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wordfflow
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Hannover

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2025
Dark Cinderella / Northern Royals Bd.1
Omah, Anya

Dark Cinderella / Northern Royals Bd.1


ausgezeichnet

Zwischen Geheimnissen und Knistern

"Dark Cinderella" ist der Auftakt der Northern-Royals-Dilogie von Anya Omah und ist - wie der Name vermuten lässt - ein Cinderella-Retelling mit mehr als einem Twist. Sofias beste Freundin ist verschwunden und die Spur führt sie in den königlichen Palast, wo sie Prinz Maximilian begegnet, der ihr Vorhaben das ein oder andere Mal durchkreuzt. Oder stellt er sich am Ende vielleicht doch als wertvoller Verbündeter heraus?

Anya Omahs Schreibstil mag ich sehr. Er ist mir gut zugänglich und zieht mich zwischen seine Zeilen, sodass ich beinahe vergesse, dass ich lese. Außerdem hat Omah einen gut dosierten Witz, der mich zwischendurch immer wieder schmunzeln lässt.

Sofia habe ich als Protagonistin schnell ins Herz geschlossen. Ich bewundere ihren Mut, ihre Loyalität und ihre Entschlossenheit für sich und ihre Liebsten einzustehen und zu kämpfen.
Und auch Prinz Maximilian konnte mich mit seinem tiefgründigeren Charakter, als er unter der glatten Fassade vermuten lässt, von sich überzeugen. Er löst sich immer mehr von den Erwartungen und Traditionen seiner Familie.
Der Funke zwischen den beiden springt schnell über, aber die Umstände verhindern zunächst ein Näherkommen. Ich konnte die Konflikte der Protagonisten und ihre Emotionen gut nachempfinden und habe zunehmend mitgefiebert.

Die Geschichte hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Sowohl die Charaktere, die entstehende Lovestory, wie auch die Suche nach ihrer Freundin haben die Spannung durchgehend gehalten.
Die Geheimnisse, die im Palast verborgen bleiben, lassen mich während dem Lesen immer wieder rätseln und jeglichen Personen misstrauen.

Auch gesellschaftliche Themen wie Rassismus werden in die Geschichte mit einbezogen und damit darf das Buch gerne auf eure Leselisten zum aktuell laufenden Black History Month wandern.

Ich bin nach den ungeklärten Geheimnissen und dem Cliffhanger sehr gespannt, wie es in Band 2 weitergehen wird. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.01.2025
Bright Young Women
Knoll, Jessica

Bright Young Women


ausgezeichnet

Empörend und wütend machend

In „Bright Young Women“ erzählt Jessica Knoll die tragischen Geschehnisse einer Reihe an Morden mit einem Perspektivwechsel weg vom Täter hin zu den Frauen und Opfern der schrecklichen Taten. Pamela ist 1978 Studentin an der Florida State University und hat als Einzige den Mörder ihrer Mitbewohnerinnen und Freundinnen gesehen. Trotzdem ist es den Behörden nicht möglich, den Täter zu stellen und so nehmen die Frauen die Ermittlungen selbst in die Hand. Auch besonders die Stärke, die sich entwickelnden Freundschaften und der Zusammenhalt zwischen den Frauen waren für mich zentrale Punkte der Geschichte.

Die Erzählung hat mich von der ersten Seite in seinen Bann gezogen und immer wieder empört. Durch den Perspektivwechsel lag meine Empörung aber weniger auf den Taten oder Perversionen des Täters, sondern vielmehr in dem systemischen Versagen der Behörden. Ein Versagen, das zurückzuführen ist auf Misogynie und das Vertuschen eigener Fehler. Und hierbei würde ich gerne behaupten, dass das ein Problem der Zeit war, in der die Handlung stattfindet, fürchte aber, dass wir heute höchstens wenige Schritte weiter sind.

Neben Pamelas Perspektive wird schon früh eine zweite Erzählstimme eingeführt. Ruth ist dem Täter bereits 1974 begegnet und ihr Schicksal verbindet sich später mit Pamelas. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

„Bright Young Women" ist ein Roman, der mich vom ersten Moment an packen konnte. Knoll ist der Perspektivwechsel so eindrücklich gelungen, dass mich der Roman immer wieder wütend und sprachlos gemacht hat. Für mich ein Lesehighlight und eine Empfehlung. Aufgrund der Thematik möchte ich anmerken, dass bei Bedarf vor dem Lesen Content Warnings recherchiert werden sollten, im Buch selber sind keine enthalten.

