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Wortsonate
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Solingen

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


ausgezeichnet

Für mich war es ein sehr persönliches Buch, viele Stationen des Vaters konnte ich nachvollziehen, auch die Zweifel und Fragen kenne ich nur zu gut. Volker Kitz schreibt sehr einfühlsam, und baut die sachlichen Aspekte geschickt ein.

Der Autor holt damit ein Tabuthema in die Öffentlichkeit. Denn viele schweigen darüber, sie schämen sich für die Demenz ihres Angehörigen. Mit seinen Schilderungen macht der Autor Mut sich darauf einzulassen, und dass es noch viele schöne Momente geben kann.

Über den Titel musste ich allerdings ein wenig nachdenken. Ich denke es ist so gemeint, das er aufzeigen wollte, wie sich die familiäre Verantwortung verschiebt, wenn die Eltern alt werden. Mit der Geschichte seines Vaters zeigt er das sehr eindrucksvoll. Das Kleeblatt steht wohl für die Hoffnung, dass es noch eine Weile so weitergehen wird.

Ich kann das Buch voll empfehlen. Es berührt einen, und gibt sehr tiefe Einblicke bis Hin zum Tod. Es macht denen Mut die in der gleichen Situation sind, und gibt denen die das Thema noch nicht kennen, erste Einblicke.

Bewertung vom 27.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Eine Geschichte, die sehr fein erzählt wird, mit all den unterschiedlichen Charakteren schafft sie für den Leser eine alltagsnahe Erzählung, die das Leben mit einem Menschen mit Demenz beschreibt.

Das mochte ich besonders an dem Roman, wie unvoreingenommen Linda mit Hubert umgeht. Mit einer Leichtigkeit und Humor nimmt sie diese Aufgabe an. Sie lernt viel durch die Begegnung mit Hubert, aber das Thema Sterben lässt sich nicht umgehen.
Da findet die Autorin durch eine leise Erzählweise, die auch sehr berührend ist.

Das Bild finde ich passt gut, wir sehen nur eine Hälfte, so wie in der Demenz vieles nur ein Fenster der Möglichkeit ist.

Ich empfehle auf jeden Fall, weil die Autorin Petra Pellini es versteht, das Thema Demenz auch mal auf eine andere Weise darzustellen. Mit viel Humor, Leichtigkeit und Verständnis öffnet sie damit verschiedenen Lesegruppen den Zugang.
Es ist nicht nur ein Buch für Erwachsene, sondern, auch Jugendliche, um sie an das Thema heranzuführen. Dadurch entsteht der Eindruck, das es vielleicht ein wenig oberflächlich geschrieben ist, aber man sollte beachten, das es von verschiedenen Altersgruppen gelesen werden kann.

Bewertung vom 13.07.2024
Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein
Kun Hoo, Rhee

Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein


ausgezeichnet

Das Buch bietet eine Anleitung zum Erreichen des gewöhnlichen Glücks in jedem Alter und zeigt uns, dass das Leben eine Geschichte ist, die es wert ist, bis zur letzten Seite gelesen zu werden.

Am Ende des Buches war mein erster Gedanke, ein Großvater plaudert in väterlichen Ton. So kam mir jedenfalls der Erzählstile des Autors vor.
Rhee Hun Ko unterteilt die Geschichten in fünf Kapitel, es ist so eine Art Rückblick auf sein Leben und resümiert über das Alter.
Sicherlich spielen seine Erfahrungen als ehemaliger Psychiater zudem auch eine Rolle, denn er hat einiges an Glück und Leid erlebt.
Der Schreibstil ist schlicht gehalten, nicht belehrend. Jeder kann sich das herausnehmen, was ihn anspricht. Es sind die Lebensweisheiten eines alten Mannes.
Im Grunde ist es kein neues Thema aber Rhee Kun Ho schreibt aus eigenen Anschauungen, und das finde ich sehr authentisch.

Daher ist das Cover vom Buch auch sehr passend gewählt mit der Schildkröte, in schlichtem grün.

