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Benutzername: 
Lalena
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Bewertung vom 22.09.2014
Sirius
Crown, Jonathan

Sirius


gut

Der Inhalt des Buches lässt sich am einfachsten über die verschiedenen Namen des Protagonisten-Hundes zusammenfassen:

1938 wird in Berlin Levi geboren, ein jüdischer Hund, der schon als Welpe dem ersten Mordanschlag durch die Nazis entgeht und bei den Liliencrons - einer jüdischen Familie landet.
Doch selbst als Hund darf man zu dieser Zeit kein Jude sein, bzw. keinen jüdischen Namen tragen, und so wird der Hund umbenannt in Sirius, nach dem Sternbild des Großen Hundes. Zusammen mit Sirius fliehen die Liliencrons nach Amerika.

Hier ändern auch sie ihren Namen und heißen fortan Crown. Sirus wird Filmstar in Hollywood und spielt Herkules. Unter diesem Namen wird er berühmt und tritt im Zirkus auf.
Unabsichtlich und unfreiwillig kehrt er alleine nach Nazi-Deutschland, nach Berlin. Er wird gefunden und mit nach Hause genommen von Jemandem für den es sehr wichtig ist, dass er ein echter deutscher Hund ist. Und so erhält er erneut einen neuen Namen - Hansi.

"Jeder Hund ist ein deutscher Hund - wenn er Hansi heißt."

Levi/Hansi wird zum Doppelagent. Er arbeitet für den Widerstand und wird zu Hitlers persönlichem Schoßhund und Glücksbringer.

Das Buch hat mich ein wenig an Forrest Gump oder Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand erinnert. Historische Fakten und geschichtliche Ereignisse werden kombiniert mit der Lebensgeschichte eines fiktiven Helden, der irgendwie in alle diese Ereignisse verstrickt wird. In diesem Fall ist der Held ein Hund.
Der Autor versucht die Schrecken der Nazi-Zeit, die Grausamkeit Hitlers, die Ungeheuerlichkeiten der Judenverfolgung zu kombinieren mit der Unbeschwertheit der High Society in Hollywood und der niedlichen, unschuldigen Natur des kleinen Hundes. Prinzipiell eine gute Idee und zu Beginn auch gut umgesetzt.
Das Buch ist sehr kurzweilig, größtenteils lustig und sehr unterhaltsam. Sirius fühlt, denkt und agiert wie ein Mensch, ist dabei aber niedlich und verspielt wie ein Hund und wächst einem daher schnell ans Herz. Jedoch nimmt sein Leben Wendungen, die zum Teil so abenteuerlich und albern sind, dass sie wirken wie "an den Haaren herbeigezogen".
Unterbrochen wird die Schilderung von Sirius' Lebensgeschichte von Berichten über die historische Situation in Europa, Bombenangriffen auf Berlin und Szenen mit Adolf Hitler. Diese Stimmungswechsel funktionieren gut, solange der andere Teil der Geschichte ein gewisses Niveau hält. An den Stellen, an denen die Karriere des "Hunderl" aber zu abenteuerlich wird, empfand ich eine gewisse Pietätlosigkeit.

Hervorzuheben ist auf jeden Fall, Florian Lukas als Sprecher des Hörbuchs. Er hat dafür gesorgt, dass ich das Hörbuch, trotz größeren Längen im Mittelteil, zu Ende gehört habe. Er spricht Hund und Mensch und Nazi alle in der perfekten Stimmlage, vermittelt Stimmungen, ob Freud, ob Leid und begleitet einen auch durch die dunklen Stunden in Sirius' Leben, die wohl auch die dunkelsten in unserer Geschichte sind.

Sirius ist eine Komödie für Hundefreunde, die durch ihren historischen Bezug, zwischendurch auch zum Nachdenken anregt.

"Das Hunderl hat Mitleid mit dem kranken alten Mann dessen Welt gerade zusammenbricht. Sirius hasst Hansi dafür und Herkules wiederum würde dem Alten am liebsten an die Gurgel springen um Levi zu rächen. Sind sie nicht alle ein und derselbe Hund?"