Bewertung vom 13.01.2025
Imogen, Obviously
Albertalli, Becky

Imogen, Obviously


ausgezeichnet

Queere Wohlfühlgeschichte

“Imogen, Obviously“ von Becky Albertally ist ein Jugendbuch über die 17-jährige Imogen, die sich als Ally der LGBTQIA+ Community sieht, aber herausfindet, dass sie möglicherweise doch selber queerer ist, als ihr zunächst bewusst ist. Denn als Imogen ihre beste Freundin Lilli an der Uni besucht und eine Ex-Beziehung mit ihr faken muss, lernt sie Tessa kennen, die ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen möchte.

Imogen ist ein liebenswerter Charakter und eine Freundin, auf die man sich immer verlassen kann. Auch wenn ich sie am liebsten manchmal auf die offensichtlichsten Dinge hinweisen wollte, habe ich Imogen schnell in mein Herz geschlossen und konnte mich gut mit ihr identifizieren.

In meinen Augen leistet diese Geschichte einen ganz wichtigen Beitrag zum Verständnis von Queerness und insbesondere Bisexualität, wie man zu seiner eigenen sexuellen Identität findet, den Unsicherheiten und Bewertungen von Außen und der Selbstakzeptanz

Die Szenen um Bisexualität reproduzieren durchaus schmerzhafte Konflikte, die im Nachhinein aber aufgeklärt werden können. Für mich waren diese - besonders durch eine Person, die ich nur bedingt nachvollziehbar fand - etwas störend. Ich sehe aber ein, dass diese Konflikte notwendig waren, um die Botschaften zu transportieren, die diese Geschichte im Endeffekt bereichert haben.

“Imogen, Obviously” ist ein Buch, das mir, da ich genau solch eine Geschichte früher auch gerne gelesen hätte, sehr viel bedeutet und ich möchte es unbedingt an jede*n weiterempfehlen. Ein wichtiger und wertvoller Roman und eine große Empfehlung!

Bewertung vom 29.12.2024
Fake Dates and Fireworks
Groh, Kyra

Fake Dates and Fireworks


ausgezeichnet

Knisternde RomCom zu Silvester

„Fake Dates and Fireworks” ist eine RomCom von Kyra Groh und spielt zu Silvester. Becca und Nils sind seit 10 Jahren beste Freunde und jedes Silvester läuft auch körperlich mehr zwischen den beiden. Dieses Jahr möchte Becca den nächsten Schritt wagen und plant einen gemeinsamen, romantischen Urlaub in den Alpen. Doch auch Raphael, der unzuverlässige Onkel eines ihrer Kita-Kinder, der Becca immer wieder Zeit und Nerven kostet, verbringt Silvester ausgerechnet in ihrem Chalet. Als Nils dann mit seiner Verlobten auftaucht und Beccas Träume von einer gemeinsamen Zukunft platzen, muss sie sich mit Raphael zusammentun und eine glückliche Beziehung vortäuschen, nichtsahnend, dass das möglicherweise all ihre Emotionen erneut durcheinanderbringt.

Becca und Raphael habe ich sehr geliebt. Ich fand beide authentisch und nahbar und mochte das Knistern zwischen ihnen sehr. Raphael ist eine absolute Green Flag, sodass ich die Liebesgeschichte guten Gewissens genießen konnte.
Ich fand es sehr schön mitzuerleben, wie sich Becca innerhalb der Geschichte entwickelt und zu sich gefunden hat und schließlich für sich selbst einstehen konnte.
Besonders auch die eher schweren Themen, die beide Protagonist*innen mit sich tragen und die ich gut eingearbeitet fand, haben die Geschichte bereichert und ihr Tiefe gegeben.

Kyra Groh ist für mich mittlerweile zu einer Wohlfühlautorin geworden, was ich auch bei „Fake Dates and Fireworks” wieder gemerkt habe. Trotz zum Teil großer Emotionen und tiefgründiger Themen schafft sie es, der Geschichte Leichtigkeit mitzugeben und mich voll und ganz mit ihren Charakteren einzunehmen. Für mich wieder ein Highlight und eine große Empfehlung über den Jahreswechsel (und natürlich darüber hinaus).

