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Bewertung vom 26.11.2011 | ||
Das Vermächtnis des Marti Barbany Ich quäl mich gerade durch dieses Buch und bin aüßerst entsetzt, wie wenig historische Kenntnisse der Autor besitzt. Auch wenn sicher ein Maß an künstlerischer Freiheit erlaubt sein muß, steht es einem historischem Roman nicht gut zu Gesicht, wenn hier unterschiedlichste Epochen durcheinander gewürfelt werden. Wer sich den gesellschaftlichen Index des 11.Jahrhunderts, die verbreitete Lebensweise und die technischen Errungeschaften dieser Epoche vor Augen führt liest das Buch lediglich als Belustigung und achtet immer mehr auf die Fehlerhaftigkeit als auf die eigentliche Handlung. Wenn von Hängematten, Bullaugen, Papier, Arbeitszimmern, Postillionen, Kutschen, Kajüten, Drachenköpfen an kleinen Ruderbooten auf Zypern, Stühlen, u.v.m. die Rede ist, befinden wir uns bereits weit jenseits des historischen Rahmens für diese Zeit. Ebenso ist die darstellung der Individualität, der Weltanschauungen genauso späteren Epochen entlehnt. Die groß beworbene jahrelange Recherche des Autors für dieses Buch ist entweder ein Witz oder ein Werbetrick. Vieles im historischen Kontext bleibt unerwähnt, wie z.B. die Normannen, die gerade in dieser Zeit stark auf Europa einwirkten. Auch wenn die iberische Halbinsel im 11.Jahrhundert sicher weiter entwickelt war als die seinerzeit sehr rückständischen mitteleuropäischen Gebiete,die noch nicht in dem Maße von den fortschrittlicheren Mauren beeinflußt waren (die Zeit der Kreuzzüge begann bekanntlich erst Ausgang des 11.Jahrhunderts), ist es für ein Buch, dass sich als Bestseller präsentiert, eher peinlich so eklatant die Bedingungen dieser Zeit mit anderen Epochen zu vermischen. Wer Historienromane bevorzugt wird die liebevolle Detailarbeit einer Rebecca Gablé oder eines Ken Follet zu schätzen wissen, die uns mit ihren Kenntnissen und Recherchen die Geschichte auf unterhaltsame Art und in historisch korrekter Weise nahe bringen. Mich irritiert jedenfalls, dass ein anscheinend so großer Leserkreis auf historische Geanuigkeit keinerlei Wert zu legen scheint. Auch wenn im Nachwort der Autor selbst eine große künstlerische Freiheit diesbezüglich entschuldigt, sollte er nicht dieses Buch als etwas bewerben, dass Lust auf Geschichte machen soll. Dieser Anspruch bedingt letztlich eine gewisse historische Korrektheit und setzt vorraus, dass der Autor nicht nur guter Schreiber, sondern auch fundamentale Kenntisse der Zeit besitzt über die er schreibt. |
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