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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1076 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2025
Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen
Rundell, Katherine

Impossible Creatures - Das Geheimnis der unglaublichen Wesen


ausgezeichnet

So muss ein Fantasy-Abenteuer sein!
Aus einer seit Langem vor dem menschlichen Auge verborgenen Welt voller Fabelwesen erscheint ein Mädchen vor Christopher und bittet den Jungen um Hilfe: Ihre magische Welt liegt im Sterben und ein Mörder ist hinter ihr her. Kurz darauf findet er sich in einem unglaublichen Abenteuer voller Sphinxe, Meermenschen und plappernder Eichhörnchen wieder, nicht ahnend, welches Familienerbe ihn erwartet. Und auch das Mädchen in dem fliegenden Mantel umgibt ein verborgenes Geheimnis ungeahnten Ausmaßes.
Impossible Creatures ist einer dieser Romane, bei denen ich sagen kann: hier hat die Autorin alles richtig gemacht. Es gibt Abenteuer zu Wasser, zu Lande und in der Luft, einen tierischen Sidekick, jede Menge Fabelwesen mit ihnen besonderen Eigenschaften und einen mächtigen Feind, der die Welt der Fabelwesen zu zerstören droht. Zu den Kindern, die sich sehr gut ergänzen, kommen noch zwei Erwachsene samt Anhang hinzu, mit denen sie schnell ein mutiges und kreatives Team bilden.
Bereits das bebilderte Bestiarium zu Beginn des Buches, in welchem die wichtigsten Fabelwesen vorgestellt werden, ist in Kombination mit der Landkarte der verborgenen Welt eine perfekte Einstimmung auf das folgende Abenteuer. Die Spannung steigt rasant an und kann sich durchgehend bis zum Schluss halten. Der Stil ist lebhaft und abwechslungsreich, es gibt viele brilliante Ideen, ein gelungenes World- und Charakterbuilding und das Zusammenspiel der Charaktere ist eine Freude zu lesen. Die Fabelwesen sind leider nicht alle harmlos, aber wer einem Mörder entkommt, wird die paar Rätsel der Sphinxe doch wohl lösen können, ohne als Mittags-Snack zu enden, oder?
Das perfekte Fantasy-Abenteuer nicht nur für Kinder, sondern auch für alle Junggebliebenen.

Bewertung vom 07.04.2025
Nachtlügen
Surborg, Lisanne

Nachtlügen


weniger gut

Verschachtelte Fantasy ohne Sogwirkung
In ihrem Fantasy-Drama präsentiert uns die Autorin eine originelle Erklärung, warum Nachtalbe uns Albträume bescheren: Sie benötigen die dabei entstehende Albtraum-Essenz zum Überleben. So auch Isra, die als Mensch getarnt in einem Varieté recht übellaunig ihrem Job nachgeht, nur um anschließend nachts unliebsamen Gästen einen Albtraum zu bescheren.
Das Varieté ist hierbei als Hintergrundstory beliebig austauschbar, wer auf spannende Szenen darin hofft: Sie hätte genausogut in einem Kino oder in der Eisdiele arbeiten können. Interessanter sind ihre nächtlichen Einsätze, wie sie in Träume abtaucht, was sie darin erlebt und wie sie auf ihren ersten Klarträumer stößt, einen Menschen, der in seinem Traum bei vollem Bewusstsein ist und seinen Traum gezielt steuern kann. Für Isra, die bisweilen unter Halluzinationen und einem unkontrollierbare Monster leidet, ein interessanter Aspekt.
Zudem gibt es zwei gegensätzliche Parteien unter den Nachtalben: Isras Großmutter ist eine berühmte Traumforscherin, die nach einem Ersatz für das lästige Herumsitzen auf Träumern sucht, nur um deren Essenz abzuernten. Und es gibt eine Art Rebellen, die glauben, mit Menschen in einvernehmlicher Symbiose leben zu können. Und mittendrin Isra, einst als Nachwuchsforscherin unter den Nachtalben gefeiert, bis ihr unterstellt wurde, jemanden mit ihrem erdachten Albtraum zu Tode geängstigt zu haben.
Die Idee des Romans ist durchaus reizvoll und eine willkommene Abwechslung. Stilistisch machten die vielen, teils verwirrende Zeitsprünge und Halluzinationen das Buch zu einer anstregenden Herausforderung, welche mir den Spaß am Buch raubte. Auch konnte sich bei mir kein richtiges Spannungsgefühl aufbauen, weil ich zu oft aus irgendwelchen Handlungssträngen gerissen und woanders wieder reingeworfen wurde. Die stete Distanz zu Isra erschwerte es mir zusätzlich, Zugang zum Buch oder zu Isra zu finden.
Kurz: Interessante Idee, die Umsetzung jedoch mir zu verschachtelt, surreal und distanziert gehalten.

