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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
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Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 450 Bewertungen
Bewertung vom 12.07.2024
111 Orte in Apulien, die man gesehen haben muss
Rizzello, Daria

111 Orte in Apulien, die man gesehen haben muss


ausgezeichnet

Kurioses und Banales, Teures und Geschlossenes, Trauriges und Interessantes

Rund 350 Kilometer lang und im Schnitt 50 Kilometer breit ist die Region Apulien. Da finden sich leicht 111 Orte. Ich lasse einmal das „muss“ weg und meine, dass das Buch ein sehr guter Reiseführer sein kann. Vorausgesetzt, man möchte von vielem etwas sehen und genießen: Museen, Landschaften, Lokale, kulinarische Kleinode oder Gebäude.

Auch wenn die Autorin „im hohen Norden Deutschlands“ lebt, wie am Ende des Buches zu lesen ist – sie bleibt einer Leidenschaft aller Italiener treu, dem Essen. Es gibt also einige Orte, bei denen es sich um etwas Kulinarisches handelt. So lässt der „essbare Seufzer“ angeblich Männer verlegen werden. Es sei aber auch der Beitrag über das teuerste Eis Apuliens genannt: 70 Euro für eine Portion Eis! Warum und wo, das lesen Sie im Buch auf Seite 174. Beschreibungen mancher Orte beziehen auf Personen, deren Heimatorte es sind. So widmet Rizello eine interessante Seite dem italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro, der von einer Terrororganisation umgebracht wurde und aus Apulien stammte.

Die Autorin beschreibt aber auch Orte, die, jetzt schreibe ich einmal, sicherlich für die örtliche Bevölkerung von großer Bedeutung sein könnten, aber für uns Mitteleuropäer wenig interessant erscheinen. Beispielsweise die Klippen des Belvederes – jedenfalls zeigt das Bild nichts Besonderes: Ein Dorf am Rand des Meeres, abgegrenzt von einer Mauer, von der alljährlich ein Klippenspringen stattfindet (21 bzw. 27 Meter). Was den Ort an sich aber interessant macht: Domenico Modugno (* 1928; † 1994) kam hier hier zur Welt. Er war der Schöpfer des weltberühmten italienischen Liedes "Volare" (Nel blu dipinto del blu).

Die Geschichte von Romeo und Julia in Apulien ist ja ganz nett, aber den steinernen Kopf dazu muss man fast schon an der Fassade des Gebäudes suchen. In der Kirche San Francesco gibt es eine „scheußliche Schönheit“. Wer schon einmal vom fliegenden Mönch in Osimo in den Marken gehört hat, findet in Apulien seine Heimatstadt Copertino. Etwas kurios der Beitrag über die Vintage-Bar Picci, da die Autorin nur ein Bild von außen mit heruntergelassenem Rollladen zeigt, aber vom Inneren schwärmt.

Ölmühle, Rasierklingen-Museum, alte Abteien und Kirchen, Keramikladen, Pater Pio, kleine Buchten, Strände, Unterwasser-Badehaus und andere Orte beschreibt Rizzello durchaus gekonnt und informativ. Dass sie aus meiner Sicht manchmal etwas zu touristisch-werbemäßig übertrieben beschreibt verzeihe ich ihr – sie ist ja eine [wahrscheinlich temperamentvolle] Italienerin. Auf alle Fälle sind sehr viele beschriebene Orte einen Besuch wert.