Das Buch eignet sich für jeden, der Anregungen sucht zum Leben und Glück sucht. Gerade der leichte Plauderton lässt sich sehr gut lesen.
Ich empfehle es auf jeden Fall.

Bewertung vom 10.03.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


ausgezeichnet

Dieser Roman hat mich vor allem wegen seines poetischen Schreibstil angesprochen. Die Beschreibungen fließen dahin, und die Zeitsprünge sind harmonisch ineinander verwoben. Das Cover spiegelt das wieder.

Das Buch zieht den Leser in seinen Bann. Auch wenn die Figuren sehr viel Leid erfahren haben, und es nicht immer leicht zu lesen ist, steckt doch viel Hoffnung in der Geschichte. Denn ein Grundtenor in der Erzählung ist auch, dass die Liebe helfen kann. Der Ich-Erzähler erzählt die Geschichte vor allem seiner Sicht und seinen Empfindungen. Deshalb sind die Zeitsprünge gut gewählt, denn gerade der Ich-Erzähler muss sich noch finden. Die anderen Figuren sind dagegen weniger greifbar, manches bleibt in der Schwebe, und manchmal kommt es zu Wiederholungen.
Langsam brechen Jirka, Malene und Leander ihr Schweigen.
Das Unausgesprochene, das Verdrängte, vieles wird in der Geschichte nur angedeutet, wird nun ausgesprochen. Das macht das Buch für mich aus, dass alle drei eine innere Stärke entwickeln, und sich öffnen.
Das Ende bleibt offen, denn es könnte ja noch soviel mehr passieren.
Alles in allem würde ich dem Debütroman vier Sterne geben, weil hier und da ein paar Schwächen gab. Es ist trotzdem absolut lesenswert.

Bewertung vom 28.01.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


gut

Eine Geschichte, die viel Potenzial enthält, jeder Figur wird ein eigenes Kapitel gewidmet, und so kann sich der Leser in die Konflikte einfügen.
Bewusst werden sie auch durch die Trauerreden, die die Ich-Erzählerin vorab für sich schreibt. Das hat mich ein wenig irritiert, bis mir klar wurde, dass es die Verbindung zur Vergangenheit ist.
Felicitas Propoketz hat einen anschaulichen Schreibstil, der sachlich und nüchtern ist.
Im Laufe des Lesens fand ich diesen allerdings etwas zu brav. Der Geschichte würde es guttun sie mehr durchzumischen, das würde mehr Spannung erzeugen.
Das Cover ist gut gelungen, weil es die Verstrickungen darstellt.
Ich würde dem Roman drei Sterne geben, da ist mehr Potenzial drin.

Bewertung vom 07.01.2024
Die Verletzlichen
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen


sehr gut

Sigrid Nunez neuester Roman ist eine Erzählung von unterschiedlichen Lebensgemeinschaften und ihre persönliche Reflexion darauf. Wie auch in ihren anderen Romanen tauchen hier wieder ein Tier und unbequeme Themen auf.
Eine Erzählung, die sich schwer zusammenfassen lässt, nur ansatzweise.
Der Erzähler, eine unbekannte Autorin zieht vorübergehend in die Wohnung von Freunden ein, um den Papagei Eureka zu hüten. Diese sitzen an der Westküste fest, weil im Frühling 2020 herrscht in Amerika Covid Lockdown.
Der Vogel benötigt aber Gesellschaft, und der vorherige Hüter ist kurzfristig zu seinen Eltern zurückgekehrt. Die Erzählerin staunt über den Luxus in der Wohnung. Das ist eins was die Menschen während des Lockdowns feststellen, das es mehr Luxus gibt, als sie dachten.
Als der junge Mann wiederkommt, fühlt sich die Erzähler unwohl, mit ihm hier zusammenzuwohnen.
Sigrid Nunez „Die Verletzlichen ist so gesehen“ eine Betrachtung über Menschen und Beziehungen während Lockdowns.
Und diese Schreibweise ist nicht einfach zu lesen. Sie hat mich ein wenig an den Schreibstil von Elfriede Jelink erinnert.
Die Beschreibungen und Betrachtungen sind sehr detailreich geschrieben. Mal heiter, mal berührend, zwei Dingen die etwas Verlässliches während des Lockdowns waren. Sigrid Nunez kann aber auch sehr feinsinnig unbequeme Themen erzählen, ohne aufdringlich zu sein.