Bewertung vom 07.04.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


ausgezeichnet

Als der Weltraum über die Erde kam
Irgendwann in einer fiktiven Zukunft der Menschheit: Der Planet Erde ist unbewohnbar geworden, die letzten Verbliebenden werden im Stase-Schlaf zu einem entfernten Mond geflogen: Perm. Auch der 12-jährige Henry fliegt mit seinem Vater sowie seinen Geschwistern dorthin, die Landung steht kurz bevor. Nicht mit dabei: Seine Mutter Mildred Meadows, eine Wissenschaftlerin, die mit weiteren Fachkräften das Terraforming des Mondes vorbereiten soll. Bei der Ankunft erwartet Henry jedoch nicht die versprochene Welt, sondern eine lebensbedrohliche Atmosphäre mit einer zunächst unsichtbaren Bedrohung. Was ist geschehen? Und warum?
Generell lese ich Science Fiction sehr gern, hier hat mich die Andeutung neugierig gemacht, dass die Mutter vor deutlich früherer Zeit als ihre Familie bereits auf dem Mond gelandet sein soll. Und dennoch herrscht dort eine derart lebensfeindliche Atmosphäre? Meine Neugier war geweckt.
Den Beginn des Romans empfand ich in doppelter Hinsicht als holprig: Henrys Raumschiff legt auf Perm eine Bruchlandung hin und der Junge wird mit einer Welt konfrontiert, in welcher nicht nur die Umgebung, sondern auch schnell die Mitreisenden zu Feinden werden können. Das zum Einen, holprig für Henry. Dann empfand ich es als unlogisch, dass das System des Raumschiffs die Reisenden kurz vor Ankunft im Schiff herumspazieren lässt, nur um viel zu spät die Leute in ihre Stasekammern zurück zu ordern, damit sie bei der Landung nicht die Konsistenz von Apfelmus annehmen? Und die anschließende Beschreibung des unwirtlichen Mondes aus Sicht eines naiven Zwölfjährigen war, nunja, eine Herausforderung. Danach wurde es zum Glück besser und die Unterbringung der Menschen in den abgeschotetten Biom-Systemen blieb Dank Henrys Perspektive frei von zu vielen technischen Details. Neben den sozialen Herausforderungen in den Biom-Systemen wird mit der Zeit eine zweite Zeitlinie immer interessanter: die der Mutter. Mildred Meadows ist mit einer Gruppe von Wissenschaftlern für den Konzern Rayser mit einem schnelleren Raumschiff später losgeflogen, um VOR ihrer Familie auf Perm zu landen und durch Geo-Engineering die Atmopshäre für den Menschen lebenstauglich zu gestalten. Ihre Beschreibung dieser Welt ist dank ihres Backgrounds deutlich detaillierter, zudem stellt sie diverse Untersuchungen an und zieht ihre eigenen Schlüsse, welche nicht immer im Interesse ihres Arbeitgebers liegen. Wobei die brilliante Forscherin als Charakter stellenweise ebenso polarisierend sein kann wie ihr egozentrischer Vorgesetzter.
Kurz gesagt: In beiden Zeitlinien kristallisieren sich nach und nach Probleme heraus, welche zum Schluss miteinander verknüpft werden.
Den anfangs holprigen Start und die zunächst etwas schwierige Vorstellung der Gegebenheiten machen die Ideen rund um die Welt Perms sowie die Auflösung des Ganzen wieder wett. Dennoch waren mir einige Charaktere zu schwarzweiß gezeichnet, so dass ich dem Buch 4,5 von 5 Sternen gebe.
Das Buch kommt als hochwertige Klappenbroschur daher, ist nicht nur optisch sehr ansprechend (in den Klappen befinden sich zwei Karten des Mondes Perm), sondern auch von der Verarbeitung überzeugend: Mein Exemplar sieht nach dem Lesen aus wie neu, trotz des 500-seitigen Umfangs. Ein Glossar am Ende des Romans erklärt zudem in kurzen Worten die wichtigsten Begriffe.