Bewertung vom 05.07.2024
Verstoßen
Hofreiter, Gerda

Verstoßen


ausgezeichnet

Sorgfältig recherchierte Lebensgeschichten, geprägt von der Grausamkeit des NS-Regimes

Das Lesen mancher Kapitel ist bedrückend, manchmal sogar sehr bedrückend. Kinder und Jugendliche, die bis März 1938 miteinander in die Schule gingen, wurden von einem Tag auf den anderen vom Unterricht ausgegrenzt. In der sogenannten Reichskristallnacht im November 1938 mussten sie zuschauen, zumindest mithören, wie ihre Väter erschossen, erstochen oder erschlagen und ihre Mütter gedemütigt und geschlagen wurden. Aber vielen Kinder und Jugendlichen wurden schon vor dem Anschluss und auch noch danach bis Anfang 1939 mit Kindertransporten nach England oder Palästina geschickt. Daher habe viele von ihnen überlebt. Sie und ihre Nachfahren stellten private Dokumente und Erinnerungen für dieses Buch zur Verfügung.

Als sehr hilf- und aufschlussreich habe ich den Teil 1 empfunden. Darin werden von der Autorin gut verständlich die Geschichte der Juden in Vorarlberg und Tirol sowie die Hintergründe geschildert, wie es zu der Vertreibung der Kinder und Jugendlichen kam und welchen Neuanfang sie in der Welt erlebten. Obwohl dieser Teil 1 stark auf Geschichte der Juden in Vorarlberg und Tirol zugeschnitten ist, gibt er doch einen sehr guten Einblick in die damalige Lebenssituation dieser Menschen und deren Geschichten. Ein Kapitel beschäftigt sich auch mit dem Thema Integration in den neuen Heimatländern oder zurück nach Österreich (was offenbar die Wenigsten wollten).

Im Teil 2 – Hundert oder mehr Geschichten – wird das Lesen dann abschnittsweise beklemmend. Die damalige Kinder und Jugendlichen erinnern sich heute für das Buch an die Gräuel des Novemberpogroms, an die Demütigungen in der Schule und bei ärztlichen Behandlungen, bei der Besorgung der Ausreisedokumente und selbst in den Fluchtländern wurden sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als „Feinde“ interniert. Einer dieser jungen Männer meldete sich zur britischen Armee. Ihm gelang es als Besatzungssoldat in Österreich zwei der Mörder seines Vaters ausfindig zu machen. Dem einen gelang jedoch die Flucht, der andere wurde nicht verurteilt. Diese und andere Erlebnisse hat die Autorin akribisch zusammengetragen. Viele Personen haben ihr Familienbilder zur Verfügung gestellt, die noch unbeschwerte Kinder zeigen, wie im Beispiel von Ilse und Inge Brüll. Bei allen Familien gibt es einen Überblick über die Familie an sich, also kurze Informationen über die Großeltern und Eltern, über Großfamilien und Geschwister.

550 Fußnoten, ein zweiseitiges Literaturverzeichnis und eine Seite Quellenangaben sowie ein Abbildungsverzeichnis zeugen von der wissenschaftlichen Recherche der Autorin Gerda Hofreiter. Das Buch ist aber kein Lesebuch, da die Informationsdichte bei den einzelnen Familie derart konzentriert ist, um es in einem Stück lesen zu können. Es stellt vielmehr ein Nachschlagewerk dar, vor allem für die Innsbrucker Bevölkerung, was aus ihren einstigen Nachbarn, vielleicht auch Freunden wurde. Zwar wird die Generation, die sich derer noch erinnern kann, wohl bald tot sein, aber das Buch dokumentiert den dunkelsten Abschnitt in der Geschichte Tirols.

Bewertung vom 25.06.2024
Oberitalienische Seen Reiseführer Michael Müller Verlag
Fohrer, Eberhard

Oberitalienische Seen Reiseführer Michael Müller Verlag


sehr gut

Kompakt, übersichtlich, ergänzt mit Seen in der Region Südtirol-Trentino

Es gibt Reiseführer nur über den Lago Maggiore, den Comer See oder Gardasee. Dieser vorliegende Reiseführer vereint aber alles Wissenswerte der drei genannten See. Zusätzlich bietet er Informationen über eine Reihe kleinerer Seen in den Regionen Piemont, Lombardei, Venetien und Trentino-Südtirol. Mir liegt die 7. Auflage 2024 vor.