Bewertung vom 27.12.2024
Strong Female Character
Brady, Fern

Strong Female Character


gut

Umfassender und persönlicher Einblick in das Leben einer Autistin

“Strong Female Character” ist die Autobiographie der schottischen Comedienne Fern Brady, in welcher sie ihr Leben als Autistin bis zu ihrer späten Diagnose beschreibt. Trotz eindeutiger Symptome und vielfacher Versuche, von Beratungsstellen und Fachpersonal ernstgenommen zu werden, werden ihr eine Reihe an Fehldiagnosen gestellt, unpassende Behandlungen angeordnet und sie erhält ihre Diagnose erst mit 34 Jahren.

Ich kannte Fern Brady, bevor ich ihr Buch gelesen habe, nicht, war aufgrund der Thematik aber sehr an ihrer Perspektive als Autistin interessiert. Ich finde es besonders mutig, wie schonungslos ehrlich sie auch die negativen Aspekte ihrer Störung teilt und bin ihr sehr dankbar für ihre Darstellung, wie auch für ihre Kritik an der immer noch unzureichenden Versorgung mit Information und Diagnostikstellen (insbesondere für Mädchen und Frauen).
Brady gelingt ein guter Überblick, wie eine (undiagnostizierte) ASS sich in jeglichen Situationen zeigen kann und sich auf das Leben auswirkt, indem sie uns an unterschiedlichen Erfahrungen ihres bisherigen Lebens teilhaben lässt. Auch wenn ich viele ihrer Erfahrungen gut nachempfinden und in mir selber wiedererkennen konnte, haben mich Bradys Erlebnisse dennoch immer wieder erschüttert. Ich fand es schrecklich zu lesen, welche extremen Erfahrungen Brady im Laufe ihres Lebens machen musste. Dies ist allerdings nicht ungewöhnlich, denn Autist*innen neigen beispielsweise durch die Natur der Störung viel schneller dazu, traumatisierende Erfahrungen machen zu müssen und daraus eine PTBS zu entwickeln.

Die Bewertung der Autobiographie fällt mir an dieser Stelle sehr schwer, da es auch Aspekte gab, die mir nicht gefallen haben. Dabei möchte ich natürlich nicht Fern Brady persönlich oder ihr Leben bewerten, sondern erklären, warum ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Denn Bradys schonungslos ehrliche Art, Dinge zu beschreiben, erklärt sich beim Lesen natürlich von selbst. Allerdings habe ich diese häufig unverhältnismäßig negativ wahrgenommen. Das bezieht sich auch auf die Darstellung der Personen, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnet, was ich als beinahe ständige Abwertung anderer empfunden habe und so meiner Meinung nach beispielsweise Body- und Fatshaming stattfinden.

Nachdem ich nach den ersten vielversprechenden Seiten und meinen hohen Erwartungen im Vorhinein mit einem Highlight gerechnet habe, konnte diese Erwartung leider nicht ganz erfüllt werden. Trotzdem möchte ich “Strong Female Character” wegen der Sensibilisierung zum Thema Autismus und den wichtigen Aspekten, die das Buch zu dem Thema anspricht - und wofür ich es sehr schätze - empfehlen. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

Bewertung vom 16.12.2024
The Freedom Clause
Sloane, Hannah

The Freedom Clause


sehr gut

Unterhaltsame Geschichte über Emanzipation

In “The Freedom Clause” von Hannah Sloane begleiten wir Daphne und Dominic, die nach drei Jahren Ehe ihre Beziehung öffnen, weil sich eine durch den Alltag eingeschlichene (sexuelle) Unzufriedenheit zwischen ihnen breitgemacht hat. Nachdem Dominic Daphne zunächst zu dem Experiment überreden muss (schonmal sehr uncool), legen die beiden Regeln fest, wie es vielleicht doch funktionieren könnte: nur eine Nacht im Jahr, nie mit derselben Person, der Partnerperson nichts darüber erzählen und das für die nächsten fünf Jahre. Ob und wie die beiden sich durch diese Erfahrungen möglicherweise verändern, wird anschaulich und sehr unterhaltsam dargestellt.

Sloanes Schreibstil ist leicht und gut zugänglich. Erzählerisch liegt der Hauptfokus zwar schon auf der weiblichen Protagonistin, trotzdem erfahren wir auch einiges aus Dominics Wahrnehmung.
Eine Besonderheit und für mich ein Highlight fand ich die Einbindung von Rezepten, über welche Daphne ihre Erfahrungen auf einem anonymen Blog verarbeitet. An der Stelle hätte ich das ein oder andere Rezept auch sehr gerne ausprobiert nachzukochen, allerdings ist leider keines dabei, welches ich ohne Abwandlung hätte kochen können (alleine möglicherweise der Smoothie mit Joghurt-Alternative und die Salsa).

