Wo die Asche blüht

sehr gut

Packende Geschichte
Mein Interesse für den Vietnamkrieg wurde vor einigen Jahren durch eine 10-teilige Dokumentationsserie von Ken Burns und Lynn Novick (2017) geweckt, seither habe ich mich immer wieder mal mit dem Thema beschäftigt - zum Beispiel fand ich den Roman "Der Sympathisant" von Viet Thanh Nguyen absolut lesenswert!
Im Buch "Wo die Asche blüht" wird ein Aspekt des Krieges beleuchtet, mit dem ich bislang noch nicht konfrontiert wurde - es geht um das Schicksal der Kinder, die aus Beziehungen vietnamesischer Frauen mit US-amerikanischen Soldaten entstanden sind.
Nguyễn Phan Que Mai gelingt hier in sehr einfühlsamer Weise und mit einer klaren und eindringlichen Sprache, sich einigen dieser Schicksale anzunehmen. Nebenbei erfährt man eine ganze Menge über die vietnamesische Kultur und natürlich über den Vietnamkrieg als solchen.

Die Spiele

gut

Spannung bleibt leider aus

Im neuen Roman „Die Spiele“ von Stephan Schmidt geht es um die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2032. Hierzu tagt das Internationale Olympische Komitee im Jahre 2021 in Shanghai und am Rande des Geschehens ereignet sich ein Mord. Soweit zur Rahmenhandlung.
Gespickt wird diese mit zahlreichen Rückblenden, in denen die Vergangenheit des Ermordeten sowie des deutschen Protagonisten sowie einer Diplomatin des deutschen Konsulats in Mosambik bzw. der DDR beleuchtet werden sollen. Leider leidet der Lesefluss hierunter massiv - dies wird noch dadurch verstärkt, dass in der „Gegenwart“ zwischen den Tagen vor und nach dem Mord hin und her gesprungen wird. Der Spannung kommt es leider nicht zu gute.
Was ich leider ebenfalls nicht verstanden habe: Wieso muss man in eine fiktive Story tatsächlich existierende Personen des Politbetriebs integrieren? Hätte man sich nicht für eine fiktive Bundeskanzlerin bzw. einen fiktiven Innenminister entscheiden können?

Wellness

sehr gut

Höhen und Tiefen einer Ehe
In Nathan Hills „Wellness“ lernen wir Jack und Elizabeth kennen - ein Paar, das sich mit Anfang der Neunzigerjahre kennenlernt und dessen Ehe anno 2014 vor dem Scheitern steht. Gespickt wird Geschichte auf den folgenden gut 700 Seiten mit diversen Rückblenden, bei denen jeweils über die schwierige Kindheit bzw. Jugend der beiden Hauptfiguren erzählt wird.
Nathan Hills Schreibstil habe ich durchweg als sehr angenehm empfunden. Ihm gelingt auf recht unangestrengte Art, ein detailliertes Bild der Hauptcharaktere zu zeichnen und auch der Humor kommt nicht zu kurz!
Einziger (kleiner) Kritikpunkt ist die Länge des Romans, wodurch es zwangsläufig hier und da zu einer redundanten Darstellung bestimmter Handlungen kommt (z.B. Stichwort „Minecraft“).
Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich einem fantastischen Schreibstil erfreuen möchten und nicht davor zurückschrecken, eine evtl. etwas ausufernde Familiensaga zu lesen!

Die sieben Monde des Maali Almeida

ausgezeichnet

Fantastisch!
Maali Almeida erwacht im Dazwischen, einer Übergangswelt zwischen Dies- und Jenseits und muss sich zunächst über sein Ableben im Diesseits klarwerden. Wurde er ermordet? Fortan startet er über die Zeit von sieben Mondaufgängen die Suche nach potentiellen Tätern. Soweit zur Rahmenhandlung. Gespickt wird diese mit Rückblenden, in denen Maalis Beziehungen zu seinem Umfeld beleuchtet werden. Hier erfahren wir über seine Vergangenheit als spielsüchtiger, homosexueller Kriegsfotograf.
Mit der ungewöhnlichen Erzähltechnik in der zweiten Person gelingt es dem Autor eine Atmosphäre zu kreieren, in die man sofort eintauchen kann und will. Es entsteht hierdurch ein interessanter Eindruck der Gesellschaft Sri Lankas in den 1980er Jahren zur Zeit des Bürgerkrieges, verwoben mit Elementen des magischen Realismus. Und trotz der teils erschütternden Schilderungen von Grausamkeiten kommt man auch in punkto Humor voll auf seine Kosten.
Von meiner Seite gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die bereit sind sich auf unkonventionelle Literatur einzulassen!