Rund 25 Seiten bieten Informationen über mehr oder weniger kleine Seen in Südtirol und Trentino. Das ist vielleicht die interessanteste Erweiterung, die ich zum Begriff „Oberitalienische Seen“ kenne. In der Po-Ebene geht Fohrer bis fast den Po, nämlich bis Mantua. Diese Stadt liegt an einem Fluss, dem Mincio, dem einzigen Abfluss des Gardasees. Dieser bildet im Stadtbereich aber einen kleinen See. Also einen „oberitalienischen See“. Auf dem Weg vom Gardasee nach Mantua sollte man einen Stopp in Valeggio-sul-Mincio einlegen, einem entzückenden Ort mit einem mittelalterlichen Staudamm und einer großen Parkanlage.

Die jeweiligen Beschreibungen der Seen beginnen mit einer Übersicht „was anschauen, was unternehmen, wo baden, was sonst noch“ mit entsprechenden Seitenverweisen. Immer wieder finden sich praktische Tipps des Autors, wie beispielsweise der Parkplatztipp, wenn jemand eine Rundfahrt auf dem Iseo-See unternehmen möchte. Überhaupt ist der Iseo-See einen Besuch oder Aufenthalt wert. Wer sich am Comer See aufhält, sollte einen Ausflug zu den Seen in der Brianza unternehmen. Fohrer beschreibt auch noch andere Seenziele abseits der großen bekannten Seen.

Wie in allen mm-Reiseführern gibt es Übernachtungs- und Restauranttipps. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass sich Details dieser Beschreibungen ändern können. Die freundliche Bedienung oder die besonders gute Küche sind zum Zeitpunkt der Erstellung des Reiseführers erhoben worden. Der handliche Reiseführer mit 416 Seiten eignet sich für Italien-Urlauber, die nicht an einem See bleiben, sondern die Vielfalt der Seenlandschaft kennenlernen möchten.

Bewertung vom 01.06.2024
Bleib noch eine Weile
Janisch, Heinz

Bleib noch eine Weile


ausgezeichnet

Feinsinnige, sehr gut geschriebene Kurzgeschichten mit seitengroßen Bildern

Das ist nicht nur ein Buch für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Denn diese 77 kurzen Geschichten vermitteln auch viel Weisheit, regen zum Nachdenken und auch zum Träumen an. Zwei Beispiele: Colfoy, die Elfe, besucht Doris, eine hundertjährige ehemals gefeierte Pianisten. Doris meint, das Schöne an einem Besuch der Elfe ist, dass sie gar nichts reden müssen und dennoch hat Doris das Gefühl, dass sie sich gut unterhalten „und schwiegen und lachten, und beide fühlten sich wohl dabei.“ In einer anderen Geschichte steigt Dako, der kleine Riese, in den Autobus und der Fahrer bittet ihn, ganz leise zu sein und Dako muss heute auch nichts bezahlen. Der Grund: „Heute fährt die Stille mit mir in die Stadt“.

Und so könnte ich noch andere wunderbar geschriebene Geschichte erwähnen. Die von der Schnecke, die so zerbrechlich wirkt oder die von den „schlafenden Bäumen“, die Kater Rem nicht stören will. Sie sind alle gefühlvoll und mit Sinn geschrieben. Vielleicht für Fünfjährige noch zu schwierig zu verstehen, aber die eine oder andere Geschichte ist sicherlich auch schon für diese Altersgruppe geeignet.

Stefanie Pichler fängt die Erzählungen mit Bildern ein, lenkt den Blick auf Details oder gibt Anregungen zum eigenständigen Weiterfantasieren und -fabulieren. Eine wunderbare Sammlung kurzer Vor- und Selbstlesegeschichten, die lange nachwirken können.

