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mistressfraser
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Welzheim

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Insgesamt 5 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2014
Amandas Suche
Allende, Isabel

Amandas Suche


sehr gut

Ich lese die Bücher von Isabelle Allende schon seit Jahren, und das sehr gern. Sie ist genauso eine Märchenerzählerin wie ihre berühmte Figur Eva Luna (mein Lieblingsbuch von ihr), und sie widersetzt sich beim Fabulieren allen Regeln. Bei der Wanderung durch ihre Plots bleibt sie hier stehen, geht da zwanzig Meter weit rückwärts und nimmt dort eine unerwartete Abzweigung; wer da nicht den Überblick behält, der geht bei dem Versuch, ihr zu folgen, in die Irre. Trotzdem ist ihr erster Krimi „Amandas Suche“ gut geraten.

Die Figuren sind so bunt und vielfältig wie immer in Allendes Kosmos, die Titelheldin hat einen Polizeinspektor zum Vater, der es bedenklich findet, dass sie sich für die blutigen Details seiner Kriminalfälle interessiert, und eine Mutter, die mit Aromaölen und Massagen Geistheilung betreibt. Die blitzgescheite Kleine löst als Leiterin einer Internetrunde mit lauter Mitspielern auf verschiedenen Kontinenten Mordfälle und kommt einem Serientäter auf die Spur, der sich ihr im Laufe der Handlung immer mehr nähert und schließlich droht, ihre Mutter zu töten. Das Ganze ist so verwickelt wie spannend, und es hat mich bis zum Schluss bei der Stange gehalten. Man findet „seine“ Lieblingsfiguren und leidet mit ihnen, und der Showdown ist so aufregend wie der Mörder bizarr.

Fazit: nicht ganz mein Lieblingsbuch von Allende, aber allemal eine herzliche Leseempfehlung wert.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2011
Ein göttliches Paar - Rab Ne Bana Di Jodi

Ein göttliches Paar - Rab Ne Bana Di Jodi


ausgezeichnet

Surinder Sani, der "Held" dieses Films, könnte unheldenhafter gar nicht sein. Er trägt die Haare zu einer platten Topffrisur mit Seitenscheitel, seine Hemden sind immer ein bisschen zu groß, und er blinzelt hinter einer sehr unvorteilhaften Hornbrille hervor wie eine verschüchterte Eule. Nie hat er sich jemals verliebt, geschweige denn eine Frau genommen. Tag für Tag fährt er auf seinem Roller in die Elektrizitätswerke von Amritsar und abends wieder nach Hause. Als er seinen Ex-Professor besucht, um mit ihm die Hochzeit von dessen junger Tochter Taani zu feiern (zauberhaft, begabt und sehr natürlich: Newcomerin Anoushka Sharma), passiert plötzlich das Unfassbare. Der von Taani sehnlichst erwartete Bräutigam kommt mit seiner ganzen Familie ums Leben, der alte Professor erleidet vor Schreck einen schweren Herzinfarkt und fleht ausgerechnet seinen ehemaligen Musterstudenten Surinder an, sich seiner Tochter anzunehmen und sie zu heiraten, damit er sie versorgt weiß. Der hat zwar beim ersten Blick auf die schöne junge Frau rettungslos sein Herz verloren, ist sich aber schmerzhaft bewusst, dass er für seine Angebetete wohl kaum den Traumprinzen darstellt. Trotzdem erfüllt er den letzten Wunsch ihres Vaters und nimmt Taani mit sich nach Hause.

Es ist Shahrukh Khans Fähigkeit als Schauspieler zu verdanken, dass man Surinder von der ersten Sekunde an mit Haut und Haaren verfällt. Nicht einmal in "My Name is Khan" (und da war er großartig) nimmt er sich so sehr zurück, tut so "wenig" und macht gerade deswegen seinen stillen, unauffälligen Helden so unglaublich liebenswert. Für seine Taani würde Surinder durch jeden brennenden Reifen springen und jeden Drachen bezwingen (hier ist es ein leibhaftiger Sumo-Ringer - nee, ehrlich!). Und als sie darum bittet, einen Tanzkurs besuchen zu dürfen, bezahlt er den nicht nur, sondern lässt sich von seinem Freund Bobby (köstlich: Vinay Pathak) komplett umstylen. Er will ihr nur einmal heimlich zuschauen und sich ihr noch am selben Abend als der "neue" Surinder präsentieren - statt dessen wird er zu seinem Entsetzen als ihr Tanzpartner eingeteilt, und aus dem umgestylten Surinder wird notgedrungen die Kunstfigur Raj.

Von nun an gibt es zwei Männer in Taanis Leben, und Raj ist (natürlich) das krasse Gegenteil ihres scheuen, tragisch verklemmten Mannes. Raj ist laut, vulgär und entsetzlich nervig, man ist ständig damit beschäftigt, sich für ihn "fremdzuschämen", und nach fünf Minuten möchte man ihm eines seiner grellen, viel zu engen Shirts in den Mund stopfen, damit er endlich den Rand hält (wobei man kein Psychologe sein muss, um zu begreifen, dass Raj für den introvertierten Surinder ein dringend notwendiges "Ventil" darstellt). Anders als Surinder macht er aus seinem Herzen keine Mördergrube, und damit wird es kompliziert... denn nur in Gestalt seines "Alter Egos" Raj traut sich Surinder, offen seine Gefühle für die geliebte Taani zu zeigen. Wie Regisseur Chopra dieses Dilemma vorführt, ist herrlich komisch bis unerwartet tragisch... wie er es auflöst, finde ich anrührend und wunderschön. Es gibt mehrere gute Lieder und Tanznummern auf dem Weg (in denen der ausgezeichnete Tänzer Khan teilweise virtuos so tut, als hätte er zwei linke Beine). Die Geschichte trägt und ist spannend genug, dass man bis zum Schluss mitfiebert. Und die Botschaft, die einem der Film mitgibt, ist so einfach wie schlüssig: Liebe muss selbstlos sein, wenn sie echt sein will, und man sieht (wie Saint-Exupéry schon so schön sagte) nur mit dem Herzen gut. Das ist eine oft unterschätzte Wahrheit, und "Rab Ne Bana Di Jodi" jubelt sie uns so unterhaltsam und warmherzig unter, dass uns die Lektion kaum auffällt. Dankeschön an Chopra, Khan und Sharma - und Bravo!