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lebensfluten
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Jena

Bewertungen

Insgesamt 8 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2023
Anti-Girlboss
Shehadeh, Nadia

Anti-Girlboss


ausgezeichnet

Als ich das Buch das erste Mal in den Händen hielt, musste ich minutenlang auf das Cover starren und war entzückt! Die Gestaltung ist passend zum Inhalt gewählt und verrät, worum es im Buch geht: die Kampfansage gegen den Girlboss-Hype. Die Autorin analysiert mit Humor und autobiographischen Bezügen, inwiefern der Girlboss-Hype klassistische Züge aufweist und zutiefst kapitalistisch ist. Dabei greift sie vor allem auf ihr eigenes Leben zurück. Das Buch lässt sich zudem als Hommage an das entschleunigte Leben verstehen, denn die Autorin macht deutlich, dass Tage auf dem Sofa bei Fastfood und einem Serienmarathon ebenso erfüllend sind wie große Karrierepläne und das permanente verfolgen dieser. Es ist eine Kritik an der feministischen Pflicht, als Frau* unbedingt erfolgreich zu sein, und dies der Welt zu zeigen. Feminismus kann und muss auch vom Sofa aus stattfinden - schon allein feministischer Selbstfürsorge wegen.

Bewertung vom 15.12.2022
Alle_Zeit
Bücker, Teresa

Alle_Zeit


sehr gut

Theresa Bücker war mir durch ihren Twitteraccount schon vor Erscheinen des Buches bekannt. Umso mehr habe ich mich gefreut, ihr Buch in den Händen halten zu dürfen.
Theresa Bücker thamtisiert das breit gefächerte Thema Zeit in ihrem Buch. Sie betrachtet es in Zusammenhang mit Macht und Freiheit. Auch feministische Perspektiven öffnet sie auf die Thematik. Das Buch ist dabei in mehrere Kapitel aufgegliedert und versucht, so viele Perspektiven wie möglich zu eröffnen. Vor allem das Thema Care-Arbeit findet im Buch viel Platz. Theresa Bücker untermauert ihre Thesen dabei mit aktuellen Studien und mit Verweis auf Wissenschaftler*innen aus Sozilogie, Politik und Wirtschaft. Das Buch lässt sich nicht einfach am Stück durchlesen, da man es zwischendurch weglegen muss, um über das Gelesene nachzudenken und es zu reflektieren. Bücker macht klar, wie soziale Ungleichheiten den Zugriff auf die Währung der Postmoderne determinieren: die Zeit.
Der Erzählcharakter des Buches ist informativ, aber auch appellativ. Der Schreibstil ist nicht zu komplex, weshalb sich das Buch trotz des komplexen Themas gut lesen lässt.
Klare Kaumempfehlung!

Bewertung vom 29.11.2022
Im Rausch des Aufruhrs
Bommarius, Christian

Im Rausch des Aufruhrs


sehr gut

Wer die Werke von Florian Illies mag, wird dieses Buch lieben.
Die detailreiche und analytisch klug beschriebene Aufarbeitung des Jahres 1923 erinnert in vielerlei Hinsicht an die Werke von Illies.
Es werden politische, gesellschaftliche und auch kulturelle Seiten beleuchtet. Man merkt, dass dem Werk eine genaue Analyse und Recherche des über das Jahr 1923 vorausgegangen sein muss.
Schon das Cover lädt zum Lesen ein und baut Spannung auf. Der Schreibstil sorgt dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte und es sich dadurch gut und schnell lesen lässt.
Auch wenn man historisches Interesse hat, kann man durch das Lesen des Buches viele neue, kleine Informationen und Fakten erfahren.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Vor allem für Freund*innen und Bekannte, die sich für die 20er Jahre begeistern können eine absolute Geschenkempfehlung.

Bewertung vom 29.11.2022
Das Zuhause
Coccia, Emanuele

Das Zuhause


sehr gut

Emanuele Coccia beschreibt in seiner philosophischen Abhandlung "Das Zuhause" einen Ort, den wir alle kennen, suchen und häufig vermissen. Der Autor selbst ist bereits über 30 Mal umgezogen und hat daher schon einige Zuhause erlebt.
In seinem Buch beschreibt er sowohl die Wirkung von Städten als auch jeden einzelnen Raum in einem Zuhause und philosophiert dabei über deren Bedeutung und Wirkung auf uns.
Durch das Einbringen seiner eigenen Erfahrungen ist das Buch leser*innenfreundlich. Dennoch ist es keine leichte Kost, die man nebenbei lesen kann. Seine Gedanken und Ausführungen regen zum Nachdenken an und sorgen dafür, dass der Inhalt auch nach dem Lesen noch großem Raum im (Nach-)Denken über unser Zuhause und die Beudeutung dieses in unserem Leben einnimmt. Zudem sind die Sätze im Buch oft sehr lang und müssen mehrmals gelesen werden, was den Prozess des Nachdenkens stützt.
Alles in allem ein empfehlenswertes Buch für neue Blickwinkel auf unser Zuhause.

Bewertung vom 21.09.2022
Anleitung ein anderer zu werden
Louis, Édouard

Anleitung ein anderer zu werden


ausgezeichnet

Der zweite autobiografische Roman von Edouard Louis ist genauso ergreifend und wunderbar geschrieben wie sein erster Roman "Das Ende von Eddy".