Bewertung vom 01.06.2024
Der kleine Basilisk
Tielsch, Gudrun

Der kleine Basilisk


sehr gut

Keine Sage, aber eine Geschichte, die wahrscheinlich Kinder begeistern kann

Ja, es gibt eine Sage über einen Basilisken in Wien. Aber die ist bestenfalls eine Seite lang, hingegen die Geschichte des kleinen Basilisken ist 192 Seiten lang. Es ist also eine echt frei erfundene Geschichte, die nur auf den ersten Seiten sich an die Sage anlehnt. Und wie das so bei Geschichten manchmal ist, müssen einzelne Kapitel nicht unbedingt logisch zusammenhängen – inhaltliche Bocksprünge sozusagen. In meinen Augen sind manche Erlebnisse des kleinen Basilisken vielleicht etwas zu überzeichnet. Aber eigentlich sollten ja Kinder über dieses Buch urteilen und nicht ein Erwachsener, wenngleich ich schon Opa bin.

Bei manchen Kapiteln hat die Autorin wohl an österreichische Realitäten gedacht, beispielsweise an das Beamtentum und den amtlichen Lauf bei Eingaben. Das Buch vermittelte mir auch einen Hauch von Bösem und Angst, spielt doch der „Herr Teufel“ alle Stückerl mit dem kleinen Basiliken und noch ein paar andere Gegebenheiten. Der Leser weiß bis zum Ende des Buches nicht, wie die Sache ausgehen wird. Und wer genau nachdenkt, wird einen gewissen Widerspruch in Aussagen am Anfang zu jenen am Ende Buches erkennen.

Aufgelockert wird das Buch mit farbigen Zeichnungen, der Text überwiegt jedoch.

Das sind jedoch alles Feststellungen eines Erwachsenen und Kinder werden vieles anders sehen. Sie sollten aber nicht ängstlich sein und eine gute Portion Fantasie besitzen.

Bewertung vom 16.05.2024
111 Orte am Lago Maggiore, die man gesehen haben muss
Hohmann, Insa;Hohmann, Katharina;Klinggräff, Fritz von

111 Orte am Lago Maggiore, die man gesehen haben muss


sehr gut

Sehr interessanter Entdeckungsführer, aber alles muss man nicht gesehen haben

Es ist eben oft nicht ganz einfach 111 Orte in einer kleinen Region für ein Buch zu finden, das eben nun einmal 111 Orte beschreiben soll. Und noch dazu muss man diese Orte gesehen haben. Nun ja, das Müssen ist das Einzige, was mich an der an und für sich interessanten Reihe „111 Orte“ etwas stört. Dazu noch später.

Mir gefällt sehr gut, was die drei Autoren an Informationen und geschichtlichen Hintergründen zusammengetragen haben. Da merke ich, dass sie sich wirklich gut am Lago Maggiore und in der Umgebung auskennen (einige Orte befinden sich bis etwa 40 Kilometer, einer sogar 80 Kilometer vom Lago Maggiore entfernt). Die beschriebenen Orte und Objekte sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von einer kleinen grünen Insel bei Angera, zu der man selbst rudern muss, über steinerne Wappen aus dem Mittelalter, das Feuerwerk zu Ferragosto im August, eine Mühle, in der ein Schweizer Autor seine Romane schrieb, einem Literaturarchiv und etlichen Museen bis hin zum Familiengrab der Hersteller der Espressomaschine Moka. Auch einige bekanntere Sehenswürdigkeiten wie die Statue Sancarlone in Arona oder die Hemingway-Bar im Grand Hotel in Stresa werden ebenfalls beschrieben.

Es gibt eine Reihe von Orten oder Objekten, die sicherlich ihre Liebhaber finden werden, sich aber für mich nicht als unbedingtes Muss darstellen. Einige Beispiele: Das verfallene Fabrikgebäude in Besozzo, einer Firma, die einst warme Decken der Marke „Sole Mio“ herstellte, das Einschussloch in einem Masten in Arona, das von einem Kampf der Partisanen mit der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg stammt, die Eibe in Cavandone, der Europa-Supermarkt Ispra, der seine goldenen Zeiten in den 1960er-Jahren erlebt hatte oder die Zementfabrik in Caravate. Aber ich möchte hier nochmals erwähnen, dass die Texte auch bei diesen und anderen Beiträgen informativ sind. Daher schreibe ich auch im Titel meiner Rezension von einem Entdeckungsführer, wie er auch vom Verlag bezeichnet wird.