Das Buch spielt über den Zeitraum von fünf Jahren, für welchen auch die Absprache getroffen wurde, sodass ich Daphne und Dominic intensiv kennenlernen und die Entwicklung der beiden gut mitverfolgen kann (Daphnes ist dabei sehr viel prägnanter und schöner anzusehen). Daphne schafft es immer mehr, für ihre Bedürfnisse einzustehen und diese zu kommunizieren, Grenzen zu setzen und auch ihre sexuelle Selbstbestimmung zu erlangen. (Zu Dominic sage ich an dieser Stelle nichts weiter.)

Insgesamt habe ich die Handlung mit viel Spannung und Wohlwollen verfolgt und in kürzester Zeit weggelassen. Leider waren die Entwicklungen für mich allerdings nicht nicht allzu überraschend, sodass es nicht zu einem Highlight gereicht hat.
Trotzdem ist “The Freedom Clause” ein durchaus inspirierendes und überaus unterhaltsames Werk, das wichtige Thematiken anspricht und somit mit 4,5 Sternen eine klare Empfehlung von mir bekommt.

Bewertung vom 16.12.2024
We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1
Faizal, Hafsah

We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1


ausgezeichnet

Mitreißender Auftakt

“We Hunt the Flame” von Hafsah Faizal ist der Auftakt einer High Fantasy Dilogie und handelt von Zafira und Nasir, welche sich als Todfeinde zusammenschließen müssen, um die Magie nach Arawiya zurückzubringen und den Fluch zu besiegen, der das Land immer mehr einzunehmen droht.
Zafira ist “der Jäger” ihres Dorfes, da sie als Einzige den verfluchten Wald betreten und unversehrt verlassen kann. Als Frau ist es ihr nicht erlaubt, einem eigenständigen Beruf nachzugehen, weswegen sie ihre Identität geheim hält, doch im Stillen rebellieren sie und viele andere Frauen dagegen. Als Zafira dann wegen ihrer Fähigkeiten auf die Mission geschickt wird, ein Artefakt zu finden, das die Magie zurückbringen und das Land retten soll, droht ihre Fassade ins Bröckeln zu geraten .
Nasir ist der Prinz des Todes und wird von seinem tyrannischen Vater zeitgleich auf die Suche nach dem Artefakt geschickt - mit dem zusätzlichen Auftrag, “den Jäger” zu töten. Seine gequälte Seele ist seines Vaters hörig und erlaubt ihm nicht, Bindungen einzugehen, doch möglicherweise kann die Zusammenarbeit mit der Jägerin dies ins Wanken bringen.

Nachdem ich ein paar Seiten gebraucht habe, in die komplex ausgearbeitete Welt hineinzufinden, wie ich es bei High Fantasy immer brauche, war ich doch schnell sehr begeistert von der Geschichte und mochte das Buch kaum aus der Hand legen.
Auch der Schreibstil Faizals hat dazu beigetragen, dass ich schnell in einen Lesesog gezogen wurde. Durch Anlehnungen an die arabische Sprache ist dieser zunächst nicht unbedingt flüssig zu lesen, jedoch konnte ich schnell hineinfinden und ich denke, dass dies auch zur Atmosphäre beigetragen hat.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Zafiras und Nasirs Perspektive erzählt, was hier sehr gut gepasst hat. Nasir ist ein nach außen - und auch in sich selber - verschlossener Charakter. Durch seine Gedankenwelt und die Prägungen, die er sein Leben lang eingetrichtert bekommen hat, konnte ich Nasir besser verstehen lernen und auch seine allmählichen Veränderungen wahrnehmen und somit auch eine gute Bindung zu ihm aufbauen, wenn er auch nicht der klassische Protagonist ist. Zafira hingegen habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen und ich bewundere sie sehr für ihre Stärke und ihre Überzeugungen.
Generell finde ich, dass Hafsah Faizal unglaublich gute, charakterstarke und komplexe Figuren entwickeln kann, denn auch ihre Nebencharaktere waren für mich greifbar und authentisch.
Besonders die Zweckgemeinschaft, die sich auf der Suche nach dem Artefakt bildet, fand ich in ihrem Miteinander sehr lebendig, authentisch und insgesamt unterhaltsam, manchmal gar amüsant mitzuerleben.

