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Top-Rezensenten Übersicht

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haubentaucher101
Wohnort: 
Frankfurt am Main

Bewertungen

Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


gut

Ambivalenter Eindruck
Lange habe ich überlegt, ob ich drei oder vier Sterne geben soll und habe mich nun für drei entschieden. Einfach weil mich das Buch von Judith Taschler nicht wirklich überzeugt hat. Und das, obwohl das Thema des Buches eigentlich alles hat, was mich normalerweise interessiert und begeistert. Es erzählt eine Familiengeschichte aus der Zeit der ersten Hälfe des 20. Jahrhunderts, also der Zeit der beiden Weltkriege und der Zeit dazwischen und die Hauptfigur des Buches, Elisabeth Brugger, ist eine besondere, eine starke Frauenfigur.

Nachdem sie im ersten Weltkrieg als Krankenschwester gearbeitet hat, studiert sie in den 20er Jahre in Wien Medizin. Ich bin ein großer Wien-Fan und gerade diese Zeit, die Zwischenkriegsjahre, interessieren mich besonders. Und trotzdem will der Funke bei der Lektüre nicht so wirklich überspringen. Ich glaube, dass liegt vor allem an den vielen Zeitsprüngen und auch daran, dass der Stil der Autorin nicht so ganz der meine ist. Trotzdem habe ich einige interessante Dinge aus dem Buch erfahren.

Bewertung vom 28.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


ausgezeichnet

Sehr interessanter Einblick in die Welt der Gerichtsmedizin
In dem Buch erzählt Florian Klenk (Chefredakteur des Wiener Stadtmagazins Falter) gemeinsam mit Christian Reiter, der mehrere Jahrzehnte als Gerichtsmediziner gearbeitet hat, jede Menge interessante und spannende Geschichten aus der Welt der Gerichtsmedizin. Der Schreibstil des Buches, sachlich und trotz der Materie in Teilen auch sehr witzig, hat mir super gut gefallen und ich habe das Buch sehr schnell gelesen.

Wirklich gut fand ich die Vielseitigkeit der erzählen Geschichten. Da gibt es Fälle, die Jahrhunderte zurück liegen, Beispiele aus der Nachkriegszeit und auch ganz aktuelles (und politisch durchaus kontroverses). Beim Lesen wird einem klar, in wie vielen Fällen die Gerichtsmedizin einen wichtigen Beitrag zur Lösung von Kriminalfällen liefern kann. Und so hat mich auch das Plädoyer für diesen wichtigen Wissenschaftszweig am Ende des Buches keineswegs "genervt", denn wenn man das Buch gelesen hat, ist einem die Bedeutung dieser Disziplin sehr bewusst geworden. Nicht nur für die (hoffentlich seltenen...) Fälle, in denen ein Mensch fälschlich für tot erklärt wurde, und plötzlich vor den Augen des Gerichtsmediziners wieder zum Leben erwacht.

Für Menschen, die wenig Zeit zum lesen haben, ist auch der Podcast der beiden (Klenk + Reiter) unbedingt zu empfehlen.

Bewertung vom 27.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


ausgezeichnet

Vielschichtige Hollywoodstory
Vor der Lektüre von "Eve" kannte ich den Autor - Amor Towles - noch nicht. Inzwischen weiß ich, dass er es mit seinem Titel "Ein Gentlemen in Moskau" Platz 3 der kürzlich veröffentlichten Readers List der 100 besten Bücher des Jahrhunderts der New York Times geschafft hat.

Auch ich war - nach anfänglichen "Startschwierigkeiten" - sehr begeistert von seinem aktuellen Werk "Eve". Auf nur ca. 220 Seiten erzählt er aus der Perspektive von vielen verschiedenen Personen eine sehr vielschichtige Geschichte, die im zweiten Teil des Buches (auch) zu einer Crime Story wird. Daneben erfährt man recht viel über das Hollywood bzw. Los Angels der 1930er Jahre, die Macht der Filmstudios und deren Bosse, der Vergänglichkeit von Ruhm und vieles mehr. Gerade durch die Erzählung aus der Perspektive so vieler unterschiedlicher Perspektiven erhält die Geschichte eine Tiefe, die es wohl nicht hätte, wenn es "nur" aus der Sicht der Titelheldin Eve (zweifelslos eine beeindruckende und im besten Sinne unabhängige Person) erzählt würde.

Mein Lieblingszitat aus dem Buch: Denn wenn wir nicht den Dingen ins Gesicht sehen, vor denen wir am liebsten den Blick abwenden würden, dann ist die Welt einfach etwas Vorgegaukeltes.

