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Benutzername: 
beavielleser
Wohnort: 
Bayreuth

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2024
Das Haus der Bücher und Schatten
Meyer, Kai

Das Haus der Bücher und Schatten


gut

Die Geschichte spielt in den Jahren 1933 und 1913.

1933:  Cornelius verhindert den Selbstmord einer jungen Frau.  Als er sie in ein Taxi setzt, sagt sie zu ihm einen Satz, der Cornelius nicht mehr aus dem Kopf geht. Einen Tag später wird er Zeuge wie diese junge Frau und ein Polizist ermordet werden. Cornelius, der von  den Nazis aus dem Polizeidienst entlassen wurde,  schafft es Dank Personalmangels zurückzukehren und wird mit der Klärung des Falles beauftragt.

1913: Paula und ihr Verlobter Jonathan fahren ins Baltikum  zu einem Schriftsteller,  dessen Lektorin Paula ist. Sie soll schauen wie weit er mit seinem neuen Roman ist. Sie kommen in ein kaltes, düsteres  Anwesen und auch der Gastgeber gibt Rätsel auf.

Das ist das erste Buch, dass ich von Kai Meyer gelesen habe und ich bin mit anderen Erwartungen an das Buch ran gegangen. Ich dachte es ist ein Buch indem es um die Bücherwelt und das Leipziger Buchviertel geht. Tatsächlich kommt Beides nur am Rande vor, hauptsächlich ist es ein Krimi über Nazis, Freimaurer und Okkultismus.

Der Schreibstil konnte mich  nicht überzeugen, ich fand es nicht spannend und meine Gedanken sind immer abgeschweift. Die letzten Seiten habe ich nur noch überflogen.

Fazit: Für mich das falsche Buch, aber ich glaube, dass es bei andere gut ankommen wird.

Bewertung vom 24.10.2024
Die Lungenschwimmprobe
Renberg, Tore

Die Lungenschwimmprobe


ausgezeichnet

Anna, die Tochter eines Gutsbesitzers wird in jungen Jahren ungewollt schwanger.  Das Kind wird kurz nach der Geburt tot im Kräutergarten gefunden.  Man glaubt der Familie nicht, dass das Kind tot geboren wurde und klagt Anna des Kindsmords an.
Die Gesetze im 17. Jahrhundert ließen kaum Spielraum,  Anna droht Folter und Hinrichtung.  Um dies zu verhindern,  wird der Anwalt Thomasius eingeschalten.  Thomasius erfährt, dass der Physikus Schreyer bei der Obduktion die sogenannte Lungenschwimmprobe angewendet hat.  Diese wird nun sein stärkstes Argument für einen Freispruch.

In den einzelnen Kapiteln erfahren wir viel über den Werdegang und das Leben der Protagonisten. Sehr detailliert werden auch die Bemühungen des Anwalts Thomasius geschildert mittels der Lungenschwimmprobe Annas Unschuld zu beweisen. 

Eine sehr schöne Sprache, die gut zu einem historischen Buch passt. Mit  sehr viel Liebe zum Detail ohne langweilig zu sein.  Historische Fakten werden sehr ansprechend vermittelt.  Ich konnte in dieses Buch versinken und die Zeit vergessen.

Trotz der Seitenzahl von 700 liegt das Buch gut in der Hand,  da die Buchseiten aus sehr dünnem Papier sind und es dadurch nicht so schwer ist.

Bewertung vom 17.10.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


gut

Die Mitford-Schwestern sind eigentlich sechs Schwestern.  In dem Buch geht es aber hauptsächlich um drei davon.

Nancy, die den Lebensunterhalt für sich und ihren Mann als Schriftstellerin verdient und die politische Orientierung ihrer Schwestern skeptisch beobachtet.

Diana, die ihren Mann verlässt,  um als Geliebte eines faschistischen Anführers zu leben. Und deshalb gesellschaftlich zur Außenseiterin wird und sich dem Faschismus verschreibt.