Bewertung vom 07.04.2025
Die Magnolienkatzen
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


ausgezeichnet

Das Glück kommt auf Katzenpfoten
Die Magnolienkatzen ist eines dieser Asian Healing bzw. Wohlfühlbücher mit dem Fokus auf den glücklichen Momenten des Lebens, mögen sie noch so klein scheinen. Oftmals mit Katze, manchmal mit Essen oder Büchern, einige behandeln das Thema Tod. Hier erzählt eine Schriftstellerin, wie sie dank einer Katzenfamilie aus ihrem perspektivlosen Leben herausfindet. Und alles beginnt damit, dass sie am Schrein um Glück bittet.

„Ich war über fünfzig und hatte mein Leben trotzdem nicht einmal ansatzweise im Griff.“ (Zitat)

Die fiktive Autorin lebt gemeinsam mit ihrer Mutter im Haus ihrer Kindheit in Yokohama. Eine für beide nicht immer einfache Konstellation. Am Tag nach dem Besuch des Schreins entdeckt ihre Mutter im Garten einen Wurf Katzenjunge. Das Tierheim verweigert die Annahme, sie selbst haben keinerlei Bezug zu Katzen. Dennoch beginnen die Frauen nach und nach, sich um die Kleinen und deren Mutter zu kümmern.

„Auf einmal waren sie niedliche Kätzchen mit Kulleraugen.“ (Zitat)

Gespickt mit einigen Rückblicken beschreibt die Erzählerin, wie nach und nach immer mehr Verwandte und Bekannte sie besuchen kommen, ihnen Tipps geben und sie unbewusst von der Verzückung gegenüber den Katzen angesteckt werden. Der gesamte Fokus der Frauen wird verschoben auf die kleine Rasselbande, früherer Unmut tritt zugunsten positiver Gefühle und Sichtweisen Pfote für Pfote in den Hintergrund.
Der Schreibstil ist einfühlsam, an den richtigen Stellen mit Details versehen und das Zusammenspiel zwischen Gegenwart und Rückblenden funktioniert perfekt. Tatsächlich muss man kein Katzenfan sein, um dieses Buch zu lieben; die fiktive Autorin und ihre Mutter waren bis dahin reine Hundemenschen, welche Katzen nichts abgewinnen konnten. Optisch ist das Buch wunderschön und harmonisch gestaltet, der Blütenzweig des Covers wiederholt sich zu Beginn eines jeden Kapitels und es gibt einige Katzenzeichnungen im Buch zu entdecken.
Von mir erhält das Buch 5 von 5 Katzenpfoten und eine klare Lese-Empfehlung.

Bewertung vom 22.03.2025
Unlock My Heart / Golden Heights Bd.1
Louis, Saskia

Unlock My Heart / Golden Heights Bd.1


sehr gut

Amüsante, freche Lovestory
Bei Saskia Louis liebe ich immer den frechen Schlagabtausch zwischen den Charakteren, bevor sie selbst merken, dass es längst zwischen ihnen knistert. Hier wurde ich nicht enttäuscht. Lexie war mir auch sofort sympathisch, wie sie die Arroganz der reichen Studenten, alles bequem mit Geld regeln zu können, für sich nutzt, um sich selbst ein Studium finanzieren zu können. Als ausgerechnet der Oberschnösel der Schnösel-Uni sie zwingen will, ihr verboten gutes Talent für den verboten gutaussehenden Logan einzusetzen, ja, da hätte meine Begeisterung sich an ihrer Stelle ebenfalls stark in Grenzen gehalten. Aber natürlich hat Logan ebenso seine Geheimnisse, von denen Lexie noch nichts weiß, wie auch Logan nichts über Lexies Geheimnisse weiß. Langer Rede kurzer Sinn: Ich hab mich aufs Köstlichste amüsiert, gekichert, gelacht, mitgefiebert und, hey, ich liebe dieses Buch! Auch wenn die Handlung jetzt keinen irsinnig komplexen Tiefgang bietet und manches vielleicht etwas glatt abläuft. Dafür wird es nicht langweilig und es gibt keine unnötigen Längen. Knisternd, lustig, spannend und unverkitscht. Lest es, dann wisst ihr, was ich meine.

