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Benutzername: 
maria sassin
Wohnort: 
rommerskirchen

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2024
Himmel zu verschenken
Schleicher, Johannes

Himmel zu verschenken


ausgezeichnet

Befreiende Spiritualität
In seinem neuen Buch stellt uns Johannes Schleicher für jede Woche des Jahres eine Mystikerin, einen Mystiker zur Seite. Dabei ist die Anzahl der Frauen der Anzahl der Männer gleich.
Auf verschiedene Arten setzen diese ihren Glauben an einen liebenden, befreienden Gott in gelebtes, andere befreiendes, befriedetes und befriedendes Leben um. Dies innerhalb der christlichen Kirchen, oder auch oft im Konflikt mit den Amtskirchen. Mit Elie Wiesel und Martin Buber werden darüber hinaus zwei Vertreter jüdischer Mystiker ins Augenmerk gerückt.
In kurzen Kapiteln von vier bis fünf Seiten wird in allgemeinverständlicher Sprache die jeweilige Person vorgestellt, wobei in beliebiger Reihenfolge zu lesen ist. Hilfreich am Buchende eine Liste von Lebensfragen, Problemkreisen, denen jeweils ein Kapitel zugeordnet ist, das besonders gut dazu passt. So kann für verschiedene Lebenslagen leicht passende Gefährtinnen und Gefährten finden, mit denen man vertrauensvoll vorangehen kann.
Dabei ist das Buch weit mehr als ein Lexikon, das nur Fakten und Gedanken der Mystiker verschiedener Jahrhunderte aufreiht. Der zeitliche Bogen spannt sich – im Buch nicht in chronologischer Reihenfolge - von Syncletica von Alexandria im 3. Jahrhundert bis hin zu den heute noch lebenden Bruder David Steindl-Rast und Gustavo Gutiérrez. Weltbekannte Persönlichkeiten wie Mutter Teresa werden uns genauso als Begleitende vorgestellt wie eher lokal bekannte Mystkerinnen wie Margarete Ebner.
Johannes Schleicher schreibt (in mystischer Tugend!) zunächst einmal über das Wesentliche – Gedanken und Schnittstellen der jeweiligen Person zu unserer Zeit, unseren Problemen und Umständen. Dabei erzählt er oft persönlich und humorvoll, gibt aber auch manchen klugen, wichtigen Gedankenanstoß. Er zeigt einladende Möglichkeiten auf, als mündiger Christ in einem sehr persönliches Verhältnis zum liebenden Gott zu leben – auch innerhalb der heutigen Kirchen. Dabei bleibt er authetisch und kritisch nicht nur manchen Formen des Zeitgeistes und der Amtskirchen gegenüber, sondern auch in Bezug auf die vorgestellten Personen, deren Denken und Sein man immer in ihrem historischen Kontext sehen muss und nicht 1:1 ins Heute übernehmen kann.
Ob es nun Gertrud die Große ist, die aufzeigt, dass es bei Jesu Geburt um die Erneuerung des Liebensbundes Gott-Menschen geht und nicht um irgendeine Sündenvergebung,
Martin Buber, der so deutlich sagt, dass Gott Beziehung ist und das wirkliche Leben Begegnung,
Elie Wiesel, der die Berechtigung der Klage gegen Gott und die Wichtigkeit der Mitmenschlichkeit kennt,
die spirituelle Durchdringung des Alltags einer Etty Hillesum,
die von Juliana von Norwich als These festgestellte Weiblichkeit Gottes,
die Einheit in versöhnter Verschiedenheit, die Roger Schutz sich wünscht….
oder, oder, oder – in jedem Kapitel finde ich Punkte, die mich ansprechen und begleiten.

Abgerundet wird das Buch von einer Liste weiterführender Literatur zu einzelnen Mystikern, die der VierTürme-Verlag bietet.
Fazit: Wie schon der Vorgängerband ‚Mitmensch Gott‘ ein wahrhaft anregendes und befreiendes Buch und eine unaufdringliche Hilfe für den individuellen Glaubensweg. In dieser mystischen Haltung zu leben, zeigt ein jedes Kapitel, heißt Gott in sich zu wissen, die ganze Schöpfung zu respektieren und sich mit seinen individuellen Möglichkeiten für sie einzusetzen.

