Letzte Haut

gut

Das Böse aus dem Herzen des Bösen mit den Mitteln des Bösen zu bekämpfen, an der faszinierenden Darstellung dieses amoralischen Kampfes eines SS-Ermittlungsrichters versagt Volker Harry Altwasser in letzter Instanz. Vielleicht, weil er sich entscheidet, seinen Anti-Helden Kurt Schmelz alias Konrad Morgen bis zum Ende der NS-Zeit als tumben Idealisten erscheinen zu lassen. Schmelz, der sich als Ziehsohn des SS-Granden Waldeck-Py(r)mont am Ziel angekommen wähnt und der keine Zweifel bekommt, ob sein Aufklärungsdrang gegen den KZ-Kommendanten Koch nicht missbraucht worden ist von einer mächtigen Fraktion innerhalb der SS im Kampf gegen eine andere, kaum mindere Fraktion.
Stattdessen diese überdeutliche Strapazierung der Haut-Metapher als Ausdruck späten Schuldgefühls und dieser Literarisierungsdrang durch eine Rahmenhandlung im Frankfurt der Nachkriegszeit.
Noch mehr versagt aber hat ein Verlag, der diesen Text fast ohne jede editorische Notiz in die Öffentlichkeit gelassen hat und der die Chance auf Relativierung oder Akzentuierung dieses Prozesses mitsamt der Todesurteile hat tatenlos verstreichen lassen.

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