Bewertung vom 22.03.2025
Das Erbe der Macht: Ein Hauch von Anbeginn
Suchanek, Andreas

Das Erbe der Macht: Ein Hauch von Anbeginn


ausgezeichnet

Agenteneinsatz und Zeitreise-Abenteuer
Die Serie geht hart auf das Finale zu und der Kampf gegen Merlin und die Wesen des Anbeginns wirkt immer bedrohlicher. Mit dieser Folge kommen jedoch endlich erste Ideen auf, wie die Feinde besiegt werden können. Zugleich kristallisiert sich so langsam heraus, wer was von langer Hand geplant hat.
Hauptsächlich gibt es in diesem Band zwei Handlungsstränge, zwischen denen wie gewohnt hin und her gesprungen wird, so dass man stets beide Abenteuer im Auge behalten kann. Die eine Gruppe versucht, einen Weg zu finden, um unbemerkt nach Iria Kon zu gelangen. Dort bereitet Merlin sich auf weitere Schritte vor und ist umgeben von seinen Anhängern, die jeden Eindringling ohne zu zögern eliminieren würden. Kein leichter Einsatz für Max, Titik und seine Freunde.
Ein zweites Team unternimmt mit H. G. Wells Zeitmaschine eine Zeitreise. Schließlich gab es eine Zeit in der Vergangenheit, in welcher immens viel Wissen zusammengetragen wurde. Hier treffen sie auf magische Wissensträger und erhoffen sich etwas Bestimmtes zu finden, um Merlins Glücks-Pakt irgendwie aushebeln zu können. Hierbei bringt Cleopatra einigen Schwung in die Handlung, gewollt oder ungewollt.
Ich bin begeistert, dass auch jetzt noch immer wieder neue Ideen und Wendungen hinzukommen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Und immer wieder hab ich zwischendurch so einen Aha-Effekt, wenn Bezug auf frühere Geschehnisse genommen wird. Ein was-bisher-geschah zu Beginn hilft, leichter in die Handlung reinzufinden.

Bewertung vom 22.03.2025
Was die Welt zusammenhält / Vergissmeinnicht Bd.3
Gier, Kerstin

Was die Welt zusammenhält / Vergissmeinnicht Bd.3


sehr gut

Moderate Spannung im Finale
Das Ende der Trilogie holt die Story wieder aus dem Knick, die Spannung litt im zweiten Band doch sehr. Neben einigen Abenteuern im Saum, einer gefährlichen Orakel-Rettungsmission und einem geplanten Schulball, der natürlich völlig anders verläuft als gedacht, wird endlich das Geheimnis um das lang erwartete Sternentor-Ritual gelüftet, an welchem Quinn teilnehmen soll.
Durch die mittlerweile wirklich sehr vielen Charaktere benötigte ich eine Weile, um wieder in die Handlung zu kommen und die Leute zuordnen zu können. Auch wenn Erklärdämon Baximilian Grimm sich gleich zu Beginn alle Mühe gibt, das bisher Geschehene unterhaltsam zusammenzufassen. Eine sehr gute und auch notwendige Idee.
Einige Szenen wie die rund um das Orakel hab ich echt geliebt. Auch das Ritual und was da alles offenbart wird sind hervorragend. Trotzdem bin ich der Meinung, es hätte der Story gut getan, alles auf zwei Bände einzukürzen, um das Spannungsloch im zweiten zu vermeiden. Denn auch diesmal gibt es wieder einiges, was zwar unterhaltsam ist, ich jedoch nicht vermisst hätte, wäre es nicht im Buch vorgekommen. Zumal zuviele Nebenhandlungen die eigentliche Spannung einfach überstrapazieren.
Der dritte Band nimmt mit einigen sehr guten Ideen und spannenden Abenteuern wieder langsam an Fahrt auf und löst endlich diverse Geheimnisse rund um den Saum und das Sternentor-Ritual.