Unity, die eine leidenschaftliche Anhängerin des Nationalsozialismus ist und die Nähe zu Hitler sucht und findet.

Das Auseinanderdriften der Familie durch die unterschiedlichen politischen Ansichten wird sehr deutlich beschrieben.  Nancys Erschrecken und Verzweiflung über diese Wandlung konnte ich gut nachvollziehen.

Die Geschichte wird abwechselnd in kurzen Kapiteln aus der Perspektive der drei Geschwister erzählt.
Der Schreibstil ist flüssig,  konnte mich aber nicht begeistern,  er ist mir zu flach und streckenweise zu langatmig.

Bewertung vom 07.10.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


gut

Hubert ist dement und lebt zu Hause.  Er wird von einer polnischen Pflegekraft betreut.  Damit diese entlastet wird,  kommt Linda mehrmals die Woche, um auf Hubert aufzupassen.  Doch Linda hat selbst Probleme - sie fühlt sich in ihrem Leben nicht wohl. Schule  Elternhaus,  nirgendwo läuft es richtig rund. Sie möchte am liebsten Selbstmord begehen, aber das geht momentan nicht wegen Hubert und ihrem Freund Kevin.

Kevin ist jünger als Linda, sehr intelligent und neben Linda mag er eigentlich nur seinen Computer. Er ist auch der festen Überzeugung, dass die Welt auf eine Katastrophe zu steuert.

Ewa , die polnische Pflegekraft macht ihren Job aus Überzeugung und hat das Herz am rechten Fleck.

Die Autorin  versteht es sehr gut das Verhältnis zwischen Linda und Hubert  darstellt.  Sie begegnet ihm mit Geduld,  Verständnis und Respekt .  Für eine 15jährige aussergewöhnliche.
Auch die andere Figuren sind gut dargestellt.

Ein emphatischer Roman, der oft zum Schmunzeln anregt, aber auch zum Nachdenken. Trotzdem finde ich , dass die Themen Demenz und Suizidgedanken etwas oberflächlich blieben.

Bewertung vom 01.10.2024
La Louisiane
Malye, Julia

La Louisiane


ausgezeichnet

In  Louisiane werden dringend Frauen gebraucht,  die für den Fortbestand  der Kollonie sorgen sollen. Aus diesem Grund werden 90 Frauen und Mädchen aus einer psychiatrischen Klinik von Paris nach La Louisiane verschifft.  Die Reise ist mehr oder weniger freiwillig. 

Wir begleiten Charlotte ,  eine 12jährige Waise. Genevieve,  eine Engelmacherin und Petronille, die durch ein großes Muttermal im Gesicht gezeichnet ist.
Jede ist geprägt von ihrem bisherigen Leben und tritt die Reise nach  Louisiane mit vorsichtiger Hoffnung auf ein besseres Leben an.

Ihre Reise ist beschwerlich und sehr lange. Zusammengepfercht  auf einem Zwischendeck leiden sie an Seekrankheit, Mangelernährung und werden von Piraten überfallen.
In Louisiane angekommen,  werden sie schnell verheiratet, fügen sich in ihr neues Leben ein. Die drei Frauen erleben sehr unterschiedlich Schicksale,  die zeigen wie wenig Rechte Frauen in dieser Zeit hatten.

Ein großartiges Buch über die Besiedelung Amerikas, die damaligen Lebensumstände, Sklavenhaltung und den Kampf der indigene Bevölkerung um ihre Identität.

Der Schreibstil erfordert zwar hohe Aufmerksamkeit,  hat mir aber sehr gut gefallen.  Ich mag es, wenn ein Buch so intensiv geschrieben ist.

Die Geschichte ist sehr gut recherchiert  man merkt,  dass Julia Malye sich dazu 8 Jahre Zeit genommen hat.
Die vielen Details und genauen Beschreibungen mögen manchem langatmig erscheinen,  ich finde sie zeugen von hohem schriftstellerischen Können.