Jeder Beitrag besteht aus einer Seite Text und einer Seite mit einem, manchmal auch zwei Bildern. Ein etwa fünfzeiliger Infoblock bietet die Adresse, Anreisetipp, Öffnungszeiten und noch einen Tipp für die unmittelbare Umgebung des Beitrags. Die Bilder dokumentieren gut den Ort oder das Objekt. Am Endes des Buches gibt es eine Übersichtskarte des See sowie einen vergrößerten Ausschnitt des Südteils des Sees. Auf beiden Karten sind die 111 Orte mit den Kapitelnummern eingetragen.

Fast alle Beiträge beschreiben Unbekanntes oder jedenfalls nicht unbedingt „Touristenmagnete“. Dieses Buch ist also ein Entdeckungsführer für Menschen, die schon einige Male im Gebiet des Lago Maggiore waren und Lust auf Neues haben.

Bewertung vom 03.05.2024
Weites Leben - weites Herz
Birnbacher, Korbinian

Weites Leben - weites Herz


sehr gut

Salzburger Erzabt gibt guten Einblick in das Klosterleben und die benediktinischen Regeln

„Dieses Buch teilt den Erfahrungsschatz eines Klosters …“ sagt Erzabt Korbinian Birnbacher, der 88. Abt und 6. Erzabt der Benediktiner-Erzabtei St. Peter in der Stadt Salzburg, in seinen Dankesworten. Diese gelten auch Christoph Kardinal Schönborn, der das Vorwort geschrieben hat und Josef Bruckmoser, der Birnbacher beim Schreiben des Buches journalistisch-fachlich zur Seite gestanden ist.

In vier Kapiteln – „mit Benedikt im Kloster leben“, „mit Benedikt mehr Mensch werden“, „mit Benedikt die Kirche erneuern“ und „mit Benedikt die Welt verändern“ – gibt Korbinian Birnbacher, der als Georg in Bad Reichenhall zur Welt kam und in Anger in Oberbayern aufwuchs, Einblick in den Klosteralltag und die benediktinischen Regeln.

Er beginnt mit der Schilderung seines Lebens, in dem ihm schon bald vorhergesagt wurde, er werde einmal Abt werden. Dann erzählt er von seinem Leben im Kloster und dass er „spektakulär ins Amt gekommen“ ist. In diesem Zusammenhang greift er auch das Thema des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen auf, das seinen Vorgänger Erzabt Becker zum Rücktritt zwang. Jeder Abschnitt beginnt mit einer benediktinischen Regel, die Birnbacher dann erläutert, wie sie in der heutigen Zeit zu deuten ist und wie sie in St. Peter gelebt wird. Er beschreibt, wie die Namenstage der Mitbrüder gefeiert werden (nicht die Geburtstage), wie das Gemeinschaftsleben funktioniert und auch welche Probleme im Gemeinschaftsleben auftreten. Ausführlich behandelt er die Funktion des Abts, welche Aufgaben und Herausforderungen auf ihn warten. Auch Humorvolles bietet der Erzabt in seinem Buch: „Wie viel Wein darf es sein?“ Natürlich im Zusammenhang mit einer benediktinischen Regel.