Eines der Themen sind u.a, das Alter und es zu akzeptieren. Ebenso geht um das Schreiben und Veröffentlichen, das die Ich-Erzählerin beschäftigt. Und worüber sollte sie auch in diesen dunklen Zeiten schreiben. Gesellschaftliche Themen spricht Sigrid Nunez immer wieder an in ihren Erzählungen. In dieser Erzählung wägt die Sigrid Nunez die Themen sorgfältig ab, wie u.a Covid das Leben der Menschen beeinflusst.
Das Cover erinnert ein wenig an Frida Kahlo mit der Blume. Das Titelbild ist eine Aussage für die Zwiespältigkeit und den vorhandenen Gegensätzen.

Diese Erzählung sollte in Ruhe gelesen werden, um das Ganze zu erfassen. Es ist kein Buch für zwischendurch, weil sonst würden einem die feinen Nuancen entgehen.

Ich empfehle es trotzdem, weil es gerade so vielschichtig ist.

Bewertung vom 05.11.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


ausgezeichnet

Eine Geschichte, die den Leser über das Sterben und den Tod nachdenken lässt. Eine Erzählung, die einem viel vom Leben zeigt, aber auch nicht das Thema Sterben auslässt.

Mikki Brammer geht sehr behutsam vor, ja fast leise und ruhig fließt der Erzählstil dahin, nimmt einem den Schrecken vor dem Sterben, und wie viel schöne Momente das Leben birgt.
Die Liebesgeschichte kommt fast unauffällig daher, die ganze Geschichte ist wie eine Melodie.

Diese Geschichte hat mich von der ersten Seite bis zur letzten Seite hin getragen. Eine einfühlsame, ergreifende Geschichte, die behutsam die Fragen über das Leben und den Tod vertieft, über die Möglichkeiten, die uns im Leben begegnen. Eine herzvolle Reise, denn jede Geschichte über den Sterbenden im Buch, hat soviel Sinnstiftendes.

Schön fand ich auch die Wendung hin zur Liebesgeschichte, die ganz leise wurde, und das Ende so anders ist.

Ein hervorragender, gelungener Debütroman, und deshalb passt das Cover sehr gut.

Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.10.2023
Das Mosaik meines Lebens
Wiebusch, Michaela

Das Mosaik meines Lebens


ausgezeichnet

Die Geschichte wird hauptsächlich auf Lisa und Tante JU aufgebaut. Das ist mir mit der Zeit etwas schwergefallen, dass sich die zwölf Archetypen immer um Lisa drehten. Nicht immer passte es zu seinem eigenen Leben.
Manchmal fand ich es zu abstrakt, konnte mich nicht wirklich hineinfinden. Manchmal wirkte es wie eine Fantasygeschichte.
Der Schreibstil ist flüssig und klar. Die Beschreibungen der zwölf Archetypen sind anschauliche beschrieben. Nur manchmal war mir das zu viel des Guten.
Das Cover ist sehr gut ausgewählt, und spiegelt den Inhalt des Buches wider. Es ist in Romanform geschrieben, wirkt aber wie ein Ratgeber.
Leider konnte ich nicht soviel aus dem Buch mitnehmen. Ich gebe dem Buch aber eine Leseempfehlung aufgrund des schönen Schreibstils. Die Geschichte eignet sich für Frauen, die sich selbst besser kennenlernen wollen.