Bewertung vom 14.07.2024
Die schönste Version
Thomas, Ruth-Maria

Die schönste Version


sehr gut

Das Cover des Buches, ein J-förmiger Ausschnitt des Gesichtes einer Frau auf hellrosa Grund, gefällt mir sehr gut und passt für mich auch zum Inhalt des Buches. Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Jella wird im Wesentlichen auf zwei Zeitebenen erzählt. Da ist die Jetztzeit, in der Jella von ihrem Freund Yannick, mit dem sie eigentlich eine sehr innige Beziehung verbunden hat, gewürgt wird, woraufhin sie eine Anzeige bei der Polizei erstattet und in ihr Kinderzimmer in der Wohnung des Vaters zurückzieht.

Erzählt wird von den Tagen danach, in denen Jella versucht, das Unverständliche zu verstehen, nach Gründen sucht, die es für eine solche Tat nicht gibt und hin und hergerissen scheint zwischen dem Wunsch doch wieder Kontakt mit Yannick zu haben und dem Gefühl, dass das was passiert ist unverzeilich ist. Unterbrochen wird diese Erzählebene durch Rückblenden in die Jugend von Jella, vor allem zur Entwicklung ihrer Sexualität, in der es auch früher schon Gewalterfahrungen gab.
Der Schreibstil des Buches -es ist im wesentlichen kurzen und prägnanten Sätzen geschrieben - hat mir sehr gut gefallen und dazu beigetragen, dass ich das Buch in kurzer Zeit gelesen habe.

Die Storys selbst blieb mir etwas zu eindimensional, insbesondere in den Passagen, die sich im wesentlichen auf die Aufzählung früherer Sexualpartner zu beschränken schien.. Andererseits waren es wohl genau diesen Begebenheiten und Erfahrungen die prägend für das Erleben von Jella in der Jetztzeit und auch ihr Selbstverständnis waren. Trotzdem finde ich etwas schade, dass andere Themen, wie die Trennung der Eltern oder die Entwurzelung durch den Verlust der Heimat aufgrund des Bergbaus und die immer noch spürbaren Unterschiede zwischen Ost und West, nur angerissen wurden.

Trotzdem ein Buch, was ich gerne gelesen habe, auch weil es mich an vielen Stellen zum Nachdenken über meine eigene Biografie gebracht hat.

Bewertung vom 20.06.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


ausgezeichnet

Für mich war die Geschichte rund um den (New Yorker Ex-) Kommissar Nico und seinen toskanischen Kollegen Perillo die perfekte Frühsommerlektüre, die sicher auch sehr gut für den Urlaub (nicht nur in der Toskana) geeignet wäre. Bereits das Cover, ein stimmungsvolles Landschaftsbild aus der Toskana, weckt Urlaubssehnsucht. Der Inhalt des Buches, zum Beispiel die Beschreibung der Landschaft oder der köstlichen toskanischen Gerichte die Nico kocht, verstärkt diese Sehnsucht noch.
Die Krimihandlung, bei der es darum geht, den Tod an Signora Nora Salvivati, aufzuklären, gibt dem ganzen einen guten Rahmen. Wie andere Rezensenten schon geschrieben haben, ist es als Neuling in dieser Reihe (das Buch ist bereits der vierte Band) anfangs etwas schwierig, die ganzen Charaktere richtig einzuordnen. Zum Teil fehlten mir auch weitere Erläuterungen zu den Hintergründen mancher Personen, zum Beispiel dazu, was Nico eigentlich aus New York in die Toskana verschlagen hat. Im Verlaufe des Buches lernt man diese jedoch besser kennen, aber nicht unbedingt lieben, da es zum Teil (zum Beispiel die Töchter der Ermordeten) nicht wirklich Sympathieträger sind.

Etwas gespalten bin ich im Hinblick auf die Bezüge auf aktuelle und auch politische Themen. So wollte das Opfer den Schmuck zur Unterstützung syrischer Flüchtlinge verkaufen und auch der Aufkauf von toskanischem Familienbesitz zwecks Umbau in Luxusressorts ist Thema des Buches. Einerseits wirken solche Bezüge für mich immer etwas „gewollt“, andererseits mögen sie einem Leser gerade in einigen Jahren einen ganz guten Eindruck über die Themen der Zeit vermitteln. Etwas, was zumindest ich bei der Lektüre historischer Krimis durchaus zu schätzen weiß.
Alles in allen ein sehr gelungenes Buch, was mich durchaus dazu veranlassen könnte, bei einer zukünftigen Toskana- Reise auch eines der vorherigen Bände zu lesen.