Bewertung vom 17.09.2024
Unendlicher Friede
Poniewaz, Edward

Unendlicher Friede


weniger gut

Der Psychologe Dr. Heimer wird von einer jungen Frau konsultiert, die behauptet,  dass ihr Mann von ihr erwartet,  ihr Kind abtreiben zu lassen,  weil er meint am Tag der Geburt sterben zu müssen.
Dr. Heimer ist von der Frau fasziniert und will ihr helfen,  doch auf einmal kann er sie nicht mehr erreichen.
Er versucht alles mögliche um sie zu finden und gerät dabei immer mehr in einen Strudel von seltsamen Begebenheiten.  Er weiß nicht mehr wem er glauben kann.

Das Thema mit der Erinnerungsmanipulation ist interessant,  aber alles andere war zu viel und zu oberflächlich.  Ich hatte das Gefühl,  dass der Autor zwar unheimlich viel Ideen hatte,  ihm dann aber der Atem für eine ausführliche Geschichte mit Tiefgang gefehlt hat.

Was mir gar nicht gefallen hat war der Schluss,  das war einfach zu viel des Guten.

Das Cover finde ich gelungen und stimmungsvoll.

Bewertung vom 16.09.2024
Die Frauen jenseits des Flusses
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


sehr gut

Frances ist Krankenschwester und entschließt sich nach Vietnam zu gehen,  um dort zu helfen.  Sie wollte dort mit ihrem Bruder zusammen sein,  doch dieser stirbt bevor Frances nach Vietnam kommt. Am liebsten würde sie einen Rückzieher machen,  doch dazu ist es zu spät. 
In Vietnam angekommen,  lernt sie schnell wie grausam der Krieg ist.  Als ihr Stationierungsjahr vorbei ist, verlängert sie,  da sie es nicht schafft "ihre Jungs" alleine zu lassen. Sie leistet Unbeschreibliches und erfährt viel Anerkennung.

Nach zwei Jahren kehrt sie als ein anderer Mensch nach Hause zurück und muss einen Weg finden sich in der normalen Welt zurecht zu finden.  Denn in der normalen Welt interessiert sich niemand für das was in Vietnam tatsächlich passiert ist und niemand will hören wie es ihr wirklich geht. 

Trotz der genauen Schilderungen ,  wie es in Vietnam zugegangen ist , kann ich es mir kaum vorstellen.  Dazu kommen noch die schwierigen Lebensbedingungen,   unerträgliche Hitze,  dann wieder starker Monsunregen und das alles bei  mehr als schlechten Sanitäreinrichtungen.
Doch was sie erlebt hat,  als sie wieder zu Hause war,  hat mich noch mehr erschüttert.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und eindringlich. An vielen Stellen hat mich die Wut gepackt über die Dummheit, Ungerechtigkeit und Arroganz der Menschen. 
Aber auch über das viele Leid,  das Kriege verursachen und trotzdem werden sie immer wieder geführt.

Bewertung vom 05.09.2024
Unsere Jahre auf Fellowship Point
Dark, Alice Elliott

Unsere Jahre auf Fellowship Point


ausgezeichnet

Es geht um die lebenslange Freundschaft zwischen  Polly und Agnes,  aber auch um Dick, Robert,  Maud und all die anderen Menschen mit ihren Schwächen und Stärken, deren Charaktere unglaublich detailliert und emphatisch beschrieben sind.

Der Roman spielt  in den Jahren 2000 bis 2003 .  Polly und Agnes sind schon um die 80 und beide möchten,  dass Fellowship Point so erhalten bleibt wie es ist und kämpfen darum. Verbunden durch ihre langjährige Freundschaft unterstützen sie sich in allen Lebenslagen.

In kurzen Rückblenden  erfahren wir etwas über ihre unterschiedlichen Lebenswege und auch über Ereignisse aus der Vergangenheit,  die überraschen.