Das Ende - speziell der Epilog - haben mich dann erstmal sprachlos zurückgelassen, sodass ich den zweiten und abschließenden Band unbedingt dieses Jahr noch lesen werde. Von mir gibt es für “We Hunt the Flame” eine eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.11.2024
Was wir nicht kommen sahen
Seck, Katharina

Was wir nicht kommen sahen


ausgezeichnet

Absolut wichtig und emotional

! Content Notes: Cybermobbing, Suizid, Verlust eines Kindes, Trauer

“Was wir nicht kommen sahen” von Katharina Seck ist ein gesellschaftskritischer Roman, der sich mit Hass im Netz gegenüber Frauen beschäftigt. Die 18-jährige Ada wächst in einer gesunden Familie auf und streamt in ihrer Freizeit verschiedene Videogames über die Plattform Twitch, als sie dort das erste Mal Opfer einer Cybermobbing-Attacke wird. Die Übergriffe werden trotz ihres Aufbegehrens und dem Rückhalt, den sie aus ihrem Umfeld erfährt, immer brutaler, sodass Ada keinen anderen Ausweg sieht und sich das Leben nimmt.
Und mit diesem Entschluss und seinen Konsequenzen startet der Roman. Er wird im Verlauf aus der Perspektive Adas und ihrer Mutter Jenny erzählt. Außerdem erhalten wir immer wieder Einblicke in die Leben und Motive der Personen, die anonym im Internet mit Ada interagieren. In diesen kurzen Perspektiven steckt so viel, worauf ich hier gar nicht eingehen kann, aber ich fand sie so einprägsam, dass ich dies unbedingt herausstellen möchte.
Die Perspektiven Adas Vergangenheit und Jennys Gegenwart, wie sie versucht den Grund hinter Adas Tat zu verstehen, laufen erzählerisch ineinander, was mir sehr gefallen hat und die Emotionalität der Geschichte verstärkt hat.

Secks Schreibstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Sie schafft es, mit klarer, ausdrucksstarker Sprache jedes Wort auf den Punkt zu bringen und Kritik zu üben. Gleichzeitig schafft sie eine Atmosphäre, die durch die authentischen Beschreibungen des Innenlebens ihrer Protagonist*innen geprägt ist, welche auch mir jede Emotion abverlangt hat.

Neben der Aufarbeitung Adas Suizids und ihrer Beweggründe ist natürlich auch die Trauerbewältigung ein großes Thema und wie Eheleute nach einem solchen Schicksalsschlag unterschiedlich damit, aber auch miteinander umgehen können.

Zum Ende des Buchs kann ich hier nicht mehr sagen, als dass es mir auch unglaublich gut gefallen hat, wenn es auch nicht zwingend so hätte ausgehen müssen. Ich nehme trotz der schrecklichen Thematik auf jeden Fall auch Stärke mit.

Das gesamte Buch ist für mich, wie auch bereits erwartet, ein Meisterwerk. Jedes einzelne Wort, jede Botschaft und Kritik perfekt platziert. Die Emotionen der Charaktere, im Speziellen derjenigen, welche Perspektiven wir einnehmen durften, waren greifbar und aufwühlend. Durch die Trauer, Verzweiflung und Hilflosigkeit habe ich mich immer wieder selber mit Wut als Antwort darauf anstecken lassen. Ich werde definitiv noch einige Zeit brauchen, das Buch zu verarbeiten.

Insgesamt ist “Was wir nicht kommen sahen” mit seinen schweren Themen ein Buch, für welches die lesende Person definitiv Kapazitäten übrig haben muss. In dem Fall sollte meiner Meinung nach dann aber wirklich jede Person diesen Roman lesen, weil die Thematik so wichtig und gut umgesetzt ist. Ich schließe mich den vielen Meinungen an, die “Was wir nicht kommen sahen” auch als Schullektüre empfehlen.

Bewertung vom 20.11.2024
The Kinder Poison Bd.1
Mae, Natalie

The Kinder Poison Bd.1


gut

Gute Unterhaltung

“The Kinder Poison” von Natalie Mae ist der Auftakt einer Trilogie und handelt von Zahru, die durch ein unglückliches Missverständnis in einen magischen Wettkampf und zwischen die Machtspielchen der Thronerben Orkenas gerät. Sie selber ist Flüsterin und kann so mit Tieren kommunizieren, was als schwache Magie angesehen wird.

