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MaluStr
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Bewertung vom 11.08.2022
Tierschutz und Tierrechte im Königreich Württemberg
Schlenker, Wolfram

Tierschutz und Tierrechte im Königreich Württemberg


ausgezeichnet

Ausgehend vom Beispiel Württemberg, wo um 1837 die erste Tierschutzbewegung auf dem europäischen Kontinent entstand, zeichnet der Autor ein facettenreiches Bild vom Engagement jener mutigen Menschen, die unter den schwierigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen des 19. Jahrhunderts gegen die allgegenwärtigen Misshandlungen von Tieren und für deren Wohl gekämpft haben. Unter anderem beschäftigt er sich dabei auch ausführlich mit der deutschen Antivivisektionsbewegung, die sich im 19. Jahrhundert und vor dem 1. Weltkrieg unter dem Einfluss englischer Tierversuchsgegner*innen formierte. Neben den menschlichen Aktivitäten rückt Wolfram Schlenker aber auch die Tiere selbst in den Mittelpunkt. Ausführlich beschreibt er, wie das zumeist elende Leben und Sterben der Tiere im 19. Jahrhundert aussah. Dank akribischer Quellenforschung hat er nicht nur neue, bisher unbekannte Fakten zu Tage gefördert, er räumt auch mit Irrtümern und bisher kaum hinterfragten Überzeugungen auf. So entlarvt er beispielsweise die heute noch weit verbreitete Vorstellung von einer einstmals „artgerechten“ kleinbäuerlichen Tiernutzung als eine romantische Illusion. Oder er widerlegt schlüssig den immer wieder auch in Fachkreisen vorgebrachten Vorwurf, dass die Pioniere der deutschen Tierschutz- bzw. Tierrechtsbewegung größtenteils völkisch, antisemitisch und fortschrittsfeindlich gesinnt waren. Schlenkers Buch ist flüssig, gut lesbar und spannend geschrieben. Ein weiterer Pluspunkt: Dank seines detaillierten Inhaltsverzeichnisses ist das umfangreiche Werk auch zum selektiven Lesen eignet.