit dem ersten inneren Erkennen der Endlichkeit des eigenen Daseins einhergeht.

Die Autorin setzt sich sprachlich gewandt und ansprechend mit tiefgründigen Fragestellungen in dieser Lebensphase auseinander und verweist währenddessen auf zahlreiche Quellen. So wirkt der Ansatz des Buches eher wissenschaftlich mit dem Beginn durch die Formulierung der "Forschungsfrage", ohne aber überfordernd zu wirken. Meine anfängliche Skepsis, dass die Autorin den roten Faden verlieren könnte, wurde nicht bestätigt. Gleichzeitig muss den Lesenden klar sein, dass es sich hierbei nicht um einen klassischen Ratgeber handelt. Eher werden Denkanstöße geliefert. Dabei kann ich der Philosophie Bleischs auch sehr gut inhaltlich folgen.

Der inhaltliche Aufbau der Kapitel sorgt für Struktur. Beginnend mit der unumwundenen Beschreibung möglicher negativer Empfindungen wird anschließend ein Weg der positiven Betrachtung aufgezeigt.
Das Buch bietet mir einen echten Mehrwert, auch wenn ich nicht im engeren Sinne zu der Zielgruppe gehöre.

"Von zentraler Bedeutung ist vielmehr, dass man sich selbst im eigenen Leben und Handeln ernst nehmen kann und sein Leben nicht abgespalten von inneren Überzeugungen zubringt oder sich in seinem Handeln von widerstreitenden Wünschen blockiert fühlt." S. 149

Bewertung vom 26.05.2024
Zeit zu verzeihen
Lind, Hera

Zeit zu verzeihen


gut

In "Zeit zu verzeihen" von Hera Lind wird die Tragik der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts an dem Schicksal einer Familie treffend dargestellt.

Beginnend in den Wirren des ausgehenden Zweiten Weltkriegs und dem Schicksal von Zurückbleiben, Flucht und Vertreibung wird eigentlich die Geschichte zweier Familien beschrieben, die auf tragische Weise miteinander verwoben werden. Ein großer Teil des Buchs widmet sich dem Unrecht der DDR und wie es möglich ist, dass große Wunden mit der Zeit heilen und auch der Verrat im engsten Umfeld verziehen werden kann.

Hera Lind hat einen angenehmen und schnörkellosen Schreibstil, der es ermöglicht, schnell in die Geschichte einzutauchen. Das Erzähltempo ist sehr hoch. Immerhin werden mehrere Jahrzehnte im Laufe des Romans abgebildet. Leider kommt es an manchen Stellen zu störenden Wiederholungen, z. B. "meine geliebte Mutter". So wurde die Lektüre an manchen Stellen etwas seicht.

Gestört hat mich leider, dass viele der Charaktere sehr stark in Stereotype eingeteilt worden sind. Bis auf das Ende kann man alle Personen leicht in Gut und Böse einteilen. Die Schöne, aber auf unmenschliche Weise aufopfernde Mutter und die hässliche und bösartige Wächterin in der Haft sind einige Beispiele. Dabei werden Charaktereigenschaften leider ein wenig zu häufig an Äußerlichkeiten fest gemacht und rutscht manchmal in ein Stigma ab, das ich als nicht mehr zeitgemäß empfinde (bspw. korpulente Menschen auf Seiten der Wärterinnen; makellose Schönheit als Insassin).

Die Geschichte findet ein sinnvolles Ende und schafft es, das Leid und das Heilen der Opfer der unterschiedlichen Regime eindrucksvoll darzustellen. Dabei liefert der Roman wichtige Einblicke in die historischen Begebenheiten.

Die im Nachwort beschriebenen wahren Geschichten, die dem Roman zugrunde liegen, sind sehr bewegend und verdienen den größten Dank und Respekt denen gegenüber, die diese mit der Autorin geteilt und der Veröffentlichung zugestimmt haben.

"Ist das Glück, das man sich hart erarbeitet, nicht viel mehr wert als das Glück, das einem in den Schoß fällt?" S. 445

Bewertung vom 22.03.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

"Gussie" von Christoph Wortberg dreht sich um das Leben der jungen zweiten Frau Adenauers. Dabei wird ihre Geschichte in zwei, nicht chronologischen Zeitsträngen erzählt. Wir lernen sie als die Sterbende kennen, die auf Höhe- und Tiefpunkte ihres Lebens zurückblickt und als die junge Frau, die zwischen ihrer Rolle als engagierte Politikergattin, (Stief-)Mutter und ehelichen Konflikten steht. Letztendlich wird sie zu einer weitreichenden Entscheidung gezwungen.

Die Aufmachung des Romans ist sehr ansprechend. Insbesondere haben mir das Portrait auf der ersten und der letzten Seite gefallen und die zartrosa Farbgebung.

Der Schreibstil ist poetisch und dennoch eingängig.
Der Roman steckt voller tiefgründiger Zitate und Passagen, die über das Leben nachdenken lassen. So wurde ich direkt dazu angeregt, über mein eigenes Leben nachzudenken.

Dieses tiefgründige Portrait dieser Frau zwischen leisem und lautem Widerstand und ihrer aufrichtigen Liebe einem reiferen Mann gegenüber konnte mich wirklich inspirieren. So geht es unter anderem um Schuld, Liebe, Verantwortung, Verlust und nicht zuletzt die Frage, was das Menschsein ausmacht.
Dabei wird die gesellschaftliche Situation während der Erstarkung und Hochzeit des Nationalsozialismus sehr gut und aus meiner Sicht treffend dargestellt. Die Ohnmacht und Zerrissenheit der Menschen, die diese Entwicklungen nicht unterstützen, und das alltägliche Leben im Mangel, der fernen Bedrohung.

"Gussie" war für mich ein echtes Highlight. Ich würde dieses Buch jedem, nicht nur historisch interessierten Lesern und Leserinnen empfehlen. Ich war ab Seite 1 tief in ihren Gedanken und habe sie trotz aller Tragik unheimlich gern verfolgt. Der Autor hat bis zum Schluss ein mitreißendes und gefühlvolles Bild einer Frau gezeichnet, die die wichtigste Vertraute einer der wichtigsten deutschen Persönlichkeiten war.