Ich fand die Handlung durchgehend spannend, da ständig etwas passiert ist und sich dadurch immer neue Richtungswechsel ergeben haben. Somit war die Geschichte für mich leider auch etwas unruhig und ich konnte nicht richtig ankommen.

Ähnlich ging es mir mit Zahru, zu welcher ich durch ihre Hin- und Hergerissenheit keinen tieferen Zugang finden konnte. Gegen Ende konnte ich aber durchaus eine größere Charakterentwicklung erkennen, wodurch ich große Hoffnung auf die folgenden Bände habe.

Das Magiesystem fand ich in seiner Einfachheit gut verständlich. Es gibt verschiedene Arten und Stärken von Fähigkeiten, die zumeist angeboren sind und sich im Kinder-/Jugendalter zeigen. Die Idee Zahrus Fähigkeit, mit Tieren kommunizieren zu können, mochte ich richtig gerne und hat auch ihr, trotz ihrer vermeintlichen Schwäche, einige Male weiterhelfen können. Allerdings fand ich die Fähigkeit insgesamt zu oberflächlich und in ihren Konsequenzen zu wenig entwickelt.

Den Schreibstil Maes habe ich sehr angenehm und flüssig wahrgenommen und auch in der Welt mit Wüstensetting konnte ich mich schnell zurechtfinden. Auch hier sehe ich die gute Verständlichkeit in der Einfachheit des Worldbuildings - dies meine ich ganz neutral und ist nur durch subjektive Präferenzen zu bewerten, sodass ich die Geschichte auch an Fantasy-Einsteigende empfehlen würde.

Durch die Handlung hinweg deutet sich immer wieder ein Love Triangle an, welches auch für die Handlung relevante Richtungen anstößt. Damit sollten Lesende auf jeden Fall klarkommen können. Mich persönlich haben einzelne Aspekte davon schon ein wenig genervt, insgesamt konnte ich aber gut darüber hinweglesen.

Insgesamt sehe ich in den folgenden Bänden definitiv noch viel mehr Potential, sodass ich daran interessiert bin, “The Kinder Poison” weiter zu verfolgen. Von mir mit 3,5 Sternen durchaus ein gelungener Auftakt.

Bewertung vom 10.11.2024
Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
La Sala, Ryan

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars


sehr gut

Spannend und klebrig wie Honig

“Die Honeys” von Ryan La Sala ist ein queerer Jugend-Mystery-Thriller. Wir begleiten Mars nach dem Tod der Zwillingsschwester an die Aspen-Sommerakademie, um Antworten über Caroline und ihren plötzlichen Tod zu finden. Dort muss sich Mars den binären Genderrollen beugen und ins Haus der Jungen ziehen, fühlt sich aber viel stärker von den mysteriösen und schönen Mädchen, den Honeys, hingezogen, zu denen auch seine Schwester gehörte. Und die Suche bringt gefährliche Geheimnisse ans Licht, die Mars’ Verstand und Vertrauen mehrfach erschüttern.

Ich mag den Schreibstil La Salas in seiner Einfachheit und der Atmosphäre, die er erzeugt, sehr. Die Spannung war von Anfang an da, auch wenn für mich im Verlauf der Geschichte die ein oder andere Länge gegeben war. Dies lag vor allem an den Abläufen an der Akademie, die für mich nicht immer ganz passend und nachvollziehbar waren, stellt aber auch meinen einzigen Kritikpunkt dar.

Durch verschiedene Charaktere wird in dem Roman immer wieder Queerfeindlichkeit aufgegriffen, mit der man als lesende Person auf jeden Fall umgehen können muss. Ich finde die Thematik aber gut umgesetzt, da Mars als genderfluide Person diese immer wieder benennt, einordnet und sich dagegen wehrt.

Die Thematik rund um die Imkerei und die Bienen fand ich sehr spannend. Grundsätzlich können mich Bienen sehr begeistern und es wird auch viel auf deren (Sozial-) Verhalten eingegangen. Die Metaphorik dessen, die im Verlauf immer deutlicher wird, hat die Geschichte zunächst gruselig erscheinen lassen, konnte mich durch ihre Vielschichtigkeit aber schlussendlich begeistern und zum Nachdenken anregen.

“Die Honeys” ist ein Roman, der mich auf vielen verschiedenen Ebenen begeistern konnte durch Spannung, Grusel, Freundschaft, Bienen, Trauer (-bewältigung), Queerness und ein klein wenig Romantik. Große Empfehlung und 4,5 Sterne von mir!