Korbinian Birnbacher scheint einen offenen Geist für die geistlichen Bedürfnisse der heutigen Zeit zu haben. Er ist nicht mit allem glücklich, was die katholische Kirche sagt, und weist auf manche unterschiedliche Auffassungen der Benediktiner hin. Ein Thema sind die Synoden, bei denen er die aktuelle noch laufende heraushebt, an der erstmals nicht nur 200 Bischöfen, sondern auch 100 Laien, darunter 54 Frauen, teilnehmen. „Eine neue Oppositionskultur in der Kirche entwickeln“ nennt er ein Unterkapitel. Darin übt er Kritik an kirchlichen Haltungen. Man solle den brennenden Fragen nicht ausweichen – Thema „Weiheämter für Frauen stehen ganz oben“. Gegen Ende des Buches gibt es noch die Unterkapitel „wie die Mönchskultur Salzburg prägte“, „Benedikt, der Patron Europas“ und „sieben Lebensregeln für den Alltag“.

Teilte ich das Buch in drei Abschnitte, so handelt der erste Teil über sein Leben und den Klosteralltag, der zweite, mittlere Teil über geistliche Themen rund um benediktinische Regeln und der dritte Teil über zeitaktuelle Themen. Das Buch liest sich angenehm, der mittlere Teil ist vielleicht etwas schwerer zu verstehen. Aber nach dem Lesen dieses Buches habe ich einen guten Einblick in das benediktinische Klosterleben in St. Peter erhalten.

Bewertung vom 20.04.2024
Endlich Zeit für Venetien
Giacovelli, Beate

Endlich Zeit für Venetien


sehr gut

Viel Interessantes über weniger bekannte Orte und Sehenswürdigkeiten in Venetien

Eine Österreicherin zieht der Liebe wegen in die italienische Region Lombardei und bereist ein Jahr lang die Nachbarregion Venetien. Daraus entstand dieses Buch mit 34 Kapiteln, die von mehr oder weniger Sehenswertem in dieser achtgrößten Region Italien berichten.

Sie beschreibt sehr authentisch-selbst erlebt die Orte, was der Besucher unbedingt sehen oder erleben sollte. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass man anhand ihrer Beschreibungen dann auch alles gesehen hat. Doch es sind abwechslungsreiche Vorschläge: Besuch einer Reismühle, ein Ausflug ins Naturparadies Po-Delta, zehn besondere Museen, kleinere Städte wie Rovigo oder den Ort Arquà Petrarca, ein Besuch in Possagno bei Antonio Canova u. a. Als Abschluss bei jedem Kapitel einer Provinz gibt es ganz Venetien betreffende Kapitel, z. B. Venetiens schönste Dörfer, schönsten Villen, Gartenlabyrinthe, so schmeckt Venetien oder stilvoll wohnen (sieben Vorschläge, wobei der Begriff stilvoll dabei sehr weit ausgelegt wird). Am Ende des Buches bietet die Autorin auf fünf Seiten hilfreiche italienische Vokabeln für Konversation und ein kleines Speiselexikon.

Jedes Kapitel umfasst durchschnittlich fünf Seiten in einem Format, das etwas größer ist als das A5-Format ist: Eine Einleitungsseite mit Bild, meist ein bis eineinhalb Textseite locker gesetzt, gefolgt von einer Seite „Zeit für…“ mit Adressen, Veranstaltungen oder Ausflüge in der unmittelbaren Umgebung. Diese Informationen sind kurzgehalten, aber ausreichend mit Telefonnummern und Internetadressen. Dem Verlag sei hier ein Zeigefinder erhoben: Die Überschriften „Zeit für…“ und die darunter befindlichen Teilüberschriften sind in weiß auf pastellfarbenen Hintergründen gesetzt. Also fast nicht lesbar. Unterschiedlich die Bildgrößen, die manchmal auch eine Seite, hie und da auch zwei Seiten füllen. Viele Bilder, schreibt die Autorin, wurden ihr von Städten, Gemeinden, Museen und Villen zur Verfügung gestellt.