Sehr zu empfehlen!
Maria Sassin

Bewertung vom 05.09.2023
Bis wir Wald werden
Mattausch, Birgit

Bis wir Wald werden


ausgezeichnet

Birgit Mattausch war mir von kleineren Beiträgen online bereits bekannt als Autorin, deren Worte zu Herzen gehen, weshalb ich ihren ersten Roman bestellte.
Wunderhübsch das Cover – ein Schwan vor unendlichem, dunkelnden Himmel auf einer Eisfläche, in der sich das Hochhaus, Ort des Geschenens, wie ein Spiegelbild wiederfindet – so passend für den Roman, in dem sich zwei Welten miteinander mischen, verschwimmen, verschmelzen, Erinnerungen und Gegenwart keine getrennten Zeitebenen sind.
Nanush, die junge Frau, ihre Urgroßmutter Babulya - die kleine, so eng miteinander verbundene Kernfamilie, zu der sich unter den Hochhausbewohnern eine bunt schillernde Wahlfamilie findet, die das Kostbarste teilt, das wir haben – das Leben. Bis ins Detail lernen sich die Menschen kennen – Nanush weiß genau, wenn Geschirr Stockwerke unter ihr klappert, wer da aus welcher Tasse mit welchem Muster trinkt…. Die Personen sind überaus warm und lebendig dargestellt, Leser ziehen mit ein in das Hochhaus, die Geschichte von früher und heute und möchten sich am Ende gar nicht trennen von diesen liebgewordenen Charakteren.
Es ist so viel Liebe in diesem Buch – Liebe der Figuren füreinander, so wie Nanush für Babulya Honig unter das Bett stellt, wo diese mit zunehmender Altersdemenz Bären vermutet.
Sprachlich wunderschön gestaltet. Wie es ja bei Mt 26,17 heißt, deine Sprache verrät dich, so verrät Sprache – deutsch, russisch, Oma Elsas Dialekt, nicht nur viel über die Protagonisten und ihr Leben, sondern zugleich auch Mattausch‘ Sprache die tiefe Liebe der Autorin zur Mitwelt.
Ein Buch zum Abtauchen und zugleich durch die teils authentischen Lebensgeschichten, die sich hier verflechten, ein klares und ermutigendes Zeichen, dass liebevolles Miteinander unter sehr verschiedenen Menschen verschiedener Herkunft möglich ist. maria Sassin

Bewertung vom 29.03.2022
Mitmensch Gott
Schleicher, Johannes

Mitmensch Gott


ausgezeichnet

Ein befreiendes Buch!
Johannes Schleichers sehr persönliches Buch ist in einer Zeit, in der es im strukturellen Gebälk der Amtskirchen sehr laut knirscht, ein in meinen Augen wichtiges Buch. Es zeigt auf fundierter theologischer Grundlage in allgemeinverständlicher Sprache, dass Gott in jedem Menschen wohnt und Gottes bei-uns-Sein nicht von Amt oder (Kirchen-)Raum abhängig ist. Der Autor schreibt nicht klug vor, wie wir Leser zu denken haben, sondern zeigt einladende Möglichkeiten auf, als mündiger Christ in einem sehr persönliches Verhältnis zum liebenden Gott zu leben – auch innerhalb der heutigen Kirchen. Eine Auswahl von Mystikern verschiedener Zeit und Konfession wird im historischen Kontext vorgestellt und ihre Botschaften meisterhaft lebendig gemacht. Gern hätte ich noch viel weiter gelesen und hoffe auf einen zweiten Band. Ein befreiendes Buch!
Ganz im Sinne der Mystik und der Verbundenheit mit der ganzen Schöpfung ist auch die umweltfreundliche Gestaltung des Buchs durch den Viertürme-Verlag und rundet so den positiven Gesamteindruck ab.