Der Roman ist eine Offenbarung gegenüber der Welt - und gegenüber seines Vaters, den er im Buch häufig erwähnt und direkt anspricht. Man erfährt viel über Louis' Kindheit und Jugend. Der soziale Aufstieg, der Umgang mit seiner Homosexualität im dörflichen Arbeitermilieu und die Abgrenzung zu der Klasse seiner Herkunft ziehen sich wie ein roter Faden durch den Roman. Es ist eine messerscharfe Analyse des Dilemmas, in welchem sich Arbeiterkinder befinden. Seine (gewollte) Entfremdung des Elternhauses und die Freundschaft zu einem Mädchen aus der Oberschicht beschreibt Louis ausführlich und persönlich. Auch seine Begegnung mit Didier Eribon wird im Buch thematisiert. Der Roman ist so geschrieben, das man beim Lesen das Gefühl hat, Teil des schmerzhaften, aber auch emanzipatorischen Weges Louis' zu sein. Ein wunderbares Werk!

Bewertung vom 06.02.2022
Zusammenkunft
Brown, Natasha

Zusammenkunft


ausgezeichnet

Natasha Browns Abhandlung "Zusammenkunft" ist ein autobiographischer Roman, welcher Rassismus, Sexismus und Klassismus aufgreift. Im Roman wird sich auf ihr eigenes Leben in Großbritannien bezogen; es kann aber universal gelesen werden, da diese Phänomene global zu betrachten sind.

Der Aufbau und Schreibstil des Romans ist einzigartig. Die einzelnen Kapitel sind als Fragmente zu lesen, welche verschiedene Stationen und Situationen im Leben der Protagonistin beschreiben. Dabei werden die oben genannten Themen aufgegriffen und wissenschaftlich und historisch untermauert. Die Autorin ist von mehreren Diskriminierungsformen betroffen und beschreibt emotinal, aber gleichzeitig mit schmerzhafter Härte, was dies für ihren Alltag und den anderer Betroffener bedeutet. Sie macht deutlich, dass Rassismus, Sexismus und Klassismus oft ineinander greifen und sich teilweise bedingen. Der Schreibstil ist fesselnd - ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, musste mich danach aber auch erstmal fassen.

Eine klare Leseempfehlung für Menschen, die sich für die rassistisch stukturierte Gesellschaft und die Kämpfe der von ihr Betroffenen interessieren und sensibilisieren wollen.

Bewertung vom 19.10.2021
Wut und Böse
Hoeder, Ciani-Sophia

Wut und Böse


ausgezeichnet

"Dementsprechend ist die Wut von Frauen für Frauen in einer männerdominierten Kultur ein radikaler Akt."

Das Buch "Wut und Böse" handelt von Wut und der Kraft und Macht, die ihr inne wohnt. Wut wird in unserer Gesellschaft zumeist männlich interpretiert und mit Männern in Verbindung gebracht. Dabei haben Frauen allen Grund, wütend zu sein. Dieses Buch ist ein Appell an alle Frauen, wütend zu sein.

Das Cover des Buches ist ansprechend und modern gestaltet.

Die Autorin beginnt mit der Betrachtung und Definition von Wut generell und bezieht sich im Verlauf des Buches auf weibliche Wut. Sie versucht dabei der Frage auf den Grund zu gehen, warum wütende Frauen abgewertet werden und als hysterisch gelten, wohingegen wütenden Männern Autorität zugeschrieben wird. Dabei bezieht sie auch andere Themen wie Rassismus ein. Das Buch ist populärwissenschaftlich verfasst und wird damit einer breiteren Masse als nur akademischen Publikum zugänglich. Es bleibt bei der Betrachtung dennoch nicht nur an der Oberfläche, sondern versucht vielmehr, auch historische Faktoren einzubeziehen, die dafür verantwortlich sind, dass Frauen ihre Wut offen nur selten zeigen.

Das Buch ist ein Aufruf zu weiblicher Wut, zu Emanzipation durch Wut. Es ist der Autorin allemal gelungen. Eine klare Empfehlung für alle, die sich mit dem Thema Feminismus, Emanzipation und der Kraft von Wut beschäftigen (wollen).

Bewertung vom 25.09.2021
DAFUQ
Jarmysch, Kira

DAFUQ


gut

Der Roman "DAFUQ" erzählt die Geschichte der 28-jährigen Anja, welche aufgrund der Teilnahme an einer oppositionellen Demonstration in einen 10-tägigen Arrest muss. Ihre Zelle teilt sie mit 5 anderen jungen Frauen, welche aus verschiedenen Klassen kommen und aufgrund unterschiedlicher Delikte ebenfalls 10 Tage absitzen müssen. Die Frauen kommen alle schnell miteinander ins Gespräch und man erfährt einiges über die verschiedenen Lebensweisen und Ansichten.

Das Cover des Buches empfinde ich als sehr ansprechend und dem Inhalt angemessen gewählt. Auch der Titel des Buches hat mich neugierig gemacht.

Meine Erwartungen an den Roman waren hoch. Ich freute mich über ein Buch, welches die politischen Umstände Russlands aus Sicht der Opposition beschreibt. Politik wird im Buch zwar immer wieder aufgegriffen, aber nicht weiter vertieft, was vermutlich auch zu riskant für die Autorin, welche für den Oppositionellen Nawalny arbeitet, gewesen wäre.

Anja ist eine spannende Frau und im Roman werden auch verschiedene Stationen und Umstände ihrer Vergangenheit beschrieben. Man sympathisiert mit ihr. Auch die anderen Frauen in der Zelle sind allesamt interessante Persönlichkeiten.

Der Schreibstil ist angenehm und verleitet dazu, das Buch nicht weglegen zu können, obwohl die Handlung teilweise zäh ist.

Alles in allem ist ein solider Roman. Man bekommt einen guten Einblick in den Alltag im Arrest und die Figuren sind so gestaltet, dass man das Buch nicht einfach weglegen kann. Dennoch sind meine Erwartungen nicht ganz erfüllt worden und ich hatte mir mehr Bezug zu politischen Umständen erhofft.