Womit ich beim Lesen aber doch durchgehend meine persönlichen, wohl subjektiven Probleme hatte, ist die Sprache, die Ausdrucksweise der Autorin. Ziemlich viele Orte und Sehenswertes sind „grandios“, „atemberaubend“, „urig“, „hochkarätig“, „verträumt“, „phänomenal“, „wunderbar“ und mit anderen Superlativen beschrieben. Es wirkt für mich manchmal sehr übertrieben, fast touristisch-werbemäßig. Nun kenne ich den überwiegenden Teil der beschriebenen Orte persönlich von Reiseleitungen über Jahrzehnte und weiß, dass nicht alles ganz zutrifft, wie Beate Giacovelli es erlebt haben mag. Vielleicht war sie auch da und dort nur einmal auf einen Kurzbesuch. Dass in Bassano del Grappa in der Grapperia auf der Ponte Vecchio “ein Getränk in rauen Mengen ausgeschenkt wird“ mag ich so formuliert auch nicht ganz glauben. Ebenso wenig, dass der Dom in Adria sehenswert wäre. Aber das sind eben meine persönlich-subjektiven Empfindungen.

Mein Gesamteindruck des Buches ist aber, dass Beate Giacovelli viel Interessantes zusammengetragen und übersichtlich beschrieben hat. Es ist vielleicht kein Reiseführer im klassischen Stil mit vielen Details, aber ein Führer, der etliche, in der Landschaft versteckte Kleinode der „terra ferma“, des venezianischen Festlandes dem Leser näherbringt.

Bewertung vom 15.04.2024
Einkaufen macht Spaß
Leitl, Leonora

Einkaufen macht Spaß


sehr gut

Der Titel des Buches wird nicht ganz so im Buch dann umgesetzt
Papa Kiki beschließt, dass Mama Jojo mittags Pizza machen soll und geht mit seinen drei Gocksis alle notwendigen Zutaten einkaufen. Liest man die Texte bei den Einkaufsstationen, so macht es aber den drei Gocksis, den Kindern, nicht gar so viel Spaß. Jedenfalls will eines immer wieder ein Eis, mal finden die drei Salat fad und beim Wurst Fux, einem Fuchs, bekommt Vater Kiki Angst. Die Zeichnung des Fuchses ist aufgrund der spitz dargestellten Zähne auch ein wenig furchterregend. Wie es zu regnen beginnt, winkt Hedwig, die [Lese]Eule die Familie in die Bücherei, bis der Regen vorbei ist. „Gemütlich schmökern sie und warten, …“ Fehlt da nicht „in Büchern“?

Die Darstellung der Händler finde ich nett: Der Fuchs als Wursthändler, die Eule im Bücherladen, die Katze als Bäcker, der Hase im Obst- und Gemüseladen., Fred vom Käseladen dürfte ein Eichhörnchen sein, Jolanda, ein Schaf als Blumenhändlerin, Rosi in der Konditorei ist nicht ganz klar zuzuordnen, aber wahrscheinlich eine Bärin. Die Zeichnungen insgesamt wirken auf mich etwas einfach, aber doch klar dem jeweiligen Geschäft entsprechend. Text ist in diesem Buch Geschmackssache und vielleicht doch etwas zu simpel.

Bewertung vom 15.04.2024
Heupferdchen, hüpf!
Steinkellner, Elisabeth

Heupferdchen, hüpf!


sehr gut

Farbenfrohe Bilder und kurze Vierzeiler je Doppelseite

Das große Heupferdchen drängt zur Eile, dem kleinen Heupferdchen fallen immer wieder Dinge ein, die aber am raschen Weiterhüpfen hindert. Bis, ja, bis sich die Sache umdreht und das große Heupferchen nicht weiterhüpft. Textlich vielleicht nicht immer flüssig und schlüssig, aber doch nett geschrieben. Die gezeichneten Bilder sind farbenfroh und oft detailreich auf Glanzkarton, damit kleine Kinder das Büchlein auch „richtig in die Hände nehmen können“. Elf Doppelseiten, auf denen jeweils auf einer Seite ein Vierzeiler zum Vorlesen steht.