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Deicheule

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Bewertung vom 12.06.2023
Mika im echten Leben
Jean, Emiko

Mika im echten Leben


ausgezeichnet

Der Roman "Mika im echten Leben" ist 2023 beim dtv Verlag erschienen. Die Autorin Emiko Jean beschreibt darin das Zusammenwachsen einer ungewöhnlichen Familie. Die Protagonistin Mika hat mit 19 Jahren ein Baby zur Adoption freigegeben. 16 Jahre später meldet sich Penny bei ihr - Mikas leibliche Tochter. Um ihr zu gefallen, erfindet Mika das Leben, das sie sich immer gewünscht hat. Doch dann kündigt Penny ihren Besuch an und Mika steht vor der Wahl, diese Lüge aufrecht zu erhalten oder die Wahrheit zu sagen. Im weiteren Verlauf erlebt man mit, wie Penny ihre Wurzeln findet und die beteiligten Personen jeweils ihre Rolle in der neuen Familienkonstelkation finden.

Die Protagonistin Mika, deren Name eigentlich Mi-Chan lautet, ist 35 Jahre alt, japanische Amerikanerin und hat das Gefühl, ihr Leben nicht wirklich im Griff zu haben. Sie ist in einem sehr strengen Elternhaus aufgewachsen und fühlt sich als ständige Enttäuschung ihrer Mutter. Aufgrund ihres familiären Hintergrundes und ihrer Prägung durch ihre Eltern ist ihr Handeln gut nachvollziehbar. Wirkt sie anfangs noch recht unbeholfen und etwas unreif, entwickelt sie sich im Verlauf des Romans zu einer Frau, die vor allem das Beste für ihr Kind will und dies auch gut reflektieren kann. Ihre Tochter Penny als Teenager ist gut getroffen. Sie ist auf der Suche nach ihren Wurzeln, oft schon sehr verständnisvoll und erwachsen, manchmal aber eben auch ein bisschen impulsiv. Ihr Vater Thomas möchte sie dabei unterstützen und beschützen. Anfangs wirkt er eher unsympathisch, je besser man ihn aber kennenlernt, desto mehr versteht man ihn. Auch die anderen Personen sind gut beschrieben und machen im Verlauf Entwicklungen durch.

Die Sprache des Romans hat mir gut gefallen, der Text liest sich flüssig und transportiert die Emotionen der Protagonisten sehr gut. Auch wenn einige Charaktere anfangs recht unsympathisch erscheinen, kann man ihr Handeln gut nachvollziehen

Ich habe schnell festgestellt, dass der Klappentext nur die ersten etwa 150 Seiten des Romans beschreibt, dabei geht die Geschichte noch viel weitet. An einigen Stellen waren mir Zeitsprünge zu groß und ich hätte mir gewünscht, dass das Erzähltempo etwas langsamer ist. Besonders gut fand ich, wie viele Themen nebenbei angesprochen werden: Erwachsenwerden und die Suche nach sich selbst, die Frauenrolle in unserer Gesellschaft, Bikultiralität, Adoption von BIPoC-Kindern durch weiße Eltern... Außerdem sind die Charaktere sehr divers, ohne dass es erzwungen wirkt. Auch die Einblicke in die japanisch-amerikanische Kultur fand ich super. Daher eine klare Lesermpfehlung für dieses Buch.