Ein Buch, in dem ich mich richtig geborgen gefühlt habe,  wie in einer guten Freundschaft. Es erzählt vom Respekt vor dem Alter,  von Veränderungen und den damit zusammenhängenden  Herausforderungen, vom Verlust und verpassten Chancen.

Ich habe schon lange kein so umfangreiches Buch mehr gelesen,  weil es meistens irgendwann anfängt zu langweiligen.  Nicht so bei diesem.  Die feinsinnigen Beschreibungen der Menschen, der Natur und der Gedanken und Gefühle ist einfach toll. Die feine Sprache war ein Vergnügen.

Ein Buch für das man sich Zeit nehmen sollte, damit man es bewusst lesen kann, denn das hat es verdient.

Bewertung vom 04.09.2024
Der Morgen nach dem Regen
Levensohn, Melanie

Der Morgen nach dem Regen


gut

Nach einem erfüllten Arbeitsleben beschliesst Johanna in das Haus ihrer verstorbenen Tante zu ziehen, das diese ihr vererbt hat. Johanna hat in diesem Haus wunderschöne Zeiten während ihrer Kindheit verlebt und möchte nun dort ihre Rente geniessen.
Als ihre Tochter Elsa einen Burnout bekommt, beschliesst diese ebenfalls an den Rhein zu fahren, obwohl sie und Ihre Mutter ein sehr schwieriges Verhältnis haben.

Beide haben eine tiefe Beziehung zu dem Haus. Zu den ersten Konflikten kommt es schon kurz nach Elsas Anreise, da diese mit den Modernisierungsmassnahmen ihrer Mutter überhaupt nicht einverstanden ist, sie möchte die Erinnerung an ihre Tante hoch halten und nichts am Haus verändern. Aber das ist nicht der einzige Konflikt zwischen den Beiden, es gibt noch viel Unausgesprochenes aus der Vergangenheit.
Ein vernünftiges Gespräch scheint unmöglich zu sein - was überrascht - sind beide doch intelligente Frauen, die es gewohnt sind in schwierigen Situation richtig zu handeln. Jeder Versuch ein Gespräch zu führen, scheint den Konflikt nur zu verstärken.



Fazit: Ein gut geschriebenes Buch, das sich leicht und flüssig lesen lässt. Das Thema ist interessant, aber für mich hätte es etwas mehr Tiefgang haben können. Besonders gefallen haben mir die Zwiegespräche, die Johanna immer wieder mit ihrer verstorbenen Tante führt.
Der Schluss war mir auch ein bisschen zu viel Honeymoon.

Bewertung vom 27.08.2024
Vaterländer
Tambrea, Sabin

Vaterländer


gut

Nach einer Konzertreise bleibt der Vater von Sabin in Deutschland.  Er sieht für sich und seine Familie keine Zukunft mehr in Rumänien,  das Leben dort ist eine Qual.
Nun jedoch beginnt eine lange Zeit der Sehnsucht und des Wartens, bis zwei Jahre später seine Familie nach Deutschland kommen kann.

Der Neuanfang ist nicht einfach,  aber mit Fleiß und Durchhaltevermögen schaffen die vier es,  sich ein neues Leben aufzubauen.  Der Kontakt zur Familie in Rumänien geht dabei nie verloren.

Als Sabin's Großvater stirbt findet die Familie Aufzeichnungen von ihm, in denen er von seiner Gefangenschaft, den Folterungen und den Straflagern in Rumänien durch die Securitate berichtet.

Leider gibt es viele Stellen an denen die Schilderungen sehr langatmig sind und dadurch meinen Konzentration verloren ging. Der Schreibstil konnte mich nicht fesseln.

Sehr gelungen sind die Informationen über das Ceausescu-Regime.  Ich habe vieles erfahren,  was mir bisher nicht bekannt war und vorallem wusste ich nicht wie viel die Menschen in Rumänien ertragen mussten.