Bewertung vom 21.03.2025
Der Weihnachtsmannkiller Bd.2
Wolf, Klaus-Peter

Der Weihnachtsmannkiller Bd.2


ausgezeichnet

Möwen und Killer holen sich, was sie wollen
Der Trend geht zur Fortsetzung, in diesem Fall eine gute Entscheidung. Wenn auch für manche Beteiligten tödlich. Kurzum: Der Weihnachtsmannkiller aus Folge 1 entkommt beim Freigang, ausgerechnet auf einem Weihnachtsmarkt. Und reist zurück nach Norden/Norddeich, um sich um seine verbliebenen Adventskalender-Türchen zu kümmern: Ein Opfer für jedes Türchen. Mit Ann-Katrin Klaasen als Türchen 24. Aber wer sagt, dass er sich an die ursprüngliche Reihenfolge halten muss? Zunächst steht der Killer jedoch vor dem Problem, dass an der Stelle seines damaligen Hauses jetzt ein gemütliches Familienhaus steht, in der eine junge Familie wohnt. Die Ärmsten wissen noch nichts von ihrem Glück, einem berühmten Killer unfreiwillig zur Hand gehen zu müssen.
Dies ist eine dieser Sidestories rund um die Ostfriesenkrimis, die einen gewissen Anteil an Humor mit sich bringen, wenn auch eher von der schwarzen Sorte. Ich mag K-P Wolfs Art, die Menschen zu betrachten und auf seine ihm eigene Art wiederzugeben. Dadurch erlebt man charakterliche Einblicke, welche andere AutorInnen zumeist weglassen oder den LeserInnen vorenthalten. So musste ich gleich zu Beginn schmunzeln als unser Killer, der liebend gern Möwen mit Brötchen füttert, überlegt, ob Silberfische (aus Ermangelung an Möwen in der Psychiatrie) wohl auch Brötchen mögen. Demgegenüber steht die brutale Gnadenlosigkeit, mit welcher er Unschuldige aus dem Weg räumt. Unterhaltsam ist auch diesmal wieder der menschliche Irrsinn, welchen K-P Wolf sich einige Leute ausdenken lässt, um sich ein paar Minuten Ruhm nicht entgehen zu lassen. Und über die Therapeutin, die nach der Flucht des Killers alles nur noch verschlimmbessert, konnt ich ebenfalls nur noch den Kopf schütteln. Herrlich menschlich-verrückt, dieser Krimi. Und blutig-spannend.

Bewertung vom 21.03.2025
The boy you always wanted
Quach, Michelle

The boy you always wanted


gut

Zwischen veralteter Tradition und persönlicher Selbstfindung
Das erste Buch von Michelle Quach mochte ich ganz gern, wo sich Eliza für Gleichberechtigung stark macht und dabei den Fokus versehentlich aus den Augen verliert. Bei diesem Buch erhoffte ich mir wieder ein Mädchen, welches auch in eine gewisse Vorbildfunktion hinein wächst. Ich weiß nicht, hatte ich wirklich überzogene Erwartungen? Ich meine nicht. Jedenfalls hat mich Michelle Quachs zweites Buch deutlich weniger begeistern können.
Diesmal geht es um Francine, die große Pläne hat, aber immer wieder zugunsten ihrer Familie und deren veralteten Ansichten zurücksteckt. Francine war mir viel, viel zu artig. Und dadurch auch langweilig. Richtig wütend hat es mich gemacht, dass sie sich von ihrem Großvater und dessen wirklich veralteten Rollendenken so kleinmachen lässt. Zwar sind dessen Tage gezählt und, klar, da will man dem Opa nicht unbedingt noch groß widersprechen auf seine letzten Tage. Dennoch hat es mich aufgeregt, dass dieser Mann die Leistungen seiner Enkelin dermaßen übersehen WILL und darauf pocht, ggf. einen männlichen Erben in die Familie zu adoptieren, nur damit die Familienehre gewahrt bleibt. Herrje, die ganze Familie hält in solchen Momenten den Mund. Und Francine setzt allen Ernstes alle Hebel in Bewegung, dem Opa diese Wunscherfüllung auch noch vorzugaukeln!? Dafür hat sie sich ihren früheren Schwarm Ollie ausgesucht, der damit zu kämpfen hat, im Schatten seines erfolgreichen Bruders zu stehen und dessen Familie für alte Traditionen nichts übrig hat. Und ausgerechnet dieser Junge muss Francine erst darauf aufmerksam machen, was sie da für einen Blödsinn plant? Und dass sie endlich auch mal an sich denken, nicht so stocksteif sein soll?
Interessant fand ich die eingewobenen familiären Hintergründe, welche man dadurch erfährt, dass Ollie durch Francine sich nach und nach für die chinesisch-vietnamesische Geschichte seiner Vorfahren interessiert. Davon abgesehen fehlte mir gleich zu Beginn die Spannung, da fesselte mich nichts. Das Sezieren eines Tieres im Unterricht, was auch recht früh im Buch kommt, hat mich sogar regelrecht abgestoßen. Die Romanze an sich war ganz nett, dieser ganze Fake-Gedanke, um jemanden in dessen veralteten Ansichten auch noch zu unterstützen, empfand ich leider als falsches Signal und überhaupt nicht amüsant.
Schade ist übrigens, dass die deutschen Ausgaben nicht die englischen Cover erhalten, die sind deutlich sympathischer.

