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Benutzername: 
Kasimir
Wohnort: 
Ganderkesee

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2010
Gefängnisfreiheit
Schulz, Marcus

Gefängnisfreiheit


sehr gut

Gefängnisfreiheit ist kein Buch für Liebhaber zackiger Märsche. Zwar durchzieht Marschmusik leitmotivisch die satirische Erzählung, doch nur, um am Ende ins Groteske gesteigert als Abgesang auf den deutschen Militarismus zu dienen.

Der Protagonist der Erzählung ist das Gegenteil einer heldischen Märtyrerfigur, obwohl er in seiner Kindheit, beim Militär, im Schlachthof und in der Ehe viel zu erdulden hat. Harald ist klein, dick und krumm gewachsen und erinnert ein wenig an eine Figur aus der Blechtrommel. Doch Harald wächst zumindest innerlich an seiner Drangsal, wenngleich die Entwicklung zum Mörder monströs erscheint. Aus dem Gefängnis blickt er zurück auf seine Geschichte, die mit der Engstirnigkeit und der militärischen Tradition der Menschen seiner nordwestdeutschen Heimat eng verwoben ist.

Das Buch ist in einer gebrochenen Erzählweise geschrieben, bleibt aber lesbar und unterhaltsam. Der ungebrochene Spannungsbogen von der Geburt bis zur Gefängnisinternierung mündet in ein unpathetisches Ende. Die Sprache ist pointiert. Die Dialoge sind ungekünstelt, jedoch überwiegen insbesondere im ersten Teil die erzählerischen Elemente.

Gefängnisfreiheit lädt eher zum Nachdenken über allzu deutsche Verhaltensweisen ein, als dass es sie als kollektiven Wahnsinn verdammt. Denn der Leser darf nicht vergessen: Der Roman ist eine Satire, und so sind viele Erzählelemente und Charaktere dem Genre gemäß stark überzeichnet. Gleichwohl darf man nicht erwarten, auf jeder Seite einen gelungenen Witz zu finden. Vielmehr bleibt einem beim Lesen das Lachen oft im Halse stecken. Insgesamt ist Gefängnisfreiheit ein oftmals scharfzüngiger Beitrag zur aktuellen Diskussion über Wehrpflicht und militärisches Engagement.

Bewertung vom 18.11.2010
Sie ist schwarz
Schulz, Marcus

Sie ist schwarz


sehr gut

Ein schönes Jugendbuch. 'Sie ist scharz' hebt sich von der Masse der kunterbunten Fantasiegeschichten nicht nur durch sein äußeres Design ab, sondern auch die Geschichte um pubertierende Jugendliche ist aus dem Leben gegriffen.

Die Hauptfiguren Nick und Karina sind keine Superhelden, sondern junge Leute mit erheblichen Problemen beim Erwachsenwerden. Nick lernt, sich von falschen Freunden und von seinem Vater zu emanzipieren. Karina schafft es nur mühsam, sich mit ihrer Behinderung abzufinden. Doch die beiden bestreiten die Handlung des Jugendromans nicht allein. Verschiedene Nebenhandlungen ranken sich um Lehrer, Eltern und andere Jugendliche.

Besonders gefielen mir die häufigen Perspektivenwechsel, welche die unaufgeregte Handlung auflockern. Die Dialoge sind spritzig und ungekünstelt. Die Handlung ist in sich schlüssig. 'Sie ist schwarz' ist ein erwachsenes Buch nicht nur für junge Leute.