Bewertung vom 01.04.2024
Annas Lied
Koppel, Benjamin

Annas Lied


ausgezeichnet

Eine berührende Frauen- und Familiengeschichte

In Annas Lied erzählt Benjamin Koppel, der eigentlich Musiker ist, das Schicksal von Anna und ihrer Familie. Inspiriert ist die Geschichte von der Schwester seines Großvaters, die er um fiktionale Elemente bereichert hat. Sie beginnt im Kopenhagen der 30er Jahre, wo die jüdische Familie um Yitzhak, der sanfmütige Schneider und seine dominante Frau Bruche, lebt. Anna ist die einzige Tochter neben vier Brüdern. Für sie alle spielt die Musik eine besondere Rolle.

Das Buch ist in einer angenehm ruhigen und sachlichen Sprache geschrieben und gibt einen intensiven Einblick in das Leben und die Werte einer traditionell jüdischen Familie. Die Brüder widersetzen sich der für sie geplanten arrangierten Ehe und folgen ihrem Gefühl. Anna dagegen entscheidet sich gegen die Liebe, vor allem wohl, weil sie ihre Mutter nicht enttäuschen / verletzen will. Das Buch lässt einen mit einer gewissen Traurigkeit über ein nicht wirklich erfülltes Leben zurück. Insofern passt der Cover, ein Ausschnitt aus einem Gemälde Edward Hopper,s durchaus zum Inhalt und der Stimmung des Buches, auch wenn diese Cover mich im ersten Moment nicht so angesprochen hat. Trotzdem oder gerade wegen dieser Stimmung war das Buch für mich eine unglaublich lohnende Lektüre.

Ich empfehlen es allen, die sich für jüdisches Leben in und nach den Kriegsjahren interessieren, für Musikbegeisterte, aber auch allen, die sich für gut erzählte Frauenschicksale begeistern können.

Bewertung vom 25.03.2024
Magie und allerlei Unfug
Adams, Tom

Magie und allerlei Unfug


sehr gut

Toll illustrierte Reise durch die Welt der Magie

Das Buch ist wunderschön "gemacht" und vor allem die tollen, farbenfrohen und phantasievollen Illustrationen haben mich schon bei der Leseprobe begeistert. Diese Begeisterung bleibt bzw. hat sich noch verstärkt, nachdem ich mit dem Buch durch die Welt der Magie gereist bin.

Leider konnte zumindest für mich der Inhalt des Buches selbst nicht ganz mithalten. Die einzelnen Themen selbst - Erläuterung bekannter Zaubertricks, andere z.T. verrückte reale Geschichten und auch ein paar Zaubertricks zum selbst ausprobieren - sind zwar jedes für sich interessant, aber wirken in dieser Zusammenstellung doch etwas beliebig und haben daher auch meine beiden Jungs (8 und 11) nicht wirklich "gepackt".

Bei den Tricks zum Selbstausprobieren hat uns der Zahlentrick zwar gut gefallen, da dieser auch mit der nur "theoretischen" Beschreibung gut funktioniert. Aber die anderen Tricks sind ohne Bilder / Video wirklich schwer zu verstehen. Ich hätte es besser gefunden, wenn sich das Buch klar für ein Thema entschieden und das dann konsequent umgesetzt hätte. Aber aufgrund der tollen Illustrationen trotzdem ein tolles Buch zum Durchblättern, vielleicht auch für Kitas, Ärztewartezimmer etc.

Bewertung vom 25.03.2024
Cato und die Dinge, die niemand sieht
Goldewijk, Yorick

Cato und die Dinge, die niemand sieht


ausgezeichnet

Das Cover des Buches passt perfekt zu dessen Inhalt. Erzählt wird die Geschichte von der Ich-Erzählerin Cato. Ihre Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben und ihr Vater hat sich mit seiner Trauer in einer eigenen Welt abgekapsel, zu der Cato keinen Zugang hat. Doch dann taucht da noch Frau Kano auf, die Betreiberin eines besonderen Kinos, das Zeitreisen ermöglicht. Und durch das Cato auf ganz besondere Weise Zugang zu sich und ihrer Herkunft findet.

Die Sprache des Buches ist wunderschön, poetisch und doch klar und spricht (hoffentlich) Jugendliche genaus an wie Erwachsene. Das Buch ist eine absolute Empfehlung, besonders auch für Jugendliche, die in irgendeiner Form mit dem Tod eines geliebten Menschen (oder auch Tieres) konfrontiert sind. Was mir auch besonders gut gefallen ist, dass es trotz des ernsten Themas nicht zu "schwer" ist und auch witzige Momente / Gedanken enthält, allen voran Begar Su, das grunzende Kaninchen von Cato.