Bewertung vom 21.03.2025
Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
Rudolf, Emily

Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?


sehr gut

Ein Krimi (wie ein) Dinner
Der Aperitif
Es geht um fünf Erwachsene, welche früher zu einer Clique gehörten. Dabei sind diese Leute charakterlich derart unterschiedlich, dass es erstaunlich ist, wie sie früher eine Clique bilden konnten. Einige von Ihnen haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen, zwei sind ein Paar, zwei waren früher ein Paar.
Die Vorspeise
Es gab ein sechstes Mitglied der Clique, Maria. Diese Freundin verschwand vor fünf Jahren spurlos während eines Festivals. Kurz darauf zerbrach die Clique.
Das Hauptgericht
Das Spiel beginnt, die Verbleibenden der Clique treffen sich seit langer Zeit zu einem gemeinsamen Krimi-Dinner. Hierfür haben sie ein abgelegenes Luxus-Restaurant ganz für sich allein, in welchem einer der Männer als Chefkoch angestellt ist. Schon bevor das Spiel überhaupt losgeht liegt eine unangenehme Spannung in der Luft. Als sich während des Spiels immer mehr Parallelen zum damaligen Festival zeigen, bei welchem Maria verschwand, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Abend endgültig eskaliert. Weiß die Person, die das Spiel erstellt hat, was mit Maria geschah? Befindet sich etwa ihr Mörder unter den Mitspielern?
Die Zutaten des Hauptgerichts
Die Handlung ist nun aufgeteilt in mehrere Zeitabschnitte, sowohl in der Gegenwart, während der Szenen des Krimispiels als auch in der Vergangenheit während des Festivals. Es wird sich abwechselnd der drei Zeitstränge bedient, diese ergänzen sich nach und nach. Hinzu kommen Perspektivenwechsel. Dadurch werden einige Szenen wiederholt aus unterschiedlicher Sichtweise erzählt, wobei es zu Unstimmigkeiten kommen kann. Was verdeutlicht, dass vielleicht nicht alles der Wahrheit entspricht. Das zieht es allerdings auch manchmal etwas in die Länge. Und die Charaktere selbst sind irgendwann so polarisierend, mit denen möchte man nicht befreundet sein.
Das Dessert
Die Zeit nach dem missglückten Krimidinner räumt ein wenig mit dem Geheimnis um Marias Verschwinden auf. Doch gerade, als man sich bequem zurücklehnen und das Ende genießen will, gibt es doch noch eine kleine Überraschung.
Das Trinkgeld
Eine gelungene Idee, die mir gefiel. Die Charaktere sind alle so speziell, da würd ich mit keinem von denen privat befreundet sein wollen. Stellenweise waren mir die schon etwas zu extrem. Zwischendrin gab es einige Hänger in der Spannung, vor allem dann, wenn einige Szenen zu ausgiebig oder wiederholt vorkamen. Ebenso können die vielen Wechsel in Zeit, Perspektive und Name/Spielername unter Umständen etwas verwirrend sein.