Bewertung vom 30.07.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

Als Friedas Mann stirbt, ist sie mit 81 Jahren plötzlich wieder alleine. Da er sich bis dahin um ihre Pflege gekümmert hatte, bleibt ihr nichts anderes übrig als in ein Pflegeheim zu ziehen.
Hier in diesem neuen Umfeld, in der Einsamkeit sucht ihr Geheimnis sie heim. Damals, als sie jung war, wollte sie frei sein, doch das war in ihrer streng katholischen Stadt, nicht möglich.
Als im Winter 1963 der Fluss wieder so fest zufriert, dass man ihn betreten kann, ahnt Frieda nicht, wie gravierend sich ihr Leben verändert wird.
Sie trifft auf Otto, sie verlieben sich ineinander, aber ihre Treffen müssen heimlich stattfinden Ein kurzes Glück, das schicksalhaft endet.
Nun endlich findet Frieda die Kraft, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und beginnt mithilfe ihres Sohnes Nachforschungen.
Eine Geschichte, die zwischen dem Pflegeheim und der damaligen Zeit wechselt, und sich Stück für Stück dem stillen Kummer nähert. Der Leser erhält ein sehr genaues Bild von der damaligen Zeit, wie eingeengt Frieda war, und wie sehr sie sich an die gesellschaftlichen Normen halten mussten.
Eine Lebensgeschichte, die sehr berührend geschrieben ist. Die alte und junge Frieda sind sehr detailgetreu beschrieben.
Dabei sind die wichtigsten Szenen nicht das Pflegeheim, um den Sohn miteinzubeziehen, und neue Stränge hinzufügen oder aufzudecken.
Was einen hineinzieht, ist die Geschichte von Otto und Frieda, diese Zeit, mit ihren Vorstellungen und Einschränkungen. Frieda ist dem Leser so sympathisch und in allem behält sie eine innere Stärke.
Der Autor schreibt in einer flüssigen einfachen Sprache, Frieda finde ich humorvoll. Die Charaktere sind ihm gut gelungen. Die Geschichte lädt ein, das Buch nochmal einmal zu lesen.
Das Cover ist wunderschön gestaltet, auch die Magnolie ist passend für die Geschichte ausgewählt. Sie steht u.a. für die Selbsterkenntnis und den inneren Frieden. Dass sie von schwarzen Stücken umrahmt ist, passt gut zu den Lebensbrüchen in Friedas Leben.

Eine Geschichte, die einen aufwühlt und berührt. Daher die volle Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.05.2023
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


ausgezeichnet

Die Geschichte einer Schiffreise, die viele Lebenserfahrungen und Lebensentwicklungen beschreibt.
Die Sprache ist ruhig und poetisch, so wie die Bücher sind. Sprachlich begeben wir uns jeweils in die Ebene der jeweiligen Figur. Das gefiel mir, weil wir dadurch auch unser eigenes Leben reflektieren können.
Und sie spiegeln indirekt das wieder was Monsieur Perdu verpasst hat, weil er mehr der Eigenbrötler war.

Der Einstieg der Geschichte gelingt gut, sicher geht es manchmal hin und her, das mag manchen verwirren.
Am Ende einer Geschichte werden passende Einträge aus der Großen Enzyklopädie der Gefühle eingesetzt. Begriffe wie „Leselust“ werden sinnlich erläutert zu den verschiedensten Themen.
Ich fand, das passte sehr gut hinein in das Korsett der Lebensweisheiten und -erfahrungen.

Das Buch benötigt keine großen Spannungsmomente, einzig allein die Menschen mit ihren Geschichten, die auf dem Schiff mitreisen, regen zum Weiterlesen an.

Wunderschön war auch, dass die Schiffsreise so gemächlich voranging. Es unterbricht die Schnelligkeit des Lebens, verlangsamt die Dinge, und lässt sie Menschen zueinander wachsen. Sie werden wie eine kleine Familie.
Deshalb finde ich passt das Cover sehr gut zur Geschichte, weil es genau das widerspiegelt.

Die Geschichte hat mich sehr bewegt, ließ mich tief hineintauchen und mit einem Lächeln die letzte Seite zuklappen.

Das Buch sollte in einem ruhigen Moment gelesen werden, um all die verschiedenen Facetten zu genießen. Von mir eine volle Empfehlung.